von uni
Harry peitschte sich selbst auf
Harry peitschte sich selbst auf. Er durfte nicht versagen. Das Schicksal der ganzen Zauberwelt hing davon ab.
Seine Freunde Ron und Hermine waren ihm dicht auf den Fersen. Niemals würden sie ihn allein in den letzten Kampf ziehen lassen. Sie hatten immer an seiner Seite gestanden, in der Vergangenheit, jetzt und in der Zukunft auch, da war er sich sicher.
Der Krieg hatte sie alle gezeichnet. Ron hatte einen Großteil seiner Familie verloren. Hermine hatte ihre Eltern zum Glück schützen können, sich selbst allerdings nicht.
Sie war eines Nachts einigen Todessern in die Hände gefallen. Sie hatte nie erzählt, was sie ihr angetan hatten, aber es hatte seine Spüren hinterlassen, sowohl seelisch, als auch körperlich.
Als sie aus dem St. Mungos wieder entlassen worden war, hatte sie sich ihre Haare abrasiert.
Als ihre Freunde sie nach dem Grund gefragt hatten, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, sie hätte ihre Haare schon immer gehasst. Doch alle wussten, dass es etwas mit dem zutun haben musste, was ihr angetan worden war.
Sag mir, wie weit willst Du geh'n,
willst Du ihn am Boden seh'n? - Ja!
Harry blieb stehen und sah seine Freunde besorgt an.
„Leute, ab hier muss ich allein weiter gehen“, als er sah, dass Ron etwas einwerfen wollte, hob er die Hand und fuhr fort, „Nein, bitte Ron. Das ist mein letzter Kampf. Ich bin der Auserwählte. Ich muss diesen Kampf allein bestreiten, ihr habt mir immer bei gestanden, aber jetzt könnt nicht einmal ihr mir helfen“.
Ron wollte noch immer dagegen reden, doch Hermine berührte ihn an der Schulter und schüttelte den Kopf.
„Es ist ok Harry“, sagte sie nur. Dann schlossen sich die Drei noch einmal in die Arme. Alles war gesagt, ihre Blicke genügten. Harry ging ohne sich noch einmal umzudrehen, schon bald war er zwischen Bäumen und Hügeln verschwunden.
Die Zeit schien für Hermine und Ron wie zäher Sirup. „Er wird doch wiederkommen, oder Herm? Er wird es doch schaffen, nicht war?“ Rons Stimme klang so verzweifelt und zu gleich so hoffnungsvoll, dass Hermine ihm nicht die Wahrheit sagen konnte. „Natürlich, er wird in wenigen Minuten kommen, das wird ein Klacks für ihn.“ Natürlich entsprach dies nicht der Wahrheit. Hermine wusste nicht, ob Harry überhaupt eine Chance hatte, genau wie Ron es wusste. Dennoch wirkten ihre Worte beruhigend, fast als seien sie Teil einer Zauberformel.
Beide setzten sich auf den staubigen Boden und sahen in die Sonne, die bereits anfing unter zu gehen.
Wie lange Harry jetzt wohl schon fort war?
Schließlich erhob sich Hermine. „Ich vertrete mir kurz die Beine. Wenn ich länger rum sitze, dann explodiere ich vor Nervosität.“ Ron nickte und meinte, er wolle lieber auf Harry warten, vielleicht würde er gleich wieder kommen.
Hermine nickte stumm und ging den steinigen Pfad, den sie vorhin hinauf geklettert waren hinunter.
Willst Du, daß er vor Dir kniet?
Willst Du, daß er um Gnade fleht?
Sie war erst einige Minuten gelaufen, als sie nahe bei sich etwas knacken hörte. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr sie herum. Doch da war nichts.
„Deine Nerven spielen wirklich verrückt“, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.
Als sie sich jedoch wieder umdrehte, stand plötzlich jemand vor ihr, den Zauberstab genau zwischen ihre Augen gerichtet. Erschrocken keuchte sie auf.
Die gehässige Stimme erkannte sie sofort. Malfoy. „Na du kleines, dreckiges Schlammblut? So ganz allein unterwegs?“
Sofort flammte unbändiger Hass in ihr auf.
„Oder hast du dich sehnsüchtig auf die Suche nach mir begeben? Ich kann mir vorstellen, dass neulich Nacht dir unglaublich gut gefallen hat. Eigentlich bist du doch eine geile Schlampe, nicht war?“
Rachegedanken von Demut gepeitscht
Du siehst und hörst nichts mehr
Deine kranken Gefühle
geben ihm keine Chance
Hämisch lachend griff er ihr an die Brüste.
Sofort versteifte sich Hermine. Bilder schossen ihr durch den Kopf. Bilder, die sie seit damals im Schlaf verfolgten, die ihr den Atem nahmen und sie vor Angst zittern ließen.
„Wissen eigentlich deine zwei Freunde Potter und Weasley davon, dass du es mit Todessern getrieben hast?“ Wieder lachte Malfoy bösartig. Das Lachen klang in ihren Ohren. Genauso hatte er in jener Nacht gelacht, als er seine Hose geöffnet hatte und… Nein, sie unterbrach sich. Sie verdrängte ihre Erinnerung, wie sie es seit jeher getan hatte. Sie musste jetzt analytisch denken. Irgendwie musste sie versuchen zu entkommen.
„Soll ich's dir noch mal so besorgen?“ Er strich ihr fast zärtlich über die Wange.
In Hermine stick Eckel hoch und sie fürchtete für einen Moment, dass sie sich gleich Erbrechen musste.
Deine Wut will nicht sterben,
nur dafür lebst Du noch.
Mafoy fummelte mit einer Hand an seinem Hosenstall herum und war abgelenkt. Hermines Chance. Mit aller Wucht rammte sie ihrem Gegenüber das Knie in den Schritt.
Alle Luft wich aus seiner Lunge und mit einem erstickten Schrei sackte er vornüber.
Hermine drehte sich sofort um und wollte weg rennen. Doch irgendetwas hielt sie zurück. Die Bilder schossen ihr wieder durch den Kopf. Die Erinnerungen, wie er sich an ihr vergangen hatte.
Wut wallte in ihr auf und ohne dass sie sich darüber klar wurde, hatte sie die wenigen Schritte zu ihm überwunden und hatte sich auf ihn gestürzt.
Mit geballten Fäusten schlug sie auf sein Gesicht ein. Immer und immer wieder.
Malfoy schrie und heulte, doch keiner erhörte ihn.
Dann ging sie dazu über ihm die Haare Büschelweise aus zu reißen. „Ach, meine Haare gefallen dir also?“, schrie sie ihn an.
Sie musste daran denken, dass er immer wieder ihre Haare gestreichelt hatte. Wie er eine Locke immer wieder zwischen seinen Fingern gezwirbelt hatte.
Immer weiter ließ sie alle Wut und allen Hass, die sie seit damals in ihrem Herzen getragen hatte, an ihm aus.
Du kannst, Du willst und wirst nie vergeben
und Du verteufelst sein ganzes Leben,
treibst in den Wahnsinn von
maßlosem Zorn, Vernichtung und Rache,
Du bist zum Hassen gebor'n.
Ron war inzwischen, von den Schreien angelockt, den Berg hinunter gerannt.
„Hermine, Hermine! Stopp, hör auf!”, versuchte er sie zu beruhigen. Doch sie nahm ihren Freund gar nicht wahr. So sehr hatte sie sich hinein gesteigert.
Schließlich warf sich Ron gegen sie, so dass sie von ihrem Opfer herunter fiel.
Wie aus einer Trance erwacht, blickte sie ihn verwirrt an.
In ihren Augen standen Tränen und ihre Knöchel waren blutig. Ihr Blut vermischte sich mit Malfoys, denn sie hatte so fest zu geschlagen, dass ihre Knöchel aufgeplatzt waren.
„Mensch, Hermine, was sollte dass?“, fragte Ron aufgebracht. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt.
Hermine schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht sprechen, sie wollte nach Hause und sich in ihrem Bett zusammenrollen. Wie sie es in letzter Zeit schon oft getan hatte.
Ron wusste nicht, was vorgefallen war. Doch auch wenn er oft etwas begriffsstutzig war, so war er nicht dumm. Vorsichtig nahm er Hermine am Arm. Mit zärtlicher, fast flüsternder Stimme redete er auf sie ein. „Komm Herm, der ist es nicht wert. Lass uns wieder gehen, ich bin sicher, dass Harry bald zurück kommen wird.“
Zitternd stand sie auf und ließ sich, von Ron gestützt, den Berg hinauf führen.
Meine Wut will nicht sterben.
Meine Wut will nicht sterben.
Meine Wut stirbt nie!
Ein leises Lachen erklang. Hermine wunderte sich, dass Malfoy überhaupt noch dazu fähig war.
Sein Gesicht sah aus, als hätte er einen frontalen Zusammenstoß mit einem Bus gehabt.
„Was lachst du so dreckig, du mieses Schwein?“, fuhr Ron den am Boden Liegenden barsch an.
„Dass ist also die Berühmte Güte der Gryffindors. Meiner Meinung nach, ist es nur Feigheit. Deshalb werden welche wie ihr niemals zur Elite der neuen Weltordnung gehören. Seht es ein, Erbarmen ist eine Eigenschaf der Verlierer. Nur die Starken und Erbarmungslosen werden herrschen.“ Wieder lachte er sein kaltes Lachen.
Hermine löste sich von Ron und wirbelte herum und zückte ihren Zauberstab. „Deprimo“, zischte sie, genau zwischen Malfoys Beine zielend.
Malfoys Lachen verwandelte sich in einen quiekenden Schrei, Blut spritze.
Hermine rannte zu ihm und trat auf seine Hand, um ihn daran zu hindern seinen Stab zu nehmen, der neben ihm lag. Mit einem weiteren Tritt zerbrach sie seinen Zauberstab.
Deinen Hass rammst Du wie einen Stein
in ihn hinein… Rammstein.
„Was machst du jetzt, nachdem ich dir BEIDE Waffen genommen habe?“, fragte sie ihn. Ihre Stimme klang völlig fremd.
„Malfoy, du hast keine Ahnung, was du getan hast. Du hast ein Monster geschaffen und ich versichere dir, es ist schlimmer als du.“
Dann ging sie zu Ron zurück. Dieser sah ihr mit Respekt, aber auch mit Schrecken entgegen. Dass war nicht die kleine Besserwisserin, die im ersten Jahr weinend auf die Toilette gerannt war.
Energisch ging sie an ihm vorbei. Den Berg hinauf, hinter dem Harry schon warten würde.
Hast ihn verfolgt, gejagt und verflucht
und er hat kriechend das Weite gesucht.
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