von MIR
Da ist nun endlich das neue Kapitel. Es ist ein Rückblick (so nennt man einen Flashback auch ;) ) auf das, was zuvor passiert ist. Es geht hauptsächlich um Severus Snape, ich hoffe, dass alle Rumtreiber-Fans nicht gleich die Flucht ergreifen...
Und tausend Danke und Dankeschöns an alle Kommischreiber hier und Reviewer im Thread für eure lieben und aufmunternden Beiträge.
Ich schreibe meine Rekommis immer in den Thread, also einfach mal HIER klicken.
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Noch jemand war an diesem Abend im Hause der Potters gewesen. Ein Animagus in Gestalt einer Ratte. Er war nach Godrics Hollow gekommen, um zu sehen, wie weit Voldemort tatsächlich gehen würde.
Entsetzt hatte er das Scheitern des dunklen Lords mit angesehen. Von dieser Seite würde es nun keinen Schutz mehr geben. Und die helle Seite würde ihn hassen, wenn heraus kam, was er getan hatte. Er würde untertauchen müssen.
Doch zunächst verwandelte er sich zurück, um Voldemorts Überreste verschwinden zu lassen und dessen Zauberstab an sich zu nehmen.
Harrys „Papa, Papa“ - Gejammere, das in ein erfreutes „Wummy, Wummy!“ - Rufen überging, ignorierte er dabei völlig. Er warf noch einen kurzen Blick auf die Leiche von James und zuckte bedauernd mit den Schultern, bevor er wieder seine Rattengestalt annahm und verschwand.
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Auch für Severus Snape war es ein schlimmer Abend.
Bevor der dunkle Lord aufgebrochen war, hatte er ihn zu sich gerufen.
„Heute wirst du für deine Treue belohnt werden! Ich werde endlich die sogenannte Bedrohung ausschalten und dir ein kleines „Geschenk“ mitbringen. Selbstverständlich möchte ich dabei sein, wenn du es „auspackst“. Du weißt, wie viel Freude ich an dieser Form der Unterhaltung habe.
Ein hohes kaltes Lachen folgte.
Grausames Entsetzen packte Severus. Es gelang ihm kaum, seine Mauer der Okklumentik aufrecht zu erhalten. Dabei war es eigentlich klar gewesen, dass der dunkle Lord Lily nicht nur aus Freundlichkeit verschonen würde.
Deshalb war Severus damals zu Dumbledore gegangen.
Hatte der alte Mann nicht versprochen, die Potters zu beschützen? Wieso war dann der dunkle Lord heute so sicher, sie zu erwischen?
Hatte Dumbledore noch einen Trumpf in der Hand oder hatte sein Schutz versagt?
Wenn ja, dann gab es zumindest noch für Lily eine Chance. Sie würde Schlimmes erleiden, doch sie würde leben.
Allerdings war er sich nicht sicher, ob er ihr das antun konnte, was der dunkle Lord erwartete. Er hatte gelernt, seine Rolle zu spielen, sich hart und grausam zu geben, aber ausgerechnet Lily… Doch wenn er es nicht tat, würde ein anderer ausgewählt werden und ein noch viel grausameres Spiel mit ihr treiben. Verdammt!
Er hasste sich dafür, dass er diesem Psychopathen nachgefolgt war. Am liebsten würde er sich auf ihn stürzen, ihn mit seinen bloßen Händen erwürgen, aufschlitzen, foltern, auf jede erdenkliche Art leiden lassen. Doch er wusste, dass er keine Chance hatte.
Laut sagte er schließlich: „Herr, ich freue mich schon darauf, die Trophäe zu erhalten.“
Voldemort disapparierte und Severus wusste, dass dieser im gleichen Moment in Godrics Hollow auftauchte.
Die einzige Chance, die Potters zu warnen, wäre vielleicht noch ein Patronus. Doch weder James noch Lily ahnten, welche Gestalt Snapes Patronus annahm und warum. Die Reaktion mochte er sich gar nicht ausmalen.
Andererseits wäre es das wert. Also zog er seinen Zauberstab.
„Perificus totalus“, kam es von hinten und während er umkippte, hörte er ein gackerndes Lachen.
Die lästige kleine Black – neuerdings mit dem Namen Lestrange - schien sich köstlich zu amüsieren.
„So genial der dunkle Lord auch ist, ich habe nie verstanden, warum er dir vertraut, Severus“, begann sie, „ein mickriges Halbblut, noch dazu eines, dass in der Schule hinter dem Rockzipfel eines Schlammblutes hergelaufen ist.“
Sie kam näher und stellte einen Fuß auf seinen Brustkorb. Ihr Ehemann Rodolphus folgte ihr.
„War das eben eine Zauberstabbewegung, die ich gesehen habe? Wolltest du etwa etwas unternehmen, um der glücklichen kleinen Familie zu helfen?“
Jetzt trat sie mit dem Fuß gegen die Hand, die den Zauberstab hielt, bis der Stab sich löste, und schoss ihn in die Ecke.
„Das wird der dunkle Lord aber gar nicht nett finden. Wie gut, dass er uns ebenfalls hierhin beordert hat. Ganz so leichtgläubig ist er eben doch nicht. Vielleicht bekommt nun jemand anderes die Belohnung.“
Solange die Körperklammer ihn lähmte, konnte Severus nichts erwidern.
Doch er brauchte nicht lange zu warten. Bellatrix fand es allmählich langweilig, mit einer stummen, bewegungslosen Puppe zu reden und nahm den Fluch zurück.
Mit einer unglaublich schnellen Bewegung hatte er seinen Zauberstab wieder. „Hör zu, Black“, sagte er kalt, „wag das niemals wieder! Niemals!“ Er musterte sie verächtlich, während Bellatrix sich vor Schmerz krümmte, weil er ihr einen ungesagten Zauber auf den Hals gehetzt hatte. „Ist es etwa Eifersucht auf das Schlammblut, die dich rasend macht? Das sollte der dunkle Lord aber besser nicht wissen. Und wozu hast du eigentlich einem Ehegatten?“
Empört wollte Bellatrix etwas erwidern, doch Severus war bereits disappariert.
Mit Desillusionierungszauber verborgen landete er vor dem Haus der Potters, genau in dem Moment, als das Dach weggesprengt wurde. Das dunkle Mal auf seinem Arm begann zu brennen, doch es leuchtete nicht auf wie sonst, sondern schien schlagartig zu verblassen, auch wenn es erkennbar blieb.
Er konnte sich keinen Reim darauf machen, doch er musste nachsehen, was passiert war, egal wie riskant es war.
Er schritt durch den Garten und öffnete vorsichtig die Haustüre. Der Ratte, die an ihm vorbei ins Freie flitzte, gefolgt von einem rotgetigerten, fauchenden Kater, schenkte er keine Beachtung.
Im Wohnzimmer lag sie, Lily. Er sah sofort, dass sie lebte, und vor Erleichterung hätte er fast die Gefahr vergessen.
Doch er musste wissen, was passiert war. Also ging er nach oben und brauchte nicht lange, um das Kinderzimmer zu finden.
Potter lag auf dem Boden. Tot. Trotz allem war es ein Schock. Wie oft hatte er sich im Zorn genau das gewünscht. Immer und immer wieder hatte er den arroganten Widerling sterben sehen wollen. Hatte ihm die härtesten Folterqualen an den Hals gewünscht. Doch nun musste er feststellen, dass er es niemals wirklich ernst gemeint hatte.
Der kleine Potter saß daneben im Bett. Irgendwie nahm er den unsichtbaren Besucher wahr und begann wieder zu weinen.
Das Geplärre nervte Severus. Trotzdem konnte er es sich nicht verkneifen, Lilys Sohn einmal aus der Nähe zu betrachten.
Er sah aus wie Potter. Bis auf diese Narbe und… Severus blieb fast das Herz stehen, als der Junge ihn ansah … die Augen. Mandelförmig und grün. Lilys Augen.
Unwillkürlich strich dem Kind über die Haare. Merkwürdigerweise beruhigte es sich sofort. Wie elektrisiert zog der Besucher seine Hand zurück. Es war besser, jetzt schnell zu verschwinden und keine Spuren zu hinterlassen, solange er nicht wusste, was los war. Lily würde bald erwachen und sich um den Kleinen kümmern.
Was war mit dem dunklen Lord geschehen?
Auf dem Rückweg durchquerte Severus erneut das Wohnzimmer. Lily lag noch immer an der gleichen Stelle. Er blieb stehen, um sie zu betrachten. Das wundervolle dicke rote Haar war wirr um ihren Kopf verteilt. Er bückte sich, um es zu berühren. Wie lange hatte er das schon nicht mehr getan? Seit sie Kinder gewesen waren. Er kniete sich neben sie und strich nun auch ihr über die Haare und ließ sie durch die Finger gleiten. Dann wanderten seine Finger über ihr Gesicht, zogen die hellen Augenbrauen nach, die kleine geschwungene Nase, die Lippen. Dann wanderte seine Hand über den Hals weiter nach unten … Nein! Nicht das. Nicht jetzt! Nicht, wenn sie bewusstlos war, und nicht, wenn noch immer Gefahr drohte. Sie würde ihm ohnehin ins Gesicht spucken, wenn sie mitbekäme, was er gerade tat. Und dabei wusste sie noch nicht einmal alles… , sie hatte keine Ahnung, dass all das hier seine Schuld war. Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Haus, um nun endlich Dumbledore zu kontaktieren, und apparierte nach Hogsmead.
Natürlich war Dumbledore mal wieder in der Lage gewesen, sich nach dem Bericht von Severus alles perfekt zusammen zu reimen. Der Tod von James, Harrys Überleben, Voldemorts Verschwinden, die Explosion, das Verblassen des dunklen Mals, die Narbe: Alles passte für ihn zusammen und klang plausibel.
Voldemorts Macht war gebrochen, er selbst vernichtet, durch die Kraft der Liebe. Sein Verhängnis war ein kleines Kind, Harry Potter, geschützt durch die Liebe seines Vaters, der für es starb.
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Im nächsten Chap geht es dann wieder mit Lily weiter...
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