von uni
Er hielt den Dolch unschlüssig in der Hand. Der kalte Stahl der Klinge spiegelte den Kerzenschein wieder.
Er konnte die Schärfe der Waffe förmlich sehen. Vorsichtig fuhr er mit dem Finger über die Klinge.
Doch da war es schon passiert. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seine Hand und Blut quoll aus einem Schnitt an seinem Daumen.
I hurt myself today to see if I still feel.
I focus on the pain, the only thing that´s real.
Fasziniert betrachtete er die rubinrote Flüssigkeit. Schon löste sich ein einzelner Tropfen, der langsam den Handballen entlang lief, sein Handgelenk passierte und mit einem leisen Geräusch in das Badewasser tropfte.
Auf seiner Wanderschaft hatte er eine Spur nach sich gezogen, die Severus vorsichtig weg wischte. Dann leckte er mit seiner Zunge das Blut weg.
Trotzdem blieb der dumpfe Schmerz. Doch es störte Severus nicht, er genoss es sogar. Der Schmerz war süß, er erinnerte ihn daran, dass er noch lebte. Er war noch nicht tot, auch wenn er das manchmal sogar wünschte, er lebte noch und er fühlte noch.
The needle tears a hole, the old familiar sting.
Try to kill it all away, but I remember everything.
Der Schmerz bebte mit der Zeit ab. Er hielt die Hand unter Wasser, um das tröstliche Gefühl zu erhalten und wirklich verspürte er ein leichtes Brennen.
Jedoch reichte ihm dieser seichte Schmerz nicht, es konnte seine wunde Seele nicht heilen, die Leere im Inneren nicht füllen.
Darum setzte er die Klinge erneut an. Wieder durchfuhr ihn süßer Schmerz. Und wieder trafen Blutstropfen auf Badewasser.
What have I become my sweetest friend?
Everyone I know goes away in the end.
Seine Arme waren völlig Blut überströmt und er fühlte sich für einen kurzen Moment so ruhig, dass er es wagte seine Augen zu schließen.
Dass das ein Fehler gewesen war, dass merkte er schnell. Kaum hatte er die Lider geschlossen, schon sah er Lily Evans vor seinem inneren Auge.
Er liebte sie noch immer und würde auch nie damit aufhören können, solange er lebte.
Sie verfolgte ihn bis in seinen Schlaf. Manchmal waren es schöne Träume, sie wartete mit offenen Armen auf ihn und lächelte ihn glücklich an.
Doch da waren auch noch die anderen Träume. Er sah sie sterben. Obwohl er gar nicht dabei gewesen war, sah er sie aus der Perspektive dessen, der den Todesfluch auf sie gefeuert hatte.
Er sah, wie das Lächeln von ihrem Gesicht gewischt wurde und das Vertrauen in ihren Augen erlosch.
Er hörte den toten Körper auf dem Boden aufschlagen. Lilys weit aufgerissene Augen, die ihn vorwurfsvoll anstarrten und “Warum?” zu schreien schienen.
And you could have it all. My empire of dirt.
I will let you down. I will make you hurt.
Erschrocken erwachte Severus aus seinen Träumen, er musste wohl in der Badewanne eingeschlafen sein. Das Blut auf seinem Arm war jedenfalls getrocknet und das Badewasser kalt.
Er rieb sich die Augen und war überrascht Tränen zu spüren. Er hatte wieder von ihr geträumt, er träumte immer von ihr.
Nie würde er sie vergessen können, nie würde er aufhören sich schuldig zu fühlen, schuldig am Tod seiner großen Liebe.
Wie immer in solchen Momenten wünschte er, er hätte eine zweite Chance. Die Chance sie zu retten und ein Leben mit ihr zu führen, egal ob als Freunde oder Paar.
Kurz entschlossen erwärmte er das Badewasser erneut und nahm das Messer, das er hatte fallen lassen, wieder auf.
Er drehte es noch einmal in der Hand und setzte dann übergangslos an zu schneiden.
Immer an der Pulsader lang, das wusste er.
Es schmerzte, aber er wusste, dieser Schmerz war dauerhaft, er würde ihn von all seinen inneren Wunden heilen.
Als er in seiner Badewanne lag und das Blut langsam aus seinen Adern strömte, merkte er, dass es mit ihm zu Ende ging.
Sein Blick verschwamm schon und er glaubte Lilys Lachen zu hören.
Als Dumbeldore ihn am nächsten Morgen fand, da lächelte der Zaubertränkemeister und sein Freund hoffte für ihn, dass er eine zweite Chance bekommen würde.
If I could start again, a million miles away,
I would keep myself. I would find a way.
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