von Justine
PrĂŒfend warf ich einen Blick in den Kessel. Der Trank war tomatenrot. So musste es sein. Zufrieden rĂŒhrte ich einmal rechts herum und einmal links herum. Der Unsichtbarkeits-Trank war fertig. Ich fĂŒllte ihn in Flaschen ab, und machte mich daran den Kessel abzuwaschen.
Ich hatte meinen freien Vormittag genĂŒtzt, um meine ZaubertrankvorrĂ€te aufzufĂŒllen. Dass der Orden leer war, bis auf Sirius, der auf der Couch lag und eine Muggelzeitung las, kam mir dabei recht gelegen.
âIch versteh gar nicht warum Dumbledore sagt, wir sollen Muggelzeitungen lesenâ, sagte Sirius gĂ€hnend. Ich zuckte die Schultern.
âFalls die etwas bemerkt haben, was uns entgangen ist.â
âDas glaubst du doch wohl selber nicht. Ochâ, sagt er, âHör dir das an.â Er las vor.
âIn Cornwall wurde vergangen Donnerstag ein unbekanntes Insekt entdeckt. Der achtjĂ€hrige Jonah Becker wurde, als er friedlich auf dem Spielplatz spielte, von diesem, bisher unbekanntem fliegendem Insekt gebissen. Der Junge liegt seit Samstag im Wachkoma. Vorher identifizierte der Junge das Insekt. Es war ganz haarig, und hatte sechs Beine, und FlĂŒgel, sagt der Junge mit letzter Kraft, bevor er in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Zu dieser Zeit suchen Insekten-Experten der ganzen Welt, nach diesem anscheinend hochgefĂ€hrlichen Insekt.
âIch lach mich totâ, sagte Sirius, âDas war ne Doxy. Also Muggel sind auch oft zu blöd.â
âWas soll man machenâ, sagte ich und fing an das Varitaserum zu brauen. Vorsichtig gab ich gerade zwei Jobberknoll-Federn hinein, als die TĂŒr hinter mir aufging. Ich drehte mich nicht um, weil ich mich konzentrieren musste. Mit zwei Fingern streute ich Moke-Schuppen in den Kessel. Da sagte eine hĂ€mische Stimme hinter mir.
âWas ist denn das fĂŒr eine jĂ€mmerliche Essenz, Tonks?â
âWillst du mir jetzt eine schlechte Note geben, Severusâ, fragte ich mit zusammengekniffenen Augen und wog getrocknete PrimelblĂŒten ab.
âJa, Snapeâ, sagte Sirius vom Sofa her, âGeh zurĂŒck nach Hogwarts und mach da deine SchĂŒler fertig.â
Snapes schwarze Augen blitzten zu Sirius hinĂŒber.
âZum Beispiel Potterâ, sagte er hĂ€misch.
Sirius sprang auf.
âMannâ, sagte ich, âJetzt habt ihr mich abgelenkt.â Ich spĂ€hte in den Kessel, der Trank hatte eine schlammbraune FĂ€rbung angenommen, und kochte und blubberte bedrohlich. Snape war mit einem Satz neben mir, und warf ohne zu zögern, etwas Safran, zwei FeuersalamanderschwĂ€nze und etwas gemahlenes Erumpent-Horn in den Kessel. Der Trank nahm sofort wieder seine ursprĂŒngliche Farbe an.
âPuhhâ, sagte ich, âDanke Severus.â
âJahh, immer mit deinem Wissen angebenâ, sagte Sirius.
âIch habe wenigstens Wissenâ, erwiderte Snape.
âWeiĂt du, Fetthaar, ich glaub du bist aus reiner NĂŒtzlichkeit beim Orden, nicht, dass dich jemand magâ, stichelte Sirius.
Snapes Augen funkelten. âJa, ich bin nĂŒtzlich, ganz im Gegensatz zu anderen. Och, verzeih mir, du putzt ja das Hausâ, sagt er und damit hatte er Siriusâ wunden Punkt getroffen. Sirius wurmte es schon lange, das er keine AuftrĂ€ge fĂŒr den Orden erledigen konnte, weil er drauĂen nach wie vor als Mörder galt.
Die TĂŒr ging auf und Remus Lupin kam herein. Er warf einen Blick, auf Sirius und Severus die sich mit geballten FĂ€usten und blitzenden Augen gegenĂŒber standen. Er verdrehte die Augen, ganz so als hĂ€tte er diese Szene schon tausendmal erlebt.
âMoonyâ, rief Sirius erbost, âSag diesem Giftmischer, er soll sofort mein Haus verlassen.â
âSiriusâŠâ, fing Remus an. Er sprach nicht zu Ende, sondern blickte zu Snape. Ich keuchte ĂŒberrascht auf. Severus Snape, hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Oberarm umklammert und sank auf einen Stuhl.
âWas zum Teufelâ, Sirius sprang zu Snape und packte grob seinen schmerzenden Arm und schob den Umhang hoch.
âDu trĂ€gst das dunkele Malâ, fassungslos sah Sirius Snape an.
âVerdammt, Tonksâ, brĂŒllte Sirius, âDa sitzt ein Todesser, du bist Aurorin, tu was!â
âTjaâ, sagte ich und kratze mich am Kopf, âWeiĂt du Sirius, ich weiĂ schon lange, dass Severus ein Todesser war.â
âWar, warâ, brĂŒllte Sirius, âEr trĂ€gt das dunkle Mal.â
âDas dunkle Mal trĂ€gt man sein Leben lang, Blackâ, sagte Snape verĂ€chtlich, riss seinen Arm los und schob den Umhang wieder ĂŒber die schreckliche TĂ€towierung.
âTonks, du bist Aurorin, und da sitzt ein Todesserâ, Sirius war auĂer sich vor Wut.
âEx-Todesserâ, sagte ich, âTut mir Leid, Dumbledore vertraut ihm.â
âMoonyâ, wandte sich Sirius an Remus. Ich fragte mich, was der Spitzname Moony wohl heiĂen sollte.
âTut mir Leid, Tatze, ich weiĂ Bescheidâ, sagte Remus und hob beschwichtigend die HĂ€nde. âDumbleâŠâ
Sirius lieĂ ihn nicht ausreden. âVerdammt, Moony, du weiĂt Bescheid und ich⊠Ihr seid verdammt noch mal in meinem Haus.â
âDumbledore, hielt es fĂŒr besser, dir nichts zu sagen, er wollte keinen Streitâ, sagte Remus.
âDumbledore, Dumbledore, verdammt ich bin dein Freundâ, Sirius raste vor Zorn. Remus legte ihm den Arm um die Schultern und fing flĂŒsternd an auf meinen vor Wut kochenden Cousin einzureden. TatsĂ€chlich beruhigte sich Sirius wieder und legte zurĂŒck auf die Couch. Ich warf Remus einen bewundernden Blick zu. Es gab kaum jemanden, der Sirius stoppen konnte, wenn er in Rage war. Ich mochte Remus. Er hatte so eine ruhige Art, war aber nicht verschlossen, wie Drake.
Erschrocken fuhr ich aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte ich. Es war mitten in der Nacht. Ich hatte irgendwas Wildes getrĂ€umt, an das ich mich nicht mehr erinnern konnte. Ich lieĂ mich zurĂŒck auf mein Kissen sinken. Ich starrte auf die Zimmerdecke und konnte nicht mehr einschlafen, was nicht gerade vorteilhaft war, weil ich morgens frĂŒh raus musste. Das war auch der Grund warum ich im Orden schlief. Siriusâ Haus war so groĂ, dass immer genug Platz fĂŒr Mitglieder war, die die Nacht hier verbringen wollten.
Seufzend schlug ich die Bettdecke zurĂŒck und stieg aus dem Bett. Ich wollte in die KĂŒche gehen, um etwas zu trinken. GĂ€hnend goss ich mir ein Glass Milch ein. Die KĂŒche war erleuchtet, durch dass Mondlicht, dass durch das Fenster schien. Ich warf einen Blick aus dem KĂŒchenfenster. Vollmond. Das war also der Grund warum ich schlecht schlief. An Vollmond schlief ich immer unruhig. MĂŒde machte ich mich auf den Weg zurĂŒck in mein Schlafzimmer. Plötzlich hörte ich ein merkwĂŒrdiges GerĂ€usch. Eine Mischung zwischen Schluchzen und Keuchen. Es kam aus Remusâ Zimmer. Vorsichtig trat ich ein. Remusâ kniete vor dem Fenster, durch das groĂ und hell der Mond schien. Ohne ein GerĂ€usch trat ich nĂ€her. Remusâ Gesicht war voller SchweiĂtropfen, seine Unterlippe zitterte und sei Augen hatten einen wirren Glanz. Er keuchte und hielt sich den Hals.
âRemusâ, flĂŒsterte ich besorgt.
Er fuhr herum.
âTonksâ, Ă€chzte er.
âWas ist mit dir, bist du krank?â Ich kniete neben ihm nieder.
âWegbringenâ, fĂŒr einen Moment sah ich nur das WeiĂe von Remusâ Augen. Etwas Speichel lief ihm aus dem Mund.
Ich half ihm hoch, was gar nicht so einfach war, denn er war plötzlich von einem SchĂŒttelkrampf befallen. Mit MĂŒh und Not brachte ich ihn in den Essensraum. Remusâ sank auf die Couch.
âBesserâ, sagte Remus und fuhr sich fahrig durch das Haar. Er durch suchte seine Morgenmanteltaschen und fand ein kleines FlĂ€schchen. Seine HĂ€nde zitterten zu stark, um den Verschluss aufzuschrauben.
âIch mach dass schonâ, sagte ich.
Als er ein paar Tropfen des Trankes geschluckt hatte ging es ihm besser.
âRemusâ, sagte ich und beugte mich vor, âBist du krank? Soll ich Poppy holen?â
âNeinâ, sagt er. Erschöpft lehnte er sich zurĂŒck. âMachst du bitte den Vorhang zu.â
Er deutete auf das groĂe Fenster, durch das ein kleines bisschen Mondlicht fiel. Ich zog die schweren SamtvorhĂ€nge zu. Plötzlich kam es mir.
âRemus, du bist einâŠâ
âWerwolf, jaâ, sagt er und wischte sich ĂŒber die schweiĂnasse Stirn.
âDu mĂŒsstest dich verwandelnâ, sagte ich und wich vorsichtshalber zurĂŒck.
âEigentlich, schonâ, sagt er, âSeverus braut mir immer einen Trank, damit ich es nicht tue.â
Erleichtert lieĂ ich mich neben ihm nieder.
âEs ist trotzdem jedes Mal die Hölle an Vollmondâ, sagt Remus und schloss die Augen.
Ich nickte, ihm ging es wirklich dreckig.
âKann ich noch was fĂŒr dich tunâ, fragte ich.
âNeinâ, sagte Remus.
âWie lange bist du schon ein Werwolfâ, fragte ich neugierig.
âSeit meine Kindheitâ, sagte er mit einem bitteren Zug um die Mundwinkel.
âWer?â, fragte ich.
âFenrir Greybackâ, etwas das wie Hass klang, war in seiner Stimme. Von Fenrir Greyback hatte ich schon gehört. Er war ein Werwolf-Todesser, der mit Vorliebe kleine Kinder biss, um sie anschlieĂend zur dunklen Seite zu ziehen. Wir schwiegen einen Moment.
âVielleicht schlĂ€fst du besser in einem Zimmer an der Westseite, ich glaub da scheint der Mond nicht so stark reinâ, sagte ich.
Remus nickte. âGute Idee.â
Ich gĂ€hnte. âTschuldigung, aber ich muss ins Bettâ
âIst schon okay.â
Ich ging auf die Treppe zu.
âDanke, Tonksâ, sagte Remus.
Ich drehte mich noch mal um und lÀchelte ihn an.
Angesichts der Tatsache, dass ich stĂ€ndig in Remusâ Gegenwart Herzflattern bekam und stĂ€ndig lĂ€cheln musste, wurde mir klar, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Eines Tage waren wir alleine im Orden, bis auf Sirius, der sich in seinem Zimmer verkrochen hatte.
Wir saĂen in der Sofaecke und ich arbeitete einige Unterlagen aus meiner Abteilung durch.
âTonksâ, sagte er und setzte sich neben mich.
âHm, was gibtsâ, fragte ich. Mein Herz fĂŒhrte einen Stepptanz auf.
âIch wollte dir nur sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du mich akzeptierst und mir hilfstâ, er sah mir in die Augen.
âDu bedeutest mir auch vielâ, sagte ich.
Remus neigte den Kopf ein wenig runter. Unsere Gesichter nĂ€herten sich langsam, unsere Lippen berĂŒhrten sich schon fast, als Remus den Kopf wegdrehte und tief durchatmete.
âTonks, ich will deine GefĂŒhle nicht verletztenâ, sagte er.
âDas tust du nichtâ, sagte ich ĂŒberrascht.
âIch bin zu alt fĂŒr dich.â
âWas hat das alles mit dem Alter zu tun?â
Remus ignorierte meinen Einwand. âUnd zu arm und zu gefĂ€hrlich bin ich auch.â
âIch will dich doch nicht wegen Geld und du nimmst doch immer deinen Trank, was is da gefĂ€hrlich.â
âTut mir leid, ich mag dich wirklich gerne, aber das ist nicht gut fĂŒr dich.â Remus stand auf.
Ich sah ihn verwirrt an. Er ging einfach und ich saĂ auf der auf dem Sofa, konnte es einfach nicht fassen.
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