von MIR
Auch wenn's diesmal nicht so viele Kommentare waren, habe ich mich natürlich gefreut über die, die kamen. Hier und hier gibt's die Rekommis.
Außerdem begrüße ich herzlich den 50. Abonennten! Ein bisschen Interesse scheint die Geschichte also immer noch zu wecken...
***
Die nächsten Tage waren ein Albtraum. Die so knapp gescheiterte Festnahme vom Peter Pettigrew ließ die Ordensmitglieder nicht mehr los. Sirius litt besonders, doch auch die anderen machten sich Gedanken darüber, was nun werden würde.
„Sicher sucht er sich ein neues warmes Nest in einer anderen Zaubererfamilie“, meinte Dädalus.
„Oder er kriecht bei seinen Todesserfreunden unter. Es gibt ja genug, die wieder auf freiem Fuß sind, weil sie das Gericht irgendwie rumgekriegt haben. Für die muss er doch so eine Art Held sein.“
„Genau das vermute ich bedauerlicherweise nicht“, gab Dumbledore zu bedenken, „sein Verrat führte ja dazu, dass Voldmort zu den Potters ging und dort sein Ende fand. Für seine Anhänger muss das aussehen, als hätte Mr. Pettigrew ihn in eine Falle gelockt.“
„Dann gilt er dort genauso als Verräter wie bei uns?“, knurrte Sirius, „Geschieht ihm recht. Vielleicht erwischen die ihn ja und foltern ihn mit Genuss.“
„Das wird er befürchten. Deshalb gibt es nur einen, der ihm helfen kann“, sagte Dumbledore und fuhr nach einer theatralischen Pause fort: „Voldemort“.
Die meisten blickten ihn verständnislos an.
„Ich denke nicht dass er wirklich tot ist, das habe ich schon häufiger erwähnt. Leider glauben auch die Todesser etwas in der Art.“
Wieder musste Lily an den Überfall denken und an die Stimme von Rodolphus Lestrange: „Wir wissen Bescheid. Der dunkle Lord kann gar nicht sterben, er ist viel mächtiger als euer... Dumbledore.“
Sie nickte, während Dumbledore fortfuhr: „Mr. Pettigrew wird nichts unversucht lassen, um ihn zu finden. Jetzt wo er als Ratte enttarnt ist, wird er das für seine einzige Chance halten. Und der Mut der Verzweiflung wird ihm Kraft geben.“
Entsetzt lauschten die Ordensmitglieder seinen Ausführungen. Eine Rückkehr Voldemorts – das war ein Schreckensszenario, das sich lieber keiner ausmalen wollte.
Nachdem das Treffen beendet war, hielt Dumbledore Lily zurück.
„Ich habe noch eine Bitte an dich, Lily – Es geht um Severus. Wir brauchen ihn im Orden. Wir brauchen ihn auf unserer Seite. Du bist die Einzige, die ihn zurückholen kann.“
„Ich? Meinetwegen ist er doch überhaupt erst gegangen. Ich denke nicht, dass ich etwas bei ihm erreichen kann. Er ist wütend auf mich. Es gab... es gab ein Missverständnis.“
Dumbledore lächelte.
„Er ist wegen Sirius gegangen. Zwischen den beiden gibt es leider tiefe Gräben, die nicht überwunden werden können – noch nicht. Aber du, du hast den direkten Zugang zu seinem Herzen, du wirst immer durchdringen.“
„Ich habe... was? Ich weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt ein Herz hat. Eine Zeit lang dachte ich es.
… Er hat versucht mich zu küssen, neulich. Jetzt, wo James tot ist, ist die Welt für ihn wieder in Ordnung. Es interessiert ihn nicht, dass ich James vermisse. Er will jetzt endlich die Trophäe erobern, die er damals verpasst hat. Er ist wütend auf mich, weil es nicht direkt geklappt hat.“
„Du tust ihm unrecht. Er...“
„Er... was? Er liebt mich? In den letzten Wochen seit es passiert ist, habe ich gemerkt, wer meine wirklichen Freunde sind! Sirius, Remus und Marius. Und natürlich Alice. Sie helfen mir, erfüllen Harry und mir jeden Wunsch – ohne Hintergedanken. Mein Gott – und ich habe früher die Rumtreiber für oberflächlicher als Severus gehalten!“
„Auch sie haben sich weiterentwickelt. Aber Severus... ich darf dir nicht mehr sagen. Aber rede mit ihm. Am besten heute. Du weißt, was für ein Tag heute ist?“
Und ob Lily das wusste! Der 9. Januar. Sein 22. Geburtstag.
Ihre Gedanken wanderten elf Jahre zurück, nach Spinners End. Das einzige Mal, dass sie ihn besucht hatte, in seiner tristen Behausung.
Der Vater lag laut schnarchend im Unterhemd auf dem Sofa und schlief seinen Rausch aus, während die Mutter für die Kinder den Tisch gedeckt hatte. Ein Kerzenstummel brannte und es stand sogar ein trockener Kuchen dort. „Ich hab ihn ganz ohne Zauberei gemacht... ich hoffe er schmeckt euch.“
Lily hatte kein Geschenk dabei, denn sie hatte nichts von dem Geburtstag gewusst, als Severus sie herein gebeten hatte. Doch sie hatte eine Idee. „Kann ich mal einen Stift haben?“, fragte sie. Ruckzuck hatte sie eine wunderschöne kleine Blume auf die schmuddelig graue Plastikdecke gemalt. „Jetzt pass genau auf...!“ Mit einer reibenden Handbewegung fuhr sie über die Blume und den Rest der Tischdecke und plötzlich verwandelte sich diese in ein fröhliches Blütenmeer. „Alles Gute zum Geburtstag!“ Lily. freute sich über die begeisterten Gesichter.
Severus strahlte sie voller Bewunderung an. Er zeigte sein unglaubliches, gewinnendes Lachen, das sein schäbiges Äußeres komplett übertönte. Dieses Lachen, das so unglaublich selten war und das nun seit sieben Jahren komplett verschwunden war.
Auch seine kleine Schwester klatschte vor Begeisterung in die Hände. „Wie hast du das gemacht? So eine schöne Decke hatten wir noch nie!“
„PSSST!“, warnte ihre Mutter, „Seid leiser, sonst wird Vater noch wach!“
So etwas hatte Lily auf einer Geburtstagsfeier auch noch nie erlebt. Trotzdem gaben die Kinder sich Mühe, ihn nicht zu stören. Umsonst. Irgendwann weckte das fröhliche Gekicher den Schlafenden.
„WAS IST HIER LOS?“, brüllte er. „Wer ist die da? Was sucht sie in meinem Haus, während ich meine Ruhe haben will?! Was ist das für ein Zirkus hier?“
„Der Junge... er hat doch heute...“
„RAUS! Raus mit dem Gesindel!“
„Du gehst jetzt besser“, raunte die Mutter Lily zu, „Severus besucht dich demnächst mal wieder.“
Gemeinsam mit Severus brachte sie die überraschte Lily fast gewaltsam zur Tür. „Schnell, geh nach Hause. Und bitte komm heute nicht mehr hierhin zurück. Egal, was du gleich zu hören glaubst! Bitte!“
Völlig überrascht stand Lily noch eine Weile draußen vor dem Haus. Und dann hörte sie es. Das, was nicht für ihre Ohren bestimmt war. Schreie. Wütende Schreie des Vaters. Und dann Schmerzensschreie. Es war Severus' Mutter Eileen, die schrie. Lily konnte sich nicht vom Fleck rühren. Dann hörte sie eine andere Stimme, kalt und wütend. So hatte sie Severus noch nie erlebt. Er traute sich ganz schön was, seinem Vater gegenüber. Doch dann verstummte er und kurz darauf waren es seine Schreie die ihr durch Mark und Bein gingen.
Die Tränen liefen Lily über das Gesicht. Sie konnte nichts tun. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte! „Wenigstens tut er der Kleinen nichts“, hatte sie damals gedacht. Heute wusste sie es besser.
Irgendwann fand sie den Weg nach Hause. Erzählte alles ihren Eltern. Die versuchten das Jugendamt einzuschalten, doch das brachte letztendlich gar nichts.
Damals hatte sie sich geschworen, dass Severus nie wieder so einen traurigen Geburtstag erleben sollte.
Die nächsten Jahre in Hogwarts war ihr das auch gelungen. Irgendetwas Besonderes hatten sie am 9. Januar immer zusammen unternommen. Doch dann hatte sie erkannt, dass er genauso war wie sein Vater. Genauso böse. Nur mit dem Unterschied, dass er nicht die Zauberer hasste sondern die Muggel.
Und die Muggelgeborenen.
Schlammblüter.
Inzwischen hatte sich das wieder geändert. Sie wusste, dass Dumbledore recht hatte. Severus war ehrlich zu ihr gewesen in dem Gespräch, das sie vor dem Kuss geführt hatten.
Doch wenn er die gute Seite nur wählte unter der Bedingung, dass sie ihn liebte, dann konnte sie ihn nicht halten. Diese Bedingung konnte sie nicht erfüllen. Nicht nur wegen James – sie hasste es einfach, wenn jemand so berechnend war.
Vielleicht war es trotzdem an der Zeit, ihm zumindest zum Geburtstag zu gratulieren. Sie schickte eine Eule mit Glückwünschen und einer Bitte, das nächste Ordenstreffen wieder zu besuchen.
Sirius und Remus wollten den Rest des Tages nutzen, um nach einer neuen Wohnung zu suchen und so verbrachte sie den Nachmittag mit Harry und Marius im Zirkuszelt. Heute war keine Vorstellung und die beiden wollten ihr unbedingt einmal zeigen, was sie konnten. Während Marius sich von Trapez zu Trapez schwang, düste Harry mit seinem Besen um ihn herum. Beide im Partnerlook, das wirkte schon irgendwie niedlich. Was Marius da oben so vollbrachte, war schon mehr als erstaunlich... so ganz ohne Zauberei.
Auf einmal tat es ihr leid, dass sie sich noch nie die Zeit genommen hatte, eine Zirkusvorstellung vollständig anzuschauen, obwohl sie hier so freundlich aufgenommen worden war. Sie nahm sich vor das zu ändern.
Am Abend erschien eine Eule im Wohnwagen. Aufgeregt fiepte sie herum und streckte ihr Bein aus. Als Lily ihr den Brief abnahm und sie bezahlte, spazierte sie noch ein paarmal stolz und majestätisch über den Tisch, bevor sie sich wieder auf den Rückweg machte. Wahrscheinlich war es ihr erster Auftrag gewesen, sie wirkte noch sehr jung.
Neugierig warf Lily einen Blick auf den Absender...
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