von Ithelia
Hier (endlich) das neue Kapi!
@ Sushi: Tja, Elodea ist schon ein kleines Energiebündel ;) Hoffe das Neue gefällt dir.
Viel Spaß beim Lesen :)
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Home sweet home
Die nächsten Tage waren eher ereignislos. Von ihrem neuen Auge erfuhr sie erst, als sie nachfragte. Doch Hannah justierte es schnell nach, sodass Elodea wieder ihr gewohntes Farbspektrum vermittelt bekam. Ohne Neils Gesellschaft langweilte sie sich zu Tode. Einmal kam Tonks vorbei. Sie konnte der jungen Hexe gar nicht genug danken, ihr diesen Kitzelzauber beigebracht zu haben, auch wenn sie – dem Zustand ihrer „Opfer“ nach zu urteilen – irgendetwas falsch gemacht haben musste.
Am Tag, an dem sie entlassen werden sollte, kam ein über und über vernarbter Mann vorbei. Er schien ziemlich neben der Spur zu sein. Immer mahnte er sie zur Wachsamkeit und verkündete ihr schließlich, als Auror zu ihrem Schutz abkommandiert worden zu sein. Elodea wusste nicht wirklich wie sie darüber denken sollte. Zum einen empfand sie die Tatsache, dass sie mittlerweile Personenschutz benötigte, als ziemlich beunruhigend. Und des Weiteren war dieser Auror eine recht verstörende Erscheinung und sie war sich nicht ganz sicher, ob sie sein Angebot annehmen sollte, ihr Verteidigungszauber beizubringen.
Am Nachmittag kam Mr. Masen – sie korrigierte sich im Geiste – Tom sie mit Neil im Schlepptau abholen. Zu ihrer Erleichterung nahmen sie kein Flohpulver. Stattdessen apperierten sie Seit an Seit, was sich ziemlich komisch anfühlte aber auch schon vorbei war, bevor es begonnen hatte.
Schon standen die drei inmitten einer Art halben Lichtung. An der Ostseite ging diese im Abstand von gut 20 Metern in eine Wiese über. Sie brachte einen zu einem Durchgang in der halbhohen Mauer, der zu einem rot gepflasterten kleinen Innenhof führte. An der Nord und der Westseite wurde er von den l-förmig aneinander gebauten Häusern begrenzt. Während der gen Westen liegende ältere Teil des Hauses mit Efeu überwuchert war und dem Blick durchs Fenster nach zu urteilen die Küche beherbergte, rankten sich über dem nördlich gelegenen Wohnzimmerfenster dem Winter geschuldet noch kahle Weinreben.
Auf der Südseite wurde der Hof von einer weiteren efeuüberwucherten Trennwand begrenzt. Ein zweiter noch schmälerer Durchgang führte zu noch einem, dunkelrot gepflasterten, überdachten und deshalb nur schwach erleuchteten Innenhof, von dessen Wellblechdecke mehrere Schaukeln hingen.
Durch eine matschbraune Tür betraten sie einen unverputzden, Spinnweben behängten Vorratsraum. Ihr Quietschen ließ sich mit dem Geräusch von aus einem Ballon entweichender Luft vergleichen, wenn man die Öffnung möglichst weit zuquetschte. Nachdem die drei sich im Halbdunkel zwischen den hellgrauen Schränken für Nahrungsmittel, Bergen von Wäsche und als Abfalleimer dienenden großen Steingutamphoren geschlängelt hatten, traten sie durch eine alte Eichentür in die Küche.
Es war wohl die ungewöhnlichste Möblierung, die Elodea für einen solchen Räum je gesehen hatte: Nicht nur, dass neben der blau geblümten Küchenbank ein gut gefülltes Bücherregal stand, die Stühle (bei denen es sich um eine breit gefächerte Mischung aus der Kategorie Sitzgelegenheiten handelte) um einen leidgeprüften Brandflecken und Farbkleckse versehenen großen Tisch platziert waren, sondern auch die von selbst arbeitende Bügelmaschine am Fenster, die mintgrünen ausgebleichten mit Bildern und Basteleien über und über behangenen Wände, die leicht lädierten hölzernen Küchenschränke, zwischen die sich ein braunschwarzer Herd drängte und der kleine pechschwarze Ofen an der anderen Seite des Raumes, unter dem sich eine große Spielzeugkiste befand, vermittelten den Eindruck, dass in diesem Raum mehr Leben stattfand als sie es je gewohnt gewesen war.
Auf dem Stuhl am Fenster neben der Bügelmaschine saß eine ältere Frau mit spärlichen grauen Haaren und einer knallroten Strickjacke. Als sie eintraten sah sie kurz von ihren Kartoffeln auf und begrüßte sie: „Hallo, ihr drei Hungerleider. Willkommen Elodea. Na, jetzt lern ich dich auch endlich mal kennen; Neil hat heute Morgen die ganze Zeit rumgezetert, bis er mit durfte, dich abholen.“
Dieser protestierte laut und zog sie schmollend hinter sich her. Sie stiegen ein merkwürdig verwinkeltes Treppenhaus empor, welches offenbar die beiden Häuserhälften mit ihren unterschiedlichen Deckenhöhen miteinander verband und Neil zeigte ihr jeden Raum des Hauses. Gleichzeitig erklärte er, dass es sich bei der „alten Hexe“ um „Großmutter“ gehandelt hatte. „Großmutter a.k.a. die Groß oder auch nur Groß“ aber „niemals Oma sagen, wenn du nicht rausfliegen willst.“ schärfte er ihr sogleich ein. Für „Großvater“ galt das selbstverständlich genauso. Auf der 2. Etage des höher gelegenen Hauses lagen sowohl das Bad, als auch nebeneinander ihre beiden Zimmer.
Ihre Koffer befanden sich bereits am Treppenabsatz. Sie schritt durch einen weiteren kleinen Flur an dessen Ende die Tür zu ihrem neuen Raum lag. Zu ihrem Erstaunen war es bereits voll eingerichtet.
„Mom hatte eh noch ein viertes Kind gewollt.“, kommentierte Neil dies nur knapp und machte es sich sogleich auf dem dunkelblauen Sofa gemütlich, während Elodea derweil das große Hochbett erkundete. Sie mochte die gelborange gestrichenen Wände und das helle Linoleum jetzt schon.
Sie deutete auf ein recht wuchtiges schwarzes Klavier in einer der Ecken. „Woher wusstet ihr, dass ich spiele?“, fragte sie überrascht.
Doch Neil lachte nur. „Ach, das hatte Großvater vor ein paar Jahren mal hier abgestellt, als wir den Flügel untern bekommen hatten. Aber es ist gut, dass du es haben willst. Das war in den letzten Tagen echt so ein wunder Punkt, den niemand anzusprechen wagte. Du weißt ja, wie das mit Nostalgie ist…“, erklärte er und verdrehte demonstrativ die Augen.
„Äh, nein.“, widersprach sie und zog die beiden Wörter dabei so weit wie möglich in die Länge. „Das kenn ich kaum. Bin doch alle paar Monate umgezogen – auf nimmer Wiedersehen. Da ist Klammern echt tödlich.“
Er setzte sich auf und blickte sie verwirrt an. „Warum eigentlich? Ich meine, es kann doch nicht schön sein ständig wo anders zu wohnen.“
Augenblicklich kippte die Stimmung im Raum und die Temperatur sank um gefühlte zehn Grad. „Mag sein, aber man muss auch Prioritäten setzen. Lizzie und ich hatten zuletzt fast ein ganzes Jahr am gleichen Ort verbracht, weil ich nicht mehr weg wollte. Wohin das geführt hat wissen wir beide.“, sie brach ab, denn dies wollte sie nicht weiter ausführen. Zusammengekauert wandte sie ihm den Rücken zu.
Beschämt, in einen poolgroßen Fettnapf getreten zu haben schwieg er und begann seine Brille zu putzen. Es war vollkommen still. Für einige Minuten lagen sie einfach nur da und taten nichts. Dann: „Weißt du, ich fühle mich irgendwie mitschuldig an ihrem Tod. Immer hatte ich sie gebeten; erst um einen Monat, dann noch um ein Paar mehr. Vielleicht hätten diese Mörder uns ja gar nicht erst gefunden, wenn wir früher wieder aufgebrochen wären.“
Neil war drauf und dran sie zu unterbrechen als von unten ein lautes Krachen ertönte. Erschrocken liefen die beiden zur Tür. Hannahs wütendes Geschrei hallte durch das ganze Treppenhaus. Offenbar ging es um irgendeine Verurteilung und – Elodea überlief ein kalter Schauer bei der Erwähnung – um Dementoren. Auch Matt und Oliver schauten aus ihren Zimmern.
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