von Manix
„Könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe lassen?“, schrie kein anderer als Slytherin Eisprinz Draco Malfoy in seinem Gemeinschaftsraum. Er hatte genug um die Ohren und musste sich nicht noch von seinen sogenannten Freunden sagen lassen, wie beschießen er momentan aussah.
Keiner von ihnen wusste, was er durch machen muss. Schließlich war er ja der einzige aus der Schule, der den Todessern beitreten musste. Das Dunkle Mal brannte viel zu oft und manchmal war der Schmerz überhaupt nicht zu ertragen, aber was sollte er machen? Wenn er nicht tat, was der Dunkle Lord von ihm verlangte, dann würde seine Mutter sterben müssen. Und das wollte er partout nicht zu lassen.
Wütend stürmte er aus dem Gemeinschaftsraum und irrte durch die Gänge.
Er konnte von Glück reden, wenn ihn keiner erwischen wird, es war bereits Ausgangssperre. Aber er brauchte jetzt dringend frische Luft.
Zu seinem Bedauern war das Tor in der Eingangshalle verschlossen.
„Fuck“, schrie Draco frustriert. Und jetzt?, dachte er dann.
Er irrte weiter durch das große Schloss, bis sein Weg ihn zum Astronomieturm führte.
Erleichtert spürte er den kalten Hauch des Windes, als er näher trat. Draco lehnte sich an die Brüstung und genoss die Aussicht. Es war herrlich still und die Nachtluft tat gut.
Doch die Stille würde jäh zerstört, als ein Schluchzen an Dracos Ohren drang.
Irritiert schaute Draco sich um, ehe er einen Haarschopf in einer Ecke sitzen sah. Erst erkannte er die Person nicht, doch als er näher trat, konnte er Hausfarben ausmachen.
Draco zückte seinen Zauberstab und dieser fing an zu leuchten, da er nonverbal den Zauber dafür gesprochen hatte.
Auf dem eiskalten Steinboden saß zusammen gekrümmt keine andere, als Eisprinzessin Granger, ihres Zeichens Schlammblut, verdammte Gryffindor und Besserwisserin.
Normalerweise ließ sie sich nichts anmerken. So oft hatte Draco sie bereits beleidigt, in der Hoffnung mehr als nur eine wütende Konter zu kriegen. Und jetzt saß sie hier und heulte sich die Augen aus. Und noch schlimmer: Nicht wegen ihm.
Ohne großartig zu Überlegen, zog er seinen Umhang aus und legte ihn über Grangers Schultern. Diese schreckte auf und sah ihn mit geweiteten Augen an.
Doch anstatt eine bissige Bemerkung los zulassen, ließ er sich neben sie fallen und starrte stur gerade aus. Und ohne es zu wollen, schloss er Granger auch noch in seine Arme und ließ sie weinen.
Granger lehnte sich an ihn und versaute ihm seine Kleidung, weil sie in seine Schulter heulte.
„Egal wer es war, ich drehe ihm den Hals um. Keiner außer mir hat das Recht, dich zum Heulen zu bringen“, unterbrach Draco schließlich die Stille. Granger schüttelte sich leicht, wich von ihm zurück und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Draco hatte es doch tatsächlich geschafft, sie zum Lächeln zu bringen und irgendwie brachte ihn das auch zum Lächeln. Nicht dieses verschlagene Grinsen, dass er sonst immer drauf hatte, sondern ein ehrliches Lächeln.
„Und? Weswegen heulst du? Nachts? Auf dem Astronomieturm? Nach Ausgangssperre?“
Granger schüttelte nur mit dem Kopf. Warum sollte sie ihm denn sagen, dass Ron sie zum Heulen gebracht hatte? Und das nur, weil er diese unmögliche Brown geküsst hatte? Nein, es war schon schlimm genug, dass sie vor ihm geweint hatte. Ihm auch noch zu sagen, warum. Nein, das wollte sie sich nicht vorstellen.
„Ich will nur einen Namen, Granger“, meinte Draco, vollkommen ernst. Er würde diesem jemand wirklich den Hals umdrehen.
„Warum?“, wollte sie dann wissen.
„Hast du mich nicht gehört?“, kam es von Draco, „ich meinte es vollkommen ernst. Egal wer es war, auch wenn es St. Potter oder Wiesel war, ich dreh der Person den Hals um“
„Warum?“, kam es wieder von Granger.
„Du hörst echt gar nicht zu, kann das sein?“, spottete Draco, „ich bin der einzige, der dich zum Heulen bringen darf“
„Du hast mich noch nie zum Weinen gebracht“, spie Granger. Ginny meinte immer, sie könnte nicht Lügen, doch so, wie Draco sie ansah, glaubte er ihr das. Es stimmte nicht, dass er sie nicht zum Weinen brachte. Jede Nacht weinte sie sich wegen diesem Trottel die Augen aus. Sie wusste nicht, warum das so schmerzte. Warum er sie so sehr verletzten konnte. Sie wollte nicht, dass es sie traf, doch leider Gottes konnte sie es nicht verhindern.
„Eben“, kam es wieder von Draco, „und mir gefällt es nicht, zu wissen, dass es jemand geschafft hat.“
Sie wollte es ihm aber nicht sagen. Stattdessen stand sie auf und Draco tat es ihr gleich.
Sie zog den Umhang aus und wollte ihn ihm wieder geben, doch er nahm ihn nicht an und meinte, dass es Nachts in den Gängen viel zu kalt sei, als nur in einem dünnen Pullover herumzulaufen.
Perplex schaute Granger Draco hinter her, als dieser den Astronomieturm verließ, auf dem Weg zurück in die Kerker. Ein breites Lächeln auf den Lippen und auch Granger lächelte, als sie sich auf den Rückweg in den Gemeinschaftsraum machte.
Zurück in seinem Schlafsaal legte sich Draco hin und dachte darüber nach, was für einen Mist er verzapft hatte. Warum hatte er die Granger getröstet und warum interessierte es ihn, wer sie zum Heulen gebracht hatte?
Mit schweren Kopf schlief er gegen zwei Uhr morgens ein.
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Ein total übermüdeter und schlecht gelaunter Draco marschierte, gefolgt von seinen Bodyguards, Parkinson und Zabini in die Große Halle.
Automatisch suchte er den Gryffindortisch ab. Sein Blick fixierte die brünette Gryffindor seinen ganzen Weg bis zu seinem Platz am Slytherintisch. Selbst dann machte er alles mechanisch, seine Augen verließen Granger nicht eine einzige Millisekunde.
„Was ist los mit dir, Draco?“, hörte er Zabini sagen. Doch Draco antwortete nicht, sondern starrte ununterbrochen den Bücherwurm an.
Er stellte sich immer noch die Frage, warum er Granger getröstet hatte. Er verstand es einfach nicht! Vor allen Dingen irritierte es ihn, warum Granger so weit weg von ihren Freunden saß.
Als sie aufstand, stand auch Draco auf und verließ hinter ihr die Große Halle.
Leise schlich er ihr hinter her. Unzählige Treppen hinauf, bis sie am Astronomieturm ankamen.
Sie ließ sich am selben Platz nieder, an dem sie letzte Nacht gesessen hatte. Ohne auf die Tür zu achten, zog sie etwas schwarzes aus ihrer Schultasche. Seinen Umhang! Draco stockte der Atem. Sie drückte den Umhang an sich und fing wieder an zu heulen.
Draco brach es das Herz. Und ehrlich, er wusste nicht, dass er eins hatte.
Er ging auf Granger zu und ließ sich ohne Worte neben sie sinken, genau wie letzte Nacht. Und genau wie letzte Nacht, schloss er sie in seine Arme und ließ sie weinen.
Als sie sich endlich beruhigt hatte schaute sie ihn aus verweinten Augen an. Verwirrung war darin zu lesen. Draco wusste darauf aber keine Antwort und schwieg. Lange sah er ihr in die Augen, auf der Suche nach einem Grund, warum er sie tröstete. Warum war es ihm so wichtig, dass es ihr gut ging? Warum legte er überhaupt Wert darauf?
Erst, als es zur ersten Stunde läutete, schreckten die beiden aus ihrer Starre und rannten den ganzen Weg in die Kerker. Beide in stillen Übereinkommen, kein Wort darüber anderen gegenüber zu verlieren. Und beide wussten, dass sie sich heute Abend wiedersehen würden. Nach Ausgangssperre auf dem Astronomieturm.
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TBC und LG
Manix
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