von MIR
Rekommis --> KLICK
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Lily erschrak. Sie hatte nicht mehr wirklich an eine Gefahr geglaubt und nicht auf die Warnungen von Dumbledore oder Remus gehört. Doch selbst diese beiden hatten wohl nicht mit dem heutigen Angriff gerechnet.
Warum sollten die Todesser Lily verfolgen, wenn sie allein war, ohne Harry? Und der Kleine selbst war unantastbar durch den Blutschutz.
„Expelliarmus!“
Schneller als sie denken konnte, hatte sie ihren Zauberstab bei dem ĂĽberraschenden Angriff eingebĂĽĂźt.
„Was wollt ihr?“, rief Lily panisch, „Ich bin allein!“
„Wie praktisch! Sie ist allein! Die brave Lily Potter. Die herzensgute Mutter! Die arme trauernde Ehefrau! Allein. Wer sollte ihr auch Böses wollen?“ Bellatrix Lestrange begann beinahe hysterisch zu gackern.
Nur einen Augenblick später schleuderte sie einen Fluch gegen Lily, der diese vor Schmerzen auf dem Boden zusammenbrechen ließ.
„Hast du vergessen, warum wir hier sind, Bella?“, rief ihr Schwager Rabastan ärgerlich.
„Finite!“ Er nahm den Fluch von Lily. „Wo ist der dunkle Lord?“, herrschte er sie an.
„Voldemort?“ Lily konnte es nicht glauben. „Woher soll ich das denn wissen?“, keuchte sie, da die Schmerzen nur langsam nachließen.
„Du wagst es, seinen Namen zu nennen, Schlammblut! Du widerwärtiges kleines Stück Dreck! CRUCIO!“, schrie Bellatrix.
Jetzt trafen Lily Schmerzen, die sie noch nie erlebt hatte. Auch in all den Jahren im Orden hatte sie dieser Fluch nie direkt getroffen. Die Qualen waren unvorstellbar, als würde man alle Foltergeräte des Mittelalters an ihr ausprobieren. Eine feuchte, klebrige Masse quoll aus ihrem Mund und sie wurde fast ohnmächtig. Dann war es plötzlich wieder vorbei.
„Kannst du nicht warten?!“, herrschte Rodolphus seine Frau an. „Das Ungeziefer hat uns doch noch gar nichts verraten!“ Dann wandte er sich an Lily: „So, Schlammblut, nun hast du schon einmal einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen, was passiert, wenn du nicht endlich mit der Sprache rausrückst! WO IST DER DUNKLE LORD?!“
Lily stöhnte. Mit letzter Kraft formte sie die Worte: „Er … ist … tot...“
„LÜGNERIN! DRECKIGE MISSGEBURT!“, schrie Bellatrix und wollte die Folterung fortsetzen, doch Rodolphus hielt sie zurück und wandte sich erneut an Lily: „Wir wissen Bescheid. Der dunkle Lord kann gar nicht sterben, er ist viel mächtiger als euer...“ - Er spuckte aus - „...Dumbledore. Dass er dennoch verschwunden ist, hängt mit dieser Prophezeiung zusammen. Du kennst sie! Verrate sie uns und du kannst gehen.“
Lily röchelte. Sprechen schien unmöglich.
„Sie braucht wohl doch noch etwas Nachhilfe“, mischte sich jetzt Rabastan ein und schrie nun auch: „Crucio!“
Bellatrix jauchzte vor Begeisterung, als Lily wild herumzuckte und jagte ihr noch einen zusätzlichen Folterfluch auf den Hals.
Als sie das Bewusstsein verlor, wusste Lily, dass sie sterben wĂĽrde, sie wĂĽrde wieder mit James vereint sein, doch Harry .. was wĂĽrde aus ihm werden... war ihr letzter Gedanke.
Dann auf einmal war da Ruhe.
Stille.
War es so, wenn man gestorben war?
Sie versuchte vorsichtig, die Augen zu öffnen. Dies gelang jedoch nur auf der rechten Seite, das linke Auge war anscheinend zugeschwollen und – sie merkte es jetzt wieder – schmerzte.
Und nicht nur das Auge, der ganze Körper war voller Schmerzen.
Sie lebte also noch, doch was war geschehen?
Nur schemenhaft erkannte sie Umrisse, erst nach und nach wurden sie klarer.
Ein sommersprossiger blonder junger Zauberer saĂź auf dem Boden, gefesselt, mit wĂĽtendem Gesichtsausdruck. Von seiner Statur her konnte er der vierte Todesser gewesen sein, doch ohne Maske wirkte er wie ein verletzbares Kind.
Ein anderer Zauberer mit wehendem schwarzen Mantel kam nun auf sie zu und sie erkannte Severus. Er war zerzaust und seine Kleidung wies Kampfspuren auf.
Er bĂĽckte sich zu ihr hinunter und als er sah, dass sie wach war, nahm er vorsichtig ihre Hand in seine.
„Du bist wach“, sagte er und seine Stimme klang warm und freundlich, „Ich wäre beinahe zu spät gekommen.“
Lily blickte ihm ins Gesicht. Als sie wahrnahm, dass seine Augen feucht schimmerten, hatte sie zum ersten Mal seit Jahren wieder das GefĂĽhl, dem Severus zu begegnen, den sie als Kind so gemocht hatte.
„Danke“, flüsterte sie mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, Woher...?“
„Woher ich wusste, was hier passiert?“, fragte Severus. „Nun, unser allwissender Schulleiter hatte so eine Ahnung, deshalb hat er mich zu deiner Überwachung hinterher geschickt. Leider erst so spät, dass ich es nicht mehr verhindern konnte... Sie haben dich verletzt. Ich konnte sie nicht allein überwältigen, sie konnten fliehen, bis auf ihn...“
Er zeigte auf den Jungen und fuhr fort: „Dumbledore hätte dich überhaupt nicht alleine herumlaufen lassen dürfen! Was hat er sich nur gedacht?! Er hätte dich überhaupt niemals von Hogwarts weglassen dürfen! Was soll das mit diesem Affenzirkus, wo du jetzt untergebracht bist?!“
Seine Stimme nahm nun wieder einen härteren Tonfall an.
„Der alte Narr!“, setzte er verächtlich hinzu.
Schockiert verfolgte Lily die Veränderung, die in Severus vorging.
„Aber Harry...“ , brachte sie schließlich hervor.
„Ja, ich weiß!“, zischte Severus, „Harry, Harry... Aber du bist dort nicht geschützt! Wen interessiert schon, was …“ Abrupt brach er ab, als ihm bewusst wurde, dass er lieber nicht weiterreden sollte.
Doch Lily hatte genug gehört. Enttäuscht zog sie ihre Hand zurück. Wie hatte sie nur einen winzigen Augenblick lang glauben können, Severus hätte sich geändert? Und woher wusste er eigentlich von dem Zirkus? Hatte er sie schon häufiger beschattet?
„Ich muss dich hier wegbringen“, fuhr er nun in sachlichem Tonfall fort, „Du gehörst ins St. Mungo. Und Mamis Liebling hier werde ich zu Hause abliefern.“
„Zu Hause?!“, fragte Lily mühsam.
„Hat er dir etwas getan? Es warten schon genug Leute auf eine Haft in Askaban. Einen Kindergarten brauchen sie dort nicht auch noch“, sagte er spöttisch.
Der Gefangene sah auf und spuckte in Snapes Richtung. „Du weißt genau, dass ich längst siebzehn bin, stinkendes Halbblut! Die Zeiten, wo du dich mir gegenüber aufspielen konntest sind vorbei! Bella hat mir alles über dich erzählt.“
„Ach ja?“, erwiderte Snape sarkastisch.
„Sie werden den dunklen Lord finden. Er wird zurückkommen und dich strafen. Er wird...“
„Leider habe ich keine Zeit mehr, Ihren Märchen zu lauschen, Mr. Crouch. Es gibt Wichtigeres zu tun.“ Severus wandte sich wieder Lily zu, um sie zu transportierten.
Doch Barty Crouch jr. ließ sich nicht so einfach abspeisen. „Wir wissen, dass es noch mehr Leute gibt, die die Prophezeiung kennen. Die ganze Prophezeiung. Die Anderen sind unterwegs zu ihnen und diesmal werden sie Erfolg haben! Sie werden die Blutsverräter so lange foltern, bis die ihnen alles erzählen!“, verkündete er siegesgewiss.
Snape ließ von Lily ab und schritt wütend auf den Jungen zu. „Wer ist es?!“ Er schüttelte ihn.
„Wohin wollen sie? Wer außer Dumbledore kennt die volle Prophezeiung? SPUCK ES AUS!“
Doch Barty lachte nur.
Von Lily kam ein Stöhnen. Sie wusste Bescheid. Aber es dauerte, bis Severus ihr wieder zuhörte.
„Frank … Alice …. Longbottom“, flüsterte sie voller Angst.
„Longbottom“, wiederholte Snape und sein Gesicht verdüsterte sich. „Alice!“ Er spie das Wort aus.
„Du musst … ihnen … helfen!“ Lily achtete kaum noch darauf, wie weh das Sprechen tat. „Ich weiß, dass … du sie nicht … magst. Aber … bitte … bitte!“
„Ich muss mich erst mal um dich kümmern. Du brauchst einen Heiler. Danach ...“
„Nein! TU WAS! … Bitte....Tu es … für mich!“ Sie hustete.
„Ich lasse dich nicht mehr allein. Nicht in diesem Zustand.“
„Schick doch … eine Nachricht … mit … Patronus!“
Severus erstarrte. Natürlich, das wäre jetzt die sinnvollste Aktion. Aber … es ging nicht!
„Ich kann nicht“, erwiderte er.
Lily sah ihn verwundert an.
Er setzte hinzu: „Ich kann es nicht, wenn … du … zuschaust.“
„Unsinn! Bitte … jetzt … mach endlich. Bitte, ich habe keine … Kraft … selbst einen … hinzukriegen.“
Es war nicht schwer fĂĽr Severus, den Patronus zu erzeugen. Er brauchte nur Lily anzusehen, zu sehen, dass sie lebte und schon brach die silberne Hirschkuh aus der Spitze seines Zauberstabes hervor, als er den Zauberspruch murmelte.
Lily konnte nicht glauben, was sie da sah … Eine Hirschkuh. Sie biss sich auf die Lippen. Wieso hatte Severus eine Hirschkuh? Ein identischer Patronus. Dass es sowas überhaupt gab? Sie hatte es schon als Wunder empfunden, dass sie und James fast das gleiche Tier hatten... Warum nur hatte Severus so einen Patronus?
Sie sah ihn an. Doch er blickte jetzt in eine andere Richtung.
„Severus?“
„Jetzt weißt du es. Und?“, sagte er kalt und wütend.
Seine abweisende Haltung änderte sich nicht, als er Lily ins St. Mungo brachte, wo ihre Verletzungen schnell behandelt wurden.
Barty Crouch lieferte er bei seiner kranken Mutter ab.
***
Die drei Lestranges konnten von den alarmierten Auroren gefangen genommen werden. Allerdings trafen diese erst bei den Longbottoms ein, als die Folterungen bereits in vollem Gange waren. …
tbc
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Ich weiß, ihr seid nicht das richtige Publikum für dieses Kapitel, aber leider sind mir die Fans des Tränkemeisters bereits abhanden gekommen...
Hoffentlich habt ihr wenigstens bis zum Schluss durchgehalten.
Ich selbst mag das Kapitel nämlich...
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