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Fanfiction

To Be Alive - Lilys neues Leben - Ende und Anfang

von MIR

REKOMMIS


***

„Weißt du noch, warum du damals, in jener Halloween-Nacht, als James starb, Harry nicht nach oben ins Bett gebracht hast? Warum James es übernommen hat?“
Lily starrte Albus an, als habe er den Verstand verloren. „Warum? Wen interessiert das? Es ist weit über ein Jahr her. Es gab keinen besonderen Grund. Mal hab ich es gemacht, mal er.“
„Versuch dich zu erinnern!“, forderte Albus.
Lily durchforstete ihr Gedächtnis, doch sie konnte keinen ungewöhnlichen Grund entdecken.
„Exsolvo obliviones abscondita“, kam es leise von dem alten Mann. Dumbledore beherrschte das Wiederherstellen gelöschter Erinnerungen und plötzlich standen die Ereignisse jener Nacht so leibhaftig vor Lily, dass sie erschrak. Niemals hatte sie auch nur geahnt, was damals wirklich passiert war:

***

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Sie sah sich zu Hause in Godrics Hollows im Flur stehen, Harry auf dem Arm, um ihn ins Bett zu bringen, als der Mann plötzlich auftauchte. Es war nicht Voldemort, nein, es war jemand, den sie nicht kannte. Er sah aus wie James, nein, er hatte grüne Augen, er sah eher aus wie ein erwachsener Harry, dennoch wirkte etwas in seinen Zügen fremd und erinnerte sie an Arthur Weasley.

„Lily?“, fragte der Mann, „Du bist wirklich Lily, meine Großmutter? Und das hier ist Dad?“ Lily brachte kein Wort über die Lippen.
„Ich wollte dich nur einmal sehen. Ich arbeite in der Mysteriumsabteilung. Wir experimentieren mit der Zeit. Und ich... ich wollte dich warnen.“
„Wer bist du?“, entfuhr es Lily.
„Albus Severus, dein Enkel. Hör zu, Voldemort...“
„Albus Severus? Du heißt Albus und Severus? Harry soll seinen Sohn Albus und Severus genannt haben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Der einzige Severus, den er kennen könnte, ist ein Todesser. Außerdem kann man mit Zeitumkehrern nicht so weit reisen. Also, wer bist du wirklich?“
„Es stimmt. Ich bin Harrys Sohn. Und es war ein Experiment, kein Zeitumkehrer. Ich trage die Namen zweier Schulleiter, die sehr mutig waren und meinem Vater geholfen haben, Voldemort zu besiegen. Keine Todesser also. Aber wir haben jetzt keine Zeit, darüber zu reden. Voldemort weiß, wie er euch findet. Er ist auf dem Weg hierher. Pettigrew hat es verraten.“
Lily erschrak bis in die Knochen. Aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm. Todesangst machte sich in ihr breit und noch mehr die Angst um Harry. Sie wusste, dass ihr kleiner Sohn das erste Ziel von Voldemort war. „Nein. Nicht Harry“, flüsterte sie.
„Dad – also Harry wird nichts passieren. Sonst gäbe es mich nicht. Aber ihr ... er wird ohne euch aufwachsen. Ihr müsst euch retten. Ihr müsst ...“

Wie aus dem Nichts war ein zweiter Mann aufgetaucht. „Du darfst das nicht tun, Al! Du darfst die Geschichte nicht verändern! Wenn sie nicht sterben, wird Voldemort niemals besiegt! - Obliviate!“
Ohne zu zögern hatte er den Zauberstab auf Lily gerichtet. Alles verschwamm vor ihren Augen und als sie wieder klar sehen konnte, waren die Männer verschwunden, ebenso wie die Erinnerung an das, was gerade geschehen war.

Sie stand noch immer im Flur, völlig verwirrt, Harry auf dem Arm, ohne die geringste Ahnung, was sie gerade tun wollte. Sie öffnete die Wohnzimmertür.
„Was ist los Schatz? Warum bringst du ihn nicht hoch?“ James war sofort aufgestanden. „Geht es dir nicht gut? Gib mir Harry, ich bringe ihn ins Bett.“

Die beiden gingen nach oben, während Lily noch immer wie in Trance durchs Wohnzimmer wankte. Ein plötzliches Geräusch ließ sie herumfahren. Es war Voldemort.
„STUPOR!“ Jetzt wurde es wirklich dunkel um sie.
Text[/style]

***


Die Erinnerung verblasste.
An das, was sie nach diesem Aufwachen erlebt hatte, hatte sie sich schon häufig zur Genüge erinnert. Sie sah ihre beiden Begleiter an.

„Albus Severus!“, flüsterte sie. „Er war da.“ Albus und Severus sahen sie irritiert an.
Stockend erzählte sie von ihrem Enkel, erzählte alles, was sie gerade gesehen hatte. „Der zweite Mann wollte verhindern, dass die Zeit manipuliert wird, aber ,Obliviate' hat wohl nicht gereicht. Alles hat sich vermutlich geändert, als James Harry ins Bett brachte. Hätte ich es getan, wäre ich bestimmt tot. Doch so habe ich überlebt – Dadurch kam Pettigrews Schuld ans Licht und dadurch ist er geflohen und hat Voldemort zurückgebracht und dadurch ist all das Schlimme hier geschehen.“

Severus und sogar Albus waren sprachlos. Beide waren geschockt. Auch wenn Albus etwas in der Art geahnt hatte, überraschten die Details ihn doch. Severus wirkte niedergeschlagen und geradezu entsetzt.
„,Das Ende kann nur dort sein, wo der Anfang war' … jetzt ergibt es Sinn!“, fuhr Lily fort, „Der Anfang der falschen Zeitlinie ist gemeint. Damals haben die 'falschen Zeiten' begonnen. Mein Enkel hat sie durch seine Zeitreise ausgelöst.“
Albus nickte.
„Doch was können wir tun? Glaubst du etwa, ich kann es wieder rückgängig machen, Albus? Wie soll ich an diesem Zeitpunkt gelangen? Und was soll ich dann machen? Soll ich ... die andere Lily in den Tod schicken?“ Sie schauderte. „Und wenn es klappt? Was geschieht dann mit mir?"
"Es wird nur eine Lily geben", flüsterte Albus.
„Nein!“ Severus griff Lilys Hand und hielt sie fest. „Du wirst nicht sterben. Und du wirst dich nicht opfern! Ich lasse es nicht zu! Du wirst nicht durch meine Schuld, meinen Verrat, sterben.“
„Es ist längst geschehen, Sev“, erwiderte sie mit Tränen in den Augen. „All das hier ist ... ich weiß nicht, was es ist ... eine Zeitblase, die durch ein Experiment in der Mysteriumsabteilung entstanden ist ... es ist nicht die richtige Zeitlinie. Es ist falsch. Es ist nicht real.“
„Doch. Es ist real. Ich lebe und du lebst. Unsere Liebe ist real. All das ist passiert. Es ist wirklich passiert!“
„Sev. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Doch ja, ein bisschen, aber ich weiß, dass es richtig ist zu gehen, wenn es irgendwie möglich ist. Für Harry. Für eine bessere Welt. Du trägst nicht die Schuld, an dem was mir dort passiert. Du hast einen Fehler gemacht, ja, aber der Mörder ist Voldemort.“
Severus zitterte. „Ich... nein...“
„Severus. Du wirst leben. In dieser anderen Zeit wirst du leben! Du wirst sogar...“
„Glaubst du, dass ich das will?“, entgegnete er leise, „Leben?! Glaubst du, ich will leben – mit dem, was ich getan habe? Weißt du noch, was für ein Mensch ich war, damals, vor dem Angriff? Glaubst du, ich will wieder so werden? Voller Hass, voller Verbitterung, ein Anhänger Voldemorts?“
„Severus... du… du wirst zu den Guten gehören, du wirst...“
„Woher willst du das wissen? Ich weiß noch genau, wie ich war, wie ich gedacht habe damals, wie ich gehasst habe. Vor allem James. Ihn noch mehr als Sirius, weil er dich bekommen hat. Und wenn du stirbst, werde ich auch Harry hassen. Ich werde ihn hassen, dafür, dass er aussieht wie James und dafür, dass er schuld ist an deinem Tod – obwohl ich es eigentlich bin... Ich werde blind sein vor Hass und die Wahrheit nicht sehen wollen. Und ich – so wie ich jetzt bin – werde keine Chance haben, mein früheres Ich zur Vernunft zu bringen. Es wird niemals wissen, dass du... mich geliebt hast. Wie kannst du glauben, dass ich zu den Guten gehören würde? Ich würde... deinen Sohn... für all das büßen lassen, was geschehen ist ... was ich getan habe ... ich wäre … ein Monster.“ Er schluckte heftig. „Vielleicht habe ich kein Recht, diese Chance zu bekommen, die ich durch dich bekommen habe, doch es tut mit leid für Harry, es tut mir leid für alle, denen ich das Leben schwer machen werde, denen ich Böses antun werde.“
Auch Lily hatte einen Kloß im Hals. „Glaub mir, du hast jedes Recht der Welt, eine Chance zu bekommen. Und anscheinend kennst du dich selbst nicht ganz so gut, wie du glaubst. Es war noch vor Halloween als du bei Albus um Schutz für meine ganze Familie gefleht hast. Und vor allem: Mein Enkel heißt Albus Severus. Harry hat seinen Sohn nach dir benannt. Das muss etwas bedeuten! Mein Enkel hat gesagt, dass er nach zwei Schulleitern benannt ist, die mutig gegen Voldemort gekämpft haben. Mehr weiß ich nicht. Doch es reicht, um zu wissen, dass immer noch genug Gutes in dir steckt. Du wirst auch ohne mich nicht dem Bösen dienen. Du wirst Harry helfen – obwohl er wie James aussieht und obwohl du mich für immer verloren hast. Ich weiß, das wird sehr schwer für dich sein, doch du wirst es trotzdem tun.“
„Und du wirst leben“, setzte Albus hinzu, „wenn ich das richtig verstanden habe, wirst du sogar Schulleiter werden. Beruhigend schon einmal zu wissen, wer mein Nachfolger sein könnte. „Besser als das, was wir im Augenblick so haben. Um Welten besser.“
Severus schüttelte nur ungläubig den Kopf. Er brachte kein Wort mehr heraus.
Lily nahm seine Hand und drückte sie fest.
„Wo auch immer ich hingehe... ich bin sicher, dass wir uns einmal wiedersehen. Und ich werde es wissen. Ich werde es wissen, wie sehr ich dich geliebt habe.“

Sie schluckte ein paarmal, dann wandte sie sich an Albus: „So ganz klar ist mir nicht, wie das alles praktisch vor sich gehen soll. Wie sollen wir die richtige Zeitlinie wieder herstellen? Hast du einen Zeitumkehrer?“
„Ein Zeitumkehrer nützt uns nichts. Man kann nur ein paar Stunden zurückreisen.“
„Aber mein Enkel... es müssen um die fünfzig Jahre gewesen sein!“
„Nun, ich habe keine Ahnung, was die Unsäglichen in der Zukunft alles erfinden oder entdecken werden, aber ein normaler Zeitumkehrer hätte niemals diese neue Realität entwickeln können. Zeitsprünge lassen normalerweise nur Dinge passieren, die sowieso schon passiert sind. Sie können die Vergangenheit nicht wirklich verändern.“
„Das ist ja echt kompliziert“, sagte Lily.
„Wenn Harry stirbt, wird ein Paradoxon entstehen, denn sein Sohn, der die Zeit verändert hat, wird nie existieren. Ich bin mir nicht sicher, da wir es mit Magie aus der Zukunft zu tun haben, doch ich vermute folgendes:.Du musst dich nur mit Harry in diesem Moment genau an dem Ort befinden, an dem alles begann. Dann gibt es eine Chance, dass sich das Zeitfenster wieder schließt.“
„Was heißt das?“
„Geh nach Godrics Hollow und nimm Harry auf den Arm. Stell dich möglichst genau an die Stelle, an der du standest, als Albus Severus auftauchte. Dort musst du stehen bleiben bis Harry in deinen Armen stirbt. Im Moment seines Todes wird sich die Zeitblase zusammenziehen und du wirst ihn lebendig in deinen Armen halten. Ihr beide werdet wieder jünger sein, doch ihr werdet euch an all das hier erinnern können. James wird noch leben und das Haus heil sein. Es wird keine „andere Lily“ geben, auch keinen „anderen Harry“. Gleichzeitig wird dein Enkel wieder vor dir stehen. Du musst ihn zurückschicken, ohne dass er die Zeit verändert. Du musst Harry nach oben ins Bett bringen ohne noch einmal mit James zu sprechen! Du musst dort Lord Voldemort erwarten und dich wie James dazwischen werfen, wenn Harry getötet werden soll.“
„Das kannst du niemals von Lily verlangen!“, rief Severus verzweifelt, „Wie soll sie das ertragen? Sie soll sich nicht nur bereitwillig opfern, sie soll auch noch all das erdulden. Das ist mehr als irgendein Mensch ertragen kann!“
Lily nickte. „Doch, ich kann es. Das Schwerste wird sein, nicht mit James zu reden. Nur eines noch:
„Könnte ich nicht dort – in der anderen Welt – eine Botschaft hinterlassen? Eine paar Worte an Severus, an Harry, an Petunia? Könnte ich nicht allen erzählen, dass Pettigrew den Verrat begangen hat und er sich bei den Weasleys als Ratte versteckt? Dann könnte er geschnappt werden und würde Voldemort nie zurückholen?“
„Lily, damit veränderst du erneut die Zeit. Es könnten dann wieder Folgen eintreten, die wir nicht ahnen. Nur wenn wir die ursprüngliche Zeit wieder herstellen, können wir sicher sein, dass Voldemort besiegt wird und Harry überlebt. Sobald auch nur eine Kleinigkeit verändert wird, schafft er es vermutlich nicht.“
„Aber Harry … er wird sich auch erinnern können, hast du gesagt. Er könnte genauso die Zeit verändern!“
„Er wird wieder fast ein Baby sein. Er wird es niemandem mitteilen können. Bis er alt genug ist, wird er alles vergessen haben.“
„Dann verurteile ich mit meiner Tat Sirius zur Haft in Askaban … Severus wird es schwer haben … und Harry … Harry, mein kleiner Junge wird leben, aber … Albus, du hast einmal gesagt, er hätte zu Petunia gemusst, wenn ich diejenige gewesen wäre, die … Albus, vor dieser Halloween-Nacht hatte ich keine Chance, mich mit meiner Schwester zu versöhnen … wie wird sie Harry behandeln? Wird sie trotzdem ihre Wut auf mich besiegen können? Oder wird sie es an Harry auslasssen? Wird sie ihm vielleicht sogar die Schuld an meinem Tod geben? Und Vernon wird noch leben … er konnte Harry überhaupt nicht leiden … das kann nicht gut gehen, Albus.“
So langsam kamen Lily Zweifel an dem Plan.

„Harry wird leben, Lily, und er wird Voldemort besiegen. Das ist alles, was wir im Moment erreichen können. Wir wissen nicht, wie seine Kindheit wird, aber ich glaube, du und James ihr habt ihm genug Liebe mit auf den Lebensweg gegeben, um alles durchzustehen. Vermutlich wird er genauso ein wundervoller Mensch werden.“
„Albus hat Recht, Lily“, überwand Severus sich zu sagen, während er ihre Hand nahm. „Wir haben nur diese eine letzte Chance, das Ruder herumzureißen. Auch wenn es für mich unerträglich ist, dich ziehen zu lassen und zu wissen, was für ein Mensch ich selbst sein werde. Auch wenn ich hundertmal lieber selbst sterben würde: Nur so werden unzählige Leben gerettet. Meine Schwester bekommt eine Chance erwachsen zu werden, ebenso wie Harry und all die muggelgeborenen Kinder. Remus wird leben, Sirius auch – vielleicht kommt er ja irgendwann frei – und Marius, der Onkel, den du so sehr mochtest, er wird mit all dem nichts zu tun haben und daher sicher auch überleben. Außerdem wird Albus vielleicht niemals diesen Ring anstecken. Und vor allem: Voldemort wird zuletzt gestoppt. Er wird nicht ewig bleiben, um seine Massaker fortzusetzen.“

Lily nickte unter Tränen, sie klammerte sich an Severus, so fest sie nur konnte, und wünschte sich, die Zeit, die ihnen diesen Streich gespielt hatte, würde einfach aufhören voranzuschreiten und ihnen wenigstens genug Raum für einen richtigen Abschied gewähren. Doch selbst der sonderbare Ort, an dem sie sich befanden, konnte diesen Wunsch nicht erfüllen. Unbarmherzig tickte die Uhr und mit jeden Augenblick kam der Zeitpunkt näher, an dem der Avada Kedavra wirken würde – bei Harry und schließlich auch bei Severus. Keiner wusste, wann es soweit war.
„Sev, ich liebe dich so sehr. Es kommt mir vor, als würde ich dich erneut stehen lassen, um mit James weiterzuziehen.“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Für einen Moment war der alte Spott in seiner Stimme zu hören. „Es ist keine Party, auf die ihr geht. Es ist der Tod, Lily.“
„Ich weiß. Es ist nur so verdammt schwierig, euch alle zurückzulassen. Es wäre so viel leichter, wenn euch ein glückliches Leben erwarten würde.“
Severus sah sie an und umschloss sie dann noch fester. Sein Tonfall war jetzt voller Wärme, als er sagte: „Keine Schuldgefühle, Lily! Nicht bei dem, was du jetzt tun wirst. Du hast mich damals nicht einfach stehen lassen. Du hattest einen Grund. Und du hast James geliebt, genauso wie er dich. Er war besser für dich als ein Todesser. Und bitte mach dir keine Sorgen um mich. Wenn ich dort wirklich mithelfe, Voldemort zu besiegen, ist das mehr als ich zu hoffen gewagt hätte. Mein Leben wird nicht glücklich sein, aber auch nicht sinnlos.“
Er küsste sie zum Abschied, küsste die Tränen fort, bis sie ihren Mund auf seinen drückte und beide sich mit aller Kraft ein letztes Mal aneinander festhielten
Schließlich schob sie ihn mit äußerster Willensanstrengung von sich. „Ich muss gehen. Ich darf nicht länger warten, sonst ist es vielleicht doch noch zu spät.“
Ein letzter Händedruck, ein letzter Blick, dann nahm sie den Portschlüssel, den Albus in der Zwischenzeit vorbereitet hatte, in Empfang.

***

Und plötzlich stand sie wieder da, wo alles begonnen hatte: In ihrem Haus in Godrics Hollow, im Flur. Eineinhalb Jahre waren vergangen, Wind und Wetter hatten die Zerstörung vorangetrieben.
Sie stellte sich mit Harry in den Flur und jetzt hieß es warten. Warten auf den Tod ihres Sohnes, der dann hoffentlich doch leben würde. Warten auf ihre eigene Hinrichtung.
Was, wenn sie es nicht schaffen würde? Wenn sie es nicht schaffte, sich dazwischen zu werfen? Wenn sie nicht schnell genug war, oder der Mut sie verließ? Was, wenn Harry trotzdem getötet würde oder irgendein winziges Detail schief lief, das den Sieg verhindern würde?
Was, wenn die Theorie von Albus gar nicht stimmte – wenn Harry hier in ihren Armen sterben würde, ohne dass sie auch nur den Versuch unternommen hatte, ihn doch noch irgendwie anders zu retten? Wenn genau dadurch der schlimmste Teil der Prophezeiung eintraf?

Das Warten war schrecklicher als alles andere und allmählich fragte sie sich, ob sie sich nicht alle getäuscht hatten und Harry gar nicht sterben würde? Vielleicht hatte Severus den Avada ja doch völlig aufheben können? Oder Harry war gar nicht richtig getroffen worden?
Lily hatte das Gefühl verrückt zu werden, wenn nicht bald endlich das eintraf, wovor sie sich so fürchtete. Es war einfach albern, hier zu stehen. Das Ganze konnte einfach nicht stimmen!
Und Harry wurde allmählich richtig schwer. Ob sie ihn aufwecken sollte? Vielleicht sollte sie sich wenigstens setzen ...

Noch eine Stunde würde sie warten. Eine Stunde, dann würde sie sich neu entscheiden. Vielleicht würde sie nach Hogwarts zurückgehen und erzählen, dass der Plan nicht funktioniert hatte.
Doch die Zwischenzeit wollte sie nutzen. Nicht, um sich auf den Tod vorzubereiten, sondern, um den Lebenden etwas zu hinterlassen. Falls es doch klappte.
Sie durfte die Zeit im Jahre 1981 nicht verändern, doch wenn ihr Enkel in seine Zeit zurückkehren würde, dann gab es dort nur noch Zukunft. Nichts sprach dagegen, dass Harry dann etwas mehr von seiner Mutter erfuhr.
Sie beschwor Feder und Papier herauf und ließ die Feder einen langen Brief an ihren Sohn schreiben, an einen Harry der etwa fünfzig Jahre alt sein würde, ein Alter, das sie nicht einmal zur Hälfte erreicht hatte.

***

Noch immer hatte sich nichts ereignet. Die Stunde war fast um, der Brief geschrieben. Sie ließ die Schreibutensilien verschwinden und steckte den Brief ein. Würde das Papier die verschiedenen Zeiten überstehen? Sie musste es einfach versuchen.
Sie ging ein bisschen im Flur auf und ab mit Harry. Versuchte an Halloween zu denken. Was sie an diesem Tag so alles erlebt hatte mit Harry und James.
James. Auch ihn hatte sie sehr geliebt. Doch seitdem war so unglaublich viel geschehen. Und nun würden sie zusammen den letzten Weg gehen. Zusammen – und doch jeder für sich. Sie durfte nicht einmal mit ihm reden...

Plötzlich ging alles ganz schnell. Harry schlug die Augen auf, für eine Sekunde sah er sie an, voller Staunen, dann verschwand das Leben aus seinem Blick. Sein Körper sackte schwer und teilnahmslos zusammen. Im gleichen Moment spürte Lily eine unheimliche Wärme, die sie durchströmte und jede Zelle ihres Körpers zu erreichen schien. Sie wurde von einem Wirbel erfasst und plötzlich merkte sie, wie die Last auf ihrem Arm viel leichter wurde.
Harry begann zu zappeln und wollte anscheinend runter von ihrem Arm. Doch sie hielt ihn fest. Tatsächlich wirkte er fast wie ein Baby. War er wirklich mal so klein gewesen?
„Lily?“, hörte sie eine Stimme. „Du bist wirklich Lily, meine Großmutter? Und das hier ist Dad?“ Sie blickte auf und sah wieder ihren Enkel vor sich stehen.
„Ich wollte dich nur einmal sehen. Ich arbeite in der Mysteríumsabteilung. Wir experimentieren mit der Zeit. Und ich... ich wollte dich warnen.“
„Ich weiß“, sagte sie, „aber du darfst es nicht tun, Albus Severus. Du hast es bereits einmal versucht. Wenn wir nicht sterben, wird Voldemort nicht besiegt. Eine dunkle Zeit wird kommen und du wirst niemals geboren. Geh wieder zurück, damit passieren kann, was bereits passiert ist und die Zeitlinie wieder hergestellt wird. Aber nimmt diesen Brief mit. Er wird einiges erklären.“
Sie griff die Hand des überraschten Mannes. „Danke, dass du das für mich tun wolltest. Sag Harry, dass ich ihm liebe und dass er einen wundervollen Sohn hat.“ Sie drückte seine Hand.
Kurz darauf war er verschwunden.

Harry begann erneut zu zappeln. Sie musste ihn jetzt nach oben bringen. Sie durfte nicht daran denken, dass ein lebendiger James im Wohnzimmer saß. Und sie musste Harry schnell nach oben bringen, bevor Voldemort hereinkam.
Es war so unglaublich schwer! Wie gerne würde sie noch ein einziges Mal die Stimme von James hören! Ihn wenigstens einmal sehen, bevor sie beide sterben würden.
Doch dann wäre alles umsonst. Alles, was sie bis jetzt durchgemacht und erreicht hatte.
Sie zwang sich die erste Stufe zu nehmen, dann die zweite, die dritte, … immer weiter bis sie oben war. Sie betrat das Kinderzimmer und legte Harry ins Bett. Er wollte nicht schlafen. Auch er war verängstigt und begriff nicht, was vorging.
Sie hörte Geräusche unten im Haus. Dann hörte sie James schreien: „Lily, nimm Harry und flieh! Er ist es! Flieh! Schnell! Ich halte ihn auf - “
„Avada Kedavra“, rief die altbekannte hohe Stimme und sie hörte einen Körper zu Boden fallen.
Unwillkürlich entfuhr ihr ein Schrei.
Sie würde warten.
Es dauerte nicht lange, bis der Dunkle Lord ihr gegenüber stand.
Schützend stellte sie sich vor Harry.
„Geh zur Seite, du dummes Mädchen … geh beiseite, sofort … !“
„Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, töte mich an seiner Stelle -“
„Dies ist meine letzte Warnung -“
„Nicht Harry! Bitte … hab Erbarmen … nicht Harry!“
„Geh beiseite, geh beiseite, Mädchen -“
Sie tat es nicht.
„Avada Kedavra!“, rief Voldemort schließlich. Das grüne Licht blitzte durch den Raum und Lily sank zu Boden.
Im Sterben lächelte sie. Es war geschafft.
Voldemort hatte selbst sein Urteil gesprochen. Es war der Anfang von seinem Ende.
Es würden harte Zeiten kommen, doch eines Tages würde es eine bessere Welt geben.


_________________________________________
Es kommt noch ein Epilog, der - Überraschung! - 50 Jahre später spielt.

Diesmal würde ich mich wirklich über ein bisschen mehr Feedback freuen. Wie hat euch diese Wendung gefallen? Sie ist wohl nichts für Epilog-Hasser ... (Oder ist der SciFi-Fan zu sehr mit mir durchgegangen? ;) )Wie fandet ihr die Geschichte an sich?


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
Helena Bonham Carter