Das Jahr des Phönix - Kapitel II: Daphne
von Schattenfee
Kapitel II: Daphne
„Heart! We will forget him!
You and I - tonight!
You may forget the warmth he gave -
I will forget the light!"
- Emily Dickinson
Während ich im Zug saß fasste ich einen festen Entschluss:
Ich würde versuchen Blaise zu vergessen.
Ich würde ihn ignorieren.
Nicht an ihn denken, nur nicht an ihn denken.
Ich würde ihn nicht bemerken, selbst wenn er in einem rosa Kleid Walzer tanzen würde... ich würde ihn ignorieren.
Ich würde die Stunden vergessen, die ich mit ihm verbracht hatte.
Vergessen, nur vergessen.
Tracey saß neben mir. Wir trugen beide bereits unsere Schuluniformen. Neben Tracey saß Pansy. Neben Pansy saß Draco.
Draco.
Das er es wagt hier aufzutauchen.
Vor wenigen Monaten hatte er Todesser in die Schule geholt.
Er hatte Greyback in die Schule geholt.
Greyback! In die Schule in der seine Freunde leben!
Wir reden hier von einem Werwolf der kleine Kinder frisst.
Niemand sagte etwas.
Ich dachte an Blaise. Sein Lächeln. Seine Augen. Seine schöne, glatte, dunkle Haut.
Ich wollte nicht mehr an ihn denken.
Vergiss ihn, Daphne, vergiss ihn.
Du bist nicht schön genug für ihn. Reinblütig genug, ja. Schön genug, nein.
Pansy und Draco sprachen nicht miteinander.
Heute vor einem Jahr, genau heute vor einem Jahr, hatte sie ihm durchs Haare gestreichelt. Sie hatten sich geküsst. Im Zug, wo es alle sehen konnten.
Ich würde mich nie trauen, im Zug jemanden zu küssen. Ich würde rot anlaufen wie eine Tomate.
Als Blaise mich geküsst hatte, waren wir alleine im Gemeinschaftsraum gewesen. Es war nach Mitternacht und auf einmal hatte er mich geküsst.
Aber als feste Freundin tauge ich nichts, nicht wahr, Blaise?
Dafür bin ich zu hässlich.
Viel zu hässlich.
Blaise Zabini liebt nur schöne, reinblütige Frauen.
Ich erfülle nur eine dieser Voraussetzungen.
Draco fährt sich mit der Hand durchs Haar.
Vor einem Jahr hat Pansy das getan.
Draco ist nervös, das kann ich spüren.
Er hat allen Grund, nervös zu sein.
Seine Schuluniform hat er noch nicht an, dafür aber einen Pulli.
Warum trägt man bei so einer Hitze einen Pulli?
Ach ja.
Damit niemand das Dunkle Mal sieht.
Als ob wir nicht auch wüssten das es da ist.
Draco hat es uns ja gezeigt. Letztes Jahr, als die Welt noch viel einfacher war. Er hat es rumgezeigt und war stolz.
Jetzt ist er nicht mehr stolz.
Ich frage mich, wie viele Menschen Draco schon hat sterben sehen, seit er Todesser ist?
Bei einem weiß ich es ganz sicher.
Dumbledore.
Darüber spricht niemand.
Außer vielleicht Crabbe und Golye. Aber die zählen nicht.
Sie haben Draco mit lautem Geschrei begrüßt. Ihn gefragt, wie es war als Dumbledore starb.
Draco hat nicht geantwortet.
Wir anderen haben nicht gefragt. Pansy ist wütend, weil er ihr nicht erzählt hat, dass er Dumbledore töten sollte. Das er sie nicht vorgewarnt hat. Das er einen verdammten, menschenfressenden Werwolf in die Schule bringen würde.
Die beiden waren seit einem Jahr ein Paar, und Draco hat ihr von all dem nichts erzählt.
Ich kann verstehen dass sie wütend ist. Ich wäre es auch.
Tracey starrt aus dem Fenster. Sie hat außer „Hallo Leute" noch nichts gesagt.
Theodore und Blaise reden die ganze Zeit davon, wie toll dieses Jahr wird.
„Endlich weht in Hogwarts mal ein anderer Wind", sagen sie.
Sie freuen sich darauf, die Dunklen Künste als Fach zu haben.
Nicht mehr „Verteidigung gegen die Dunklen Künste", jetzt heißt es nur noch „die Dunklen Künste".
Muggelkunde ist Pflichtfach. Wir sollen lernen, wie dumm und barbarisch Muggel sind.
Es weht ein neuer Wind.
Eine neue Gesellschaft.
Ich habe in dieser Gesellschaft eigentlich nur Vorteile:
Slytherin aus alter Familie, REINBLUT, nicht aufsässig.
Doch mir gefällt es nicht.
Viele haben sich so eine Gesellschaft gewünscht. Aber jetzt wo es sie gibt, wo die Todesser das Ministerium kontrollieren, da überlegen es sich einige anders.
Es ist eine Sache, darüber zu reden, wie dumm, unzivilisiert und so weiter Muggel und Schlammblüter sind.
Es ist eine andere, zu sehen, wie sie verfolgt werden.
Es heißt, dass Azkaban aus allen Nähten platzt. Und das es schon viele Tote gab.
Ich muss an Dawn Bones denken, die nette Mrs Bones, die uns immer zusammen mit ihrem Mann besucht hat.
Jetzt ist sie auf der Flucht. Weil sie muggelgeboren ist.
Aber ich stehe zwischen den Fronten, nicht wahr?
Slytherins sind gemein, dekadent, rassistisch - das ist es was die Anderen sagen.
Ich habe, als Slytherin, diese Gesellschaft, die Muggel stranguliert, gut zu finden.
Nur die anderen Häuser dürfen Widerstand leisten.
Und diesen Widerstand gibt es. Im Tagespropheten warnen sie vor dem Orden des Phönix, Dumbledores Orden, der sich dem Ministerium noch immer widersetzt.
Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass es im Orden des Phönix keine Slytherins gibt?
Ich könnte mich gar nicht gegen das Ministerium wehren, wenn ich es wollte.
Will ich es?
Da ist Mrs Bones, und so viele Leute aus meinem Jahrgang, die über die Ferien geflüchtet, verhaftet, verschwunden sind.
Für das Ministerium und die Todesser zählt ein einziger Mensch nichts. Und das ist es, was mir Angst macht.
Aber wie soll ich mich wehren?
Slytherin ist für die Todesser. Die anderen Häuser sind gegen sie.
Das war jetzt nicht sarkastisch gemeint.
Wie schön das man die Welt so einfach aufteilen kann, in Gut und Böse.
Das war jetzt sarkastisch.
Wir erreichten Hogwarts am Abend. Wie immer.
Ich spürte, wie alle unsere kleine Gruppe anstarrten.
Ich konnte sie flüstern hören.
„Da - Malfoy!"
„Draco Malfoy!"
„Ist er das wirklich?"
„Es ist Malfoy!"
„Draco Malfoy?"
„Der gesehen hat wie Dumbledore getötet wurde?"
„Malfoy?"
Sie starrten Draco an und Draco starrte zurück. Ich wusste, er würde keine Schwäche zeigen, nicht in der Öffentlichkeit.
Keine Schwäche, keine Reue, keine Trauer.
Ich werde nie erfahren, wo Draco hinging wenn er weinte.
Ich weiß nur, das keiner von uns ihn je weinen sah.
Unter lautem „Malfoy, Malfoy" - Geflüster erreichten wir das Schloß.
Ich saß am Slytherin Tisch zwischen Tracey und Millicent. Die beiden waren so etwas wie meine besten Freundinnen und sie waren vollkommen Gegensätzlich.
Tag und Nacht.
Licht und Schatten.
Klischee und Klischee.
Tracey war hübsch, dünn und blond. Sie hatte volle Lippen und eine Figur, wie Mädchen sie sich wünschen.
Millicent war bullig, dunkelhaarig und hatte eine tiefe Stimme. Sie war nicht hübsch und kein Junge hatte sie je eines zweiten Blickes gewürdigt.
Blaise und Theodore saßen gegenüber von uns, und ich versuchte Blaise zu ignorieren.
Vergiss ihn. Achte nicht auf ihn.
Ich sah mich in der Großen Halle um. So wenige Schüler hatte ich noch nie zu Beginn des Schuljahres hier gesehen. Der Slytherintisch war voll, doch die anderen Häuser waren löchrig wie ein Schweizer Käse. So viele fehlten. Die Muggelgeborenen fehlten.
Am Hufflepufftisch sah ich Susan Bones mit ihren Freunden sitzen. Falls sie mich gesehen hatte beachtete sie mich nicht.
‘Arroganz steht dir nicht, Susan’, dachte ich. ‘Bin ich den so abstoßend, weil ich eine Slytherin bin, kleine Hufflepuff?’
Man würde nicht meinen das Susan und ich einmal Freundinnen waren.
Ich sah zum Lehrertisch. Snape saß auf dem Stuhl, auf dem ich nie jemand anderen als Dumbledore habe sitzen sehen.
Er lächelte selbstgefällig. Wie fühlt man sich, wenn man alle die einem vertraut haben, verraten hat und auch noch dafür belohnt wird?
Neben Snape saßen die beiden neuen Lehrer. Professor Carrow und Professor Carrow. Dunkle Künste und Muggelkunde.
Wo ist eigentlich die Frau hin die sonst immer Muggelkunde unterrichtet hat?
Ist sie entlassen worden - mit der Todesser - Methode?
Wie hieß sie eigentlich? Irgendwas mit B. Ist jetzt aber auch egal.
Snape erhob sich, für die Rede.
Die anderen Lehrer wirkten alle so, als hätten sie furchtbare Zahnschmerzen. Vorallem McGonagall. Das werden harte Zeiten für sie. Sie stand Dumbledore sehr nahe, das weiß ich. Warum haben die Todesser sie noch nicht geholt? Hat sie Angst, dass die Todesser sie holen?
Nein, Angst hatte McGonagall sicher nicht. Sie war eine Griffindor.
Griffindor - mutig, selbst wenn es weh tut.
Wir Slytherins sind da eher die Überlebenskünstler.
Wir sind nicht mutig. Aber wir sind schlau. Man kann einen Slytherin nicht leicht über den Tisch ziehen.
Außer Crabbe und Golye vielleicht, aber bei denen werde ich auch nie verstehen, warum sie in Slytherin sind.
Snape hält eine Rede.
Er spricht von neuen Regeln, neuen Lehrern, einem neuen Hogwarts.
Ich weiß nicht, ob es den Schülern gefallen wird.
Am Slytherintisch gibt es Applaus.
Ich klatschte auch.
Ich habe Snape schließlich immer gemocht. Er war zu mir nicht so gemein, wie er es zu anderen Schülern ist. Ich bin gut in Zaubertränke, auch wenn es nicht mein Lieblingsfach ist.
Mein Lieblingsfach ist Zauberkunst - auch wenn der Lehrer kein Slytherin ist.
Am Lehrertisch sieht McGonagall mehr denn je so aus, als würde sie Snape gleich angreifen.
Snape stellt die Carrows vor. Sie werden ab sofort für die Bestrafung von Regelbrechern verantwortlich sein.
In ihren Augen kann ich sehen, dass ihre Strafen hart sein werden.
Irgendwann hört Snape dann auf zu reden, und das Essen beginnt.
Den meisten Schülern ist zu schlecht als das sie noch viel essen könnten.
Am nächsten Morgen bekamen wir unsere Stundenpläne.
„Ich habe aber kein Muggelkunde gewählt!" Die Rufe schallten durch die Große Halle, von allen Seiten.
„Es ist dieses Jahr Pflichtfach", ruft jemand am Ravenclawtisch.
Ich betrachte meinen Stundenplan. Er ist ganz in Ordnung.
Wir haben jede Woche sieben Stunde Dunkle Künste. Sieben!
Und vier Stunden Muggelkunde.
Insgesamt elf Stunden Carrows.
Wenn die beiden nicht nett sind haben wir ernsthafte Probleme.
Dann tauchte Amycus Carrow an unserem Tisch auf. Er sah in die Runde und räusperte sich.
„Wer von ihnen Interesse hat, Teil des Inquisitioneskommandos zu werden möge bitte heute nach der zehnten Stunde in der Gemeinschaftsraum der Slytherins kommen."
Clever ist er, das muss man ihm lassen. Auf diese Weise wird niemand der kein Slytherin ist Teil des Kommandos werden.
Als ob jemand der kein Slytherin ist gerne Teil des Inquisitioneskommandos wäre.
Ich aß ungerührt weiter.
Als Inquisitorin tauge ich nicht. Tut mir Leid, Professor Carrow.
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Er gibt alles und ist voller Ernst und Konzentration dabei.
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