von Roya
27. Eine doofe Zeit
Immer noch fassungslos lag Charlie eine geraume Zeit später in ihrem Bett und starrte an die dunkle Decke. Wie konnte er nur so etwas sagen? Hatte sie das alles wirklich so falsch gemacht? Immerhin konnte sie nichts dafür, dass Alicia sie nicht mochte. Es tat ihr im Herzen weh, als sie an Freds Gesichtsausdruck dachte. Warum war er nur so gemein? Sie fühlte sich bedrängt von ihm, konnte sie denn was dafür, dass diese Schnepfe so doof war?
Sie konnte bis in die Morgenstunden nicht schlafen und dann durchzogen Albträume ihren unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen wurde sie unsanft von ihrem Wecker geweckt und stand wie gerädert auf. Ganz wie in Trance packte sie ihren Koffer oder eher stopfte alles rein, was sie im Schrank fand. Dann schloss sie sich den anderen Mädels an, die zum Frühstück hinab gingen. Da es noch recht früh war, waren wenig Schüler dort, nur ein paar derjenigen, die ebenfalls nach Hause fahren würden über die Weihnachtsferien. Die Zwillinge waren nirgendwo zu sehen und das war auch gut so, denn Charlie wollte im Moment keinen von ihnen sehen. Kat und Orphy schienen zu merken, dass etwas nicht stimmte, denn sie ließen sie in Ruhe. Zurück im Gryffindor Schlafsaal schnappte sie sich ihren Koffer und setzte sich nach unten in einen der bequemen Ohrensessel. Nach einer halben Stunde kamen die Zwillinge durchs Porträtloch in den Gemeinschaftsraum und George kam mit einem Grinsen auf sie zu.
„Morgen, du Frühaufsteher. Wir sind gleich fertig, müssen nur noch unsere Sachen holen.“
Er verschwand mit seinem Bruder im Schlafsaal und Charlie sah aus dem Fenster. Dicht vielen dicke Schneeflocken gen Boden und sie seufzte. Ihr Kopf tat weh dank des Schlafmangels und sie würde hier nicht zur Ruhe kommen, das wusste sie. Sie brauchte unbedingt ein paar Stunden nur für sich und die würde sie erst haben, wenn sie im Fuchsbau angekommen waren.
„Hey, du wolltest doch nicht ohne Verabschieden gehen oder?“
Orphy und Kat standen vor ihr und lächelten. Charlie schüttelte den Kopf und stand auf. Sie umarmten sich lange, dann sagte die Schwarzhaarige:
„Macht euch schöne Ferien, ich hoffe, ich werde sie auch haben.“
Sie zog jedoch unwillkürlich eine Grimasse dabei und Orphy sah sie besorgt an.
„Was war denn gestern noch im Jungenschlafsaal?“
Charlie hatte gar keine Lust, über das Thema zu reden und war ausnahmsweise froh, dass die Jungs gerade herunter kamen.
„Ich erzähl es euch nach den Ferien. Bis dann.“
Sie umarmten sich noch einmal und mit den Zwillingen ging Charlie in die Eingangshalle und wartete auf eine der Kutschen, die von Thestralen gezogen wurden. Charlie mochte diese Kreaturen, auch wenn sie wusste, dass sie sie nicht würde sehen können, wäre ihre Mutter nicht vor ihren Augen gestorben. Sie schnaubte innerlich. Danach hatte sie leider ziemlich viele Menschen sterben sehen. Die Werwölfe in Ellebrooke wurden von Wolfs-Banning getötet, wenn diese die Möglichkeit dazu hatten.
Fred redete kein Wort mit ihr und George schien zu wissen, was passiert war, er sagte auch kein Wort. Im Hogwarts-Express spielten die beiden Snape explodiert, während Charlie aus dem Fenster starrte oder in einem Buch las. Doch wirklich aufnehmen tat sie nicht viel, zu voll waren ihre Gedanken. Sie brauchte unbedingt eine ruhige Ecke, in der sie allein war und nachdenken konnte. Hoffentlich konnte sie sich im Fuchsbau sofort zurückziehen.
Als sie nach ein paar Stunden endlich in King´s Cross ankamen, stiegen sie mit den anderen Schülern aus und sahen sich suchend nach Molly um. Charlie stand ein paar Meter abseits von den Zwillingen, als Fred auf einmal perplex, aber begeistert rief:
„Charlie!“
Das Mädchen drehte sich fragend zu ihm um, doch er sah überhaupt nicht zu ihr, sondern an ihr vorbei auf einen Punkt hinter ihr. Verwirrt drehte sich das Mädchen um und stockte. Vor ihr stand der rothaarige Charlie und dahinter, mit einem breiten Grinsen auf dem vernarbten Gesicht, ein weiterer Bekannte.
„Joey!“
Er grinste noch breiter und nahm sie fest in den Arm.
„Hey, Kleine. Schön, dich zu sehen.“
Sie konnte spüren, wie sich Tränen den Weg in ihre Augen bahnten und sie zwinkerte sie schnell weg. Das wäre ja noch das Schönste! Das Fred sehen würde, wie schlecht es ihr ging. Von wegen! Sie setzte ein Grinsen auf und befreite sich von Joeys Griff. Auch Charlie umarmte sie herzlich und strahlte dann in die Runde.
„Toll, euch zu sehen.“
„Was machst du hier?“
George schien genauso begeistert zu sein wie sein Zwillingsbruder.
„Urlaub.“
Er grinste schief.
„Und da hat sich Mum gedacht, dass wir den Abholdienst spielen könnten.“
„Aber was machst du hier, Joey?“
Charlie war immer noch verwirrt, wenn auch glücklich, ihren alten Freund zu sehen. Der zwinkerte ihr zu.
„Ich wollte dich doch wieder sehen und gucken, ob ihr euch nicht gegenseitig zerfleischt. Aber das sieht doch ganz gut aus.“
Die beiden jungen Männer lachten, während die Zwillinge und Charlie nur ein trockenes Grinsen zeigen konnten. Bevor weitere Fragen aufkommen konnten (Joey schaute die Schwarzhaarige schon fragend an), fragte George:
„Und wie kommen wir jetzt in den Fuchsbau?“
„Wir apparieren.“
„Seit an seit. Das kennt ihr ja alle.“
Sie nickten. Charlie schulterte ihren Rucksack und Joey nahm sie in den Arm.
„Bereit?“
„Klar.“
Ihr Magen wurde zusammengedrückt und sie bekam keine Luft, aber wenige Augenblicke war es vorbei und sie erkannte um sich herum verschneite Bäume und sofort fuhr ihr ein kalter Wind übers Gesicht. Sie waren auf dem Vorhof des Fuchsbaus erschienen und sofort öffnete sich die Haustüre.
„Da seid ihr ja!“
Molly kam heraus gewuselt und umarmte ihre beiden Söhne und dann Charlie sehr herzlich.
„Dann kommt schnell herein, es ist bitterkalt.“
Zusammen setzten sie sich an den Küchentisch und bekamen von Molly einen heißen Kakao serviert.
„Euer Vater ist in seinem Schuppen, er müsste gleich kommen. Wie war die Schule? Habt ihr schon wieder Ärger oder hält es sich wenigstens dieses Mal in Grenzen?“
„Ach Mum.“
„Du kennst uns doch.“
„Wir waren so lieb wie immer…“
„…haben brav unsere Hausaufgaben abgeschrieben…“
„…die Lehrer geärgert…“
„…Slytherins verhext…“
„…und Snape an seiner langen, fettigen Nase herumgeführt.“
„Du merkst, es hielt sich in Grenzen.“
Sie lachten alle, auch wenn Molly etwas geschockt aussah. Selbst Charlie hatte ein Grinsen im Gesicht, auch wenn es sie schmerzte, dass es den beiden Jungs kein bisschen auszumachen schien, dass sie Streit hatten.
In dem Moment kam Arthur in die Küche und begrüßte alle herzlich. Danach unterhielten sie sich über alltägliche Dinge und Charlie konnte sich abseilen. Mit leichten Kopfschmerzen ließ sie sich in ihrem Zimmer aufs Bett gleiten und schloss die Augen.
Was war nur passiert? Von jetzt auf gleich war ihr Leben aus den Fugen geraten. Alles war perfekt gewesen, sie hatte Freunde gefunden, war in der Schule besser geworden, hatte mit der Vergangenheit besser abgeschlossen als je zuvor und eine Familie gefunden, die sie liebevoll behandelte. Es hätte alles gut sein sollen. Oder? Sie seufzte. Nein, es wäre einfach zu schön gewesen. Sie hatte es nicht verdient, ein schönes Leben zu führen. Kaum hatte sie Freunde gefunden, behandelte sie andere um sich herum mies. Aber tat sie das wirklich? Alicia und Angelina waren es doch selber, die sie piesackten und ärgerten. Und vor wenigen Wochen noch hatten die Zwillinge darüber gelacht, was Charlie über die beiden gesagt hatte und sie hatten es unterstützt. Anscheinend hatte sie sich getäuscht.
Doch wie konnte Fred sie einfach so fallen lassen wie eine heiße Kartoffel? Das erschien ihr so gemein und ungerecht. Dass auch George nicht mehr mit ihr sprach, raubte ihr die letzte Hoffnung darauf, dass alles so schnell wieder gut sein würde. Warum hatte sie nicht einfach die Klappe halten können?
Trauer stieg in dem Mädchen empor und entlud sich schließlich in einem Tränenstrom, der in ihre Haare sickerte. Erschöpft fiel sie in einen leichten, unruhigen Schlaf.
Die Zwillinge saßen in ihrem Zimmer und hatten sich aufs Bett geschmissen. Fred starrte an die Decke und dachte nach. Was hatte sich Charlie dabei gedacht? Natürlich waren Angelina und Alicia nicht immer besonders freundlich gewesen, aber man kann sich doch ändern. Da war Charlie selber ja wohl das beste Beispiel für. Alicia hatte ihm fest versprochen, Charlie besser kennen zu lernen und zu respektieren. Er glaubte ihr. Natürlich glaubte er ihr, immerhin war sie seine Freundin.
Freundin. Hörte sich schon seltsam an. Irgendwie… falsch. Aber wahrscheinlich hatte er sich einfach nur noch nicht daran gewöhnt. Lee hatte am Vorabend gefragt, seit wann er und George die beiden Mädchen denn mochte. Fred hatte geantwortet: Schon immer.
Stimmte das? Er dachte nach. Alicia war immer da gewesen, hatte Quidditch mit ihm gespielt und war eine liebenswerte Person. Nur mit Charlie hatte sie immer im Clinch gelegen. Aber das hatte ja eh die ganze Stufe. Das konnte man also kaum mitzählen. Und seit letztem Jahr hatte Alicia sich sehr um ihn bemüht und es hatte ihm gut gefallen. Natürlich hatte er sich zusammen mit George und den anderen darüber lustig gemacht, welcher Junge sprach schon über seine Gefühle und dann auch noch mit seinen Freunden, das ging ja gar nicht.
Seitdem Charlie in den Sommerferien im Fuchsbau gewesen war, hatte Fred zeitweise geglaubt, dass sie ihm ziemlich viel bedeutete, doch warum musste sie ihn so enttäuschen?
Er hatte gedacht, sie hätte sich geändert, doch sie war immer noch die gleiche gemeine Kuh geblieben, die sie immer gewesen ist, trotz ihrer schlimmen Vergangenheit.
„Fred?“
Seine Augen wanderten zu denen seines Bruders, der ihn besorgt betrachtete.
„Hm?“
„Und du willst das jetzt durchziehen, ja?“
Er setzte sich auf und sah George ins Gesicht.
„Was?“
Natürlich wusste er, was er wollte, sie hatten schon heute Morgen darüber geredet, wenn auch nur kurz.
„Na, nicht mehr mit Charlie reden, sie einfach zu ignorieren.“
„Wahrscheinlich.“
„Du weißt schon, dass das äußerst dämlich ist?“
Fred wurde wütend und zischte:
„Na und? Ich kann es halt nicht leiden, wenn jemand meine Freundin anmacht.“
„Du bist gerade mal seit vorgestern mit ihr zusammen, jetzt stell dich nicht so an.“
„Du hast gut reden, deine Freundin wurde ja nicht blöd angemacht.“
„Nein, weil sie auch anders reagiert hat. Außerdem war es nun mal so, dass Alicia die Frage gestellt hat und nicht Angelina.“
Sie schwiegen sich an. Irgendwo wusste Fred, dass sein Bruder Recht hatte, aber er wollte es nicht sehen. Hier ging es ums Prinzip. Glaubte er.
„Ich habe keine Lust auf zwei Wochen Ferien, in denen es nur Knatsch gibt.“
„Und ich habe keine Lust auf zwei Wochen mit IHR.“
George seufzte und legte sich aufs Bett. Fred tat es ihm gleich. Sollte es ihm doch egal sein, was Charlie dachte oder wie sie sich fühlte, immerhin war es ihr ja auch egal.
Es klopfte und Charlie schrak hoch. Vollkommen benommen murmelte sie ein Ja und setzte sich auf. Der rothaarige Charlie schaute ins Zimmer hinein und lachte.
„Na, du siehst ja zerzaust aus.“
Sie musste lächeln, seine gute Laune war ansteckend.
„Ich soll dich zum Abendessen holen. Mum hat so viel Essen gemacht, das würde sogar für halb Hogwarts reichen.“
Charlie nickte und stand auf. Sie spürte, dass ihre Augen immer noch ein wenig geschwollen waren vom Weinen, doch sie hoffte, jeder würde glauben es sei vom Schlafen. In der Küche saßen schon alle anderen auf ihren Plätzen und Molly verteilte gerade noch Servietten.
„Ah, da seid ihr ja. Oh je, Charlotte, du siehst seht müde aus, du solltest heute früh ins Bett gehen.“
Charlie nickte einfach nur und setzte sich. Glücklicherweise saß sie zwischen ihrem Namensvetter und Joey, der sie mit schiefem Kopf ansah. Natürlich. Er wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie lächelte ihm ein wenig zu und er lächelte zurück. Doch sein besorgter Blick entging ihr nicht. Das Essen war super, Molly hatte tatsächlich so viel gemacht, dass die gesamte Familie Weasley doppelt satt geworden wäre. Nach dem Essen konnte Charlie dank Mollys Fürsorge sofort wieder im Zimmer verschwinden. Also putzte sie sich nur schnell die Zähne und zog sich einen bequemen Schlafanzug an. Sie lag noch keine fünf Minuten im Bett, da klopfte es leise. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie Hinein rief.
„Hey, Kleine.“
Joey schloss die Tür hinter sich und sie rückte zur Seite. Gemeinsam lehnten sie sich gegen die Wand und ließen ihre Füße aus dem Bett ragen. Charlie hatte gewusst, dass er kommen würde und war recht froh darüber, ihn jetzt bei sich zu wissen.
„Also, wie war das Jahr bisher?“
„Ganz okay. Ich hab dir doch von Kat und Orphelia geschrieben. Die beiden sind echt super lieb und wenn ich früher nicht so ein Hornochse gewesen wäre, wären wir schon lange die besten Freundinnen so wie jetzt.“
„Besser zu spät als nie.“
Sie lächelte und nickte.
„Und was ist mit den Zwillingen?“
Charlie seufzte.
„Aha, da drückt der Schuh.“
Seine Stimme war ganz weich und leise geworden, er legte den Arm um Charlies Schultern und sah sie ernst an.
„Was ist denn los?“
Charlie schluckte noch einmal und fing dann an.
„Ich hab dir ebenfalls von Angelina und Alicia erzählt. Sie hassen mich und lassen keine Gelegenheit aus, mich zu schikanieren. Jetzt sind sie aber die Freundinnen von den Zwillingen, seit ein paar Tagen oder so. Und gestern Abend haben wir Flaschendrehen gespielt und Alicia fragte mich, warum mein Irrwicht ein Werwolf sei.“
Sie erzählte von ihrer Antwort und den Reaktionen der anderen.
„Nun, das hört sich doch eigentlich ganz gut an. Klar, Alicia will nicht zeigen, dass es sie getroffen hat, aber Angelina scheint mir ganz richtig reagiert zu haben.“
Charlie nickte.
„Ja, das mit Angelina hat mich auch überrascht. Aber es geht eher um das, was ich vorher zu Alicia gesagt hatte. Etwas in derart, dass sie sowieso weiter über mich ablästern wird und es sie nichts angeht. War vielleicht nicht ganz okay.“
„Ja, das war nicht wirklich die feine, englische Art.“
Sie grinste, Joey kam ursprünglich aus Schottland und machte sich gerne über solche Dinge lustig. Doch dann wurde er wieder ernst.
„Und wie hat Fred reagiert?“
„Sauer. Und zwar total. Wirklich übertrieben. Er hat mich angemeckert, ich solle von meinem hohen Pferd runterkommen und mich nicht so aufplustern, nur weil ich ein paar Freunde gefunden habe. Ach ja, und dass Alicia mich ja NIEMALS irgendwie heruntermacht hat oder ähnliches und dass ich diejenige bin, die gemein zu ihr und Angelina bin.“
Joey sah eine Weile nachdenklich aus dem Fenster.
„Und stimmt das?“
Charlie schwieg. Dann sagte sie langsam:
„Ich gebe zu, dass ich niemals versucht habe, mit den beiden auszukommen, denn sie haben mich von Anfang an ignoriert und gehänselt. Auch nachdem ich dieses Jahr so verändert war. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es an mir liegt oder jedenfalls nicht ganz, na klar, der Spruch hätte nicht sein gemusst. Die beiden sind immerhin diejenigen, die dauernd blöde Sprüche ablassen, auch Kat und Orphy gegenüber und zwar nur, weil die zwei mit mir befreundet sind. Vorher haben sie das nicht getan.“
„Das hört sich alles kompliziert an. Und ich schätze, das Resultat ist, dass Fred nicht mehr mit dir redet? So sah es jedenfalls aus.“
Sie nickte.
„Und George scheint auch sauer zu sein, er redet auch nicht mehr mit mir.“
„Oh, ich denke, dass er keinen von euch in den Rücken fallen will, aber da Fred nun mal sein Bruder ist, wird er natürlich eher ihn unterstützen als dich.“
„Sehr nett.“
Er lächelte.
„Dann hoffen wir mal, dass sich in den zwei Wochen hier wieder alles einrenkt. Er kann dir nicht ewig ausweichen.“
„Und wie soll ich ihm begegnen?“
Joey drückte sie kurz.
„Da du ja schon selber eingesehen hast, dass deine Aussage falsch war, wie wäre es mit einer Entschuldigung?“
Sie seufzte.
„Ja, ich schätze, das wäre angebracht.“
„Vielleicht weiß er dann ja auch wieder, dass du dich verändert hast.“
Sie nickte. Trotz allem fühlte sie sich sehr niedergeschlagen.
„Ich glaube, ich sollte da mal drüber schlafen.“
Joey nickte.
„Schlaf gut, Kleine.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stand auf.
„Immerhin ist bald Weihnachten, da sollte man sich nicht streiten. Das weiß Fred sicherlich auch.“
Er zwinkerte ihr noch einmal zu und verschwand aus dem Zimmer.
In den nächsten Tagen fand Charlie nie den richtigen Zeitpunkt, um mit dem Zwilling zu reden. George war nett zu ihr, redete aber über nichts Persönliches mit ihr und auch nur, wenn Fred nicht in der Nähe war. Daher verbrachte sie sehr viel Zeit mit Joey und Charlie. Damit es zu keinen nervigen Verwechselungen kam, nannten sie die weibliche Charlie von nun an Lotte, auch wenn sie es ätzend fand. Doch Joey und Charlie machten sich sehr gerne und sehr lange darüber lustig.
„Hey, Lotte!“
Sie zuckte zusammen und sah zu Joey, der sie breit angrinste.
„Hört auf mich so zu nennen.“
„Nö. Sag mal, kommst du mit nach Ottery, wir müssen noch Geschenke kaufen.“
Ottery St. Catchpole war das kleine Dorf auf der anderen Seite des Waldes. Da Charlie ebenfalls noch Geschenke brauchte, willigte sie ein, immerhin war in zwei Tagen Weihnachten. Also zog sie sich einen dicken Pullover über ihr Shirt und steckte sich noch in eine warme Jacke. Draußen schneite es ununterbrochen und sie hatte absolut keine Lust zu frieren. Joey und Charlie, den sie jetzt immer Charles nannte um ihn zu ärgern, standen schon draußen und warteten.
„Meine Güte, Charlotte, du brauchst ja ewig.“
„Ernsthaft, Lotte, hast du die Sachen noch neu gestrickt?“
Sie grinste.
„Charles und Jonathan. Ich glaube kaum, dass ihr auch nur ein wenig davon versteht, was Mädchen alles so tun, wir haben keine Lust uns den Arsch abzufrieren. Demnach.“
Sie sprach nicht weiter sondern stapfte an den grinsenden Jungs vorbei Richtung Wald. Trotz der Tatsache, dass es erst drei Uhr nachmittags war, schien die Sonne nur schwach und es war düster unter den Bäumen. Charlie schluckte unwillkürlich und ging langsamer. Dann holten die Jungs auf und nahmen sie in ihre Mitte.
„Oh, hat da jemand Angst vor Zecken?“
„Klar, mitten im Winter, du Hornochse.“
Sie boxte Joey in die Seite und ging weiter. Feixend und lachten erreichten sie eine halbe Stunde später den Waldrand und damit das kleine Dorf. Hier lebten viele Zaubererfamilien, soweit Charlie wusste. Sie gingen zusammen in die kleinen, gemütlichen Geschäfte und hatten zwei Stunden später alle Geschenke zusammen. Bis auf zwei.
„Ich brauch noch was für euch zwei.“
Die Jungs nickten.
„Wir treffen und da vorne im Café.“
Sie trennten sich und Charlie ging zuerst sehr ziellos durch das Dorf. Für Joey und Charles hatte sie schnell was gefunden, aber für die Zwillinge? Nichts schien ihr richtig zu sein, bis sie endlich vor einem kleinen schmuddelig aussehenden Laden halt machte. Im Schaufenster lagen viele verschiedene Kleinteile. Neugierig ging sie hinein und sah sich dort um. Nach zwanzig Minuten kam sie wieder hinaus. Immerhin wollte sie die Freundschaft der beiden nicht verlieren, also hatte sie etwas Dementsprechendes gekauft: Drei Armbänder aus Leder. An jedem war eine Schnalle aus Silber, auf dem ein Wort eingraviert war. Auf Charlies ihrem stand: Vertrauen. Auf dem für George stand: Treue und auf dem für Fred: Freundschaft.
Sie fand es genau richtig und hatte lange nach den richtigen gesucht.
Sie fand schnell das kleine Café wieder und wurde von zwei sehr quengligen Jungs begrüßt.
„Meine Güte, du hast ja schon wieder so lange gebraucht.“
„Echt, wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
„Jungs, ehrlich. Seid ihr euch sicher, dass ihr keine Zwillinge seit und Fred und George heißt?“
Die beiden grinsten.
„Wieso. Stehst du auf einen von uns?“
Das gab eine deftige Kopfnuss für Mr Weasley, während Joey in schallendes Gelächter ausbrach.
„Ist ja gut, Kleine. War ja nicht so gemeint.“
Charles rieb sich seinen Kopf und grinste dann wieder.
„Hey, Jo. Lass dir doch die Haare rot färben, dann passt das besser.“
Der zog eine Grimasse.
„Ne, danke. Das sähe ja grauenhaft aus. Rote Haare, bitte.“
Damit handelte er sich eine Kopfnuss ein, dieses Mal von dem Rothaarigen. Gemeinsam und äußerst gut gelaunt machten sich die Drei wieder auf den Heimweg.
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