von lütfen
Danke, für die Reviews, ich freue mich immer, wenn die Geschichte gut ankommt.
Ich hoffe, keiner von euch wird enttäuscht sein, wie sich die Geschichte in diesem Kapitel entwickelt. Ich habe nicht vor, sie gleich wieder zu beenden und hoffe, die ganze Kriegsgeschichte mit reinzubringen, falls es passt und nicht völlig abdrifftet, also alles kann und wird sich noch ändern...
Jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel und reviewt wieder fleißig.
„Ist das dein Ernst?“
„Hallo, der ganze Slytherin-Gemeinschaftsraum war außer sich, nachdem du ihm eine geknallt hast. Und nicht alle standen hinter Draco. Es gab mehr als genug, die sich freuten, dass er mal bekommen hat, was er verdient.“
Hermine lachte. Ihr Date mit Blaise war bisher wirklich schön gewesen, wer hätte das gedacht. „Wieso bist eigentlich mit ihm befreundet, Blaise? Er ist ein furchtbarer Mensch und du...nicht.“
Blaise grinste. „Das nehme ich einfach mal als Kompliment.“ Er schwieg kurz und runzelte dann die Stirn. „Draco ist...sehr verschlossen. Es ist, als würde er immer eine Maske tragen und vorgeben, etwas zu sein, was er nicht ist. Und das muss er auch. Er hat kein leichtes Leben. Sein Vater verlangt viel von ihm. Dinge, mit denen Draco nicht einverstanden ist, aber er hat nie gelernt, nein zu seinen Eltern zu sagen.“
Hermine sah ihn skeptisch an. „Es fällt mir schwer, Malfoy als den unverstandenen sensiblen zu sehen, wenn ich zurückdenke, an alles, was er uns im Laufe der Zeit angetan hat. Ihm muss doch selbst klar sein, dass er nicht immer nach der Pfeife seines Vaters tanzen kann.“ Blaise sah nachdenklich aus. „Ich nehme an, deine Eltern haben dich immer in allem unterstützt, oder?“ Hermine nickte. „Meistens, wieso ?“
„Weil die reinblütigen Familien ihren Kinder dieses Privileg nur selten zukommen lassen. Wenn meine Mutter nicht so...modern wäre und ich einen richtigen Vater hätte, wären Draco und ich uns noch viel ähnlicher.“
„Ihr seid euch kein bisschen ähnlich.“ Blaise sah sie skeptisch an. „Da zeigt sich, dass wir noch viel mehr Zeit miteinander verbringen müssen, damit du mich richtig kennenlernst.“ Hermine wurde rot. „Das klingt fast, als würdest noch mal mit mir ausgehen wollen.“
„Nicht nur ausgehen, ich plane hier eine exklusive Beziehung.“
„Werde ich vielleicht auch noch gefragt.“
„Nein, ich denke, du solltest gleich zu Beginn wissen, wer bei uns die Hosen anhat.“
Hermine lachte und schlug ihm spielerisch auf den Arm. „Sei nicht so macho..isch.“ Blaise sah sie mit hochgezogenen Brauen an. „Macho-isch? Ich glaube nicht, dass das ein richtiges Wort ist.“ Hermine streckte ihm die Zunge raus und hakte sich dann bei ihm unter. Sie waren wieder im Schloss und auf dem Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum. Blaise hatte darauf bestanden, sie dort hin zu bringen und Hermine hatte einfach keine Lust mehr gehabt, wieder und wieder darüber zu diskutieren.
Vor dem Portrait der fetten Dame blieben sie stehen. Hermine legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Was gibt’s, Granger? Quäl dich nicht und verrat mir, was dein hübsches Gesicht so zerknittert.“ Hermine lächelte leicht, dann biss sie sich verlegen auf die Lippen. „Es ist nur...vorhin hast du angedeutet, du würdest...eine Beziehung mit mir wollen und...“
„Okay, sagen wir ich habe es angedeutet und nicht bereits entschieden, fahre fort.“
„Ja...also, was ist mit Malfoy? Und überhaupt den Slytherins. Es ist dir vielleicht entgangen, aber ich gehöre nicht unbedingt zu den Lieblingen in deinem Haus. Man könnte fast behaupten, einige dort können mich nicht leiden.“
Blaise grinste. „Könnte man. Aber sorge dich nicht, denn wenigstens einer mag dich ausgesprochen gern.“ Hermine lächelte süßlich. „Du weißt, wie man mit Mädchen spricht. Nichtsdestotrotz frage ich mich, was machen wir jetzt? Wobei die Betonung auf wir liegt.“ Blaise sah sie nachdenklich an. „Ich will mit dir zusammen sein.“ Hermine hielt seinen Blick und wartete auf das aber. „Aber denkst du wirklich, du kommst damit zurecht, dass meine Freunde dir das Leben schwer machen.“ Hermine sah ihn skeptisch an. „Ähm...du meinst, wenn sie mir das Leben schwerer machen. Ich will nicht angeben, aber ich glaube ich bin mindestens auf Platz zwei der Opfer-liste. Harry ist ein starker Konkurrent!“
Blaise lachte. Unrecht hatte sie nicht. Die Slytherins waren verbohrt, wenn es um Gryffindors ging, besonders Potter und Hermine. Er stand alleine mit der Meinung über Toleranz da. Es wunderte ihn manches Mal selbst, dass niemand ihn bisher im Schlaf erstickt hatte. Doch vielleicht lag das daran, dass er sehr still war und dass Draco sein bester Freund war. Manchmal war Blaise sich sicher, Draco würde genauso denken, wie er und sein ganzes Verhalten war nur Show. Vielleicht war genau das der Grund ihrer Freundschaft. Nur selten sprachen sie über Blut oder den Krieg. Sie spotteten, wie alle Schüler, über andere, aber dabei ging es nie um Abstammung oder der Angehörigkeit zu Voldemort.
„Du hast recht. Du bist nicht sonderlich beliebt bei den Slytherins.“ Hermine grinste. „Sehr freundlich formuliert.“ Blaise nahm ihre Hand. „Aber...bei mir schon. Ich mag ein Slytherin sein, aber ich werde dich nicht verleugnen, nur weil meinen Hauskameraden meine Wahl nicht gefällt. Wenn du also...Interesse an mehr als nur Freundschaft hast, dann liegt die Entscheidung bei dir, ob wir alle von uns wissen lassen oder nicht.“ Hermine lächelte und griff nach seiner Hand.
„Ich würde sehr gerne mehr als nur mit dir befreundet sein, Blaise.“ Er sah sie einen Moment lang an und beugte sich dann zu ihr herunter. Behutsam legte er seine Lippen auf ihre und verharrte einen Moment in dieser Position. Dann löste er sich von ihr und lächelte sie an. „Wir sehen uns dann morgen.“ Hermine nickte und lächelte ihn an, ehe sie durch das Portraitloch zurück in ihren Gemeinschaftsraum.
XXXXX
Am nächsten Morgen wartete Hermine eine gefühlte Ewigkeit auf Harry und Ron. Mit Ron hatte sie sich stillschweigend vertragen, was hieß, sie hatten einfach nicht über den Streit gesprochen und damit war die Sache erledigt. Harry hatte am Abend zuvor auf sie gewartet, gefragt, ob es schön gewesen war und gelächelt, als er ihr breites Grinsen gesehen hatte.
Wie beinahe jeden Morgen trafen sie sich im Gemeinschaftsraum, um gemeinsam zum Frühstück zu gehen. Sie verließen das Portraitloch und hielten inne, als sie auf der anderen Seite ankamen. Blaise stand gegen eine Wand gelehnt da und lächelte Hermine an. „Ich dachte schon, ich hätte dich verpasst.“ Er kam auf sie zu und ergriff ihre Hand. Hermine überspielte den Moment der Überraschung und viel schnell in eine Unterhaltung mit Blaise, während sie Richtung Großer Halle liefen. Nach ein paar Schritten drehte sie sich um und sah Harry und Ron noch immer vor dem Portraitloch stehen.
„Jungs? Kommt ihr?“ Harry erwachte aus seiner Starre und lief los, nicht ohne nach Rons Ärmel zu greifen und den reglosen Jungen mit sich zu ziehen. Unbeirrt führten Hermine und Blaise ihr Gespräch fort, stoppten auch nicht, als sie die Große Halle betraten und die ersten Schritte auf die vier Haustische zu traten. Erst, als sich ihre Wege trennten, hielten sie inne. Blaise beugte sich zu ihr runter und legte ihr sanft seine Lippen auf die Wange, grinste und ging zu seinem Tisch. Hermine ignorierte das Geflüster und die Blicke, wartete darauf, dass Harry und Ron sie einholten und ging dann mit ihnen zum Gryffindortisch.
Einen Moment sagte keiner etwas, doch Hermine vertraute auf Rons impulsives Temperament. Und sie hatte recht, auf Ron war Verlass. „Ein Slytherin Hermine, wirklich?“ Hermine verdrehte die Augen. „Die Diskussion schon wieder Ron, wirklich?“ Ron stieß erbost Luft durch die Nase aus und öffnete wieder den Mund, doch Harry kam ihm zuvor. „Ron, lass gut sein. Es ist ihre Entscheidung und nicht deine.“ Hermine sah ihn überrascht und dankbar zugleich an. Harry lächelte. „Hey, er ist in der DA, wenn das nicht seinen guten Willen zeigt, was sonst? Nicht alle Slytherins sind automatisch böse und Zabini hat sich nie an den Taten Malfoys oder irgendeines anderen beteiligt.“ Die letzten Worte waren eher an Ron gerichtet, der für einen Moment wütend die Arme vor der Brust verschränkte und dann seinen Teller mit Essen voll schaufelte.
Hermine rollte nur die Augen und griff selbst nach einer Scheibe Brot.
Auf die Frage, die ihr viele der Gryffindormädchen stellten, allen voran Lavender und Parvati, ob sie und Blaise ein Paar seien, antwortete Hermine mit einem kurzen Ja, verweigerte ansonsten allerdings weitere Aussagen. Ab und an schaute sie zum Slytherintisch herüber und sah nach Blaise. Es versetzte ihr einen kleinen Stich, als sie sah, wie abgeschieden er saß. Absichtlich hatten seine Hauskollegen und vermeintlichen Freunde sich von ihm weggedreht und ein Stück Platz zwischen ihnen und ihm gelassen.
Es schien ihn nur mäßig zu stören und immer wenn er ihren Blick spürte, sah er auf und lächelte sie an. Ihr Blick wanderte an seinem Tisch entlang und hielt an einer Gruppe von Leuten inne, die besonders heftig über Blaise zu sprechen schienen. Wieder und wieder wanderte ihr Blick zu ihm, böses Gelächter ertönte und sie steckten erneut die Köpfe zusammen. In ihrer Mitte saß Draco Malfoy. Überraschender Weise schien er kaum an der Diskussion beteiligt zu sein. Mehr noch, urplötzlich erhob er sich, stieg über die Bank und wanderte langsam am Tisch hinunter auf Blaise zu.
Wortlos nahm er auf den freien Plätzen ihm gegenüber Platz und befüllte seinen Teller neu. Und so sehr Hermine das blonde Frettchen auch verabscheute, in diesem Moment hielt sie ihn für einen der besten Freunde, die man sich wünschen konnte. Vorausgesetzt natürlich, man war reinblütig, gutaussehend und reich. Und nicht Harry Potter.
XXXXX
Hermine ignorierte beinahe alles, was sie an Gerüchten und bösen Kommentaren an diesem Tag hörte. Sie ging zu ihrem Unterricht, machte sich Notizen und meldete sich praktisch ununterbrochen. In dem Unterricht, den sie mit den Slytherins gemeinsam hatte, lächelte sie Blaise zu, sprach aber ansonsten kaum mit ihm. Auch Malfoy schien ein Gespräch mit ihm zu meiden. Kein einziges Mal sah sie ihn mit Blaise sprechen, allerdings wich er ihm fast nie von der Seite.
Als der Unterricht beendet war, ging Hermine, wie jeden Tag, in die Bibliothek und wie an jedem Tag, traf sie sich dort mit Cedric. „Hey Diggory.“
„Granger.“ Hermine ignorierte den etwas kühlen Ton und setzte sich an den Tisch, den er bereits frequentierte. Hermine war es gewöhnt, dass Cedric ab und an etwas ...grantig war. Innerlich bezeichnete sie das als seine Zeit im Monat. Meistens dauerten diese Stimmungen nur ein paar Minuten, maximal aber eine Stunde, dann war er sein gewohntes Selbst und alberte wieder mit ihr herum.
„Wie weit bist du?“ Er sah kurz auf, sah ihr naives, unschuldiges Lächeln, seufzte und deutete auf die Überschrift des Kapitels, dass er gerade behandelte. Hermine nickte, zog eine Mappe aus ihrer Tasche, blätterte in den darin enthaltenen Pergamenten herum und reichte ihm dann eines davon. „Hier, arbeite das durch, wenn du mit dem Kapitel fertig bist. Es ist kein schweres Thema, eigentlich sollte das nicht allzu lange dauern.“
„Bist du unter Zeitdruck? Warte dein Freund auf dich? Tu dir keinen Zwang an, Granger, geh ruhig, wenn du verabredet bist. Ich hab eh nicht erwartet, dass du noch sonderlich viel Zeit hast mit deinen ganzen Verpflichtungen.“
Hermine runzelte die Stirn. „Wieso sollte ich keine Zeit mehr haben? Blaise und ich haben immer noch jeder unser eigenes Leben und wenn er mich sehen will, muss er nicht viel raten wo er mich finden kann. Ehrlich mal Diggory, was ist heute los mit dir. Ich bin deine periodischen Anfälle ja gewöhnt, aber heute ist es besonders schlimm. Ich empfehle ein Stück Schokolade, das hilft bei mir immer.“ Cedric schaute sie ruckartig an. „Implizierst du gerade, dass ich so was wie meine Tage habe? Ich bin sicher, auch in der Muggelwelt können das nur Frauen bekommen, Granger, weshalb deine Bemerkung etwas dumm war.“
„Oh, ich weiß, dass nur Frauen ihre Tage bekommen können, Diggory. Willst du jetzt Schokolade oder nicht?“ Cedric grummelte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu..
Am Abend hatten Hermine und Ron wieder Vertrauensschülerpflichten. Sie verbrachten sie größtenteils schweigend. Jedenfalls bis Hermine das Schweigen brach. „Wei0t du, ich finde das albern.“ Ron schnaubte. „Ehrlich Ron, wieso bist du so zickig? Was hast du dagegen, dass ich mit Blaise zusammen bin. Und wo wir schon dabei sind, was hattest du gegen mich und Viktor?“ Ron schwieg. „Ron! Das ist nicht fair. So reagierst du nicht mal bei Ginny.“ Endlich sah er sie an.
„Merlin Hermine, sie ist meine Schwester, du nicht!“ Hermine runzelte die Stirn. „Ja und? Ich meine, ich hab schon das Gefühl, wir stehen uns ziemlich nahe oder....bist du ähm eifersüchtig?“ Ron wurde rot. Hermine schaute peinlich berührt auf ihre Schuhe. „Ich weiß nicht. Vielleicht...Schau, ich will ehrlich zu dir sein, ich hab dich nie als Mädchen wahrgenommen!“ Hermine hob die Brauen und sah an sich herunter. Gut, sie war keine Pamela, aber die Grundformen waren durchaus erkennbar. „Nein, nein, ich hab dich auch nicht als Jungen gesehen oder so was, du warst einfach...na ja, Hermine. Ich hab nie darüber nachgedacht, das du ein Mädchen und ich ein Junge bin, jedenfalls nicht, bis zum Weihnachtsball.“
Hermine erinnerte sich daran nur zu gut. Sie ließ Ron weiter reden. „Ich, na ja, meine Familie macht ständig Witze, besonders Fred und George und sie haben ständig über dich und mich geredet und dann warst du beim Ball mit Viktor Krumm, obwohl ich dich doch auch gefragt habe und...“
„Hey Moment, er hat mich vor dir gefragt und ich war nur deine letzte Rettung.“
„Ja, ja ich weiß. Darauf will ich nicht hinaus. Ich hatte einfach … Panik, glaub ich. Du weißt, wie langsam ich manchmal bin und ich dachte einfach, ich hab eine Chance verpasst und dass ich das bereuen würde und eigentlich sehe ich dich immer noch nicht so, nicht richtig, aber dann hast du Diggory an geschleppt, obwohl er ja nur ein Freund ist, aber Blaise nicht und jetzt hab ich vielleicht nie die Chance herauszufinden, ob meine Familie Recht hat und verpasse vielleicht etwas und...“
Hermine legte ihm eine Hand auf den Mund. „Ron Stopp! Jetzt fängst du an zu plappern und ich verstehe nur noch die Hälfte.“ Er grinste gegen ihre Hand und Hermine nahm sie weg. „Hör mal, ich mag dich, wirklich, ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, ich hab dich lieb, aber...ich meine, ich hatte nie einen Bruder, aber ich glaube, wenn ich einen hätte, dann würde ich genauso für ihn fühlen. Und ich glaube nicht, dass sich meine Gefühle dir gegenüber in nächster Zeit ändern werden. Und so wie es scheint, fühlst du genauso. Du bist es vielleicht einfach nicht gewöhnt, mit einem Mädchen, dass nicht deine Schwester ist, befreundet zu sein und vielleicht hast du das ja erst durch meine Verabredungen bemerkt, aber Ron, du verpasst nichts! Wir beide, das passt nicht. Wir sind Freunde, beste Freunde, aber mehr nicht.“
Ron sah sie einen Moment intensiv an, dann ließ er den Kopf hängen und seufzte. „Weiß ich doch. Wir würden uns wahrscheinlich gegenseitig in Stücke reißen wegen irgendwelchen Kleinigkeiten.“ Hermine nickte zustimmend. „Wahrscheinlich, aber als Freunde geben wir eine tolle Figur ab, oder?“ Ron nickte. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann ergriff Ron erneut das Wort. „Zabini also, huh?“ Hermine lachte. „Er ist wirklich nett und er ist so anders, als die anderen Slytherin.“
„Hatte keine leichte Zeit heute, was?“ Hermine schüttelte traurig den Kopf. „Nein, aber...ich war Malfoy unheimlich dankbar, dass er zu Blaise stand. Ich glaube, die beiden sind wirklich gute Freunde.“
„Na ja, er hat den ganzen Tag nicht mit ihm geredet.“ Hermine seufzte. „Ich bin auch nicht unbedingt seine Lieblingsperson...“ Ron blieb ruckartig stehen. „Oh Merlin! Meinst du, du musst in Zukunft nett zu ihm sein? Ich meine, wenn sie wirklich so gut befreundet sind, hängt er bestimmt ab und zu mit dir rum, und das heißt auch mit uns...Diggory war schon schlimm, aber Malfoy...Hermine, Hermine, wen schleppst du uns da nur alles an. Können nicht mal ein paar hübsche Mädchen dabei sein?“ Hermine lachte bloß und sie führten ihre Runden zu Ende.
XXXXX
Blaise wusste nicht, ob ihm das Schweigen seines besten Freundes etwas ausmachen sollte oder nicht. Es war ein gutes Zeichen, dass er überhaupt bei ihm war, doch dass er nicht mit ihm sprach, irritierte ihn zunehmend. Gut, er wusste, Draco mochte Hermine nicht, allein schon ihrer Abstammung wegen, aber er war in den letzten Monaten viel reifer geworden und Blaise hatte sich ein bessere Reaktion von ihm erhofft. Sein Schweigen hielt nun schon seit mehr als einem Tag an. Er hatte Hermine gesagt, dass ihn Dracos Schweigen verunsicherte und sie hatte gemeint, er würde es bald brechen, schließlich hatte er durch seine Anwesenheit in Blaise Gesellschaft gezeigt, dass Blaise ihm wichtiger war, als alle anderen in seinem Haus.
Er konnte nur hoffen, sie hatte wie immer recht. Dieser Gedanke war das einzige, dass ihn davon abhielt, Draco anzusprechen und sich womöglich noch zu entschuldigen. Und als sie am Abend nach der Veröffentlichung seiner und Hermines Beziehung gemeinsam im Slytheringemeinschaftsraum saßen, wurde seine Geduld belohnt. „Granger also.“ Es war keine Frage gewesen, lediglich eine Feststellung. Blaise sah seinen Freund abwartend an. „Dir ist klar, dass du fast jede andere haben kannst? Hübschere?“ Blaise verengte seine Augen. „Draco...“
„Hey, dass war keine Beleidigung, ich wollte nur sichergehen.“
Es wurde wieder ruhig, ehe Draco erneut das Wort ergriff. „Ich frag mich nur, wieso ausgerechnet sie?“ Blaise legte den Kopf schief. „Hermine ist nett, witzig und auch wenn du das anders siehst, sie ist sehr hübsch. Vor allem ist sie sehr gerecht. Wusstest du, dass sie eine der wenigen Vertrauensschüler ist, die keine Punkte abziehen, wegen der Häuserrivalitäten? Ich glaube, sie würde sogar dir keine unverdienten Punkte abziehen, wenn sich ihr die Gelegenheit böte.“ Draco zog die Brauen nach oben. „Wow, das klingt ja fantastisch.“ Blaise ignorierte seinen Sarkasmus und wartete gespannt auf das, was seinem Freund offensichtlich noch auf der Zunge lag.
„Das wird ihnen nicht gefallen, Blaise. Ich weiß, du hast dich rausgehalten, aber allein, weil du ein Slytherin bist, wird es ihnen nicht gefallen. Und ich muss es meinem Vater erzählen, sonst gerate ich in sein Schussfeld, weil er glaubt, ich würde ihm etwas verheimlichen.“
Blaise rieb sich über die Augen. „Draco...bist du glücklich?“ Er musste nicht antworten, sein ausweichender Blick sagte genug. „Wann sollen wir anfangen unser eigenes Leben zu leben? Ich meine, denkst du wirklich, eines Tages wirst du aufwachen und endlich deine eigenen Entscheidungen treffen? Es wird schlimmer werden. Ich weiß, du glaubst wirklich an diese ganze Reinheit des Blutes, aber siehst du nicht, dass dieser Fanatismus dein Leben zerstört?“
Draco seufzte. „Schau dir an, wie schwierig es für dich ist und du hast keine Eltern, die dir im Nacken sitzen, was denkst du, wird passieren, wenn ich meinen Eltern sage, ich stehe nicht zu ihrer Ideologie und möchte damit nichts zu tun haben? Dazu noch in Zeiten wie diesen. Ich bin kein verfluchter Gryffindor, ich stürze mich nicht in aussichtslose Situationen.“ Blaise schüttelte traurig den Kopf. „Ich schließe mal daraus, du bist nicht glücklich.“
Draco lachte humorlos. „Nein, das bin ich nicht, war ich nie, aber...“
„Was aber? Denkst du, das ändert sich irgendwann? Weißt du noch, als wir nach Hogwarts kamen? Du hast gesagt, du könntest dich so weit entfernt von deinem Vater endlich von allem befreien, dein eigenes Leben führen, aber das tust du nicht. Nicht mal deine eigenen Verabredungen darfst du dir raussuchen. Pansy Parkinson? Du hasst sie und trotzdem bist du mit ihr zum Weihnachtsball gegangen. Du selbst hast dir geschworen, in keine arrangierte Ehe gedrängt zu werden, aber genau darauf läuft es hinaus. Du wirst in einer diktatorischen Welt leben, in der du niemals eigener Meinung sein darfst, niemals eigene Entscheidungen treffen darfst und in der du mit einer Frau zusammen leben musst, die du nicht liebst, mit Kindern, die das selbe durchmachen werden müssen wie du. Das klingt für mich nicht nach einer glücklichen Zukunft, Draco. Du selbst weißt es doch am besten, Glück kannst du mit Geld nicht bekommen.“
Draco rutschte tiefer in seinen Sessel hinein. „Wie sind wir bitte von deinem Verrat am Hause Slytherin auf meine verkorkste Zukunft gekommen?“ Blaise lächelte traurig. „Weil es damit schon beginnt. Sag mir nicht, du hast kein Interesse an Potter und seinen Freunden. Sag mir nicht, du beneidest sie nicht um ihre Freiheit und ihre Abenteuer. Wir dürfen uns nicht mal unsere eigenen Freunde aussuchen Draco. Ich bin überrascht, dass man dir gestattet, noch mit mir befreundet zu sein...“
Draco lachte. „Tja, das ist dann wohl eine der wenigen eigenen Entscheidungen, die man mir zugesteht. Und ja Blaise, du hast recht, ich hasse Potter und seine Freunde, oder zumindest verabscheue ich sie zutiefst, aber ich ...beneide sie um ihre Freiheit. Ich beneide Potter, weil er von so vielen geliebt wird, ich beneide Granger, weil sie unglaublich intelligent ist und trotz ihrer Abstammung so selbstbewusst ist und ich beneide..W..We..das Wiesel, weil er eine Familie hat, die ihn bei allem zu unterstützen scheint und die glücklich ist, ohne reich zu sein. Aber genau das ist der Grund, wegen dem ich die drei verabscheue. Sie haben alles, was ich mir wünsche und sie können dabei sie selbst sein.“
Blaise öffnete erstaunt den Mund. Nie, wirklich niemals zuvor hatte er Draco so offen sprechen hören. Seine Gefühle hatte er selbst vor Blaise nur selten gezeigt und ebenso selten hatten sie über dieses Thema so ehrlich gesprochen, wie heute. „Aber...wieso tust du nichts? Du kannst zu Dumbledore gehen, du kannst ….Draco, noch hast du so viele Chancen. Du weißt, was dir blüht, machst du so weiter wie bisher. Willst du wirklich zu diesen Menschen gehören, die wegen ihrer vermeintlichen Superiorität andere Menschen ermorden? Willst du zum Mörder werden, nur weil ein Verrückter das von dir verlangt?“
Eine Hand wanderte in Dracos Haar und fuhr nervös hindurch. „Blaise, denkst du, ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht? Ich habe mir diejenigen angesehen, die diesen Weg in ihrer Jugend gegangen sind. Allen voran meinen Vater. Er ist nicht glücklich, ich weiß, er hatte andere Träume und ist trotzdem diesem Weg gefolgt. Oder Snape. Ich will kein Mann werden, der ewig unglücklich und verbittert sein wird.“
„Aber dann hast du doch eine Antwort gefunden Draco. Steig aus so lange du noch kannst.“
Der blonde Junge sprang von seinem Sessel auf und lief verstört hin und her. „Und dann? Wohin soll ich gehen Blaise? Ich kenne niemanden, der nicht auf der gleichen Schiene fährt, wie meine Eltern, dafür haben sie gesorgt. Und ganz ehrlich, bei dir wird zukünftig auch nicht der sicherste Ort sein, das solltest du vielleicht auch deiner Mutter sagen.“ Blaise nickte. „Um meine Mutter brauchen wir uns keine Sorgen machen. Sie ist weg. Ich hab sie gebeten mir nichts zu sagen, es ist ihr hier zu unruhig geworden und da ich sie nicht begleiten wollte, ist sie allein verschwunden.“
Draco weitete die Augen. „Und...was hast du jetzt vor? Ich weiß, du bist selbstständig und alles, aber...“ Blaise unterbrach ihn. „Noch haben wir Schule und hier sind wir erstmal sicher. Ich hatte sowieso vor, mit Dumbledore zu sprechen, allerdings...“
„Hast Schiss gehabt, richtig?“ Blaise grinste verlegen. Draco schüttelte nur missbilligend den Kopf. „Und das, obwohl du mit der Gryffindorplage rumhängst. Schande über dich.“
Sie beließen es bei diesem Schluss, wechselten absichtlich das Thema und schnitten auch Hermine vorläufig nicht mehr an. Doch beide wussten, sie hatten in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten wichtige Entscheidungen zu treffen.
XXXXX
Hermine war spät dran. Wieder einmal. In den letzten zwei Wochen hatte sie sich beinahe jeden Tag in ihrer Zeit verschätzt. Und das alles war Cedrics Schuld. Sie wusste nicht, was los war, doch wieder und wieder versetzte er sie in der Bibliothek. Normalerweise trafen sie sich, arbeiteten ein paar Stunden, redeten zwischendurch und anschließend gingen sie gemeinsam zum Abendessen. Doch seit Cedric nicht mehr auftauchte, verlor Hermine ihr Zeitgefühl. Sie verpasste das Abendessen und die Ausgangssperre und musste sich dann irgendwie in ihren Gemeinschaftsraum schleichen, wo sie sich dann Standpauken von Harry und Ron anhören durfte.
Die beiden hatten es aufgegeben, sie aus der Bibliothek locken zu wollen und sie nur gebeten, pünktlich im Gemeinschaftsraum zu sein. Allerdings schien ihre innere Uhr wirklich kaputt zu sein, weshalb sie es fast nie schaffte. Sie umrundete vorsichtig eine Ecke und passierte einen Wandteppich, als ihr plötzlich eine Hand über den Mund gelegt wurde, wieder einmal, und sie hinter den Wandteppich gezerrt wurde. Hermine wusste, weder Harry und Ron würden sich trauen, etwas derartiges zu machen. Cedric war es definitiv auch nicht, die Person roch anders und Blaise, Blaise hat rauere Hände.
Sie tat das einzige, was ihr in dieser Situation einfiel. Sie stampfte so fest sie konnte mit ihrem Fuß auf den Fuß des Unbekannten und rammte ihm ihren Ellbogen in den Magen. Eine schnelle Handbewegung beförderte ihren Zauberstab in ihre Hand. Sie drehte sich um und hielt ihn an den Hals der Person. Als sie ihn erkannte, zögerte sie einen Moment, den Stab wieder wegzustecken, doch tat es schließlich doch.
„Ein bisschen übertrieben Granger, meinst du nicht?“ Hermine zog eine Augenbraue fragend nach oben, eine Geste, die sie sich von Blaise abgeguckt hatte. „Sei froh, dass es nicht meine Faust war. Schon wieder.“ Er grinste. Hermine verdrehte nur die Augen. Dieses Grinsen...noch so eine typische Eigenschaft der Slytherins, die sie bei Blaise einigermaßen tolerieren konnte, bei Malfoy allerdings hasste. Wirklich hasste. So sehr, dass sie ihre vorherige Drohung mit der Faust am liebsten wahrgemacht hätte.
„Nicht, dass ich gerade keine Lust auf ein verbales Duell mit dir hätte....obwohl, nein, nein hab ich nicht. Also, wieso Malfoy?“ Hermine war sich nicht sicher, aber sie glaubte eine Verunsicherung in seinen grauen Augen zu sehen. „Es wird dich überraschen, aber ich möchte dich um Rat bitten.“ Hermine blinzelte. „Häh?“
„Eloquent Granger!“
„Verzeihung, aber du hast mich...“
„Überrascht?“
Hermine atmete tief ein. „Sag einfach, was du zu sagen hast, Malfoy und dann lass mich gehen. Ich hab auch ohne noch mehr Verspätung genug Ärger am Hals.“
Er grinste schon wieder. „Pass auf, ich möchte...aussteigen.“ Hermine runzelte die Stirn. „Entgegen der allgemeinen Meinung weiß ich nicht alles, weshalb ein bisschen mehr Informationen hilfreich wären. Was mich besonders interessieren würde, ist, wieso kommst mit was auch immer zu mir? Ich will dich nicht enttäuschen, aber wir sind nicht unbedingt die besten Freunde. Bedauerlicher Weise.“ Wenn er noch einmal so dämlich grinste, nahm Hermine sich vor, dann würde sie ihm den Mund weghexen. „Du bist die Freundin meines besten Freundes. Das verschafft mir Bonuspunkte.“
„Egal, wie viele Bonuspunkte du auch glaubst, dafür zu bekommen, sie können deinen Punktestand nicht annähernd auf Null bringen.“
Ihre Hand zuckte bereits zu ihrem Zauberstab, doch in letzter Sekunde ballte sie sie zur Faust und ließ sie an ihrer Seite hinab hängen. „Witzig Granger, wirklich witzig, jedenfalls möchte ich dich fragen, würde...Dumbledore...jemandem wie mir helfen?“ Hermine war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. „Wie bitte?“
„Würde mir Dumbledore helfen, wenn ich ihn darum bitten würde?“
Hermine öffnete und schloss den Mund wieder. „Ähm...kommt drauf an. Ich glaube nicht, dass er dir helfen würde, die Schule zu übernehmen, oder jeden rauswirft, den du nicht leiden kannst, oder...“
„Habs begriffen Granger, ich meine, Merlin, dass ich so tief sinken würde... Meinst du, er würde mir, ich meine, jemandem in meiner...wie mir helfen, einen Ort zu finden, an dem ich, jemand wie ich bleiben könnte.“
Hermine runzelte die Stirn. „Ich...weiß nicht genau. Ich schätze, das kommt auf die Situation an, in der du ja, ja Malfoy, jemand wie du, sich befindet. Wenn du nicht gewollt hättest, dass ich weiß, über wen wir sprechen, dann hättest du dir wenigstens einen Freund ausdenken können, wobei, da Blaise der einzige Freund ist, hätte das wohl auch nicht funktioniert. Egal, auf jeden Fall schätze ich, er würde dir helfen, wenn du es nötig hättest.“
Malfoy sah sie skeptisch an. „Und er entscheidet darüber, ob ich es nötig habe oder nicht. Verstehe ich das richtig?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Du entscheidest das ganz alleine Draco.“ Sie spähte hinter dem Wandteppich hervor und überzeugte sich davon, dass niemand zu sehen war, schenkte Draco ein ermutigendes Lächeln und beeilte sich dann zurück in ihren Gemeinschaftsraum zu kommen.
XXXXX
Hermine bemerkte, dass sie immer häufiger zu Draco schaute und ihn beobachtete. Er schien sich von den Slytherins abzuschotten und da die meisten aus anderen Häusern nichts mit Slytherins zu tun haben wollten, verbrachte er eine Menge Zeit allein oder mit Blaise. Mehr als einmal hatte Hermine vorschlagen wollen, er sollte sich zu ihnen setzen, doch sie konnte sich Harrys und Rons Reaktion darauf vorstellen.
„Sag mal, sollte ich eifersüchtig sein?“ Hermine wandte ihren Blick von Draco ab und sah zu Blaise. „Huh? Wieso?“ Blaise grinste. „Weil du seit ein paar Tagen ständig Draco anstarrst. Sollte ich da irgendetwas wissen?“ Hermine wurde eine Spur rot. „Nein. Es ist...er wirkt so einsam.“ Blaise seufzte. „Ja, das ist er wohl. Er befindet sich momentan in einer schwierigen Situation, aber so wie es aussieht hat er bereits eine Entscheidung getroffen.“ Hermine nickte. „Scheint so.“ Blaise sah sie überrascht an. „Wie meinst du das?“ Hermine schüttelte den Kopf.
„Lass uns jetzt nicht über Draco reden. Ich habe das Gefühl, wir werden unsere Zweisamkeit nicht für lange genießen können. Ich kann Harry und Ron praktisch nach mir suchen hören.“ Blaise lachte. „Tja, mir scheint, wenn man dich will, muss man die Gesellschaft der zwei ertragen. Du kannst froh sein, dass du so anbetungswürdig bist Hermine.“ Sie wurde rot. Wieder einmal. In Blaise Gegenwart passierte ihr das ständig, weil er ständig solche Dinge sagte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich je daran gewöhnen würde.
Hermine mochte Blaise, das tat sie wirklich. Er kam ganz gut mit Harry und Ron aus, hatte zwar einige Probleme mit Cedric, wieso auch immer, aber er war immer freundlich. Zumindest in ihrer Gegenwart. Er war sehr aufmerksam, holte sie jeden Tag zum Frühstück ab, trug ihre Bücher und sie hatten immer etwas zum Reden. Aber irgendwie, vielleicht lag es daran, dass sie ihn noch nicht so lange kannte, fühlte sie sich manchmal unwohl in seiner Gegenwart. Sie konnte sich nie richtig entspannen und fürchtete immer....sie wusste es nicht. Es war einfach so ein Gefühl...
„Und Auftritt der beiden Anhängsel.“ Hermine sah in die Richtung, in die Blaise schaute und erblickte Harry und Ron. Sie winkte sie zu sich und lächelte sie freundlich an. „Hermine, da bist du ja, wir haben dich schon überall gesucht.“ Blaise zog eine Braue nach oben und schüttelte ungläubig den Kopf. Es war wirklich unfassbar, aber er und Hermine waren so gut wie nie alleine. Er verstand, dass sie häufig mit den beiden lernen wollte, denn Merlin zumindest das Wiesel hatte es nötig und deshalb hatte er nichts dagegen, dass sie fast immer mit ihm und Hermine in der Bibliothek waren. Wenigstens war Diggory nicht auch noch dabei.
Aber dass sie nicht mal im Garten, der von Hecken durchzogen war und kaum jemand, mit Ausnahme der Lehrer und offensichtlich Hermines Freunden, Lust hatte, jemanden darin zu suchen. Gut, sie hatten sich nicht den abgeschiedensten Ort ausgesucht, Draco saß nicht allzu weit weg an einem kleinen Baum und las, aber trotzdem mussten die beiden eine Weile gebraucht haben, Hermine zu finden.
„Was gibt’s denn Ron?“ Ron zuckte die Schultern und setzte sich neben Hermine auf die Bank. Harry, für den auf der ohnehin kleinen Bank kaum Platz war, sah sich suchend um, doch bevor er einen Ort zum Hinsetzen gefunden hatte, hatte Blaise einen lauten Qualvollen Seufzer ausgestoßen, da er wieder einmal um seine Alleinsein-Zeit mit Hermine gebracht wurde und sie kurzerhand auf seinen Schoß gezogen. Hermine erschrak zwar kurz, machte es sich dann aber einigermaßen bequem und lächelte Blaise dankbar zu.
Harry und Ron sahen einen Moment nachdenklich aus. Es war...seltsam, Hermine auf dem Schoß eines anderen Jungens zu sehen. Sie hatten sich bereits daran gewöhnen müssen, dass Blaise sie hin und wieder in ihrer Gegenwart küsste und wussten nicht, wie sie jetzt reagieren sollten. Ron zuckte irgendwann seine Schultern und nach einem warnenden Blick in Blaise Richtung setzte sich Harry schließlich auf den freigewordenen Platz.
Hermine sah die beiden fragend an. „Ähm Jungs, nicht dass ich euch nicht gerne sehe, schon wieder, aber wieso seit ihr hier?“ Ron reagierte gar nicht, sondern spielte mit einem Marienkäfer, der auf seine Hand geflogen war. Harry kratzte sich am Hinterkopf. „Wir wollten nur ein bisschen Zeit mit dir verbringen und da du so selten zum Abendessen kommst, dachten wir, wir nutzen die Zeit davor.“
Hermine runzelte die Stirn. „Aha, dass ist...wirklich süß.“ Blaise schnaubte. „Süß? Die beiden sind schlimmer als Kletten, Hermine. Sie kleben an dir wie verdammte Parasiten.“ Harry richtete sich erbost auf. „Hey, wir schätzen Hermine nun mal und wollen sie öfter sehen, als nur zu den Mahlzeiten. Wenn sie nicht immer in der Bibliothek...“
„Okay Jungs, das reicht! Ich versuche wirklich, zukünftig früher aus der Bibliothek zu kommen und...“ Es war an Ron ein Schnauben von sich zu geben. „Als ob! Als Diggory noch mit dir gelernt hat, hast du es wenigstens zum Abendessen geschafft. Merlin weiß, wie er dich pünktlich da raus gekriegt hat.“
Hermine spürte ein leichtes Stechen hinter ihren Augen. Dass Cedric sie immer noch mied, belastete sie. Ein paar Tage zuvor hatten sie ein DA Treffen gehabt. Er hatte weder mit ihr gesprochen, noch sie angesehen. Stattdessen hatte er bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Cho geknutscht oder ihr Dinge zugeflüstert. Hermine verstand es einfach nicht und ihr bescheuerter Stolz verbot ihr, ihn darauf anzusprechen.
Sowohl sie als auch Blaise gaben es schließlich auf, sich über ihre beiden Freunde aufzuregen und ließen sich auf ein angeregtes Gespräch mit ihnen ein. Sie blieben nur eine Weile auf der kleinen Bank, bis Hermine vorschlug(anordnete) in die Bibliothek zu gehen, um ein paar Dinge zu wiederholen, was die drei Jungs nur ungern taten.
Auf dem Weg zurück ins Schloss drehte Hermine sich zurück zu Draco. Sie ertappte ihn dabei, wie er ihnen nachschaute und ihr dann zögerlich zunickte. Hermine lächelte und drehte sich dann wieder in Richtung Schloss.
XXXXX
„Harry, können wir kurz reden.“ Harry sah überrascht von seinem Aufsatz auf und nickte dann. Er folgte Hermine in eine etwas entlegenere Ecke des Gemeinschaftsraums und setzte sich auf einen der kleinen Hocker, die dort standen, Hermine sah ihn eine Weile nachdenklich an. „Ich weiß, es mag komisch klingen, aber ich finde, wir sollten Malfoy helfen.“ Harry schaute sie überrascht an. „Häh? Wieso das denn?“ Hermine holte tief Luft. Sie wollte Dracos Vertrauen in sie nicht verletzen, indem sie Harry von ihrem Gespräch erzählte, doch andererseits konnte sie ihn auch nicht mehr so einsam sehen. Blaise konnte nicht alle ersetzen. Er konnte nicht die Freunde sein, die Malfoy seit neuestem mied, er konnte nicht seine Eltern sein, von denen Draco mehr und mehr Post bekam, die er allerdings ungeöffnet ließ, jedenfalls hatte Blaise ihr das erzählt.
Ganz offensichtlich hatte er eine Entscheidung getroffen, für die er allerdings nicht mutig genug war. Nicht ohne Hilfe. „Du hast doch bemerkt, wie ruhig er geworden ist...und einsam. Der einzige, der noch mit ihm spricht, ist Blaise. Fragst du dich nicht, warum das so ist?“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht annähernd so viel Interesse wie du es für die Slytherins zu entwickeln scheinst. Aber du hast recht, was das ruhig sein betrifft. Er hat uns lange nicht mehr beleidigt...“
Hermine nickte bestätigend. „Ich glaube, er...will aussteigen.“ Harry weitete die Augen. „Du meinst...“ Hermine nickte. „Blaise hat erzählt, dass er die Briefe seiner Eltern nicht mal mehr öffnet, allerdings...“ Harry nickte, sie ermutigend weiter zu sprechen. „Allerdings glaube ich, ihm fehlt der Mut endgültig zu Dumbledore zu gehen. Ich bezweifle, dass er irgendjemanden hat, zu dem er im Falle eines Falles gehen kann.“
Harry runzelte die Stirn. „Was ist mit Blaise. Seine Mom hat doch nichts mit der ganzen Sache zu tun und er auch nicht, oder?“ Hermine zuckte die Schultern. „Dass ist es, was ich nicht verstehe. Blaise spricht nie über seine Mutter. Ich meine, ich rede ständig über meine Eltern, was sie in ihren Briefen geschrieben haben und so, und ich meine ja nicht, er solle ununterbrochen über sie reden, aber nie? Er bekommt auch sehr selten Post...“
„Was denkst du denn, hat das zu bedeuten?“ Hermine zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, aber ich denke, Blaise und Draco sollten vielleicht gemeinsam...“ Harry nickte verstehend. „Und ich soll Dumbledore einweihen?“ Hermine nickte. „Wenn er schon Bescheid weiß, wird es den beiden vielleicht leichter fallen. Obwohl ich nicht verstehe, was sie für ein Problem haben, es ist immerhin Dumbledore.“
Harry lächelte. „Eben. Alle Slytherins haben sich ständig über ihn lustig gemacht. Außerdem haben sie alle den Ruf, auf Voldemorts Seite zu sein und dass Dumbledore ein erbitterter Gegner von ihm ist, ist allen bekannt. Und dann ausgerechnet ihn um Hilfe bitten?“ Hermine biss sich auf die Unterlippe. „Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wieso sie sich bei so einer wichtigen Sache nicht überwinden...“
„Hermine, weißt du, wie schwer es ist, jemanden um Hilfe zu bitten, wenn du diesem Jemand auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bist? Wenn du ohne die Hilfe dieser Person alleine dastehst? Hilflos?“ Hermine seufzte. „Du hast recht Harry. Es fällt mir einfach schwer, mich in sie hinein zu versetzen.“ Harry lächelte nur und versprach, Dumbledore anzusprechen und ihm von den beiden Slytherins zu erzählen.
Hermine ging an diesem Abend erleichtert, und pünktlich, zu Bett.
XXXXX
TBC
So, wieder mal eine lange Pause und irgendwie hat sich die Geschichte so völlig anders entwickelt, als zu Anfang geplant, aber wie es scheint, hat sie sich einfach verselbstständigt. Sei es drum, ich hoffe, ihr mögt sie trotzdem und reviewt fleißig.
Lg
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