von Gx2^4
„Wann Sirius? Wann bin ich endlich weit genug zurück zu gehen? Du kannst mich nicht ewig hier halten!“
Harry schrie. Er brĂĽllte sich den Frust von der Seele.
Er war furchtbar wütend. Seit Wochen nun schon staute er diese Wut in sich auf. Immer weiter bekam er die Magie in den Griff, und immer wieder weigerte sich Sirius ihm zu helfen, diesen Ort zu verlassen. Immer wieder wies er darauf hin, dass er – Harry – angeblich noch nicht weit genug sei.
Doch langsam hatte Harry keine Geduld mehr.
Er hatte nicht den blassesten Schimmer was in der echten Welt – wie er das Zauberer-England inzwischen nannte – vor sich ging. Doch er hatte ein verdammt ungutes Gefühl. Und deshalb musste er hier weg.
Der Mann mit den braunen Locken schaute ihn ruhig an, zeigte keine Reaktion auf Harry's Wutausbruch.
„Schön.“ rief Harry nun. Sprang auf und entfernte sich einige Schritte. „Ich werde auch ohne deine Hilfe hier heraus finden. So schwer kann es ja nicht sein.“
ZĂĽgig lief Sirius hinter ihm her, und hielt ihn fest.
„Nein Harry. Warte!“
Wütend drehte Harry sich um „Du kannst mich nicht ewig hier behalten, nur weil du zu egoistisch bist, mich gehen zu lassen! Ich werde hier weg kommen!“
„Nein Harry... Das darfst du nicht... Es ist... komplizierter als du denkst. Du darfst hier nicht weg!“ Er betonte jedes Wort einzeln, damit Harry endlich verstand.
Doch Harry verstand nicht. Er wollte hier weg, und das so schnell wie möglich.
„Dann nenn mir einen – nur einen einzigen – Grund.“
Frustriert schüttelte Sirius den Kopf. „Ich...darf nicht.“
Wütend stöhnte Harry auf.
„Oh Mann Sirius. Wenn du nicht endlich die Klappe aufmachst dann werde ich...!“
„Versteh doch Harry. Ich darf es nicht sagen!“
Man konnte die Verzweiflung aus Sirius Stimme hören. Doch das war Harry egal.
„Ich hätte gedacht, du würdest dein Wort halten! Du hast gesagt du hilfst mir hier weg kommen!“
Abrupt drehte er sich um und lief aus dem Raum.
Er ließ einen niedergeschlagenen Sirius Black zurück, der an der Dickköpfigkeit Harry Potters verzweifelte.
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Da stand sie nun. Die Hände krampfhaft in Einader gefaltet. Die Augen fest auf diesen Namen gerichtet.
Ihre Beine zitterten, und sie wusste nicht warum.
Ihre Augen verschwammen, und sie wusste sehr wohl warum.
Tränen. Brennend heiß und doch willkommen liefen ihre Wangen herunter.
Nichts war mehr da von ihrer Emotionslosigkeit. All ihre Selbstbeherrschung, die Maske, die sie so sehr perfektioniert hatte – sie verschwanden.
Immer wieder blinzelte sie, in dem verzweifelten Versuch einen klaren Blick zu behalten. Es ging einfach nicht.
Er war die Liebe ihres Lebens.
Immer stärker zitterten ihre Beine. Ihr ganzer Körper schloss sich den Beinen an. Ihr Bauch verkrampfte, und bereitete ihr furchtbare Bauchschmerzen.
Und die Tränen rannen.
Sie stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab. Sie brauchte diesen halt. Hätte sie es nicht getan, wäre sie gefallen.
Gefallen und nie mehr aufgestanden. Denn es fehlte die Kraft. Es fehlte der Wille.
Warum nur hatte er ihr das angetan?
Nein es tat ihr weh. Sie durfte nicht darĂĽber nachdenken. Doch sie durfte auch nicht leugnen. Sie stellte die falsche Frage, denn die richtige Frage wollte sie nicht wahr haben.
Tief atmete sie durch. Ein bisschen half es. Ein bisschen beruhigte sie sich.
Warum nur? Warum hatte sie es sich selbst angetan?
Das war sie. Die richtige Frage. Und der größte Schmerz.
Judith biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu schluchzen.
Mit all ihrer Macht versuchte sie zurĂĽck zu ihrem emotionslosen Ich zurĂĽck zu kommen.
Es ging nicht.
Sie hatte Angst. Davor dass Menschen kommen wĂĽrden. Menschen die sahen wie gebrochen sie war. Wie verzweifelt. Wie unendlich traurig.
Niemand durfte es erfahren.
Immer wieder ermahnte sie sich. Sie musste vergessen. Endlich vergessen.
Es half natĂĽrlich nicht, dass sie seinen Namen anstarrte. Doch sie konnte einfach nicht ihren Blick davon nehmen. Der Name war das Letzte das ihr geblieben war. Die letzte Erinnerung.
Dieser Bronzestreifen, mit dem Eingravierten Namen. Es war ihre letzte Verbindung. Ihre letzte Erinnerung.
Sie konnte einfach nicht aufhören es an zu starren.
Es tat so weh.
Verbissen blinzelte sie. Der Blick wurde dadurch nicht klarer. Und doch, obwohl ihr Blick furchtbar verschwommen war, konnte sie es erkennen.
Die fein säuberlich eingravierten Lettern. Buchstaben. Sie leuchteten golden vor ihren Augen. Sie schienen in ihre Augen eingebrannt. Immer wenn sie sie schloss, sah sie diese Buchstaben. Diesen Namen.
Sie konnte kaum schlafen, sie konnte sich nicht konzentrieren.
Nicht einmal essen konnte sie, ohne dass dieser Name all gegenwärtig war.
Sie versuchte Alles um sich abzulenken. Um endlich diesen verdammten Namen, diesen Menschen, und alles was damit zusammenhing zu vergessen.
Sie konnte es nicht. Obwohl sie es so sehr wollte.
Sie hätte alles dafür getan endlich zu vergessen. Alles.
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Wenn es etwas gab, das Harry Potter hasste, dann war es hilflos daneben zu stehen, wenn jemand litt. Es war ein unglaublich starker Beschützer Instinkt, der Harry dazu verleitete sich für jedes Leid der Welt verantwortlich zu sehen. Und es war dieser Beschützer Instinkt, der Harry dazu trieb alles zu tun, um jemandem das Leid aus zu treiben. Jemanden zu trösten. Jemanden zu schützen.
Harry hatte sich beruhigt. Tatsächlich war er seit seinem Wutausbruch ruhiger als vorher. Der aufgestaute Frust musst einfach mal raus.
Wenn er so da stand, lässig im Türrahmen angelehnt, und das schwarzhaarige Mädchen anstarrend, dann wirkte er wie eine Kopie seines Vaters.
Und auch seine Gedanken schienen denen seines Vaters dieses eine Mal wirklich zu gleichen.
Harry beobachtete wie Judith da vor jenen drei Namen stand. Er sah ihr von hinten an, dass sie zitterte. Er spürte auch, dass sie zu weinen schien. Und er wollte nur eins. Ihr helfen. Und, nebenbei – wenn möglich – herausfinden was sie so aufwühlte. Denn nur Eines war in Harry ebenso groß wie der Beschützer Instinkt. Die Neugierde.
Er erinnerte sich daran, was Judith sich von ihm gewĂĽnscht hatte. Was sie alles bereit war zu tun um sich ab zu lenken.
Und alles andere vergaĂź er. Zielgerichtet ging er auf die verzweifelte Person zu.
Harry hatte sich entschieden.
Fast ein bisschen brutal packte Harry Judith an der Schulter und drehte sie um.
Er sah ihr ins Gesicht.
Sie sah furchtbar aus.
Sie war blass, hatte rote Augen, und die Tränen liefen ihr immer noch über die Wangen. Dass sie nicht einmal versuchte sie vor Harry zu verstecken, oder sie energisch weg zu wischen, war für Harry ein Zeichen für ihren schlimmen Seelenzustand.
Und ohne weiter nachzudenken, tat er, was ihm in diesem Moment als die einzige Lösung erschien.
Er kĂĽsste sie.
Judith weitete ihre Augen vor Ăśberraschung.
Doch in dem nächsten Moment war es ihr auch schon egal. Sie versank einfach in dem Kuss.
Harry versuchte ihr mit diesem Kuss mitzuteilen, wozu er nicht im Stande war es ihr anders verständlich zu machen. Er wollte ihr helfen. Er wollte, dass sie überwand, was auch immer ihr so furchtbar auf der Seele lastete.
Als sie sich von einander lösten hielt Judith seinen Kopf noch einige Zeit fest. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete einmal tief durch, während ein leises Lächeln auf ihren Lippen erschien.
„Danke“ flüsterte sie dann.
Harry nickte nur leicht, während ihre Hände immer noch zu beiden Seiten seines Kopfes lagen.
„Erzählst du es mir?“ fragte er dann genauso leise flüsternd wie sie es getan hatte.
Wieder atmete sie tief durch.
Sie zögerte. Ein erbitterter Kampf schien in ihr zu toben. Sie wollte es sich endlich von der Seele reden. Doch gleichzeitig, wollte sie bestreiten, dass es jemals geschehen war.
Noch einmal atmete sie hörbar durch.
Und dann nickte sie. Nur ganz zart angedeutet, aber sie nickte. Und Harry lächelte.
Sie blieben einige Momente noch so still stehen, bis Harry meinte es wäre nötig ihr eine kleine Starthilfe zu geben.
„Wer ist das?“ Er nickte mit dem Kopf zu dem dritten Namen an der Wand. Der Name, der neben Albus Dumbledore und Tom Riddle stand.
Erneut atmete sie tief durch. Dann sah sich einmal nach Links und Rechts um, als wollte sie sicher gehen, dass sie niemand belauschte. Der Raum war leer.
„Er ist...“ von weitem waren Schritte zu hören, und Judith, die mit gespitzten Ohren wohl auf so ein Zeichen gewartet hatte, stoppte abrupt. Dann packte sie fest sein Handgelenk und drehte sich um. „Nicht hier“ flüsterte sie dabei, und dann zog sie ihn grob mit sich.
Harry ließ es geschehen. Er ließ sich blind durch die Unzahl von Gängen ziehen, während er nur hinter ihr her lief.
Immer wieder bogen sie ab, nahmen kleine Durchgänge, die Harry sonst garantiert übersehen hätte, wenn Judith ihn nicht hindurch gezogen hätte.
SchlieĂźlich kamen sie vor einer unscheinbaren HolztĂĽr an.
Harry ahnte, dass sie ihn zur ihrem Zimmer geführt hatte. Und spätestens, als sie ihm die Tür aufgehalten, und er den Raum betreten hatte, wusste er es mit Gewissheit.
Das Zimmer war genau so eingerichtet wie seines. Steril. Unpersönlich. Ungemütlich.
Sie setzte sich auf ihre Bettkante, und zog dann erneut an seinem Arm, um ihn neben sich zu ziehen.
Nun saĂźen sie da. In vollkommener Ruhe.
Jetzt gab es keine ausreden mehr. Sie musste endlich mit der Sprache herausrĂĽcken.
TBC
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