von MIR
FĂĽr das neue Kapitel mĂĽsst ihr weder ein Fan von Severus noch von Heinrich von Kleist sein... :)
Rekommis sind hier.
Danke und willkommen allen neuen Lesern!
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Alice kam mit mittelschweren Verletzungen ebenfalls ins St. Mungo. Dem kleinen Neville ging es gut. Doch für Frank kam jede Hilfe zu spät. Er lebte zwar noch, doch sein Gehirn war durch die schweren Folterungen so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er völlig den Verstand verloren hatte und auch niemanden mehr erkannte. Er kam ohne Aussicht auf Heilung in die geschlossene Abteilung des Hospitals.
Lily konnte es kaum ertragen, schon wieder einen guten Freund verloren zu haben. Jetzt, wo eigentlich keiner mehr mit Gefahr gerechnet hatte. Sie selbst war bereits nach ein paar Stunden wieder auf den Beinen gewesen und bei Alice, die man ins gleiche Krankenzimmer gelegt hatte, war es ähnlich. Doch dann waren die Heiler mit der Diagnose von Frank gekommen. Lily war im Zimmer geblieben, hatte Alice die Hand gehalten, doch deren Verzweiflung war schrecklich gewesen. Niemals hatte Lily sich vorstellen können, dass die stets freundliche und ausgeglichene Alice so außer sich sein konnte. Sie wollte den Heilern nicht glauben, schrie sie an und beschimpfte sie. Dann riss sie sich los und bahnte sich einen Weg in die geschlossene Abteilung zu Frank.
Man hinderte Lily daran, ihr zu folgen und bewachte sie, bis Remus, Marius und Harry kamen, um sie abzuholen.
Harry stĂĽrzte sofort in ihre Arme und Lily umklammerte ihn dankbar. Remus und Marius waren jedoch von ihrer gedrĂĽckten Stimmung geschockt.
„Lily, es tut mir Leid, dass ich nicht da war", begann Remus, „Ich hätte dich niemals allein gehen lassen sollen. Wenn Severus nicht gewesen wäre, bei Merlin, dann … ich bin froh, dass er da war. Ich verspreche dir, das wird nie wieder ...“
Lily sah ihn an, ihre Augen waren mal wieder feucht. „Ihr wisst es noch gar nicht, oder? Frank hat … Frank ist... Sie haben Frank ...“
„Was ist mit Frank?“, fragte Remus alarmiert. „Ich dachte, sie haben Auroren dort hingeschickt. Ich dachte, sie haben die Todesser verhaftet und Frank und Alice gerettet.“
Lily schüttelte traurig den Kopf. „Es war zu spät für Frank“, sagte sie leise.
In der Eingangshalle trafen sie auf Alices Schwiegermutter mit dem kleinen Neville. Lily mochte sich nicht ausmalen, was in Augusta Longbottom vorgehen wĂĽrde, wenn sie von Franks Zustand erfuhr. Er war ihr einziger Sohn.
In den nächsten Tagen saß Lily nur noch traurig herum. Das letzte bisschen Lebenswillen, dass sie nach dem Tod von James noch gehabt hatte, schien nun aufgebraucht. Sie wäre am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben. Selbst, sich um Harry zu kümmern, fiel ihr schwer. Zum Glück übernahm Marius das mit Begeisterung in jeder freien Minute. Er war für den Kleinen der ideale Ersatz-Opa, auch wenn es nicht darüber hinweg täuschte, dass Harry niemals Lilys Vater oder Charlus Potter kennen lernen würde.
Auch Remus kam häufig, um etwas mit Harry zu unternehmen. Ein paar mal schaute er sich mit ihm die Zirkusvorstellung an und Harry war jedes Mal restlos begeistert und hätte am liebsten mitgemacht.
Vor einem Besuch bei Alice schreckte Lily noch zurück, obwohl sie sich vorstellte, dass die Freundin sie gut gebrauchen könnte. Aber ihr fehlte die Kraft. Sie kam selbst nicht damit klar, was Frank zugestoßen war.
An Severus mochte sie ebenfalls zur Zeit ĂĽberhaupt nicht denken obwohl die Erinnerungen immer wieder hoch kamen. Sie wusste ĂĽberhaupt nicht mehr, was sie von ihm halten sollte, und wie sie die Sache mit seinen Patronus einordnen sollte. Sie war ihm sehr dankbar, dass er sie gerettet hatte, und doch war sie im Moment einfach nur froh, dass er sich hier nicht blicken lieĂź.
***
„Diese Leute, die dich und deine Freunde angegriffen haben...“, begann Marius ein paar Tage später beim Mittagessen, das sie nun immer gemeinsam einnahmen, „Da war eine Frau dabei...“
Lily nickte beklommen. Eigentlich hasste sie es, darĂĽber zu reden.
„Diese Frau … ich habe mich erkundigt … war eine von meinen Großnichten. Das … das tut mir Leid.“
Damit hatte Lily nicht gerechnet. Es war absurd.
„Hör mal“, sagte sie, „das braucht dir nun wirklich nicht Leid zu tun! Du kannst ja wohl am allerwenigsten dazu!“
Marius nickte. „Sicher. Ich weiß. Und doch... ich hatte mich so gefreut, Verwandte zu haben. Wollte alle kennen lernen. Und dann tun sie dir so was an!“
Er wirkte so bedrückt, dass Lily irgendetwas unternehmen musste. „Weißt du was“, schlug sie vor, „Wir haben doch schon mal über die Cousine von Sirius gesprochen. Die andere. Die, die auch verstoßen wurde. Wir sollten sie vielleicht wirklich mal besuchen.“
Der Plan beflügelte sie irgendwie, weil er so gar nichts mit ihren aktuellen Problemen zu tun hatte. Mit Hilfe von Dumbledore war es ganz leicht, Name und Adresse von Andromeda Tonks herauszufinden. Diese freute sich ebenfalls sehr auf den angekündigten Besuch und so standen sie ein paar Tage später zu viert vor der Tür von Familie Tonks. Da Lily Marius unbedingt begleiten wollte, war auch Remus mitgekommen, denn er wollte Lily nirgends mehr allein hingehen lassen.
Als die Haustür sich öffnete, und eine Frau sie freundlich hereinbat, begann Lily zu zittern. Sie starrte die Gastgeberin entsetzt an.
„… die herzensgute Lily Potter … wer sollte ihr Böses wollen? … Crucio! ...“ hallte es in ihren Ohren wider, zusammen mit dem höhnischen Gelächter.
„Ich freue mich wirklich, dass …“ Andromeda brach ab, als sie Lilys Gesichtsausdruck wahrnahm.
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Es ist wegen meiner Schwester, nicht wahr?“, sagte sie traurig, „Leider passiert mir das oft.“
Lily setzte ein schuldbewusstes Lächeln auf. Natürlich war es nicht Bellatrix Lestrange, die war ja in Askaban. Es war Andromeda Tonks, die ihrer Schwester einfach unglaublich ähnlich sah.
„Kommt erst mal rein, ins Wohnzimmer“, begann Andromeda von Neuem, „Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid. Ted ist leider nicht da. Er arbeitet – endlich wieder – aber Dora will euch auch kennen lernen.
Harry spazierte ungeniert ins Wohnzimmer und entdeckte gleich die Kekse, die auf dem Tisch standen. Er nahm sich einen und tapste dann weiter zu einem groĂźen Puppenhaus, das in der Ecke stand.
„Dora ist ja eigentlich schon zu alt dafür, aber heute war sie ganz wild darauf, es nochmal aufzubauen, damit sie mit dem kleinen Harry spielen kann“, erklärte Andromeda, während sich alle setzten, „Wo steckt sie eigentlich?“
Ein lautes Gepolter aus der KĂĽche war die Antwort.
Ein etwa zehnjähriges Mädchen mit rosafarbenen Haaren stürzte nun ins Wohnzimmer. „Mama! Die ganze Kürbis-Vanille-Feuer-Limo! Kannst du sie noch retten?“
„Ich hoffe, dass ich zumindest die Küche noch retten kann!“, antwortete Andromeda und ging hinüber. „Du meine Güte, wie sieht es denn hier aus?!“
Lily und Remus hörten sie einen Aufräumzauber verwenden.
„Aber die Limo! Mein Dora-Spezial-Geheimtrank! Das war so eine Menge Arbeit! Und ich habe sie extra für unsere Gäste...“
„Schatz, ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob das überhaupt jemand getrunken hätte. Deine Ideen sind immer ...“
„Natürlich! Du bist gemein! Das war total lecker! Aber du, du …!“
Nymphadora brach ab und sah Remus an, der in die Küche gekommen war. „Vielleicht kann ich helfen“, sagte er, „Ist noch etwas von deinem Getränk über?“
„Nur ein ganz kleiner Rest. Mama hat alles, was verschüttet war, verschwinden lassen. Das ist noch nicht einmal ein Becher voll!“
„Das reicht. Füll es in einen heilen Krug, wenn deine Mama nichts dagegen hat.“
Andromeda schwieg und sah zu.
Remus nahm den Krug und vermehrte den Inhalt mit einem AuffĂĽllzauber.
„Jetzt möchte ich aber auch einmal etwas davon probieren“, forderte er, als er den Krug zurückreichte.
Dora strahlte ihn an. Ihre Haare waren knallpink, dabei hätte Remus schwören können, dass sie zuvor blassrosa gewesen waren.
Vorsichtig wurde das kostbare Getränk nun ohne weitere Unfälle ins Wohnzimmer transportiert.
Alle probierten und versicherten der Herstellerin, wie köstlich das Getränk sei. Remus nahm sogar tapfer einen weiteren Becher voll.
Harry hatte inzwischen das Puppenhaus vollständig ausgeräumt, doch Dora schien es nicht zu stören. Sie war glücklich.
„Soll ich dir mal was zeigen, Harry?“
Plötzlich begann ihr Gesicht sich zu verändern. Mitten in ihrem Gesicht entstand eine Schweineschnauze, die sich sofort wieder in einen Papageienschnabel verwandelte. Danach verwandelte sich das ganze Antlitz in ein niedliches Katzengesicht und schließlich begann die Nase ins Unermessliche zu wachsen.
Harry lachte.
Er lachte und lachte. Lily hatte sein glockenhelles Kinderlachen schon lange nicht mehr gehört. Genau genommen seit dem 31. Oktober, als James Späße mit ihm gemacht hatte.
Erst jetzt merkte Lily wie sehr sie es vermisst hatte und wie gut es tat.
Dann sah sie zu Remus. Auch er lachte. Das war fast noch ungewöhnlicher.
Marius dagegen starrte Nymphadora einfach nur verblĂĽfft an.
„Wenn du lachst, siehst du viel netter aus“, wandte das Mädchen jetzt an Remus, „Ich komme übrigens bald nach Hogwarts. Warst du auch da? In welchem Haus warst du denn eigentlich? Mama war in Slytherin, aber am Schluss hat es ihr da nicht mehr gefallen, Papa war in Hufflepuff, da war es toll, da will ich auch hin. Warst du auch da?“
Remus schüttelte den Kopf: „Nein. Ich war in Gryffindor und Lily auch.“
„Gryffindor? Oh toll, ich habe noch nie jemanden getroffen, der in Gryffindor war. Bestimmt bist du dann total mutig. Nur ganz, ganz mutige Leute kommen nämlich nach Gryffindor.“
Remus zögerte. „Eigentlich.... hmm … also, ich weiß nicht, ob ich ...“
Lily unterbrach ihn: „Remus gehört zu den mutigsten Leuten, die ich kenne. Aber deine Eltern sind auch sehr mutige Leute. Man muss nicht unbedingt in Gryffindor sein.“
„Ich will mal eine Geschichte von Remus hören, eine, wo er mutig war“, forderte Nymphadora, ohne weiter auf Lily einzugehen.
„Dora, hör' mal, wir haben noch mehr Besucher. Marius hier ist mit uns verwandt und will uns deshalb kennen lernen“, warf Andromeda ein.
Doch ihre Tochter hatte eine eigene Meinung darüber, als sie sich an Marius wendete: „Die Verwandten von Mama sind alle blöd. Die meisten sind richtig böse. Findest du es auch so toll, Muggel umzubringen? Oder Muggelgeborene? Warst du auch in Slytherin?“
„Nein“, erwiderte Marius geschockt, „ich war gar nicht in Hogwarts. Ich kann gar nicht zaubern.“
„Also bist du doch ein Verwandter von Papa. Hab ich eben irgendwie falsch verstanden.“
„Nein. Ich bin ein Großonkel deiner Mutter. Aber mich wollten sie damals nicht haben, weil ich ein … wie hieß das noch? … Squib bin.“
„Das kann ich mir vorstellen!“, gab Nymphadora zurück, „Na gut, dann bist eben doch ganz nett. Jetzt will ich aber endlich die Geschichte von Remus hören.“
Damit war für die Zehnjährige die Sache abgehakt und sie ließ nicht locker, bis Remus endlich von einem kleinen Abenteuer erzählte, das er für kinderfreundlich hielt. Er wurde völlig von Nymphadora in Beschlag genommen, während sich Lily und Marius mit Andromeda unterhielten.
Harry hatte nun doch wieder Interesse an dem Puppenhaus gefunden und spielte alleine vor sich hin. Er versuchte, alle Möbel zu einem Turm zu stapeln.
„Sag mal, der kleine Harry hat doch jetzt keinen Papa mehr, oder?“, fragte Nymphadora als die Geschichte zu Ende war.
Remus nickte traurig.
„Und jetzt? Wirst du jetzt sein neuer Papa?“
„Ich habe Harry schon sehr gern und werde bestimmt dafür sorgen , dass er immer...“
„Das meine ich doch gar nicht“, unterbrach seine Zuhörerin ihn, „Ich meine, ob du jetzt der neue Mann von von seiner Mama wirst.“ Sie warf einen bösen Seitenblick auf Lily, während ihr eigenes Haar sich feuerrot färbte.
Remus schluckte und sagte dann schnell: „Nein, natürlich nicht. Ich helfe ihr nur ein bisschen.“
„Dann ist es ja gut“, schloss Nymphadora und hatte bereits hundert neue Fragen auf Lager.
Viel zu schnell war der Nachmittag vergangen und die Besucher brachen auf.
„Danke, dass du gekommen bist“, sagte Andromeda zum Abschied zu Marius, „Du glaubst gar nicht, was das für mich bedeutet. Meine Familie hat mich verstoßen. Und obwohl ich traurig darüber bin, habe ich auch immer das Gefühl, mich für sie schämen zu müssen. Alphard ist tot und Sirius sitzt in Askaban, die beiden waren die einzigen, die noch mit mir geredet haben und die nicht … du weißt schon … waren.“
Marius nickte. „Ich glaube, ich weiß, was du meinst.“ Er musste an diese Bellatrix, die Lily überfallen hatte, denken. Wie es ihn getroffen hatte, dass sie verwandt waren.
„Deine Schwester … das muss furchtbar für dich sein!“
Andromeda nickte und nahm ihn zum Abschied noch einmal in den Arm, bevor die vier zum Zirkus zurĂĽckkehrten.
Marius hatte den Besuch sehr genossen, doch fĂĽr Lily war es der erste Schritt aus der Traurigkeit heraus gewesen.
Auch wenn Andromeda viel älter war, nahm sie sich vor, das Treffen bald zu wiederholen. Vor allem fühlte sie sich jetzt endlich stark genug um Alice und Neville ebenfalls einmal zu besuchen.
Schon am nächsten Tag setzte sie ihr Vorhaben in die Tat um. Hinterher war sie froh, denn das Wiedersehen hatte beiden gut getan und auch die Kinder hatten sich gut verstanden. So langsam begann Lily, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.
Nur eine Sache stand ihr noch bevor, an die sie mit Schrecken dachte: Die Zeugenaussage bei der Verhandlung von Sirius. Würde sie es schaffen, den gesamten Zaubergamot davon zu überzeugen, dass Sirius unschuldig war? Sie konnte sich ja selbst auch nicht erklären, wer die 12 Muggel umgebracht hatte.
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