
von Ithelia
Hier das nächte Kapitel.
Kleines Austeilen zu allen Seiten. Ich hoffe sehr, niemand wird sich irgendwie beleidigt fühlen (ihr seid bestimmt nicht gemeint). Natürlich handelt es sich auch um teils deutlich überspitze Darstellungen einer Profilneurotikerin.
An all meine fleißigen Reviewer ein ganz ganz großes Dankeschön. Ich kann noch kaum fassen, wie positiv das Alles bisher aufgenommen wurde und bedanke mich von Herzen für die warmen Worte. Ihr seid einfach spitze!
Zwar sind die Einträge etwas kurz, da ich für mehr nicht genügend Zeit mitbringe, doch werde ich dafür versuchen, sehr regelmäßig neue hochzuladen.
Ich wünsche viel Lesespaß.
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22.9.1990
Schon am ersten richtigen Unterrichtstag geht das Theater mit meinen verehrten Mitschülerinnen wieder einmal los: Eigentlich finden sie immer einen vermeintlichen Grund, auf mir rumzuhacken.
Sie, das sind vor allem die gackernden Hühner, die im Grunde den ganzen Tag die Gesamtheit ihrer geistigen Kapazitäten auslasten, indem sie Strategien zum Erlangen irgendeines absolut geschmacklosen Stofffetzens auszuklügeln, nur um jede Nacht vom Selben, nämlich einem begehbaren Kleiderschrank bis an den Rand gefüllt mit maßgeschneiderten Designerstücken zu träumen und sich über diese Wunschvorstellung zu definieren.
Während also die erste Spezies nur all zu gerne mit ihren Schnatterschnäbeln auf mich einhackt, steht eine weitere, etwas anderes gestrickte feindliche Art ihnen gegenüber: Die „Unangepassten“. Im Grunde sind die noch schlimmer als das Geflügel, welches immerhin zum etwas seichten Gemüt steht und es mit Zähnen und Klauen behauptet.
Bei diesen Zeitgenossen ist das anders; felsenfeste Freiheitskämpfer, auf dem heiligen Kreuzzug gegen die vermeintliche Obrigkeit, ein Sammelbegriff für all die Menschen, die nicht in ihr Kleinstadtanarchoweltbild hineinpassten. Von Erwachsenen, Konservativen und anderen Rassisten, Kapitalisten, Kleingeistern, Spießern, Gläubigen (verfolgte gelegentlich mit eingeschlossen), reichen „Sesselpupsern“ – wobei als vermögend eingestuft wurde, wessen aktueller Kontostand den eigenen überbot – war alles vertreten. Zugegebenermaßen ein vielseitiges Feindbild.
Alles wollen sie für die Benachteiligten der Gesellschaft zu denen sie im Besonderen sich selbst zählen möglich machen – zumindest solange, wie dies in ihr vorgefertigtes Realitätsschema passte. Frei nach dem Motto „Ich bin tolerant, Arschloch.“
Aber ich reg mich zu sehr auf. Im Grunde ist es ja nicht mein Problem, solange sie mir nichts tun, wobei dies jedoch all zu oft der Fall ist.
Um also zurück zum Tagesgeschehen zu kommen, war die reizende Tracy beim Frühstück so freundlich, mich wiederholt mit Blick auf mein zweites Brötchen auf mein „immer weiter ausuferndes Übergewicht“ hinzuweisen. Ich mag mit meinen 50 Kilo bei einer Körpergröße von 1,46 m keine Elfe sein und möchte zugegebenermaßen ein paar Kilos abnehmen aber das lasse ich mir doch nicht von irgendwem vorschreiben.
Um mich dann aber selbstverständlich zu meinem eigenen Wohl vom genauen Gegenteil zu überzeugen, bemühte Tracy sogleich die Scharen der Bewunderer ihres konsequenten Handelns, die mir dann auch bereitwillig Diättipps gaben, immer wieder gemischt mit der Kritik an meinem „undisziplinierten“ Verhalten, nebst Brandmarkung des einfach unverantwortlichen Verhaltens gegenüber meinem Körper.
Kurzum, der Morgen begann einfach schlecht. Und was sie mir zu diesem Thema bei dieser Mahlzeit noch nicht mitgeteilt hatten, verkündeten sie dann keine Gelegenheit auslassend stolz beim Mittagessen. Allen voran natürlich wieder einmal Tracy, die sich dann aber glücklicherweise zum Erbrechen der eben vertilgten Nahrung Richtung Toilette verzog.
Immerhin ist der Tag jetzt vorbei. Wahrscheinlich bin ich einfach während der Ferien zu dünnhäutig geworden und muss mich erst wieder an die schultypische Atmosphäre gewöhnen. Immerhin kann man mit Lilo auch über interessante Themen sprechen. Liegen meine richtigen Stärken auch eher im sprachlichen, so kann ich mich doch ihrer ungebremsten Begeisterung für Alles außerhalb unserer Atmosphäre nicht ganz entziehen.
Wahrscheinlich deshalb hat mich dann heute auch gefragt, ob ich nicht beim einem Kooperationsprojekt der Schulen im Umkreis im Rahmen dieses Erfinderwettbewerbs bei ihrem Team mitmachen wolle. Um genauer zu sein, ob ich mit ihr eines bilden wollte, denn sie schien wohl die einzige interessierte Schülerin bei uns zu sein. Zwar bin ich mir noch nicht ganz sicher, da ich nicht der absolute Astronomieexperte bin und es sich nach einer Heidenarbeit anhört aber andererseits ist das ja vielleicht eine gute Gelegenheit, sich mit ihr anzufreunden.
Außerdem machen da bestimmt auch Yoyo und Julian (gute Bekanntschaften aus anderen Schulen) mit, denn die beteiligen sich ja regelmäßig bei derartigen Unternehmungen. Auf jeden Fall werde ich mich da mal umhören…
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