von MIR
Rekommis sind hier.
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Schließlich blieb ihr Blick an Lily haften. „Ich kenne dich. Du bist doch Evans, die Schulsprecherin? Willst du dir jetzt etwa meinen Siri angeln?“
„Was?“ Lily war total perplex, „Wer... wieso...?“
„Meinst du, ich weiß nicht mehr, wie es damals bei Jamsie gelaufen ist? Ich war mit ihm zusammen, als er in der Fünften war. Doch du hast ihn dermaßen geil auf dich dich gemacht... Schließlich hat er mich abserviert. Ebenso wie Maggie und Barbie. Du hattest keine Ruhe, bis er bei dir am Haken hing."
Lily antwortete nicht. Sie saß nur still da, während ihre Tränen mal wieder leise über ihre Wangen rollten. Doch Candy registrierte es gar nicht. Sie blickte zu Sirius: „Du wirst dich doch wohl nicht ernsthaft für die da interessieren – wahrscheinlich bildet die sich was darauf ein, dass sie in der Siebten mit einem zusammen war, der jetzt ein Held ist, aber ich...“
„RAUS!“ Sirius war weiß vor Zorn. „Verschwinde, bevor ich dir noch eins über dein Schwabbelmaul ziehe!“
Erschrocken starrte Candy ihn an. „Aber Siri, Liebling, ich hab doch nur...“
„RAUS!“, brüllte Sirius zum zweiten Mal. Er sah aus, als würde er Candy wirklich gleich angreifen.
„Aber Schatz, was ist denn los...Was...?“
Weiter kam sie nicht. Remus fasste sie am Arm. „Komm mit, ich erkläre es dir.“
Weder Alice noch Lily noch Sirius sagten etwas. Daher konnten sie die leise Stimme von Remus im Flur hören: „Hast du nicht die beiden kleinen Jungs in der Ecke gesehen? Der eine war Harry Potter. Lily ist seine Mutter.“
„Sie... sie... hat ein Kind von Jamsie bekommen? Evans ist die Mutter von dem-Jungen-der-lebt?“ Hat James sie etwa geheiratet? Deshalb?"
„Nicht deshalb, aber ja, er hat sie geheiratet“, flüsterte Remus, „daher ist Sirius...“
„Du meinst, sie ist nur hier, weil sie Jamsie vermisst? So wie Siri auch? Sie will gar nichts von ihm? Und die andere da drin? Was ist mit der?“
„Alice ist verheiratet. Aber...“
„Also hat Siri gar keine andere. Dann kann ich ja...“
„NEIN!“ Plötzlich stand Sirius im Flur. Noch immer zitterte er vor Wut. „Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Raus!“ Er riss die Tür auf. „Sofort!“
Candy zuckte mit den Schultern und ging.
Als Sirius wieder in den Wohnraum kam, hatte Lily mit dem Weinen aufgehört. Doch ihre rotverquollenen Augen zeugten davon, wie sehr diese unerwartete Erinnerung an James sie aus der Fassung gebracht hatte.
Ihr Blick war nun auf Harry gerichtet. Am liebsten hätte sie ihn auf den Schoß genommen, an sich gedrückt und hin und her gewiegt, doch er war so in sein Spiel vertieft, dass es nicht fair gewesen wäre. Dafür verfolgte sie jede seiner Bewegungen und wandte sich auch nicht ab, während sie Sirius in beiläufigem Ton ansprach: „Du hast wieder eine neue Freundin? Wusste ich ja noch gar nicht.“
„N.. nein“, stotterte Sirius, „eigentlich alte Freundin, das heißt eigentlich gar keine Freundin. Ich wollte längst Schluss machen, aber... aber...“
„Hör mal, du musst dich nicht vor mir rechtfertigen. Warum auch? Ich meine, ich kenne dich doch... ich mag dich so, wie du bist... Ich bin sogar froh, dass du wieder zu leben anfängst...“
„Nein! Ich... ich kann Candy nicht ausstehen. Bitte glaub nicht, dass ich mit ihr glücklich wäre... du hast doch gesehen...“
Lily seufzte. Endlich beendete sie die Beobachtung von Harry und wendete sich kopfschüttelnd ihrem Gesprächspartner zu. „Ich glaube, du musst noch Einiges lernen, um mit jemandem glücklich zu sein.“
Lilys Geburtstag rückte näher, doch eigentlich war ihr in diesem Jahr nicht nach Feiern zumute. James war tot und Severus in Askaban. Dabei hatte sie gerade begonnen, ihm seine „Ich habe mich geändert“-Nummer ein wenig abzukaufen und dabei bemerkt, dass er ihr noch immer nicht gleichgültig war. Der Gedanke, dass auch er sterben oder einen Dementorenkuss erhalten könnte, machte ihr Angst. Die Furcht vor Voldemorts Rückkehr verblasste dagegen. Peter war nun schon fast einen Monat verschwunden, ohne dass irgendetwas Verdächtiges passiert war...
Eine kleine Feier ließ sich dann doch nicht vermeiden. Um ihre Mitbewohner besser kennenzulernen, lud sie alle Artisten und Mitarbeiter des Zirkus zu einem kleinen Frühstücksimbiss ein. Es wurde eine nette Runde und hinterher war sie froh, dass sie auf diesen Ratschlag von Marius gehört hatte. Nachmittags kamen dann Alice und Neville, ebenso Andromeda, Ted und Nymphadora. Und natürlich Sirius und Remus. Gemeinsam mit Marius und Harry wurde es ein wunderschöner Abschluss des Tages, ein kleiner Lichtstrahl, der die dunklen Wolken jedoch nicht vollständig vertreiben konnte.
Mitte Februar gab es dann eine Überraschung: Ganz plötzlich wurde die unterbrochene Verhandlung wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Und die Zaubereiministerin hatte eine neue Leiterin der magischen Strafverfolgung eingesetzt, die die Verhandlung leiten sollte: Amelia Bones, die Schwester von Edgar aus dem Orden.
„Ich hoffe sie ist ein bisschen fairer“, sagte Lily zu Marius, als sie es erfuhr.
„Weißt du etwas über sie? Wie steht sie denn zu diesen ganzen Todessergeschichten?“
„Ihr Bruder ist... von ihnen abgeschlachtet worden... Er war im Widerstand, bei uns im Orden... Sie haben die ganze Familie ausgelöscht... Die Kinder...“ Lilys Stimme war nur noch ein Flüstern, „sind... sie haben sie... es ist grausam.“ Ihre Stimme erstarb ganz.
Marius schüttelte den Kopf. „Unvorstellbar, dass es sowas gibt“, sagte er, „Aber dann wird sie auch voller Hass gegen diese Leute sein. Und – ich weiß, dass dir der Gedanke wehtut, aber – vielleicht waren dieser Severus und der Junge ja auch dabei?“
Lily heulte auf. „Das... das kann ich nicht ausschließen. Mein Gott, ich kann es nicht ausschließen... aber... es ist nicht die Anklage.“
„Hat die Richterin denn noch ihre eigene Familie?“
„Nein... sie – soweit ich weiß, ist sie nicht verheiratet, aber es gibt noch einen Bruder, dem ist nichts passiert. Er hat auch eine Familie, ein kleines Mädchen, in Harrys Alter... Ich hab sie mal kennen gelernt, als Edgar uns...“ Erneut kamen so viele Tränen, dass sie nicht mehr weitersprechen konnte.
Marius tat sein Möglichstes, um sie zu trösten, doch als die Verhandlung heranrückte, war die Hoffnungslosigkeit in Lily groß geworden.
Wieder war sie als Zeugin geladen, ebenso wie Alice und Kingsley.
Im Gegensatz zu Mister Crouch schien die Richterin sich für die Zeugenaussagen zu interessieren und ein Interesse an der Wahrheit zu haben. Da Severus bereits zugegeben hatte, die Anwesenheit von Barty Crouch vertuscht zu haben, drehte sich nun alles um den Patronus.
Wer hatte die entscheidende Hilfe alarmiert?
Kingsleys Aussage deutete wegen der Hirschkuh zunächst auf Lily, doch dann fügte er hinzu: „Die Stimme war eindeutig die von Severus Snape.“
Der Angeklagte sprang auf . Voll kalter Wut sagte er:
„Das ist lächerlich! Ich habe... Niemals hätte ich... Wie kann er so etwas behaupten?“
Amelia Bones schien verwirrt, denn Kingsleys Aussage war ja entlastend.
„Ich glaube, es gibt einen guten Weg, die Wahrheit herauszufinden. Abgesehen von diesen bedenklichen Wahrheitsschwüren, meine ich.“
Sie holte Lily in den Zeugenstand. „Bitte zeigen sie uns Ihren Patronus.“
„Ich? Aber ich...“
„Es ist wichtig. Also?“
Es dauerte nicht lange, da brach eine silberne Hirschkuh aus der Spitze ihres Zauberstabes. Sie galoppierte durch den Gerichtssaal unter lauten „Ohs“ und „Ahs“ der Zuschauer, denn nicht viele beherrschten diesen schwierigen Zauber. Die anwesenden Dementoren ergriffen die Flucht. Die Hirschkuh verschwand jedoch nicht, sondern blieb stehen als würde sie auf etwas warten.
„Jetzt Sie“, wandte sich die Richterin an Severus.
Doch dieser schüttelte stur den Kopf.
„Sie beherrschen doch den Zauber?“
„Natürlich“, rief Lily, „Bitte, Severus! Bitte!“
Doch es war nicht Lilys Ruf, der ihn schließlich das tun ließ, was er eigentlich niemals wollte, es war die silberne Tiergestalt, die nun ganz nahe an ihn herantrat, ihn freundlich anstubste und in seinem Herzen kaum noch Platz ließ für all die dunklen Gefühle, die ihn sonst quälten.
„Expecto Patronum!“
Erstaunt sahen alle nun, wie eine weitere Hirschkuh hervorquoll, diesmal aus dem Zauberstab des Angeklagten. Sie war vollkommen identisch mit der ersten. Beide beschnupperten sich kurz, doch dann verschmolzen sie in einander, zu einem einzigen machtvollen Patronus. Der Gerichtssaal wurde in gleißend helles Licht getaucht und eine Welle von Wärme, Liebe und Verständnis breitete sich aus. Als auch der letzte Besucher des Gerichtsraumes davon erfasst wurde, begann die Erscheinung sich langsam aufzulösen.
Alle waren ergriffen und Amelia Bones sagte mit feuchten Augen: „So etwas habe ich noch nie erlebt... Niemals. Ich glaube, keiner hier wird noch bezweifeln, dass Mr. Snape die Zeugin retten und nicht angreifen wollte.
... Hiermit spreche ich den Angeklagten vom Vorwurf der Mittäterschaft frei. Die Falschaussage andererseits dürfte mit einem Monat Askaban mehr als abgegolten sein. Sie können gehen, Mr. Snape!“
Kurz darauf setzte sie hinzu: „Ich muss Sie allerdings bitten, die nächste Verhandlung noch abzuwarten, wir brauchen ihre Zeugenaussage.“
Sie machte es kurz: Lily und Severus galten nun als glaubwürdige Zeugen und so wurde Barty ebenfalls von der Mittäterschaft freigesprochen. Seine bisherige Haft beurteilte sie als ausreichende Strafe für die reine Mitgliedschaft eines Siebzehnjährigen bei den Todessern.
Mrs. Crouch, die wieder soweit bei Kräften war, dass sie die Verhandlung verfolgt hatte, wankte auf Mrs. Bones zu und sackte vor ihr auf die Knie: „Danke... wie kann ich Ihnen jemals dafür danken...“
„Bitte stehen Sie auf!“ Der Richterin war unbehaglich zumute und sie zog Mrs. Crouch schnell wieder nach oben auf die Beine. Diese hörte nicht auf, unter Tränen Dank zu murmeln und ging dann zu Lily. „Auch Ihnen – Danke“, heulte sie. Doch bevor sie wieder zusammensacken konnte, war Barty bei ihr und zischte, so leise, dass es sonst nur noch Lily hören konnte: „Das ist nur ein Schlammblut, Mutter, komm.“
Er zog sie mit sich und beide verließen den Gerichtssaal. Lily blickte ihnen nach.
Geschockt.
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Mich würde schon mal interessieren, wie euch so gefallen hat...
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