von Gx2^4
Harry schnaufte. Der Schweiß perlte an seinen Schläfen herunter. Seine Haare waren Nass. Er schielte ein bisschen vor Anstrengung.
Vor ihm schwebte eine Kopf-große Kugel aus Wasser. Jede Faser seines Körpers konzentrierte sich darauf diese Kugel zusammen zu halten, das Wasser nicht aus dieser Form zu lassen.
Seit Wochen nun tat er nichts anderes, als zu Lernen mit seiner neuen Kraft umzugehen. Täglich traf er sich mit Sirius. Sie sprachen über alles.
Naja, nicht über alles.
Es gab Themen – und wie Harry mit der Zeit heraus fand, waren das gar nicht so wenige – die Sirius aus irgendeinem Grund umging. Er sagte meist er dürfe darüber nicht reden.
Wie etwa die von ihm angesprochenen 'furchtbaren Dinge' die in jüngster Vergangenheit geschehen waren.
Oder diese drei verdammten Namen an der Wand. Harry hatte noch keinen Beweis für seine Vermutung, dass das die einzigen drei Menschen waren, die diesen Tempel verlassen konnten. Auch war er bei seiner Forschung, wie man diesen Ort verlassen konnte keinen Schritt näher gekommen. Ab und zu, ging er wieder zu dem Raum, mit dem riesigen Torbogen, dessen Gegenstück in dem Ministerium von England war.
Dann stand er einfach Minuten lang da, und starrte diesen Bogen an, und hörte dabei dem eigenartigen Gesang der schwarzen Gestalten, die ununterbrochen um diesen Torbogen zu tanzen schienen zu. Dann musste er all seine Beherrschung aufbringen, um nicht einfach auf den Bogen zu zulaufen, und durch ihn zurück zu gehen.
Mittags aß er zusammen mit Judith, die offenbar weder Schäden von seinem kleinen Angriff davon getragen hatte, noch war sie ihm irgendwie böse weil er sie angegriffen hatte.
Sie war wohl eher stolz, dass er es geschafft hatte diese Magie zu wirken. Jeden Nachmittag übte sie mit ihm, doch dabei schien sie besonders vorsichtig, hielt besonders großen Abstand zu ihm – so ein schönes Erlebnis war es wohl doch nicht gewesen, von ihm am lebendigen Leib verbrannt worden zu sein.
Und die Abende verbrachte er hier, in seiner Schlafkammer. Er saß da, und versuchte diese Magie zu kontrollieren, sie in Schranken zu weisen. Es gelang ihm mit der Zeit immer besser. Aber wirklich gut klappte es noch nicht.
Draußen war es schon Nacht, während Harry mit immer noch sehr großer Kraftanstrengung versuchte die Wasserkugel beisammen zu halten.
Er wusste nicht warum er jedes Mal so sehr schwitzte, doch es nagte an seiner physischen Kraft, die hohe Magie einzusetzen. Warum, das wusste er nicht.
Doch trotzdem begann er langsam die Magie zu verstehen. Er musste seine innere Ruhe finden, an seinen innersten Kern treten, um sie wirken zu können. Doch dann sprudelte sie nur so aus ihm heraus, die Kunst bestand nun darin, diese Magie so zu formen, dass sie das tat was er wollte. Sie in gezielte Strömungen zu lenken. Und das war es woran er die ganze Zeit arbeitete.
Leise klopfte es an der Tür. Es war nur ganz zart und leise, doch es genügte.
Harry verlor nur einen Bruchteil einer Sekunde die Konzentration, doch das war eben diesen Bruchteil einer Sekunde zu viel.
Die Wasserkugel platzte.
Es brachen alle Dämme, Wasser – viel mehr als das es in diese Kopf-große Kugel gepasst hätte – schoss in alle Richtungen in den Raum. Eine enorme Menge Wasser spritzte Harry selbst ins Gesicht, und zerrte an seiner Brille, die jetzt vollkommen schief auf seinem Gesicht saß. Eine nicht enden wollende Flut durchströmte sein ganzes Schlafzimmer.
Schon nach Sekunden war das Wasser Knöchel hoch, und es stieg weiter sekündlich. Harry sprang auf sein Bett. Und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Doch es gelang ihm nicht. Panik kroch in ihm hoch, weil das Wasser ihn in wenigen Minuten ertränken würde, wenn er es nicht aufhalten könnte.
Immer höher kam das Wasser, sein Nachttisch schwamm inzwischen durch den Raum und auch sein Bett drohte von dem Wasser getrieben in Bewegung zu geraten.
Was dann folgte, war Harry's Rettung.
Es knallte laut, und die Tür neben ihm explodierte.Splitter flogen durch den Raum, bohrten sich in Harrys Haut. Das Wasser schoss auf den Ausgang zu. Eine riesigen Welle drohte seinen Retter zu ertränken.
Judith stolperte zurück und knallte an die Wand des Ganges vor Harry's Tür. Das Wasser hatte sich inzwischen so weit verteilt, dass es nur noch wenige Zentimeter hoch war, und Harry sprang herunter um auf Judith zu zu laufen, die an der Wand lehnte und ihn erschrocken ansah.
Harry jedoch sah nicht minder erschrocken zurück. Nicht wegen des Wassers – nein so etwas passierte ihm dauernd – sondern wegen dem was Judith an hatte.
Ein Nachthemd.
Oder – das beschrieb es, wie Harry fand besser – ein Hauch von Nichts. Ein Negligee.
Ein furchtbar dünnes Nachthemd, das jetzt, wo es Nass war, Harry einen guten Einblick auf Judith's Körper – der, wie Harry feststellte wunderschön kurvig geformt war – gab.
Harry räusperte sich nervös, streckte ihr aber die Hand hin, um ihr auf zu helfen.
„Ehrlich Harry, du musst aufhören dein Zimmer zu überschwemmen, das war jetzt das wievielte – das dritte Mal diese Woche?“
Harry sah sie herausfordernd an, und versuchte verzweifelt ihr ins Gesicht zu gucken, und seinen Blick nicht abrutschen zu lassen.
„Hättest du nicht angeklopft, wäre das auch nicht passiert – was machst du eigentlich jetzt noch hier?“
Judith sah ihm mit ihren tief schwarzen Augen ins Gesicht, und kam dabei auf ihn zu.
„Was meinst du denn, was ich hier mache?“ fragte sie mit einer flüsternden Stimme.
Harry fing wieder an zu schwitzen.
Diese Situation war für ihn überraschend, und er wusste auch nicht genau, was er jetzt tun sollte. Er fühlte sich vollkommen unsicher, mit einer neuen Situation konfrontiert.
Und bevor er weiter darüber hätte nachdenken können hatte sie sich auch schon zu ihm hin gebeugt und ihn geküsst. Und Harry – dessen Denken nun wirklich auszusetzen schien – erwiderte den Kuss ohne lange zu zögern.
Dieser Kuss war anders als die Küsse, die Harry mit Ginny oder Cho hatte. Es war ein fast harter, und von Judith's Seite fordernder Kuss. Sie übte solch einen Druck aus, dass sie Harry dabei durch die gesprengte Tür schob, zielgerichtet auf sein nasses Bett zu.
Harry drehte sich nicht die Welt um ihn und er vergaß auch nicht die Umgebung um ihn, denn der Kuss war so fordernd und Zielgerichtete, das Harry sich gar nicht in ihn fallen lassen konnte. In diesem Moment war es für Harry nichts anderes, als das was es war.
Eine Berührung ihrer beider Lippen.
In dem Moment, da Harry diese Situation schließlich doch bis zu seinem Kopf vorgedrungen war, löste er sich von ihr. Er blickte sie verwundert an.
Er würde es niemals aussprechen, aber es überraschte ihn doch, das er sich so in ihr geirrt hatte. Er war davon ausgegangen, dass sie niemand war, der sich an jemanden so ran schmeißen würde. Sie schob den Kopf wieder vor, wohl um ihn wieder zu küssen, doch er wich gekonnt zurück.
„Es tut mir leid.“ sagte er entschieden „aber ich habe nicht solche Gefühle für dich.“ sagte er ruhig und rechnete damit ihr jetzt das Herz zu brechen.
Doch die Reaktion, die tatsächlich kam, war nicht zu erwarten gewesen.
Judith lachte.
„Oh bitte Harry.“ sagte sie immer noch kichernd „Ich liebe dich auch nicht. Es geht nur um Sex – und wenn ich das erwähnen darf, du hast die Stimmung gründlich verdorben.“
„Aber warum sollten wir beide...?“ Harry zögerte.
War es ungewöhnlich, dass er wenn er daran dachte Sex zu haben, nicht an irgendeine Frau dachte, sondern nur an eine Frau, die er liebte? War er kindisch, dass er Sex nur mit Gefühlen in Verbindung sah?
„Vielleicht um Spaß zu haben.“ meinte sie langsam, als wollte sie einem drei Jährigen etwas erklären.
„Oder“ sie sah von ihm weg, und schien plötzlich seinen Nachttisch brennend interessant „oder um sich abzulenken?“ sagte sie etwas leiser, und viel weniger bestimmt, als sie sonst redete.
Harry ging wieder einen Schritt auf sie zu, als er sah, dass sie offenbar den Tränen nahe war. Mit diesem Stimmungsumschwung hatte er wiederum erneut nicht gerechnet, konnte damit aber deutlich besser umgehen.
„Wovon willst du dich ablenken, Judith?“ fragte er ruhig und sah ihr ins Gesicht.
Sie erwiderten Blick nicht lange, sondern sah wieder in der Gegend herum „Ich.... es tut mir Leid Harry.“ sagte sie nur, riss sich von dem Arm, den er auf ihre Schulter gelegt hatte los, und verließ den Raum.
Er meinte sie beim raus gehen noch schluchzen gehört zu haben.
Harry – nun vollkommen verwirrt – stand da wie ein bedröppelter Hund. Noch Minuten starrte er in der Gegend herum, bevor er sich auf raffte und sich in sein nasses Bett legte. Die Kraft um das Bett zu trocknen, konnte er in diesem Moment nicht aufbringen.
TBC
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