von MIR
Rekommis
***
Crookie, der Lily die ganze Zeit begleitet hatte, sauste hinterher. Am Fuße der Treppe schloss sich eine weitere Katze – mit viereckigem Muster um die Augen – der Jagd an. Gemeinsam versuchten die beiden Tiere, die Ratte in die Ecke zu treiben, was ein paar Mal fast gelang, doch der Nager war flinker und wendiger als man es seinem menschlichen Ich zugetraut hätte. Auch von den Menschen schaffte es keiner, die Ratte mit einem gezielten Fluch außer Gefecht zu setzen. Schließlich gelang Pettigrew die Flucht durch die Küchentür nach draußen.
Zu spät bemerkte er, dass er genau auf Dädalus Diggel zustürmte. „Stupor!“,schrie Dädalus und zielte genau, doch in dem Moment, in dem der Strahl die Ratte treffen sollte, verschwand diese in einem Erdloch.
Die beiden Katzen und ein großer zotteliger schwarzer Hund kamen nun aus dem Haus geschossen und verfolgten den Weg bis zum Erdloch. Der Hund schnüffelte an den Loch und begann hektisch zu graben. Verzweifelt schaufelte er die Erde beiseite, während sich nach und nach alle Menschen am Loch versammelten und zusahen.
„Es sieht nach einem weitverzweigten Höhlensystem aus“, sagte Dumbledore, „Ich fürchte wir können nichts tun. Ein Zauberspruch würde die Höhle zum Einstürzen bringen, aber Mr. Pettigrew nicht freigeben.“
„Dann wär das Rattenvieh erledigt“, brummte Moody.
„Es ist nicht unsere Aufgabe Todesurteile zu vollstrecken, Alastor“, erwiderte Dumbledore, „Außerdem wäre es gut möglich, dass er als Ratte trotzdem einem Weg nach draußen findet. Wir können ihn nicht mehr fangen. Es ist vorbei.“
Entsetzt und enttäuscht gaben auch die anderen nach und nach auf. Die Suche war aussichtslos. Dabei waren sie so dicht dran gewesen!
Nur Hund schien nichts zu verstehen, ja, er schien sogar noch verzweifelter weiterzugraben.
„Was ist das für ein Tier? Gehört der Hund den Weasleys?“, fragte Sturgis.
„Wir haben keinen Hund“, sagte Arthur, „Ich dachte, der Orden hätte ihn mitgebracht.“
“Aber wir könnten ihn behalten, Papa, wenn er keinem gehört“, schlug Charlie vor, der inzwischen mit fast allen Geschwistern nach draußen gekommen war. „Ron Wau-Wau“, rief sein jüngster Bruder begeistert, doch Arthur schüttelte den Kopf.
Lily hielt die Luft an. Wenn herauskam, dass Sirius ein unangemeldeter Animagus war, drohte ihm erneut eine Haft in Askaban, so waren die Gesetze.
„Der Hund gehört mir“, sagte Remus schnell, der wohl den gleichen Gedanken hatte.
Minerva hatte sich inzwischen zurückverwandelt. Sie sah Remus streng an und sagte: „Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt, Mr. Lupin.“
Der Schreck fuhr Lily in die Glieder.
„Zufällig weiß ich, dass es sich hier um ihren Freund Mr. Black handelt....“
„Jetzt ist es aus“, dachte Lily.
„...Ich habe erst gestern mit Xanthippe Mutabor – der Ministeriumsbeauftragten für Tierverwandlungen – über die Nützlichkeit von Animagi in unserer Widerstandsbewegung gesprochen. Seit dem Sieg über Voldemort genießt der Orden hohes Ansehen und ich habe die Erlaubnis hier zwei weitere Animagi auszubilden. Mr. Black... ich meine natürlich... Sirius... war eben ein sehr gelehriger Schüler. Er war schon immer ausgesprochen begabt in Verwandlung.“
Wieder einmal hatte Minerva Lily überrascht. Wie lange hatte sie es wohl schon geahnt?
„Hast du gehört, Pad? Du kannst dich zurückverwandeln. Sie kniete sich neben den Hund und legte eine Hand auf seinen Kopf. Doch der Hund knurrte bedrohlich, schüttelte sie ab und setzte das Graben unermüdlich fort.
„Es hat keinen Zweck mehr, Pad. Komm zurück zu uns“, pflichtete auch Remus Lily bei.
Doch Sirius reagierte auf keine Ansprache. Er grub weiter und weiter.
Die Weasleys gingen wieder ins Haus und auch die Ordensmitglieder verabschiedeten sich nach und nach.
Nur Lily und Remus blieben bei dem großen schwarzen Hund. Alice hatte versprochen, Harry zu Marius zu bringen. Lily konnte Sirius in diesem Zustand einfach nicht zurücklassen.
Der Mond begann, alles in ein silbriges Licht zu tauchen und Lily war froh, dass heute wenigstens kein Vollmond war.
Erst weit nach Mitternacht, als er schon eine geräumige Kuhle geschaffen hatte, gab Sirius erschöpft auf und verwandelte sich zurück.
Er sah elend aus und schlug die Hände vors Gesicht.
„Er ist weg! Weg. Es ist meine Schuld. Wieder ist es meine Schuld. Ich habe ihn schon einmal entwischen lassen – damals an Halloween. Und jetzt wieder. Und ich habe ihn überhaupt erst dazu gebracht, euch zu verraten. Ich habe ihn als Geheimniswahrer vorgeschlagen. Ich bin schuld. Ihr hättet mich in Askaban lassen sollen. Da gehöre ich hin.“
„Nein!“ Lily schrie ihn an. „Hörst du: Nein! Das hatten wir doch schon mal! Du. Bist. Nicht. Schuld! Deine Aktion heute war nicht sehr geschickt, aber du hast nichts Böses gewollt. Es war Peter. Er hat all die schlimmen Dinge getan.“
Lily umarmte Sirius, der sich zunächst wehrte, es aber dann geschehen ließ und Lily ebenfalls umklammerte.
Remus beschloss, dass es mal wieder Zeit war, sich zurückzuziehen.
Lange saßen die beiden im mondbeschienenen Garten und nach und nach fiel die Verzweiflung von Sirius ab. Plötzlich wurde ihm bewusst was er da tat: Er hielt Lily im Arm. Die Frau seines besten Freundes. Seines toten besten Freundes. Und er hätte sie am liebsten nie mehr losgelassen.
Es war ein völlig anderes Gefühl als bei Candy.
Bei Candy würde er jetzt darüber nachdenken, ob sie es hier unterm Sternenhimmel tun sollten oder in eine Wohnung apparieren. Aber Lily – Lily würde er nicht antasten. Es war unvorstellbar. Er wollte sie einfach nur halten und beschützen. Und von ihr getröstet werden. Obwohl er es nicht verdient hatte. Seinetwegen hatte sie James verloren.
Der Mond fiel auf ihr Gesicht und ihm fiel auf, dass sie bleich und erschöpft wirkte. Er sah ihr in die Augen, nahm ihre Hand und sagte leise: „Du musst nach Hause. Lass uns hier wegapparieren. Harry wartet sicher schon auf dich.“
Sie nickte.
„Lily“, fügte er noch leiser hinzu, „danke. Danke für alles.“
Zusammen mit Crookie apparierten sie zum Zirkus. Harry schlief ruhig und zufrieden im Wohnwagen von Marius. Erst jetzt merkten Lily und Sirius, wie hungrig sie waren. Also zauberte Lily einen kleinen Imbiss zurecht. Danach verabschiedete sich Sirius.
Lily trat an Harrys Bett. „Tut mir leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe, mein Kleiner. Ich hoffe, du hattest trotzdem einen schönen Tag. War Emmeline nett zu dir? Hast du schön mit Neville gespielt? Hat Marius noch etwas mit dir unternommen?“ Sie strich ihrem schlafenden Sohn über den Kopf. „Ich verspreche dir, dass ich immer wieder zu dir zurückkomme.“ Jetzt beugte sie sich über Harry und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Der Kleine öffnete die Augen. Ohne wirklich wach zu werden, murmelte er etwas, das wie Mama klang, und schlief sofort weiter.
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