My Immortal - My Immortal
von redangeleve
My Immortal
„Das darf doch einfach nicht wahr sein!“ Wütend tigerte der rothaarige Mann in dem kleinen Büro auf und ab. „Das wird ein Nachspiel haben, das schwöre ich Ihnen!“
„Beruhige dich, Ron. Das bringt uns nicht weiter“, versuchte ihn seine Frau zu trösten.
„Ich versichere Ihnen, Mr. Weasley, wenn es auch nur irgendwie abzusehen gewesen wäre, dass so etwas passiert, hätten wir die Sicherheitsbestimmungen verschärft“, beschwichtigte ihn auch der Heiler, der ihm hinter seinem Schreibtisch ernst entgegen sah.
„Was heißt hier `verschärft`?“ fuhr ihn Ron an. „Seit fünf Jahren war Harry in Ihrer geschlossenen Abteilung untergebracht und von einem Tag auf den anderen schafft er es einfach so mir nichts dir nichts von dort zu verschwinden? Erzählen Sie das einem Anderen.“
„Mr. Weasley, Sie haben doch selbst gesehen, dass die Maßnahmen, die wir ergriffen hatten, um Mr. Potter vor sich selbst und vor anderen zu schützen, immer ausreichend waren. Ich meine, sein Zustand hat sich in der ganzen Zeit nicht verbessert. Er war unverändert lethargisch; auch heute. Ich kann mir das einfach nicht erklären.“
„Gab es denn überhaupt keine Anzeichen, dass das passieren könnte?“ mischte sich nun auch Hermine in das Gespräch.
„Nein, wirklich nicht. Die Heilerin, die Mr. Potter am Vormittag routinemäßig untersuchen wollte berichtete mir, dass er wie sonst auch in einer Ecke auf dem Fußboden gesessen habe und leise vor sich hin murmelte. Dann, als sie sich ihm näherte, sei er plötzlich aufgesprungen und habe ihr einen Schockzauber verpasst.“
„Aber er hatte doch gar keinen Zauberstab“, wandte Ron verärgert ein.
„Genau“, pflichtete ihm der Heiler bei. „Seit sich Mr. Potter in unserer Einrichtung befand, hatte er noch nie einen Zauber durchgeführt. Schon gar nicht einen zauberstablosen Fluch. Es ist einfach erstaunlich.“
„Ihre Bewunderung für Harrys Fähigkeiten in allen Ehren, aber wie kann er dann so einfach das Gebäude verlassen?“
Der Heiler nestelte unangenehm berührt an den Papieren, die vor ihm lagen. „Irgendwie muss Mr. Potter es geschafft haben, in das Foyer zu gelangen und von dort ist er ganz ordnungsgemäß disappariert.“
„Natürlich auch wieder ohne Zauberstab“, spottete Ron kopfschüttelnd.
„Offensichtlich“, gab der Heiler irritiert zurück.
„Das kann glauben wer will, aber ich nicht.“ Der rothaarige Mann ließ sich auf einen der Stühle sinken.
„Was wäre denn dann bitte Ihre Erklärung für Mr. Potters Verschwinden?“ fragte der andere Mann pikiert.
„Ich glaube viel eher, dass Harry von jemandem gekidnappt worden ist“, erklärte Ron und sah seine Frau Zustimmung erwartend an, doch Hermine runzelte nur die Stirn.
„Das ist unmöglich“, erwiderte der Heiler. „Unsere Sicherheitsbestimmungen lassen niemanden hinaus oder herein, der sich nicht an der Pforte identifiziert hat.“
„Aber Tatsache ist doch, dass Harry verschwunden ist“, bohrte Ron nach.
„Mr. Weasley, wir wissen doch alle, dass Mr. Potter über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt.“
„Aber seit dem Krieg ist Harry ein Wrack“, wandte Hermine ein. „Er hat niemanden mehr erkannt, geschweige denn gezaubert.“
„Ich denke auch nicht, dass er wirklich weiß, was er tut“, entgegnete der Heiler. „Vielleicht war es einfach nur ein Impuls, ein Fluchtreflex. Mr. Potter ist immer noch ein sehr, sehr kranker Mann.“
„Umso wichtiger, dass wir herausfinden, wohin er appariert ist“, seufzte die junge Frau.
„Sie kennen ihn doch schon sehr lange. Gäbe es denn einen Ort, der Mr. Potter etwas bedeutet, womit er evtl. besondere Erinnerungen verbindet?“
Nachdenklich verzog Ron die Stirn. „Hogwarts vielleicht. Oder auch die Winkelgasse.“
„Oder der Liguisterweg“, ergänzte Hermine.
„Glaubst du wirklich, er würde dahin zurück wollen?“
„Wer weiß?“ gab seine Frau zurück. „Du musst bedenken, dass er nicht bei Verstand ist. Aber was ist, wenn er zu ihm will?“
Hermine musste den Namen nicht aussprechen. Ron wusste auch so genau, von wem sie sprach.
„Du weißt, dass das unmöglich ist.“
„Aber ob er es weiß...?“
„Wir können nicht mehr machen, als alles abzugrasen und unsere Freunde zu verständigen. Vielleicht taucht er irgendwo auf.“
„Ja, vielleicht.“
XXXXXX
I`m so tired of being here
Suppressed by all my childish fears
And if you have to leave
I wish that you would just leave
Your presence still lingers here
And it won`t leave me alone
„Ich bin gekommen, so wie ich es versprochen habe.“ Der dunkelhaarige Mann lächelte leicht. „Ich wusste, ich würde dich finden. Sie haben gesagt, es ist unmöglich, aber ich wusste es. Ich wusste, du würdest hier sein. Jede Minute habe ich dich vor mir gesehen, dein Gesicht vor meinem inneren Auge beschworen, doch jetzt wo ich wieder bei dir bin ist es, als wären wir nie getrennt gewesen.“
XXXXXX
„Merlin, das gibt`s doch nicht.“ Geschockt sah sich Hermine in Harrys Zimmer im St. Mungo Hospital um.
„Ach du liebes Bisschen“, entfuhr es auch Ron.
Der kleine Raum war kahl. Ein Krankenhausbett, ein Tisch, ein Stuhl und ein Schrank waren die einzigen Möbel darin. Langsam traten Harrys Freunde in das Zimmer, fassungslos über das, was sie sahen. Die ehemals weißen Wände waren über und über mit Worten beschrieben. Eigentlich war es immer das selbe Wort, nur mit verschiedenen Stiften und Federn geschrieben. In allen Farben des Regenbogens, mal groß, mal klein, in Druckschrift, Schreibschrift oder in Blockschrift stand dort ein einziger Name:
Draco
XXXXXX
These wounds won`t seem to heal
This pain is just to real
There`s just too much that time cannot erase
„Sie sagen, ich bin verrückt. Kannst du dir das vorstellen? Du brauchst gar nicht zu grinsen. Ich weiß, dass du das immer gesagt hast. Ja, du hast recht gehabt und nun weiß es die ganze Welt: Harry Potter hat seinen Verstand verloren. Vielleicht habe ich das. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass du mir gefehlt hast. Es hat so weh getan, nicht zu dir zu können. Aber jetzt ist alles gut. Jetzt bin ich ja hier.“
XXXXXX
„Ich wusste, dass er nicht hier ist.“ Enttäuscht ließ Ron seinen Blick über die Ruinen von Malfoy Manor schweifen. Es war nicht viel übrig von dem einst so stolzen Herrenhaus. Das Feuer hatte beinah alles zerstört und das was noch intakt gewesen war, hatten die Plünderer sich geholt.
Zurück geblieben waren die rußgeschwärzten Mauern, die teilweise schon vom Efeu bewachsen waren.
„Es war einen Versuch wert“, erwiderte Hermine und hockte sich in den Schnee, der den Kiesweg bedeckte, um sich ein verkohltes Stück Holz genauer anzusehen. „Irgendwo müssen wir anfangen zu suchen.“
„Ich weiß. Ich mache mir Sorgen um ihn, Mine.“
„Ich auch, Ron. Ich auch.“
XXXXXX
When you cried I`d wipe away all of your tears
When you`d scream I`d fight away all of your fears
And I held your hand through all of this years
But you still have
All of me
„So oft hatten wir uns ausgemalt, wie es sein würde, wenn Voldemort stirbt, weißt du noch? Du hattest mindestens so viel Angst, wie ich, auch wenn du es nicht zugegeben hast. Wir hatten Pläne geschmiedet für die Siegesfeier. Wir wollten uns so betrinken, dass es in ganz Hogsmeade keinen Tropfen Alkohol mehr gibt. Wir Narren; wir ja keine Ahnung, wie weit wir von der Wirklichkeit entfernt waren. Manchmal wache ich auf und frage mich, ob es alles nur ein Traum gewesen ist. Ein nicht enden wollender Albtraum. Doch so sehr ich mich auch bemühe, es gibt kein Erwachen für mich.“
XXXXXX
Der Friedhof in dem kleinen südenglischen Ort lag etwas außerhalb. Große Eichen standen zwischen den Gräbern. Ihre blätterlosen Äste erinnerten Ron an Arme, die sich bittend in den Himmel streckten. Schweigend traten sie zu den drei Gräbern, die mit einem Metallzaun umgeben und so vom Rest des Friedhofs getrennt waren.
Eine weiße Grabplatte zwischen zwei weiteren. Das war alles, was von ihm geblieben war. Auch hier war die Zeit nicht stehen geblieben. Efeu überwucherte die Namen und Jahreszahlen, da niemand kam, um es zurück zu schneiden. Es war niemand mehr übrig.
Pflichtbewusst legte Hermine einen Strauss Rosen nieder, bevor sie sich an ihren Ehemann wandte.
„Wohin jetzt? Ich weiß langsam nicht mehr, wo wir noch suchen sollen.“
„Wir können nicht aufgeben, Hermine. Harry ist unser Freund und wir werden ihn finden.“
„Was ist, wenn er nicht gefunden werden will?“
„Er ist nicht bei sich, Mine. Er weiß nicht, was er tut. Wir müssen ihn finden. Wir werden ihn finden.“
XXXXXX
I`ve tried so hard to tell myself that you`re gone
But though you`re still with me
I`ve been alone all along
„Ich bin müde, Draco. So müde. Jeden Tag, wenn ich meine Augen öffnete, wollte ich sie gleich wieder schließen. Das einzige, was mich weiter getrieben hat, war dein Gesicht. Ich wollte immer nur eins: Bei dir sein, für immer. Sie haben gesagt, dass das unmöglich ist. Doch ich wusste es besser. Nichts kann uns trennen. Nicht mal der Tod. Ich werde ein wenig schlafen, Draco. Nur ein wenig die Augen schließen... ausruhen...“
Zärtlich berührte Harry die kalten Fingerspitzen, bevor er sich auf dem nackten Steinfußboden zusammen rollte. Sein Blick fixierte die grauen Augen vor ihm. Das Lächeln auf dem Gesicht, das er so sehr vermisst hatte, brachte auch ihn zum Lächeln. Sein Atem bildete eine Wolke vor seinem Gesicht und er schlang seine Arme fest um seinen Körper, als er sanft hinüber glitt.
XXXXXX
„Der Hausmeister hat ihn heute morgen gefunden. Wie Sie wissen, wird der Aufbewahrungsort für den Spiegel Nerhegeb ständig gewechselt, damit niemand in Versuchung gerät.“
Hinter einander erklommen Professor McGonagall, Ron und Hermine die Treppe zum Turm. Als sie ganz oben angekommen waren, öffnete die Direktorin von Hogwarts die Tür und führte sie in die kleine Kammer. Hermine fröstelte unwillkürlich. Die Luft in dem Zimmer war so kalt, dass sich Eiskristalle am Fenster gebildet hatten. Der Raum war leer bis auf einen übermannshohen Spiegel, vor dem auf dem Boden eine Person lag, die von einer Decke bedeckt war.
„Die Temperaturen in der Nacht lagen unter dem Gefrierpunkt“, sagte Professor McGonagall traurig. „Es tut mir leid. Er ist erfroren. Scheinbar saß er schon seit gestern vor dem Spiegel.“
„Haben Sie schon das Ministerium verständigt?“ fragte der rothaarige Mann bewegt.
Die alte Frau nickte. „Die Beamten müssen jeden Moment hier sein.“
Zitternd hockte sich Ron neben der Decke auf den Boden und hob sie ein paar Zentimeter in die Höhe. Er hörte Hermine hinter sich aufschluchzen, als sie den leblosen Körper ihres Freundes erkannte.
Harry, der nur mit einem dünnen Trainingsanzug bekleidet war, sah aus als würde er schlafen. Auf der Seite liegend, die Arme um seinen Körper gewickelt, lag er da. Das schwarze Haar verstrubbelt wie immer, die Augen geschlossen, ein leichtes Lächeln auf den blauen Lippen.
„Scheinbar hat er gefunden, wonach er gesucht hat“, sagte Ron mit bebender Stimme, als er Harrys Gesichtsausdruck sah.
„Der Spiegel Nerhegeb zeigt den größten Wunsch dessen, der hinein sieht“, erinnerte sich auch Hermine mit Tränen erstickter Stimme. „Sein ganzer Verstand wollte nur noch das eine: Wieder mit Draco zusammen zu sein und nun ist er es.“
Sie beugte sich zu ihrem Freund hinunter und hauchte einen Kuss auf seine kalte Wange. „Ruhe in Frieden, Harry. Du wirst uns fehlen.“
Bekümmert ließ Ron die Decke wieder über seinen besten Freund gleiten und stand auf. Mit schwerem Herzen umarmte er seine Frau, dann verließen sie das Turmzimmer, um ihren Freunden zu sagen, dass sie die Suche einstellen konnten.
Harry würde nicht wieder kommen.
When you cried I`d wipe away all of your tears
When you`d scream I`d fight away all of your fears
And I held your hand through all of this years
But you still have
All of me
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