von Kairi Weasley
Es tut mir Leid...
Hermine lag dort, auf dem Boden und war unaufhaltsam am schluchzen. Das ganze Kopfkissen, worauf sie lag, war schon übersäht mit Tränen. Neben ihr lag ein Berg von Taschentüchern.
Ron hätte niemals gedacht, dass er ihr so wehgetan hatte. Er fühlte sich miserabel. So schlecht hatte er sich soweit er sich erinnern konnte noch nie gefühlt. Außerdem war er sauer. Nicht nur sauer sondern richtig wütend. Auf wen? Auf sich selbst. Er wusste schon in dem Moment, als er sie angeschrieen hatte, dass dies falsch ist und Konsequenzen mit sich bringen würde. Ron wusste, dass er sich eine gute Entschuldigung einfallen lassen musste, um das wieder gerade zu biegen.
Doch ehrlich gesagt, hatte er keine Ahnung, was er ihr gleich sagen sollte. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt. Er konnte sich das nicht ansehen. Seine beste Freundin, die ihm so viel bedeutete, vielleicht noch mehr als er selber wusste, lag dort weinend auf dem Boden und das alles nur wegen IHM. Er trat einen Schritt weiter in sein Zimmer. Jetzt blickte Hermine auf. Als sie sah wer dort stand, drehte sie schnell ihren Kopf weg. Warum dreht sie ihren Kopf weg? Ron wollte gerne wissen, ob sie ihm je wieder verzeihen könnte.
Er räusperte sich. „Hermine, ich weiß, dass ich mein Verhalten vorhin nicht entschuldigen kann. Ich bin der größte Depp der Welt und habe die Gefühlswelt eines Teelöffels. Ich weiß das alles. Wie ich dich vorhin anschreien konnte, ist mir ein Rätsel. Es tut mir so unendlich Leid. Ich fühle mich so miserabel. Ich weiß nicht, wie ich es wieder gut machen kann. Ich würde alles dafür tun, dass du mir vielleicht irgendwann verzeihst. Du weißt ja, dass ich mich nicht wirklich gut entschuldigen kann. Aber ich versuche es und alles was ich sage meine ich auch so. Ich weiß nicht, ob du mich jetzt hasst, aber ich hoffe nicht. Du bedeutest mir so viel. Ich möchte dich niemals als meine beste Freundin verlieren. Du weißt ja, dass…“ in diesem Moment stand Hermine auf und kam auf ihn zu. Er dachte, dass sie ihm verziehen hätte, doch sie rauschte wortlos an ihm vorbei.
Jetzt lief ihm eine einzelne Träne über die Wange. Er hatte doch so gehofft, dass Hermine ihm verzeihen würde und das alles wieder so sein würde wie vorher. Aber er hätte nie von ihr erwartet, dass sie einfach so gehen würde. Jetzt ließ er seinen Tränen freien lauf. Er legte sich in sein Bett und fing wie Hermine unaufhaltsam an zu schluchzen. Was konnte er bloß tun um alles wieder gut zu machen? Er musste sich etwas einfallen lassen. Nein, Harry wollte er nicht um Rat fragen und auch nicht seine Schwester. Er wollte dies ganz alleine schaffen. Ihre Freundschaft sollte nicht an so etwas zerbrechen. Er musste ihr zeigen, wie viel sie ihm bedeutet und zwar bald, bevor sie endgültig nicht mehr mit ihm rede wollte. Den ganzen restlichen Nachmittag lag er noch in seinem Zimmer. Immer wieder fing er an zu weinen und drückte den Teddy fest an sich. Irgendwann schlief er ein.
*
Ron erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Er schaute sich um und sah, dass er angezogen auf seinem Bett lag. Es hatte wohl niemand mehr nach ihm geschaut.
Er stand auf und suchte sich neue Klamotten aus seinem Schrank. Auf dem Weg ins Bad, machte er seine Tür langsam auf und schaute den Flur entlang, ob Hermine dort irgendwo war. Er wollte ihr jetzt nicht begegnen und vielleicht alles noch schlimmer machen. Als er sah, dass die Luft rein war ging er schnell zum Badezimmer. Er hatte Glück, dort war auch niemand drin. Erst duschte er sich und schlüpfte in die neuen Klamotten. Dann putzte er noch seine Zähne und ging in die Küche. Hunger hatte er keinen. Dies war verwunderlich, denn jeder der Ron kannte, wusste dass er nie ein Essen würde ausfallen lassen und immer Hunger hatte. Er nahm sich ein trockenes Brötchen und fing an es lustlos zu essen. Als er fertig war, ging er wieder in sein Zimmer. Den anderen zu begegnen, darauf hatte er keine Lust.
Als er die Tür zu seinem Zimmer aufstieß, sah er wieder das Bild von gestern, welches ihm keine Ruhe ließ. Hermine, weinend auf dem Boden. Daran musste etwas geändert werden. Er setzte sich an den Schreibtisch und dachte nach, was er jetzt machen sollte. Ron dachte und dachte und dachte. Er wollte es heute Abend noch einmal versuchen und zwar auf neutralem Gebiet. Nicht in seinem Zimmer, das hielt er für ein schlechtes Zeichen, denn hier hatte das ganze Unglück schließlich angefangen.
Er schwenkte seinen Zauberstab und eine karierte Decke, sowie eine Flasche Kürbissaft und Gläser erschienen.
Außerdem wollte er Hermine einen Brief schreiben.
Hermine,
was ich gemacht habe war falsch und ich weiß das. Ich möchte mich heute noch einmal für dieses Verhalten bei dir persönlich entschuldigen. Bitte komm um 18.00 Uhr zur großen Linde. Ich warte dort auf dich.
Dein Ron.
„Pig!“, rief er. „Kannst du den zu Hermine bringen? Schau mich nicht so verwundert an ich weiß, dass sie hier im Haus ist, aber sie redet nicht mit mir.“ Der kleine Vogel flog los und Ron setzte sich auf sein Bett. Er dachte nach, was er Hermine sagen sollte doch es fiel ihm nichts ein und so entschied er sich später das zu sagen, was sein Herz ihm sagte. Um 17.30 Uhr nahm er einen Korb und packte dort die Decke, sowie den Kürbissaft und die beiden Gläser ein. Mit diesen ging er Richtung Garten. Die große Linde war sein Lieblingsbaum. Dort angekommen bereitete er die Decke aus. Er setzt sich darauf und wartete. Es war 17.50 Uhr und er wurde immer nervöser. Würde sie kommen? Würde sie ihm verzeihen? Wieder weglaufen? Ihn anschreien? Doch 18 Uhr kam und ging und von Hermine keine Spur. Er wusste, dass sie nicht mehr kommen würde, denn Hermine war immer pünktlich. So saß er da und wie auch schon gestern kamen ihm die Tränen. Lange saß er noch so da. Irgendwann legte er sich einfach auf die Decke und schlief ein.
*
Hermine redete gerade mit Ginny darüber, was für Idioten Jungs doch eigentlich waren. Sie hatten kein Feingefühl, außer wenn es ums Quidditch ging. Ron wusste wahrscheinlich nicht mal, wie verletzt sie wirklich war. Mitten im Gespräch vertieft, hörten die beiden zuerst gar nicht das Klopfen. Jedoch unterbrach Ginny Hermine auf einmal. „Sag mal, hier klopft es doch oder?“ „Ja, wo du es so sagst. Schau mal dort am Fenster ist Pigwidgeon aber wieso ist er da draußen? Er ist doch normalerweise bei … ihm … im Raum.“ Hermine wollte nicht einmal mehr seinen Namen aussprechen. Ginny stand auf und ging zum Fenster. Sie öffnete es und die kleine Eule flog erschöpft hinein. Draußen war es ziemlich stürmisch und es hatte ihn einige Kraft gekostet sich so lange vor dem Fenster zu halten. „Er ist für dich.“, sagte Ginny. Hermine nahm ihr den Brief ab und las ihn. Er war sehr kurz und dort stand, dass sie um 18.00 Uhr an der alten Linde sein sollte. „Er will sich entschuldigen. Ob er das wirklich ernst meint?“, teilte sie Ginny mit. „Und triffst du dich mit ihm?“ „Nein. Soll er doch genauso leiden wie ich, falls es ihm überhaupt wirklich Leid tut. Es tut mir leid aber Ron hat nun mal die Gefühlswelt eines Teelöffels.“ „Ich weiß Mine. Er ist ja auch schließlich mein Bruder. Es ist allein deine Entscheidung ob du hingehst, ich will mich da nicht einmischen aber willst du dir nicht wenigstens anhören, was er zu sagen hat?“ „Ich bleibe bei meiner Antwort. Soll er doch sehen was das für Konsequenzen mit sich bringt. So schnell werde ich ihm DAS nicht verzeihen.“
*
Ron wachte auf, als er ein Geräusch hörte. Zuerst dachte er es sei vielleicht Hermine, aber als er sah, dass es schon stockdunkel war, wurde ihm klar, dass sie nicht zum Treffen gekommen war. Er sah auf seine Uhr und er merkte, dass es schon 4 Uhr nachts war. Er zauberte die Sachen weg und ging auf den Fuchsbau zu. Das Abendessen hatte er verpasst. Schnell holte er sich noch einen kleinen Snack aus der Küche und aß ihn. Danach ging er nach oben und zog sich um. Waren jetzt etwa alle sauer? Es hat ja nicht mal jemanden gekümmert, ob er draußen unter einem Baum lag und schlief oder ob er das in seinem Bett tat. Wieso bin ich nur so ein Idiot? Er legte sich in sein Bett, doch schlafen konnte er nicht mehr wirklich.
Jedes Mal, wenn er aufwachte hatte er einen noch schlimmeren Alptraum.
Auch am nächsten Tag wollte er es noch einmal versuchen Hermine dazu zu überreden zum Treffen zu kommen. Also schrieb er ihr wieder und forderte sie erneut dazu auf, zu dem Treffen zu kommen. Wie gestern machte er sich auf den Weg und setzte sich wieder mit samt den wieder herbei gezauberten Sachen unter die Linde. Doch auch wie gestern kam Hermine nicht. Auch als er sie am folgenden Tag erwartete erschien sie nicht. Er hatte sie in der Zwischenzeit nicht einmal gesehen. Er aß immer alleine. Morgens früher als alle anderen und das Mittagessen nach ihnen. Die restliche Zeit verbrachte er in seinem Zimmer und ja oh Wunder, er lernte für die Schule. Damit konnte er seine Zeit, die eh schon langsam umging wenigstens sinnvoll nutzen.
Hermine wäre stolz auf ihn. Doch dann wurde ihm wieder klar, dass Hermine ihn ja jetzt wahrscheinlich hasste und so verwarf er den Gedanken schnell. Als es endlich Wochenende wurde, war Hermine immer noch nicht zu einem Treffen aufgetaucht. Langsam machte er sich echt Gedanken. Er musste mit ihr reden. Vielleicht würde sie dann endlich kommen. Heute Abend, wollte er zum Essen erscheinen und Hermine um ein Wort nach draußen bitten. Er würde mit ihr zu dem kleinen See gehen und dort mit ihr reden. Dort war es, wie er fand, wunderschön. Überall standen Bäume und der See wirkte im Mondschein noch besser. Dort hab es eine Bank und zu der wollte er.
Den ganzen Tag über war er furchtbar nervös ob diese Entschuldigung denn nun endlich klappen würde. Er hoffte es so sehr. So alleine war er sich noch nie in seinem Leben vorgekommen. Ron hatte niemanden zum reden und niemand wollte wirklich mit ihm reden. Sein Vater war den ganzen Tag im Ministerium und seine Mutter war auch oft unterwegs. Hermine sprach sowieso nicht mit ihm und Ginny war wahrscheinlich auf Hermines Seite. So langsam rückte das Abendessen näher. Ron zog sich extra gut an und war zufrieden mit sich. Um halb acht ging er hinunter und dort saß sie und redete mit Ginny. Seine Eltern waren beide bei Bekannten eingeladen. Langsam ging er auf den Tisch zu und blieb dann im Türrahmen stehen. „Hey, kann ich dich nach dem Abendessen bitte sprechen Hermine?“, fragte er leise. Sie antwortete erst nicht. Er setzte sich zu ihnen und belegte sich ein Brot. Sie aßen schweigend. Als alle fertig waren fragte Ron noch einmal. „Kommst du mit mir?“ Sie schaute Ginny an. Diese nickte und darauf auch Hermine. Als sie draußen ankamen, blieb Ron stehen. Hermine sah ihn an und fragte grob: „Was willst du?“ „Mich bei dir entschuldigen, so wie die ganze Woche über aber du bist nie gekommen. Ich dachte mir, dass du vielleicht mit mir gehen würdest, wenn ich dich persönlich frage. Folg mir.“ Er ging wieder los und schweigend liefen sie einige Minuten nebeneinander her. Am See angekommen, forderte er Hermine dazu auf sich hinzusetzen. Er kniete sich vor ihr hin und fing an. „Hermine, wie ich dir schon in den Briefen geschrieben habe, weiß ich das ich ein Idiot war und ich kann auch verstehen, wieso du weggegangen bist und nicht mehr mit mir geredet hast. Ich würde es auch verstehen, wenn du nicht mehr mit mir reden würdest. In dem Moment, wo du Unterstützung bei mir gesucht hast, habe ich diese verweigert und habe dich zu allem Überfluss auch noch angeschrieen. Dies war einer meiner größten Fehler im Leben. Du weißt ja, dass ich nicht so feinfühlig bin, wie ich gerne sein würde und auch oft auf den Gefühlen anderer herumtrample, doch du bedeutest mir so viel. Dich als beste Freundin zu verlieren, wäre wie einen Teil meines Lebens zu verlieren. Seit ich 11 war gehörst du zu meinem Leben dazu und ich möchte dies auch nicht ändern. Ich weiß auch nicht, warum ich jedes Mal so ausraste, wenn du von Victor erzählst. Es geht mich ja nichts an, mit welchen Jungen du dich triffst, aber ich habe manchmal Angst, dass sie dir dann wichtiger sind als ich. Es macht mich immer sehr glücklich, wenn wir zusammen etwas unternehmen und auch mit Harry. Ich weiß nicht, wie ich dir beweisen soll, dass es mir so unendlich Leid tut was ich getan habe. Ich hoffe du weißt, dass ich das was ich dir hier sage ehrlich meine und das es mich viel Überwindung kostet dir das hier alles so persönlich zu sagen. Doch ich tue es und zwar damit du mir vielleicht irgendwann verzeihen kannst, dass ich grob und unsensibel bin.“ Er setzte sich auf den Boden und senkte den Blick. Er hatte ihr die ganze Zeit über in die Augen geschaut und jetzt wollte er nicht wissen, was sie sagen würde. Was wenn sie wieder weglaufen würde? Doch auf einmal merkte Ron, wie ihn Hermine hochzog und dann in den Arm nahm. Er legte die Arme um sie und genoss es, einfach wieder mit ihr befreundet sein zu können. All die negativen Emotionen verschwanden und er fühlte sich frei. Frei von allen Sorgen, frei von der Traurigkeit, die die ganze Woche in ihm gesteckt hatte. Hermine ließ ihn wieder los und schaute ihn an. Auch er schaute sie an. „Danke.“, flüsterte er und eine Träne lief ihm über die Wange. Doch diesmal nicht, weil er traurig war, sondern weil er so unendlich glücklich war.
Sie hatte ihm verziehen. „Ron.“, sagte sie und nahm ihn nochmals in den Arm. In seinem Bauch begann es zu kribbeln und sein Herz schlug auf einmal schneller. Wieso dies so war, wusste er selber nicht, doch er wusste, dass ihm dieses Gefühl nicht unangenehm war. Beide verließen schweigend den See. Beide waren in Gedanken. Sie kamen am Fuchsbau an. „Hermine, gehen wir noch eine Runde? Es ist noch nicht so spät.“ „Ja, gerne.“, sagte sie und lächelte. Dieses Lächeln, dachte er und wurde rot. Zum Glück konnte sie das in der Dunkelheit nicht sehen. Sie machten sich auf zu einem kleinen Spaziergang. Sie unterhielten sich den ganzen Weg über. Einfach so, als wäre nie etwas gewesen. Ab und zu berührte seine Hand ihre und schnell zog er sie weg und merkte, wie er rot wurde. Das war ihm doch sonst nie passiert. Als sie nun wieder am Fuchsbau ankamen, gingen sie hinein und den Weg hinauf, zu den Zimmern. Vor Ginny’s Tür blieben sie stehen. „Also dann, Gute Nacht Ron!“ „Ja, gute Nacht Hermine. Machen wir morgen etwas zusammen?“ „Ja, gerne.“ Sie stieß die Tür auf und ging hinein. Dort wartete Ginny schon auf sie. Ron ging weiter den Flur entlang und dann die nächste Treppe nach oben. Als er fertig war um schlafen zu gehen, legte er sich hin und nahm den Teddy in den Arm. Das machte er sonst nicht so oft, wenn er schlief denn er war ja schon 17 aber heute war ihm danach. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief er ein.
Wäre nett, wenn ihr einen Kommi hinterlasst! Danke!
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