von uni
Kapitel 3. „Sie sind wirklich naiv, Miss Granger.“
Dass konnte nicht sein. Hermine sah den Mann mit weit aufgerissenen Augen an.
„Haben sie einen Geist gesehen oder warum schauen sie so?“, wurde sie mit hämischer Stimme.
„Professor Snape, aber wie ist das möglich? Dass kann nicht sein.“
„Sie wiederholen sich Granger. Ihre Beziehung zu Weasley scheint keinen guten Einfluss auf ihren Intellekt zu haben.“
Hermine war so überrascht, dass sie seine Spitzen einfach ignorierte und nichts darauf erwiderte.
Sie glaubte tatsächlich für einen Moment, dass sie es mit einem Geist zu tun hatte. Daher ging sie auf die Gestalt in der Ecke zu und nahm, seine verwunderte Miene ignorierend, seine Hand. Vorsichtig drückte sie mit ihrem Daumen gegen seine Haut.
„Nein, er ist zwar blass, aber ich kann ihn anfassen…“, murmelte sie mehr zu sich selbst.
Peinlich berührt entzog er ihr die Hand und bellte mit wütender Stimme:„Schön, dass wir das nun geklärt haben“.
„Sie sind kein Geist“, stellte sie mit tonloser Stimme fest.
Genervt zog er einen Stuhl zu sich ran, da er befürchtete, dass sie gleich umkippen würde.
„Wollen sie ein Glas Wasser?“
Hermine schüttelte stumm den Kopf.
„Sie fragen sich sicherlich, warum ich noch am leben bin“, er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, da dies ja offensichtlich war, sondern fuhr ohne Umschweife fort, „Sie waren sicherlich vor einigen Monaten in der Heulenden Hütte, als der Dunkle Lord versuchte mich zu töten“.
Obwohl es eher eine Feststellung, als eine Frage gewesen war, nickte Hermine.
„Ich hatte sie immer für intelligenter gehalten. Glauben sie nicht, dass ich, der sein Leben lang Spion war, nicht damit gerechnet habe, dass er mich umbringen wird? Ich muss zugeben, ich war überrascht, dass es nicht war, weil er mich enttarnt hat, aber ich habe damit gerechnet. Ich habe, bevor ich gegangen bin, einige Schutzzauber um mich gelegt und ein Gegengift genommen. Finden sie es nicht naiv, dass ich, ein Meister der Zaubertränke, an einer Vergiftung gestorben sein soll?“
Hermine musste ihm zustimmen. Natürlich hatte er Gegengifte jeder Art und da war es nur logisch, dass er eines geschluckt hatte.
„Hätte Voldemort versucht mich mit einem simplen ‚Avada Kedavra’ zu töten, dann würde ich jetzt nicht mit ihnen reden. Aber ich hab mir eingebildet diesen Wahnsinnigen zu kennen und offensichtlich hatte ich Recht.“
Hermine sah ihn verwundert an. „Aber Harry, er hat doch nach gesehen, ob sie tot sind.“
Snape lachte. ‚Das erste mal, dass ich ihn lachen sehe und dann ist es in der Todeszelle’, dachte Hermine düster.
„Potter ist selbst zu unfähig einen Puls zu messen. Ich war lediglich bewusstlos. Obwohl ich ihm zugute halten muss, dass er wahrscheinlich unter Stress stand und daher meinen Puls nicht gefunden hat.“
Hermine schüttelte den Kopf, dass konnte doch alles gar nicht sein. Träumte sie? Sprach sie tatsächlich gerade mit dem lange tot geglaubten Severus Snape.
Beide sprachen nicht und so entstand ein kurzer Moment der Stille in dem beide ihren Gedanken nach hingen.
„Warum haben sie ihm ihre Erinnerungen gegeben?“, fragte Hermine. Wenn er wusste, dass er nicht sterben würde, dann hatte er auch gar keinen Anlass dazu gehabt.
Snape zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht so, als hätte ich geplant einen von ihnen je wieder zu sehen. Und ich denke, er hat ein Recht dazu, dies zu erfahren“, nach einer kurzen und nachdenklichen Pause fügte er hinzu, „Albus hat mich gebeten, ihm die ganze Wahrheit zu zeigen“.
Hermine hatte ihren Schock inzwischen überwunden.
Sie war aufgestanden und tigerte nun unruhig auf und ab.
„Da gibt es soviel, was ich noch nicht verstehe. Das alles hier…“, sie machte eine ausschweifende Geste.
Snape verfolgte sie mit seinen Augen. Schließlich wurde es ihm zu bunt und er wies sie barsch zurecht:„Miss Granger, entweder sie setzen sich oder sie laufen nicht länger durch mein Blickfeld“.
Schuldbewusst beendete Hermine ihre Runden und setzte sich auf ihren Platz.
Erneut breitete sich Schweigen aus. Hermine rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Es war seltsam mit dem Lehrer, der sie Jahre lang beleidigt und gepiesackt hatte, auf so eine vertraute Art und Weise zu reden. Noch seltsamer war es, dass sie ihn nun mit völlig anderen Augen sah. Er hatte Jahre lang sein Leben aufs Spiel gesetzt und als Spion gearbeitet. Trotzdem er einen großen Teil zum Sturz Voldemorts beigetragen und Harry mehrfach das Leben gerettet hatte, saß er ihr nun als verurteilter Todesser gegenüber. ‚Er wird morgen um diese Zeit bereits tot sein’, fiel ihr plötzlich siedend heiß ein. Er saß in der Todeszelle, es war sein letzter Wunsch gewesen, sie noch einmal zu sehen.
Nach einer Gefühlten Ewigkeit hielt sie es nicht länger aus und brach das Schweigen. „Warum sitzen sie in der Todeszelle? Sie sind ein Kriegsheld, sie haben Harry das Leben gerettet! Sie sollten eher einen Orden dafür bekommen.“
Jede Reaktion hatte sie von ihm erwartet. Dass er schreien würde, dass er sie rauswerfen würde, selbst, dass er offenbaren würde, dass es sich um einen schlechten Scherz handelte. Sie hätte jedoch niemals damit gerechnet, dass Severus Snape, der gefürchtete Zaubertranklehrer, anfangen würde zu Lachen.
Es war ein freudloses Lachen, sie hörte Verzweiflung und Trauer, aber auch eine winzige Spur von Amüsement.
Diese Reaktion irritierte Hermine ungemein.
Ein wenig entrüstet fragte sie ihn:„Warum zur Hölle lachen sie?“.
Snape stoppte sich und sah sie mit ernster Miene an. „Äußerlich sind sie vielleicht eine erwachsene Frau, innerlich jedoch sind sie noch immer ein naives Kind, dass an schwarz und weiß und Gut und Böse glaubt.“
Diese Worte trafen Hermine wirklich. Sie hatte sich schon seit jeher etwas darauf eingebildet, dass sie ihrem Alter weit voraus war. Noch nie hatte sie jemand naiv genannt und bisher hatte sie nie in Erwägung gezogen, dass man sie dafür halten könnte.
Dennoch schluckte sie eine Antwort hinunter, da sie befürchtete, Snape würde sie sonst weg schicken.
„Miss Granger ich bin ein Mörder oder haben sie dies etwa vergessen? Ich war jahrelang Todesser unter Voldemort und habe in seinem Auftrag gefoltert und getötet und ich habe Dumbledore getötet.“
Hermine verstand nicht, weshalb sie einwarf:„Aber Professor, sie haben unter Einsatz ihres Lebens spioniert und Dumbeldore wurde auf seinen Wunsch hin getötet“.
Wieder lachte Snape. „Sie sind wirklich naiv, Miss Granger.“
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