von Gx2^4
Hey Dani, danke für den Kommentar :)
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Die Sonne schien grell auf die kurze Steintreppe, die herunter führte in das Zentrum des Rondells, Mitten auf einem Vorhof des Tempels. In diesem Tempel schien immer die Sonne zu scheinen. Und der Himmel war immer wolkenlos.
Es war wie in einem Traum. Wunderschön. Rein. Eine Traumlandschaft. Einfach Perfekt.
Ein Feuerball flog an seinem linken Auge vorbei. Ein Feuerball?
Harry schüttelte sich ruckartig. Mitten im Kampf war kein guter Moment um zu träumen. Er fuhr zusammen und sah Judith in die Augen. Er sah wie sich das wilde Feuer in ihnen wider spiegelte, wie es immer war, wenn sie Magie wirkte.
Harry sah ihr tief in die geheimnisvoll schwarzen Augen. Die Flammen die winzig in ihren pupillen loderten.
Und dann geschah es. Harry kippte vorn über. Er verschwand in einer neuen Welt. In seiner eigenen Welt.
Flammen brodelten von allen Seiten. Es war heiß. Die Luft flimmerte.
Funken stoben nach oben. Harry sah an sich hinunter. Um seinen Umhang züngelte das heiße Feuer, doch der Stoff brannte nicht. Als wäre er immun gegen die Hitze.
Harry konnte durch das Feuer wandern als wäre es nicht da. Und es war für Harry auch das normalste der Welt durch das Feuer zu wandern, und zu beobachten, wie um ihn herum nichts war, nichts, außer Feuer. Es schien keine Sonne. Es war keine Decke, oder Himmel über seinem Kopf. Es gab nichts – nur Feuer.
Fasziniert beobachtete Harry, wie aus den vielzüngigen Flammen verschiedene Formen wurden. Es war ein verzückendes Flammenspiel. Die Flammen umschlungen sich, spielten mit einander, in einem feurigen Tanz, auf der schwelle zum Wahnsinn. Kleine Funken explodierten.
Es hatte eine fast schon beruhigende Wirkung auf Harry, wie das Feuer unter und neben ihm spielte brodelte. Es war Entspannung. Eine feurige Entspannung.
Aus weiter ferne drang etwas an sein Ohr. Doch es war nicht wichtig, was es war. Denn das Feuer spielte weiter, es züngelte, und explodierte, es umschlang sich und stob wieder auseinander. Alles in fließenden Bewegungen, Bewegungen, die entspannten, die Harry jede Sicht für die Realität nahmen. Bewegungen die ihn verzauberten, wie es noch kein Zauber getan hatte.
Es war seine eigene Welt. Die Welt der Flammen. In seinem Kopf.
Der Ton wurde aufdringlicher. Es war glockenhell.
Harry fuchtelte mit den Händen vor seinem Ohr her, um diesen fiesen, hohen Ton zu vertreiben.
Immer lauter wurde es, und Harry wollte es einfach nicht hören. Er stellte sich stumm, und summte vor sich hin.
Versuchte sich wieder auf dieses entspannende Flammenspiel zu konzentrieren, ganz darin zu versinken. Alle Sorgen hinter sich zu lassen.
Wie aus weiter ferne hörte er immer noch das Geräusch, wie von einer nervigen Fliege. Mal wurde es lauter, und dann wieder leiser.
Vor sich hin summend ließ sich Harry zwischen den Flammen nieder. Hier fühlte er sich wohl, hier war er zu Hause.
Harry sah neben sich. Etwas dort links von ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Es war etwas hell glühend pulsierendes. Etwas reines.
Ein so reines Weiß hatte er noch nie gesehen.
Leise pochend, pulsierte es vor seinen Augen. Im Sekundentakt, wie ein Herzschlag.
Es faszinierte Harry, wie es da lag, so rein und weiß glühend, ohne dass es aus irgendeiner festen Materie zu sein schien. Und doch war es fest.
In irgendeiner Art, war dies sogar das festeste und zugleich sensibelste, was Harry jemals gesehen hatte. Etwas so erstaunliches, und gleichzeitig eigenartig fragiles hatte Harry noch nie erlebt. Es schien als würde es den ganzen Raum einnehmen, doch gleichzeitig, bei dem leiseseten Windhauch zusammenbrechen.
Es war seine Seele.
Weiß, rein und pulsierend. Dies war das innerste von Harry Potter. Der Teil, der bis vor ein paar Wochen umschlossen war, von einem viel dunkleren Teil einer Seele. Der Seele Lord Voldemorts.
Wieder hörte Harry diesen nervigen Ton. Er wollte es nicht hören. Und doch... Und doch hörte er diesmal genauer hin.
Und dann war es vorbei.
Die Flammen verschwanden. Seine weiß pochende Seele verschwand, und Harrys innere Ruhe ging gleich mit ihnen. Denn als Harry erkannte was er die ganze Zeig gehört hatte, wurde ihm fast übel.
Es war ein schmerzverzerrtes helles kreischen.
Sie war wieder da. Die Steinharte Realität. Sie schien Harry zu überrumpeln, ihn mit ihrem plötzlichen, direktem Auftauchen zu erdrücken.
Wieder waren es Flammen. Brodelnd heiß. Am Siedepunkt. Doch diesmal spürte Harry die Hitze die von ihnen ausging noch viel deutlicher.
Aber vor allem sah er, was er gerade anrichtete. Vor ihm lag sie.
Sich windend, und kreischend. Voller schmerzen. Voller Angst.
Er hatte es geschafft. Er hatte wieder Magie gewirkt. So riesig. So beeindruckend stark. Die Magie pulsierte in der Luft, die von ihm ausging. Die Magie die die Flammen entzündet, und Judith gefoltert hatte.
Harry riss die Augen auf, als er sah was er angerichtet hatte.
Die Sonne schien immer noch. Die Luft um ihn roch verbrannt. Und um ihn herum vollzogen die Flammen wieder ihr verzauberndes Spiel, doch diesmal wirkte es nicht beruhigend. Denn mitten in den Flammen auf dem Boden sich windend lag Judith. Er hatte wieder Magie gewirkt. Er hatte Judith verbrannt.
Harry sah sich um.
Er wusste nicht warum es jetzt klappte, doch jetzt schien es als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er hob seine Hand auf Augenhöhe und drehte sich langsam einmal um die eigenen Achse.
Alle Flammen um ihn herum erloschen, als wären sie nie da gewesen. Sei gehorchten Harry, wie ein gut trainiertes Haustier.
Die flammen gelöscht lief Harry auf Judith zu, die schwer atmend, und mit etlichen Brandwunden über den Körper verteilt da lag.
Es musste furchtbar schmerzhaft sein, doch Judith biss sich nur auf die Lippe, schaute ihm aber stark in die Augen. Ein bisschen zuckten sogar ihre Mundwinkel als sie flüsterte „Du hast es geschafft!“ und dann in die Ohnmacht glitt.
Von hinten waren Schritte zu hören. Schnelle, eilige.
Ein Mann in braunem Umhang, offensichtlich ein Niederer trabte heran. Ohne ein Wort zu sagen, oder Harry in die Augen zu sehen, nahm er Judith auf den Arm und trug sie wohl zum Krankenflügel.
Harry stand bedröppelt da und wusste nicht, was er machen sollte.
Er hatte gerade die einzige Freundin an diesem unheimlichen und unbekannten Ort schwer verletzt. Doch Harry fühlte sich nicht schuldig, wie er es sonst immer tat.
Nein er atmete einfach einmal durch und lächelte sogar.
Denn sie hatte recht. Er hatte es geschafft.
Er konnte jetzt, von einer Sekunde auf die Andere die hohe Magie bewerkstelligen. Warum das so war wusste Harry nicht. Und das war etwas, was an Harry nagte.
Er konnte jetzt etwas, was er nicht verstand, von dem er nicht wusste, warum er es konnte. Und das war falsch. Man muss immer wissen was man tut, besonders wenn es etwas so machtvolles wie diese hohe Magie war.
…
Ungewohnt selbstsicher klopfte Harry an. Drei feste Schläge gegen die stabile Tür.
Seit seiner Erfahrung in seinem innersten Kern, fühlte er sich wohler. Er hatte ein völlig neues Selbstbewusstsein erlangt, das er selbst so noch gar nicht kannte.
Ohne auf eine Antwort zu warten trat er ein.
Sein persönlicher Lehrer mit dem er jeden Morgen Meditierte schaute ihn überrascht an.
Die Überraschung währte jedoch nicht länger als wenige Augenblicke, denn dann begann er plötzlich breit zu lächeln.
Und auch er wiederholte die Worte, die Judith schon zu ihm gesagt hatte. „Du hast es also geschafft!“
Er drehte kurz den Kopf, und ohne dass er einen Muskel rührte, flog ein Pergament vor ihm durch die Luft und blieb auf Kopfhöhe schweben. Harry schaute das Pergament an.
„Schreib deinen Namen.“ forderte der schwarz Gewandte ihn auf.
Harry wusste sofort was gemeint war.
Immer noch hatte er diese innere ruhe, und mit einer Handbewegung erschienen die Buchstaben auf dem Blatt Papier. Wie von Geisterhand, in einer Schrift, neben der Hagrid's Schrift geradezu wunderschön gemalt und leserlich war, entstand dort „Harry Potter“.
Harry's Gegenüber lächelte glücklich.
„Du hast jetzt die wichtigste Lektion, den wichtigsten Schritt gemacht. Von nun an werden wir deine Fähigkeiten im Detail verbessern, und optimieren, deine Sinne schärfen, und deine Reaktionen verbessern, sodass du ein würdiger hoher Magier wirst!“
Harry schaute dem Mann stur in die Augen.
„Ich habe es schon mal gesagt. Ich will kein hoher Magier werden!“ Geradewegs schaute er dem Mann in die Augen.
„Aber Harry, du musst!“ dem Mann schien fast verzweifelt. „Du darfst nicht wieder zurück – nie wieder!“
Harry schaute den Mann schockiert an. Er durfte hier nicht wieder weg? Nie wieder, durfte er diesen Ort, mit seinen eigenartigen Menschen verlassen? Nie wieder durfte er zu Hermine zurück?
„Aber...!“ Harry stammelte. Alle Selbstsicherheit, all sein Selbstbewusstsein. All sein Wille war gebrochen. Er lag wieder am Boden. Er saß hier fest. Er durfte diesen Ort nie wieder verlassen!
Harry verstand es nicht. Dumbledore und Tom Riddle hatten auch gehen können. Warum er nicht? Warum durfte er diesen Ort nicht verlassen?
Und dann fiel es ihm ein.
Drei Namen an einer Wand. Drei Namen an einer Wand, die sich deutlich abgrenzten von den anderen Namen hingen. Drei Namen – Zwei von den drei Menschen, das wusste Harry, waren nach England zurückgekehrt.
Doch er wusste nicht wie...
Vielleicht...Vielleicht hatten sie sich raus gekämpft.. vielleicht waren die Drei Männer, die sich hinter den Drei Namen verbargen, drei Männer die sich die Freiheit erkämpft hatten. Die drei einzigen Männer, die es geschafft hatten diese Festung zu verlassen? Oder vielleicht auch die drei einzigen Männer, die diese Festung hatten verlassen wollen?
Denn wie es schien fühlten sich die Menschen, die hier lebten wohl... Vielleicht wollten sie gar nicht zu den „Niederen“ wie sie die normalen Magier immer nannten.
Harry ging zögernd aus dem Raum, ohne sich zu verabschieden. Er musste nachdenken. Und wie immer hatte er dafür nur einen Ort im Sinn.
...
Erneut stand er da. Die Finger auf den eingravierten Namen seines ehemaligen Lehrers hin und her bewegend.
War Dumbledore auch hier gewesen, in der gleichen Situation?
Hatte auch er den Tempel wieder verlassen wollen, um zurück zu seinem alten Leben zu kommen?
Und die wohl dringendste Frage: Wie war Dumbledore hier heraus gekommen? Denn wenn Harry das wusste, dann konnte auch er diesen Tempel verlassen und zurückkehren.
Leise Schritte kamen von dem Eingang. Ein Mann in einer einfachen braunen Robe trat von hinten an Harry heran. Er hatte lockiges braunes Haar.
„Du hast also unsere Wand der Schande entdeckt, Harry!“ Harry glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. War er eben schon schockiert gewesen, so war das nichts gegen die Gefühle, die Harry jetzt zu übermannen drohten. Diese Stimme kam ihm furchtbar bekannt vor. Grauenhaft. Und doch wunderbar! Harry hätte nie im Leben gedacht, diese Stimme noch einmal hören zu dürfen. Wie in Zeitlupe drehte er sich um.
TBC
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