von MIR
Frohe Weihnachten! Wie versprochen geht es weiter. Die Rekommiss habe ich schon vor langer Zeit hier geschrieben.
***
Zufrieden legte Molly Weasley das letzte Geschenk unter den Baum. Während sie das neue Weihnachtslied von Celestina Warbeck vor sich hinsummte, freute sie sich schon auf die strahlenden Gesichter morgen. Und diesmal würden es sogar sieben Kinder sein, die sich über die Geschenke freuen würden. Die kleine Ginny würde es noch nicht richtig verstehen, dabei bekam sie das teuerste Geschenk. Molly hatte einfach nicht widerstehen können, als sie bei Madam Malkiss ein reizendes rosa Kleidchen mit vielen Schleifen und Rüschen gesehen hatte. Endlich ein Mädchen, das musste man einfach zeigen. Für das Kleid und den neuen Zaubererumhang, den Bill bekam, hatte sie fast das ganze Weihnachtsgeld ausgegeben, das eigentlich für alle sieben eingeplant war. Aber wenn ihr Ältester im Sommer nach Hogwarts kam, dann sollte er sich auch stolz in seinem Umhang zeigen können. Die anderen bekamen trotzdem schöne Geschenke. Ehrfürchtig strich sie über das Geschenk mit der Jux-Zauber-Box, mit der ihre Brüder, die Zwillinge Fabian und Gideon, so viel Unfug angestellt hatten. F&G prangte in goldenen Buchstaben darauf, und die beiden hatten sich vor ihrem Tod gewünscht, dass ihre Patensöhne, die kleinen Zwillinge, sie bekommen sollten. Die Trauer um die beiden Brüder legte sich schwer auf ihr Herz, doch sie wusste dass die Dreijährigen schon jetzt „würdige“ Nachfolger waren.
Dann war da noch die zahme Ratte, die Arthur irgendwo aufgefunden hatte. Eigentlich sollte der tiervernarrte Charlie sie bekommen, aber der hatte sich so sehr ein Gnomen-Futter-Häuschen gewünscht, dass Arthur in seiner Werkstatt etwas Geeignetes zusammengebastelt hatte. Hoffentlich stellten die beiden es weit genug vom Garten entfernt auf! Also würde Percy die Ratte kriegen. Der Fünfjährige würde sie gewissenhaft versorgen, da war Molly sich sicher. Blieb nur noch Ronnyspätzchen. Für den Kleinen hatte sie nichts Besonderes, aber er war ja eigentlich auch noch nicht alt genug, um alles zu begreifen. Sie hatte von zwei alten Pullis der Zwillinge die Anfangsbuchstaben entfernt und sie für Ron neu verziert. Das würde reichen.
„Mollyröllchen? Bist du fertig?“ Sie nickte. Arthur trat hinzu und umarmte sie. „Was hast du? Du wirkst traurig.“
„Es ist da erste Weihnachtsfest ohne sie. Ohne Fabian und Gideon. Ich muss immer daran denken.“
„Ich weiß. Ich vermisse sie auch.“
Sie versuchte sich zusammen zu reißen und lächelte tapfer. „Dafür ist es aber auch, das erste Fest, bei dem ich ein kleines Mädchen unter dem Baum sitzen habe. Ein schöneres Geschenk hättest du mir niemals machen können.“
„Das...“, setzte Arthur hinzu und küsste sie, „habe ich besonders gern gemacht.“
Eine Weile standen sie einfach nur da und küssten sich. Dort dann fragte Arthur abrupt: „Willst du eigentlich wirklich mitmachen, bei diesem Orden? Es kann noch immer gefährlich sein.“
„Ich weiß. Aber ich denke, das schulde ich meinen Brüdern. Sie sollen nicht umsonst gestorben sein.“
„Du-weißt-schon-wer ist tot. Fast alle Todesser sind gefasst. Sie sind nicht umsonst gestorben.“
„Soweit ich weiß, ist der Verräter der Potters immer noch auf der Flucht. Wird er nicht gefunden, könnte laut Dumbledore alles wieder von vorne losgehen.“
Irritiert warf Arthur einen Blick auf die Ratte, die plötzlich aufregt in ihren Käfig hin und her zu laufen schien. „Du meinst Sirius Black?“
„Nein, der ist unschuldig. Es ist jemand anderes. Ich denke, dass ich beim nächsten Ordenstreffen Genaueres erfahre.“
Während die Weasley-Kinder am nächsten Morgen ihre Geschenke auspackten, hatte auch Harry einiges zu tun.
Zwar schenkte Lily ihm vernünftige Sachen, vor allem warme Kleidung, aber die Onkels übertrafen sich in Verrücktheiten. Von Sirius bekam er einen geheimnisvollen Spiegel, durch den er mit Sirius jederzeit „telefonieren“ konnte. Lily fand, dass er noch viel zu klein für so ein zerbrechliches Geschenk war, doch Harry war begeistert. Immer wieder rief er „Paddy, Paddy“ in den Spiegel und jauchzte, wenn das Gesicht von Sirius erschien. Streng genommen gehörte Harrys Gegenstück sowieso James, Harry war also der rechtmäßige „Erbe“. Lily seufzte. Wie oft hatte sie die beiden Freunde mit dem Spiegel Streiche aushecken und durchführen hören! Später, im Kampf gegen Voldemort, hatte der Spiegel wichtige Dienste getan, sogar Leben gerettet. Eigentlich war er für ein Kinderspielzeug zu schade.
Remus.hatte Knallbonbons besorgt, die ebenfalls für Erheiterung sorgten. Außerdem bekam Harrys Teddy einen kleinen Zaubererumhang mit Gryffindorwappen.
Marius schenkte Harry ein Artisten-Trikot, das genau zu seinem passte. Harry sah wirklich niedlich darin aus und Marius träumte davon, Harry doch einmal in einer Vorstellung mit auftreten zu lassen.
***
„Frohe Weihnachten, Mama!“
Die ganze Nacht war Barty Crouch jr. unterwegs gewesen, doch jetzt saß er am Bett seiner kranken Mutter und überreichte ihr ein kleines Päckchen. „Ich habe lange überlegt, was ich dir schenken soll, aber ich glaube, das hier wird dir sehr gefallen.“
Seine Mutter umarmte ihn gerührt. „Danke, ...“
„Evanesco!“, donnerte die Stimme ihres Ehemannes und das Päckchen verschwand. „Es hat sich ausgeweihnachtet!“, brüllte er weiter, „Das Fest ist vorbei! Nach dem, was ich gestern noch im Büro erfahren habe, gehört unser Sohn dahin, wo es niemand Weihnachten feiert!“
Erschrocken blickte Barbara Crouch ihn an: „Was meinst du damit? Wo feiert man nicht?“
„Na gut, dann werde ich deutlicher. Die Dementoren von Askaban werden keine roten Zipfelmützen tragen.“
Während Barbara zu schluchzen begann, schenkte Barty seinem Vater einen kalten Blick. „Es steht dir nicht, wenn du versuchst, witzig zu sein! Was für eine unsachliche Behauptung! So etwas kann Mr. Wichtig doch gar nicht in die Akten schreiben. Und gegenüber Mutter solltest du nicht...“
„Schweig!“, schrie Bartemius, „Ich möchte nicht, dass in meinem eigenen Haus ein elender Todesser das Wort an mich richtet.“
Jetzt kam ein Aufschrei von seiner Frau. „Nein! Das ist nicht wahr! Barty! Bartemius!“, flehte sie und ihre Tränen flossen stärker.
Doch ihr Ehemann beachtete sie nicht. „Wo hast du dich heute Nacht rumgetrieben? Ausgerechnet in der Weihnachtsnacht! Hattet ihr eines von euren abscheulichen Treffen?! Antworte mir!“
Doch Barty schwieg trotzig, wie sein Vater es zuvor gefordert hatte.
„Du willst nicht reden? Auch gut. Dann kann ich dich auch gleich so fortschaffen lassen.“
Er ging zum Kamin, um das Ministerium zu informieren.
Barbara heulte laut auf, doch Barty wurde blass. All sein selbstsicheres Gehabe fiel plötzlich von ihm ab und er wirke nur noch wie ein erschrockenes Kind. „Das... das meinst du doch jetzt nicht ernst... das ist doch nur eine Drohung... ich bin doch dein Sohn.“
„Mein Sohn?“ Bartemius legte so viel Verachtung wie möglich in seine Stimme. „Nein. Mein Sohn wäre kein Todesser. Mein Sohn wäre kein widerwärtiger Anhänger der dunklen Seite. Mein Sohn würde den stolzen Namen Crouch nicht in den Dreck ziehen.“
„Dreck? Die Schlammbl...“
„RUHE! Dieses Wort nennst du nicht in meinem Haus! Incarcerus!“
Dicke Seile wanden sich um den Siebzehnjährigen.
„Vater! Ich hab doch gar nichts gemacht! Das Wort ist mir nur rausgerutscht. Ehrlich. Ich wollte nur sagen, dass die Muggelgeborenen...“
„Silencio!“
Jetzt konnte Barty nichts mehr erwidern, aber er sah seinen Vater angstvoll an. Dafür schien Barbara ihre Sprache wiedergefunden zu haben. „Was wirfst du unserem Jungen eigentlich vor?“, fragte sie stockend. „Warum glaubst du, dass er ein Todesser ist?“
„Er hat gemeinsame Sache mit den Lestranges gemacht. Du weißt schon, der brutale Überfall, von dem ich dir erzählt habe.“
„Aber er war hier. Er war hier, während die Longbottoms gefoltert wurden, das weiß ich genau.“
„Selbst wenn das stimmt und du dich nicht irrst: Vorher fand ein ebenso abscheulicher Überfall auf Lily Potter statt. Nach den neusten Ermittlungen war er dabei.“
„Aber Mr. Snape hat doch ausgesagt...“
„Ich weiß, was Severus Snape behauptet hat. Und wir werden uns vor Gericht damit beschäftigen, warum er eine Falschaussage gemacht hat. Der Prozess ist in drei Wochen. Bis dahin möchte ich diese Bestie nicht mehr in meinem Hause haben“, antwortete Bartemius voller Hass.
Unerbittlich rief er nun zwei Auroren, die seinen Sohn am Weihnachtsmorgen dorthin brachten, wo tatsächlich niemand rote Zipfelmützen trug.
***
So turbulent war es bei den Weasleys an Weihnachten noch nie zugegangen
Bunte Kugeln sausten durch die Luft, es schneite Popcorn und jedesmal wenn jemand sich auf einen Stuhl setzte, ertönte ein gackerndes Lachen. Die Zwillinge konnten bereits erstaunlich viel mit der Jux-Zauberbox anstellen. Ron brüllte seit Molly ihm einen der beiden braunen Pullover übergezogen hatte und Großtante Muriel keifte herum und beschwerte sich über die unartigen Kinder. Dabei waren die anderen wirklich brav. Percy beschäftigte sich hingebungsvoll mit seinem neuen Haustier, Charlie war sowieso die ganze Zeit draußen bei den Gnomen und Bill benahm sich wie ein kleiner Erwachsener. Stolz präsentierte er seinen neuen Umhang, den er heute ausnahmsweise schon einmal tragen durfte. Und Ginny, Ginny war ganz allerliebst. In ihrem neues Kleidchen lachte und strahlte sie den ganzen Tag wie ein kleiner Weihnachtsengel.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel