von Gx2^4
(Auszug Kapitel 46)
Plötzlich spürte Harry ein heftiges Stechen in seinem Rücken. Als würde jemand etwas in seinen Rücken drücken. Etwas langes und schmales.
Ein Zauberstab! Jemand stach ihm einen Zauberstab in den Rücken.
Fast schon erwartete Harry, die bedrohliche Stimme, die dann von hinten flüsterte.
„Hey du! Lass den Zauberstab fallen, und dreh dich langsam um!“
Harry blieb stocksteif stehen. Angst machte sich in ihm breit. Angst, die sich mit einer tiefen inneren Kälte zeigte, die Harry zittern ließ.
Er spürte, wie der Zauberstab in seinen Rücken stach, und wusste, dass er keine Wahl hatte.
Er ließ seinen Zauberstab fallen, der mit einem „Flopp“ auf dem weichen Gras aufschlug. Dann drehte er sich langsam auf der Stelle.
Seine Augen waren starr nach vorne gerichtet. Er blickte gerade aus, direkt in das Gesicht seines Gegenübers.
Dieser schrie auf, als er Harry erkannte.
„Harry!“ schallte es durch die nebelige Luft. Neville lief mir dem Aufschrei der Freude auf ihn zu.
Er stürzte auf ihn zu, und umarmte ihn fest. „Du bist wieder zurück!“
„Wo warst du nur die ganze Zeit? Dumbledore wusste was, doch er wollte nichts sagen. Er machte ein riesen Geheimnis darum! Typisch Dumbledore! Sag schon! Wo warst du?“
„Neville“ sagte Harry leise, seine Stimme zitterte.
„Molly wird ausflippen, wenn sie dich sieht. Sie ist völlig verzweifelt in letzter Zeit – Kein wunder bei all dem was passiert ist!“ Nevilles Redefluss schien nicht zu stoppen. Ununterbrochen redete er.
„Neville!“ sagte Harry diesmal ein wenig lauter, mit jedoch immer noch zitternder Stimme.
„Apropos Molly – sie wird uns umbringen, wenn sie erfährt, dass wir hier draußen sind. Wir sollten schnell zurück zum Schloss. S'sind dunkle Zeiten.“
„Neville, hör mir zu!“ Harry stieß Neville fast ein wenig gewaltsam weg. Er sah ihm ins Gesicht.
Harry hatte Angst vor dem, was er jetzt tun musste. Er sah Neville ins Gesicht, und fürchtete, gleich grausame Wut in diesem zu sehen, wenn er ihm sagte, dass schon wieder jemand gestorben war. Denn Neville würde es wissen, wie es jeder wusste. Er – Harry – war Schuld!
Nevilles Erscheinung hatte sich in den letzten Monaten weiter verändert. Er sah nun aus wie ein Mann. Noch mehr: Er sah aus wie ein Mann, der schon viel zu viel gesehen hatte. Zu viel Leid. Zu viele Tode. Zu viel Krieg.
Auf seinem Gesicht hatte sich inzwischen eine ganze Sammlung Narben gefunden, die von unzähligen Kämpfen herrührten. Seine Augen waren dunkel, und hatten eindeutig schon zu viel gesehen.
„Dean...“ kam es aus Harrys Mund. Seine Stimme war nur ganz leise „...er ist tot!“ sagte er schließlich, und fürchtete sich vor dem verurteilenden Blick von Neville.
Der blieb jedoch aus.
Stattdessen sah Neville an Harry vorbei auf den in der Luft schwebenden Körper.
Langsam nickte er, ließ den Körper dabei jedoch nicht aus den Augen.
„Ich weiß.“ sagte er schlicht. „Ich bin hier her gekommen um ihn zu holen – ich konnte ihn nicht so alleine da draußen liegen lassen.“
„Was ist passiert?“ fragte Harry nun. Es war die Frage, die ihm auf der Zunge brannte. Wie kam es dazu, dass hier, im Herzen von Hogwarts eine Leiche lag. Auf dem Gelände, dass als das Sicherste im Land angesehen wurde.
Neville setzte sich in Bewegung, schnappte sich Harrys Zauberstab vom Boden und drehte sich dann wieder Harry zu.
„Hogwarts“ sagte er während er Harry den Zauberstab wieder in die Hand drückte „ist kein sicherer Ort mehr!“
Er drehte sich um, und richtete seinen eigenen Zauberstab auf die Leiche von Dean, die er nun vor sich her schweben ließ, während er langsam den Marsch zurück nach Hogwarts fortsetzte.
„Was?“ Harry lief Neville hinterher, und in ihm wimmelte es von Fragen „Was heißt das? Was ist passiert? Wieso ist Hogwarts kein sicherer Ort mehr?“
Neville lief zügig weiter, während er nur ein lautes „Pssst – nicht hier!“ ausstieß, und sich dabei immer wieder nervös um blickte.
Still liefen sie beide nun hinter dem toten Körper ihres ehemaligen Mitschülers her.
Es war schon eigenartig, wenn Harry daran zurück dachte. Gemeinsam hatten sie vor 7 Jahren begonnen an Hogwarts zu lernen. Gemeinsam hatten sie 6 Jahre lang in einem Schlafsaal gelebt. Und doch meinte Harry Dean nie richtig gekannt zu haben. Nicht wirklich. Er hatte keine Ahnung, was für Gedanken, Ängste und Sorgen, was für ein Leben er gehabt hatte.
Harry tat es Leid, dass er es verpasst hatte ihn wirklich kennen zu lernen. 6 Jahre lang wie Brüder zu leben, und letztendlich wusste er nichts von ihm.
„Warum musste er sterben?“ fragte Harry schließlich laut.
„es.... Das ist nicht so leicht Harry. Ich kanns dir nicht sagen!“ Neville verfiel wieder in seine alten Muster. Er stotterte.
Still und zügig liefen sie weiter, sodass Harry und Neville schon bald vor dem festen Eingangstor von Hogwarts angekommen waren.
Neville zückte seinen Zauberstab und legte ihn auf die Tür.
Sekunden später schwang die Tür knarrend auf. „Kleiner Sicherheitszauber, um unerwünschte Gäste draußen zu halten!“ meinte er lächelnd zu Harry.
Harry grinste. „Lass mich raten – Hermines Idee?“
Nevilles Lächeln fiel in sich zusammen. Er starrte Harry einige Sekunden an. Dann wendete er sich stumm ab.
Harry wunderte der plötzliche Stimmungsumschwung von Neville, bevor er ihn jedoch darauf hätte ansprechen können wurde er plötzlich mit einem kräftigen Ruck gegen das Eingangsportal gerammt, und ein Zauberstab stach schmerzhaft in seinen Hals, direkt unterhalb seines Kinns.
Ein anderer Zauberstab war auf seine Augen gerichtet, sodass das blendend helle Licht am Ende dieses Zauberstabs, es Harry nicht ermöglichte irgendwas zu sehen.
Es schmerzte in Harrys Augen, wie das Licht in seine Augen strahlte.
Harry stand da, und sein Puls pochte schmerzhaft in seinen Adern. Er wartete darauf, dass jemand etwas tat – Irgendwas.
Und irgendwas geschah dann auch.
Es war ein Schrei. Laut und euphorisch, der durch die Eingangshalle von Hogwarts hallte.
„Harry!“
Ein Zauberstab, der noch vor Sekunden auf Harrys Kehle gerichtet war, fiel klappernd zu Boden, der andere Zauberstab, der mit dem blendend hellen Licht, dass auf seine Augen gerichtet war, wurde gesenkt sodass Harry langsam wieder etwas mehr als nur schemenhafte Gestalten sehen konnte.
Und er sah, wie eine große Gestalt, mit roten Haaren auf ihn zu gestürmt kam, ihn umarmte und fröhlich schrie „Er ist wieder da, er ist wieder da!“
Mit einem Mal erwachte das ganze Schloss zum Leben. Aus allen Ecken und Enden, kamen Menschen, sie liefen in die Eingangshalle, und umgaben Harry. Alle wollten sie ihn berühren ihn begrüßen.
Harry sah sich um, und sah in jedem Gesicht das gleiche. Hoffnung.
Die Menschen wirkten müde und abgemagert, und es gab keinen, der nicht irgendeine Wunde am Körper hatte. Die Augen waren müde, und sahen, wie die von Neville, so aus, als hätten sie in letzter Zeit viel zu viel Leid gesehen. Es waren Menschen, die viel erlebt, viel Krieg am eigenen Leib gespürt hatten. Es waren Menschen, die ihre ganze Hoffnung verloren hatten, diese nun jedoch von einem Moment auf den anderen wieder entdeckt hatten.
Harry mochte diesen Blick nicht. Es war ein Blick der puren Hoffnung, und Harry verstand, dass er diese Hoffnung für sie war.
Die Menschen erwarteten von ihm Wunderdinge. Sie glaubten, dass er all ihre Probleme – welche Probleme dass auch immer waren, lösen würde.
Harrys Blick schweifte durch die Menge. Während er versuchte diesen Blicken aus zu weichen, waren seine Augen auf der Suche.
Er suchte braune, lockige Haare. Er suchte ebenso braune Augen, die ihn offen ansahen, die ihm sagten, dass er wieder Zuhause war, die ihm das Zuhause gaben, dass er jetzt gerade so dringend suchte. Er fand sie nicht.
TBC
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