
von BlackVanilla
Ich war aufgeregt.
Ziemlich aufgeregt.
Das große Tor öffnete sich quietschend und gab den Blick auf das innere einer dunklen Ruine frei.
,,Sei bitte vorsichtig", warnte mich Joe und trat einen Schritt zurück.
Zielsicher schritt ich hinein; das Tor fiel mit einem Krachen hinter mir zu.
Und dann sah ich ihn - und war überwältigt von seinem Anblick.
Er hatte eine blutrote Haut, leuchtend gelbe Augen und messersscharfe Zähne.
Er war überdimensional groß und seine Klauen hätten den meisten Menschen schreckliche Angst eingejagt.
Fasziniert streckte ich meine Hände mit den Handflächen nach unten aus und berührte vorsichtig die glatte, kühle Haut des Drachens.
Er machte keine Anstalten, mich anzugreifen, jedoch schnaubte er kurz, als ich über die spitzen Zacken auf seinem Rücken strich.
Ich strich mir über die Stirn: Jetzt wird es schwierig.
Langsam, ganz langsam legte ich beide Hände auf den mächtigen Rücken des Drachens und zog mich dann vorsichtig hinauf.
Nun saß ich auf dem Rücken. ,,Gehst du vielleicht ein bisschen vorwärts?", bat ich den Drachen und kam mir dabei aber keineswegs albern vor.
Ich behandelte Drachen schon immer wie Menschen.
Der Drache verstand; er bewegte sich schweren Schrittes ein wenig vorwärts, immer darauf bedacht, dass ich nicht von seinem Rücken fiel.
Es war eines der aufregendsten und wundervollsten Momente meines Lebens.
Dass dieser gefährliche, faszinierende Drache so einem mickrigen Geschöpf wie mir nichts tat.
Ich hatte meine Leidenschaft entdeckt: Das Drachenzähmen.
,,Komm, Charlie, wir spielen Quidditch!", quietschte eine kleine Mädchenstimme. Ginny zog mich am Ärmel.
Ich wuschelte ihr über den Kopf und lachte: ,,Hat dich denn das Quidditchfieber gepackt, Gin?"
,,Ist doch egal, du musst aber mitmachen!", quengelte sie.
Ich lachte und folgte ihr in den Garten. Da standen auch schon Fred und George, Bill und Ron.
Die Besen lagen auf dem Boden.
,,Okay, Leute, ich, Fred und George sind in einem Team und Charlie, Ron und Bill", kommandierte Ginny.
,,Bist du dir sicher?", fragte ich. ,,Wir sind ein ziemlich starkes Team!"
,,Wir sind stärker", sagte Ginny und ihre Augen funkelten.
,,Also gut: 3, 2, 1, LOS!"
Wir stiegen in die Höhe.
Ich fühlte mich vollkommen frei, die frische Luft wehte mir ins Gesicht und die Sonne schien mir auf den Rücken.
Wie Ginny vorhergesagt hatte, waren sie tatsächlich ein sehr starkes Team.
Für ihre gerade mal 6 Jahren war sie erstaunlich weit entwickelt.
Sie raste entlang, schoss wie eine Maschine Tore und foulte auch einmal gelegentlich, während sie dabei schelmisch grinste.
Am Ende war es ein faires Unentschieden.
Ich freute mich über dieses kleine Quidditch-spiel unter uns Kindern.
Vielleicht sagen einige ,,tss....das ist doch nur ein gewöhnlicher Tag", aber für mich war er besonders.
Weil ich ihn mit meiner Familie erlebt hatte.
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