von Gx2^4
Seine Hand hielt sie sanft an ihrem Nacken fest, seine Stimme war nicht mehr als ein eindringliches Flüstern, dass in ihre Ohren drang, und tiefe Spuren in ihr hinterließ.
„Dumbledore ist nicht der Mensch, von dem man dir glauben gemacht hat dass er es ist!“
Sein kalter Atem strich ihr über das Gesicht, verwehte einige einzelne Strähnen ihrer roten Haare, während er weiter eindringlich auf sie einredete.
„Dumbledore war tief in der dunklen Materie. Viel tiefer als du es dir vorstellen kannst!“
---------------------------------------------------------------------
Mit einer ruhigen Hand, öffnete Ron, ohne zu klopfen die Tür zu dem kreisförmigen Schulleiterbüro.
Als Harry Ron in den Raum folgte, musste er überrascht feststellen, dass neben Professor McGonagel, auch noch einige anderen Menschen geduldig auf sie warteten.
Der Raum war eingerichtet wie immer. Nichts hatte sich geändert, seit Dumbledore gestorben war. Nur der runde Tisch, auf dem vorher die verschiedenen Gerätschaften gestanden hatten, war nun leer geräumt, etwas zentraler in den Raum gestellt, und darum herum standen 7 Stühle. Die Gerätschaften waren nun in verschiedenen Ecken des Raumes verteilt.
Die Stühle um den Tisch waren meist schon besetzt, mit Menschen, die interessiert auf den Eingang blickten. Fast schon erwartungsgemäß, galten alle Blicke im Raum ihm, bis plötzlich Mr. Weasley, der neben Kingsley, Professor McGonagal, Neville und Luna um den runden Tisch herum saß, aufsprang, und auf Harry zu gelaufen kam.
„Schön dich zu sehen, Harry! Dir geht’s gut?“ er sah Harry freundlich an, konnte seine eindeutige Übermüdung jedoch nicht ganz überspielen. Nicht zuletzt die dunklen Augenringe verrieten ihn.
Auch Neville grinste ihn freundlich an, während Kingsley ihm eher zurückhaltend zunickte. Professor McGonagal lächelte dagegen nur, und wartete, bis sich Arthur wieder gesetzt hatte. Dann begann sie zu reden.
Sie lächelte Harry breit an, wie sie es wohl noch nie getan hatte. Es war ein offenes, ein herzliches Lächeln.
„Obwohl Dumbledore hier -“
sie deutete mit einer Kopfbewegung zu dem Bild von Dumbledore, das hinter dem Schreibtisch des Schulleiters hing, und sich mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen schlafend stellte.
Harrys Blick blieb an diesem Gesicht hängen. Es war Alt und Weise, wie es schon zu Lebzeiten war, doch Harry meinte, seine strahlenden Augen, zwischen seinen fast geschlossenen Liedern zu ihm herüber funkeln zu sehen.
„- uns versicherte, dass du Wohlauf seist, denke ich spreche ich für uns alle, wenn ich sage: Schön, dass du zurück bist, und es dir gut geht. Ich erwarte nicht, dass du uns erzählst, wo du gewesen bist, doch ich hoffe es. Aber zunächst mal, wollten wir dich auf den Stand der Dinge bringen, denn während du weg warst, ist hier eine Menge passiert, und es passieren auch jetzt gerade Dinge, die höchst beunruhigend sind!“
Schwerfällig löste Harry seinen Blick von dem Gesicht Dumbledores, und ließ sich langsam auf einem Stuhl sinken, direkt neben Ron. Dabei seufzte er müde.
Obwohl er nun hier saß, und Professor McGonagal scheinbar aufmerksam ansah, und hoffte, dass es so aussah als würde er ihr die ganze Aufmerksamkeit schenken, waren seine Gedanken ganz woanders. Sie waren in einem kleinen Raum, mit einem weißen Bett, und einer Frau mit braunen Haaren darin.
„Es ist vermutlich am einfachsten, wenn ich von vorne beginne. Also, eins nach dem anderen...“
Er hob seine Hände zu seinen Schläfen, schloss seine Augen, und atmete schwer fällig aus.
Was tat er hier? Warum saß er hier herum, während Hermine Qualen litt?
Harry hatte nicht wenig Lust, seine ehemalige Lehrerin zu unterbrechen, und sie um eine Kurzfassung zu beten. Doch würde sie das tun? Nein! Und er wusste, dass wenn er so mit ihr reden würde, ihm noch ein noch viel längeres Gespräch bevorstehen würde. Eine Standpauke jedenfalls, so schien es, wäre dann wohl unvermeidlich.
„Mr Potter“ Harry merkte durchaus, ein wenig amüsiert, dass sie wieder aufhörte ihn zu duzen. „Ich bin mir durchaus im Klaren, dass sie ihrer Freundin helfen wollen“
Moment Freundin? Wie meinte sie das? Sie meinte doch die beste Freundin Art von Freundin, und nicht... naja Freundin Freundin?
Harry linste zu Ron herüber, der aber gar nicht richtig zuhörte, sondern über einen Bogen Pergament gebeugt saß, und es aufmerksam studierte.
„Aber wir befinden uns im Krieg! Hogwarts ist seit Monaten belagert. Wir werden fast jeden Tag angegriffen, und haben so viele Todesopfer zu beklagen, dass wir mit den Beerdigungen schon nicht mehr hinterher kommen. Hier sind aktuell so viele Flüchtlinge, dass die Räumlichkeiten schon nicht mehr ausreichen. Wir sind abgeschnitten von jeglicher Versorgung, und haben fast kein Essen mehr.
Dumbledore hat uns hingehalten, und gemeint, dass sie uns retten werden. Ich weiß nicht ob sie das können, die Menschen jedenfalls glauben es. Sie sind Heute, mehr denn Je das Symbol aller Hoffnung, die es noch gibt. Ich will ihnen damit keinen Druck machen, ich wollte sie nur vor warnen.“
Harry sah den Professor eingehend an. Hogwarts war also belagert. Menschen verschwanden und starben. Wer? Wen hatte es noch getroffen? Harry war sich nicht sicher, ob er noch mehr Hiobsbotschaften erleiden würde können, und so hielt er abermals den Mund, und ließ sich selbst lieber vorerst im Ungewissen.
„Ok. Und was ist unser Plan?“ fragte er stattdessen, und sah neugierig in die Runde.
„Nun jaaa“ machte Ron. „Eigentlich haben wir keinen. Wir haben versucht zu überleben, haben gekämpft, immer wenn sie uns angreifen, und darauf gewartet dass...“ Er warf einen unsicheren Blick in die Runde. „Wir haben darauf gewartet, dass uns ein Wunder hilft!“ meinte er dann.
Doch Harry verstand was er wirklich sagen wollte. Das Wunder war er. Er war es, der sie alle retten sollte – mal wieder.
„Wieso glaubt ihr, hätte ich irgendeine Chance gegen Unmengen von Todessern?“ fragte Harry ein wenig auf brausend. Er fand es gemein, ihm die ganze Verantwortung zu überantworten. Alles blieb mal wieder an ihm hängen.
„Naja..“ wieder war es Ron der antwortete, nun jedoch stotterte er doch gehörig, und hörte sich mehr wie Neville an, der neben Ron saß, und angestrengt jeden Augenkontakt mit Harry vermied.
„...Dumbledore hat gesagt...“
Aber natürlich. Dumbledore hat gesagt.
Dumbledore hatte mal wieder so mir nichts, dir nichts entschieden, dass Harry zum Retter der Welt werden sollte. In Harry keimte wieder diese Wut auf. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Es wurde mal wieder über seinen Kopf hinweg entschieden. Es war als hätte er selbst auf sein Leben keinen Einfluss mehr. Alles war schon perfekt durchgeplant von Dumbledore.
Bis jetzt hatte er das eine Ziel vor Augen gehabt. Voldemort besiegen. Doch jetzt, da Harry dieses Ziel erreicht hatte, und sich nun so wirklich gar nichts verändert hatte, fragte sich Harry zum ersten mal richtig ernsthaft, ob er das ganze nicht einfach beenden sollte.
Er war eine Schachfigur. Nichts weiter als eine Schachfigur, in den Plänen Dumbledores.
Er sollte die Welt retten, doch das konnte er nicht. Es war zu viel! Dumbledore verlangte zu viel! Von ihm. Von Snape! Immer wieder verlangte Dumbledore opfer, und selbst?
Harrys Augen starrten auf den Bilderrahmen von Dumbledore. Sein Blick durchbohrte die Leinwand förmlich. Er suchte den Blickkontakt, mit seinem ehemaligen Schulleiter.
Harry erschrak, als der alte Mann in dem Bild plötzlich seine Augen aufschlug, und tatsächlich den Blickkontakt erwiderte. Er sah ihn offen an, und es schien wie früher. Sie beide verstanden sich. Es war eine kurze stille Konversation. An dessen Ende Dumbledore seinen Mund öffnete.
Bei seinem ersten Wort zuckten die übrigen am Tisch nicht minder zusammen, und waren wohl auch erschrocken, sahen dann aber schnell zu dem Gemälde.
„Ich will euch bitten, den Raum kurz zu verlassen, ich muss mit Harry unter vier Augen reden!“ sagte Dumbledores Stimme autoritär, und ruhig, so wie immer.
Sie wirkten nicht wenig irritiert, als sie die Aufforderung verstanden, und langsam aufstanden, denn nach wie vor, hörten sie wie automatisch auf Dumbledores Worte. Selbst im Bilderrahmen, verfügte er noch über solch eine Weisheit, dass man es nicht wagte ihm zu widersprechen.
Luna schloss die Tür hinter sich, und sofort begann Dumbledore zu sprechen.
„Du bist früh zurück! Das bedeutet entweder, dass du besonders schnell am Lernen warst, oder dass du keine Lust mehr auf diese geselligen Zeitgenossen hattest.“ Dumbledore zwinkerte mit dem Auge. „ Ich muss zugeben, ich habe es nicht einmal einen Monat dort ausgehalten, bevor ich mich frustriert durch den Torbogen stürzte. Du hast offenbar mehr Geduld als ich sie jemals gehabt hatte“
Das erschien Harry doch recht unwahrscheinlich. Dumbledore war der geduldigste Mensch, den er kannte.
„Sir, wieso haben sie mir nichts von der hohen Magie gesagt?“
„Weil es nicht wichtig war. Es hätte dich vielleicht abgelenkt, und es war nicht von Bedeutung bei unserem Ziel, Tom Riddle zu erledigen.“
„Doch sie haben geplant, dass ich, nachdem Voldemorts Seele aus meinem Körper verschwunden ist die hohe Magie lerne?“
„Ja das habe ich.“
„Warum?“
„Du solltest lernen diese höhere Macht zu gebrauchen um die Todesser endgültig zu vernichten, und das mag dir vielleicht unfair vorkommen, dass ich all die Verantwortung auf dich alleine übertragen habe. Doch ich weiß, dass du die Verantwortung tragen kannst. Du bist tatsächlich der einzige, der dazu in der Lage wäre.“
„Warum? Warum immer wieder ich? Habe ich nicht irgendwann genug gekämpft?“
Dumbledoer sah Harry überrascht an.
„Wir wissen doch beide, Harry, dass du niemals zusehen könntest, wie andere für die Freiheit kämpfen, und du selber ruhst dich aus. Das kannst du nicht Harry, und das willst du auch nicht.“
Im stillen gab Harry Dumbledore recht. Er konnte das nicht. Das wäre nicht er.
„Aber ich habe sie enttäuscht!“ fiel Harry plötzlich ein, „Ich kann die hohe Magie nicht kontrollieren.“
„Oh, dass konnte ich auch nicht, als ich da raus kam! Ich muss zugeben, mir haben die Methoden, die sie dort zum Unterrichten anwenden nicht gefallen, und deshalb“ er machte eine wohl gesetzte, dramatische Pause „habe ich meine eigenen Lehrmethoden entwickelt und niedergeschrieben.“
Harrys Mund öffnete sich. Nicht etwa vor Überraschung, nein es war ja wohl damit zu rechnen, dass Dumbledore vorgesorgt hatte. Nein er öffnete sich vor Freude. Es wurde ein breites Grinsen daraus.
„Hermine!“ murmelte er. Er wusste, wenn er dieses Buch las, würde er die Lösung für ihr Rätsel finden. Er würde sie zurück holen!
Als Harry den Namen aussprach bemerkt er nicht, wie ein seeliges Lächeln auf Dumbledores Gesicht erschien. Es war ein lächeln von unbändiger Freude.
„Wo ist es?“ fragte Harry dann laut.
„Nun Harry“ sagte Dumbledore, nun wieder mit einem ernsten Gesichtsausdruck „Bevor ich dir das sage, muss ich dir noch etwas erklären. Erinnerst du dich, dass Tom Riddle in einem Buch über Horkruxe gelesen hat? Erinnerst du dich, dass ich sagte, dass nur ein Buch über sehr schwarze Magie diese Informationen enthält. Die Wahrheit ist: Es gibt nur ein einziges Buch auf dieser Welt, das die Horkruxe erklärt.“ Dumbledores Gesichtszüge waren nicht mehr nur ernst. Sie waren traurig. Tod traurig.
Und Harry verstand. Jetzt öffnete sich sein Mund erneut. Ein Grinsen jedoch, war diesmal nicht zu sehen.
Schnell redete Dumbledore weiter.
„In meinen Forschungen über die hohe Magie, habe ich alles erforscht. Auch die Möglichkeiten für die dunkle hohe Magie.
Kein normaler Zauber ist dazu im Stande die Seele auseinander zu reißen. Nicht einmal der Todesfluch. Jedoch, wenn man während man den Todesfluch ausführt, wodurch die Seele arg labil wird, mit der hohen Magie nach seiner eigenen Seele fasst, kann man sie zerreißen, einen Teil aus dem eigenen Körper in einen anderen verpflanzen. Das ist nicht mit normaler Magie möglich. Nur die hohe Magie ist dazu im Stande Harry.“
Er seufzte schwer, und viel Leid lag nun in seinem Gesicht „Ich fürchte, Voldemort hat mein Buch in die Finger gekriegt. Ich bin dafür Verantwortlich, dass er die sieben Horkruxe erschaffen hat! Mein Buch hat es ihm erklärt!“
Dumbledore atmete tief durch. Harry sah die Tränen, die in seinen Augen glitzerten.
„Wenn du dieses Buch liest, wirst du lernen, wie man einen Horkrux erschafft Harry. Nimm dich in Acht, und gerate nicht in Versuchung. Egal, was du auch lesen magst!“
Was konnte da schon drin stehen, was ihn in Versuchung führen würde? Was in Merlins Namen, sollte ihn an dem schwärzesten aller Bücher in Versuchung führen?
„Ich überlasse dir meine alten Gemächer, du wirst da in Ruhe leben und lernen können. Einfach die Treppen neben meinem Schreibtisch hoch, und auf der Empore durch die mittlere Tür. Und dass du bloß nicht meine Sachen durchwühlst“ meinte Dumbledore mal wieder Augen zwinkernd.
„Ach ja Bücher, findet man meist im Bücherregal!“ fügte er dann noch an, und schloss dann wieder seine Augen, was das Gespräch wohl beendete.
Harry stand zögernd auf.
Er wusste noch nicht was er davon halten sollte, dass Dumbledore dass schwärzeste Buch aller Zeiten geschrieben hatte. Es kam ihm vor als würde er ihn jedes Mal aufs neue kennen lernen. Und je mehr er erfuhr, desto weniger gefiel ihm wie Dumbledore war.
Ein höchst undurchsichtiger Mann.
TBC
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel