von Ithelia
Geschicklichkeit
Eine Weile noch kostete er seinen Sieg über die eigenen Arbeiten aus, dann wandte er sich dem anderen Mädchen mit den nun bonbonrosanen Schulterlangen Haaren zu: „Sie müssen Nymphadora sein. Ich erinnere mich noch an den Tag, als ihre Mutter zu mir kam. Keine leichte Aufgabe, den passenden Stab für sie zu finden aber am Ende war es doch wieder die Wahl des Zauberstabs.“
Sie nickte kurz, schwieg aber. Derweil sah sich Elodea nach Prof. Wigworthy um, aber der Muggelkundelehrer war entschwunden. So entschloss sie sich, in diesem Laden auf ihn zu warten. Das Mädchen Namens Nymphadora drehte den Kopf zu ihr hin, während sie ebenfalls Zauberstab um Zauberstab probierte.
„Ich bin Tonks und du?“, fragte sie mit einer kräftigen Stimme, die wie ihre ganze Haltung eine Selbstsicherheit ausstrahlte, um die man sie einfach beneiden musste.
„Elodea. Gehst du auch im September nach Hogwarts?“, wollte sie neugierig wissen.
Tonks lachte und ließ mit dem gerade probierten Stab sogleich einen ganzen Berg leerer Pappschachteln einstürzen. Ein leises „Ups.“, war alles, was sie dazu zu sagen hatte. Mit ein paar wohl gewählten Worten brachte Mr Olivander das Chaos wieder in Ordnung und wuselte weiter durch den Laden, laut überlegend, als wäre nichts gewesen.
„Weißt du, ich bin so ungeschickt, da lande ich wahrscheinlich in Hufflepuff.“, sinnierte sie vor sich hin. Dann stoppte sie, betrachtete Elodea, als würde sie sie gerade zum ersten Mal sehen und erklärte: „Oh, tschuldigung. Hatte ganz vergessen, dass du bei den Muggeln lebst. Ich meinte eins der vier Häuser, auf die jedes Jahr die neuen Schüler aufgeteilt werden.“
„Wir werden sortiert?“, fragte Elodea überrascht.
Doch die Andere winkte nur mit einem sorglosen Lächeln ab: „Ach, keine Sorge. Es geht nur darum, Leute mit ähnlichen Charaktereigenschaften zusammen zu bringen. Man bekommt so einen Hut aufgesetzt und der sagt dann, in welches der Häuser du gehörst.“
„Er sagt es? Woher will er überhaupt wissen, was in uns vorgeht?“, hakte Elodea skeptisch nach und zugleich begierig nach jedem Fitzelchen Information, dessen sie habhaft werden konnte.
Doch Tonks zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Er weiß es halt. Es heißt, er guckt in uns rein oder so. Und je nach Veranlagung steckt er dich nach Griffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder Slytherin. Aber mach dir mal keinen Kopf, ich habe noch nie jemanden getroffen, der mit der Wahl unzufrieden gewesen wäre.“, beruhigte sie Elodea, die unlängst begonnen hatte, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, in welches der Häuser sie wohl kommen würde.
Darin wurde sie jedoch bald unterbrochen, als es sie von den Füßen riss. Kopfüber schwebte sie in der Luft und konnte sich gerade noch mit den Armen abfangen, ehe sie auf den Boden krachte. Nach Mr Olivanders Jubelschreien zu urteilen hatte die verdatterte Tonks wohl gerade den zu ihr passenden Zauberstab gefunden.
Sie verließen bereits den etwas zu staubigen Laden, während er immer noch etwas von Einhornhaaren und Verwandlungen erzählte. Da Prof. Wigworthy nach wie vor nicht aufgetaucht war, schloss sich Elodea Tonks und ihrer Mutter an und arbeitete mit ihnen gemeinsam die lange Liste ab. Währenddessen berichtete Tonks ihr mit leuchtenden Augen vom Zaubern und von all den vielen Hexereien, von denen sie schon gehört hatte. Vor allem der Kitzelfluch Rictumsempra hatte es ihr angetan. Sogleich mühte sie sich vergebens ab, ihn an Elodea auszuprobieren. Alles, was ihr gerade erworbener Zauberstab bei der ausladend geschwungenen Bewegung ihres Armes hervorbrachte waren gelegentliche Funkenschauer.
Schon bald gab sie den Versuch auf und probierte stattdessen, sie in einem Geschäft für Metallene Gegenstände zu entwaffnen. Einmal gelang es ihr sogar fast und der dunkle Zauberstab zitterte deutlich spürbar in Elodeas Hand. „Probier’s auch mal.“, drängte die nun grünhaarige Tonks sie auf dem Weg zur Schneiderei.
„Expelliamus!“, rief sie bestimmt und versuchte Tonks Bewegungsablauf dabei nachzuahmen.
Man musste schon zugeben, dass der Zauber für die erste Anwendung saß. Nur leider erwischte er eine gerade erwachsene rothaarige Frau in einem bunten Strickpulli. Wie versteinert erstarrte sie mitten in der Bewegung und drehte sich ruckartig mit panischem Blick zu ihr um.
„Verzeihung. Ich wollte Sie nicht treffen.“, entschuldigte sich Elodea, die mindestens genauso erschrocken war, beschämt, die Augen zum Boden niedergeschlagen.
„Macht nichts, Kleine.“, beruhigte die Frau sie, bückte sich nach ihrem Zauberstab und sah sie direkt an. „Ich bin Molly. Gehst du im Sommer etwa nach Hogwarts?“
Elodea nickte schweigend, immer noch verängstigt, ob sie nicht doch noch wütend werden würde. Aber Molly baute sich vor ihr auf und forderte: „Mach das noch mal.“
Verwirrt sah das Mädchen sie an, bis sie begriff, dass Molly sie aufforderte, die zu entwaffnen. „Expelliamus!“, befahl sie ihrem Stab doch dieses Mal wackelte das Holz nur in Mollys Hand.
In diesem Augenblick tauchte Prof. Wigworthy hinter Molly auf. „Um Himmels Willen! Was tun Sie da Miss Celadon? Haben Sie denn den Verstand verloren?“, regte er sich sogleich über die sich ihm bietende Szene auf. Wortreich musste sie dann dem Lehrer versichern, dass nichts passiert war, sodass sie selbst keine Gelegenheit hatte, ihn nach dem Grund seiner Vakanz zu fragen. Schon drängte er auch mit dem Einkauf fortzufahren. Offenbar war er eher ein ungeduldiger Zeitgenosse.
Es war zum Schreien komisch, wie es Tonks nicht so recht gelingen wollte, auch nur einen Moment ruhig zu bleiben. Während Madam Malkins konzentriert bei der Sache war und ihre Arbeit mit höchster Präzision durchführte, vernichtete Tonks diese ständig durch ihre Hampeleien. Als es dann schließlich doch geschafft war, wandte sich Madam Malkins mit säuerlichem Blick ihr zu, als könne Elodea etwas dafür.
„Wir sehen uns dann in Hogwarts. Ich hab eine Eule, wie wär’s, wenn wir uns schreiben?“, schlug sie einnehmend lächelnd vor.
„Ja, das wäre toll.“, stimmte Elodea zu, glücklich, zum ersten Mal so etwas wie eine Brieffreundin zu haben. Sie mochte Tonks und ihre ungezwungen chaotische Art schon jetzt. Schade, dass sie und ihre Mutter schon weiter mussten.
Nachdem sie den ganzen Krempel in eine offenbar durch Magie vergrößerte Tasche gestopft hatte, ging es auch schon wieder per Kamin nach Hause. Prof. Wigworthy war die ganze Zeit sehr unruhig und nervös gewesen und hatte ständig aus einer Wasserflasche getrunken. Elodea hoffte, dass sie ihn nicht als Lehrer bekommen würde, denn er machte keinen sonderlich kompetenten Eindruck.
Die grünen Flammen schlossen sie ein weiteres Mal ein und langsam aber immer schneller begann sie sich zu drehen. Dann war sie angekommen und betrat mit noch leicht ascheverklebten Augen das geräumige Wohnzimmer.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel