Harry Potter und der Abtrünnige - Demütigung
von Gx2^4
Harry lag flach auf dem Boden. Sein Atem war schnell und unregelmäßig
Alles tat ihm weh. Furchtbare Schmerzen durchzogen seinen Körper. Sein Kopf brummte. Schweiß lief ihm übers Gesicht und immer wieder versuchte er ihn mit dem Ärmel seines ungemütlichen grünen Umhangs ab zu wischen. Doch der Fluss war nicht zu stoppen.
Die Tröpfchen flossen seinen Körper herunter. Sie hinterließen Harry einen salzigen Geschmack auf seinen Lippen.
Es brannte furchtbar wenn der Schweiß auf seine Abschürfungen am Arm traf. Harry biss die Zähne zusammen und blickte am Boden liegend auf, in das Gesicht seines Gegners.
Der lachte. Sie lachte schallend laut. Es klang grausam in Harry's Ohren. Um ihn herum waren viele Schattenhafte Gestalten die ebenfalls lachten.
Harry schnaufte als wäre er gerade einen Sprint gerannt. Er war total fertig.
Flashback 15 Minuten früher
Harry rannte die Treppen von dem höchsten Turm des Gebäudes herunter. Er wusste er würde wieder zu spät kommen. Nachdem er gerade seine erste Lektion bei seinem persönlichen Lehrer hinter sich gebracht hatte, war er auch schon zu einer zweiten Einheit unten auf einem Vorhof, grün und idyllisch gehalten geschickt worden. Und wieder hatte er sich verlaufen. Wenn auch nicht ganz so weit wie das letzte Mal.
Etwas verspätetet war Harry auf dem Hof angekommen. Er hielt sich die Seite während er ringsum in die Gesichter schaute. Sie sahen ihn abschätzend an. Die Leute. Alle waren sie in grünen Gewändern da. Sie redeten nicht. Es waren bestimmt 15 Leute. 9 Jungen, und 6 Mädchen. Harry wusste nicht was sie von ihm erwarteten, ob sie überhaupt etwas von ihm erwarteten. Kurz: Harry wusste nicht was er tun, wie er sich verhalten sollte.
Und dann, wie auf einen geheimen unbekannten, und für Harry nicht bemerkbaren Befehl hin drehten sie sich alle um. Sodass sich jeweils zwei Menschen gegenüberstanden, die sich Gesicht zu Gesicht gedreht, in die Augen sahen.
Neben Harry blieb noch ein Mädchen über. Sie ging zielstrebig auf ihn zu, und sah ihm fest in die Augen. Sie hatte schwarzes glattes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und rabenschwarze Augen, die im Sonnenlicht ein wenig glitzerten.
Sie sah ihn ziemlich hart, und ein bisschen abschätzend an. Sie war wenige Zentimeter kleiner als er, trat aber so selbstsicher auf, dass sie neben ihm irgendwie größer aussah. Sie war schlank, sah aber stark aus – erstaunlich stark, fast schon beängstigend stark.
Diesmal hörte Harry das glockenhelle trillern, das an seine Ohren drang, und das den Anderen offensichtlich ein Signal war. Jedenfalls rissen alle gleichzeitig ihre Arme hoch, hielten sie vor dem Gesicht, wie Boxer es taten und fokussierten sich offenbar auf den jeweiligen Gegenüber.
Harry's Gegenüber schloss kurz die Augen. Und als sie sie wieder öffnete, umspielte ein selbstsicheres Lächeln ihren Mund.
Im nächsten Moment wusste Harry nicht mehr wie ihm geschah. Was mit ihm geschah.
Er hatte noch Reflexartig, genau wie die Anderen die Arme hoch gerissen, doch im Nächsten Moment lag er auch schon auf dem Boden.
Die Frau ihm gegenüber hatte den Arm bewegt, und ohne ihn zu berühren hatte sie ihn um geschubst.
Harry schrie überrascht auf, und wollte schnell wieder aufspringen, doch da kam aus dem nichts plötzlich eine Kugel aus flammen auf ihn zugeschossen. Schnell rollte er sich weg.
Und dann verstand Harry. Dies war Unterricht. Das hier war Unterricht. Ein Übungskampf. Ohne dass er vor gewarnt worden war, ohne dass ihm irgendwer irgendwas gesagt hatte, nicht wissend was er tun sollte, war er mitten in einen Übungskampf mit anderen Schülern gestolpert. Offensichtlich waren diese Schüler in der Ausbildung schon um einiges weiter als er, denn seine Gegnerin besiegte ihn gerade spielerisch.
Und da lag er nun. Fünfzehn Minuten Kampf später. Er war gedemütigt worden. Er hatte aussichtslos verloren, denn da war ein einfaches Problem. Er konnte immer noch nicht mit seinen Händen Zauber wirken. Und so war er unbewaffnet dieser Frau ausgeliefert gewesen.
Außer Atem lag er auf dem Boden. Die Sonne schien ihm heiß ins Gesicht, was nur noch mehr Schweiß hervorrief.
Doch dann wurde die Sonne verdeckt. Ein wohliger Schatten legte sich auf sein Gesicht. Harry sah genauer hin. Bunte Ringe bildeten sich vor seinem Auge, weil er eben noch in die Sonne geschaut hatte. Doch er erkannte auch seine Gegnerin. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
Schlaff nahm er sie und sie zog ihn hoch.
„Guter Kampf“ meinte sie.
Harry lachte trocken. Und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ach keine Angst. Jeder hier hat so angefangen.“ Sie fing an zu lachen „Auch wenn es natürlich ganz schön demütigend sein muss von einer Frau so fertig gemacht worden sein!“ Sie grinste und er schaute sie schief an.
„Ich bin Judith“ sie streckte ihm die Hand hin „Ich bin seit 2 Jahren hier.“
Harry nahm verwirrt ihre Hand. Eben noch hatte sie ihn gedemütigt, und ihn bildlich gesprochen in den Arsch getreten, und jetzt war sie plötzlich nett? Tatsächlich war sie endlich mal etwas Menschliches in diesem Verein, der gefüllt war mit Menschen die sich einfach nicht menschlich verhielten.
„Harry.“ sagte er und lächelte sie an.
„und...“ sie drehte sich um und begann in eine andere Richtung zu gehen „...woher kommst du?“ Sie drehte sich irritiert wieder zu ihm zurück, als sie bemerkte, dass er ihr nicht gefolgt war. „Komm schon, es gibt essen!“ Und schon drehte sie sich wieder um, und Harry musste sich beeilen sie einzuholen. Der war jedoch gerade überrascht zurück geblieben.
Das geschah wirklich nicht oft. Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, dass ihm das jemals passiert war.
Jemand erkannte seinen Namen nicht.
Jemand sprach mit ihm als wäre er ein ganz normaler hoher Magier, wie jeder andere auch. Außer bei Hermine, war ihm dass noch nie unter gekommen. Jemand der mit Harry – einfach nur Harry – sprach und nicht mit dem berühmten Harry Potter. Es war ein gutes Gefühl. Es war schön. Und für Harry eine große Beruhigung. Es gab tatsächlich noch einen Ort auf der Welt wo Harry Potter nichts besonderes war. Einen Ort, in dem er ein unbeschriebenes Blatt war.
„England...“ schnaufte er als er sie eingeholt hatte „Ich komme aus England“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Tatsächlich?“ Sie sah ihn von oben bis unten an „Das erklärt so einiges.“
Harry war irritiert. Was erklärte das denn?
Doch noch ehe er zur Frage ansetzen konnte, fiel ihm etwas ins Auge. Etwas dass ihn wie ein Magnet anzog. Er sah nur den Rücken des Mannes. Braune Haare, ein aufrechter Gang. Er kam ihm so bekannt vor. Harry blieb stehen und starrte ihn an. Wer war das?
Judith hatte gemerkt dass er stehen geblieben war und stoppte ab. „Wer ist das?“ fragte Harry sie, nachdem er ihr einen kurzen Seitenblick zugeworfen hatte nur um dann wieder direkt zurück auf den Mann zu starren.
„Keine Ahnung. Irgendein Niederer, das sieht man an seinem braunen Umhang.“ Sie sah mit gerunzelter Stirn zu dem Mann herüber. „Aber davon gibt es hier hunderte. Es ist unmöglich die alle zu unterscheiden.“ Sie hatte nicht bemerkt, dass Harry sie kritisch ansah. Sein Blick drückte ein großes Fragezeichen aus. „Niederer?“ sprach er es aus.
„Ja. Du weißt schon. Ein normaler Zauberer, der einen Zauberstab braucht. Einer, durch den die hohe Magie nicht wirkt. Kein Medium der hohen Magie, oder wie du's auch beschreiben willst. Ein Niederer eben!“ Harry's unwissnder Gesichtsausdruck sprach Bände. Es schien als würde ihm das hääää bereits auf den Lippen liegen.
„Gibts ja nicht“ stieß sie aus, als sie ihn ansah. „du hast wirklich gar keine Ahnung oder?“ meinte sie mit ungläubigem grinsen auf den Lippen.
Harry war verunsichert. Sollte er denn Ahnung haben? War er dumm und naiv, noch nie etwas von dieser Schule gehört zu haben? Kannte diese Schule in Wirklichkeit jeder, und er war einfach nur blind durch das Leben gegangen, ohne irgendwas zu bemerken?
Und warum war es etwas besonderes, dass er aus England kam? Waren Engländer die schlechteren Magier? War er etwa doch keine unbeschriebenes Blatt, sondern vollgeschrieben mit Vorurteilen?
Gedankenverloren blickte Harry an Judith's Kopf vorbei an die Wand dahinter. Drei kleine bronzene Schilder waren dort angebracht. Drei Schilder mit Namen. Drei Namen.
Albus Dumbledore. Tom Riddle. Bennet Aldrin.
Sein Mentor, sein Todfeind und...? Wer war der dritte? An der Wand standen drei Namen. Zwei von ihnen hatten seine Vergangenheit beeinflusst, würde der Dritte seine Zukunft beeinflussen? Doch wer war der Dritte?
„Komm schon Harry, wenn wir zu spät zum Essen kommen, gibt’s erst wieder heute Abend was.“ Meinte Judith neben ihm ungeduldig und lief los.
Harry verstand nicht warum es so wichtig war pünktlich zum Essen zu kommen. Doch er rannte ihr hinterher. Unzählige Treppen und Gänge entlang, trafen sie dabei nur auf wenige Menschen. Doch anfangs noch leise, dann aber immer lauter werdend, hörte er ein Stimmengewirr. Hunderte – tausende Menschen mussten das sein.
Und dann bog er um die letzte Ecke und blickte in eine Halle, deren Dimension er nicht begreifen konnte. Es war riesig. Unglaublich groß. Die große Halle von Hogwarts hätte hier mehrfach Platz. Tatsächlich konnte Harry fast nicht bis ganz zur anderen Seite schauen, so weit war die Rückwand weg. Tische waren gradlinig nebeneinander angeordnet, wie es in der großen Halle von Hogwarts gewesen war. Und dort saßen sie. Die Menschen.
Eine unglaubliche Masse an Menschen. Alles war dabei, ein Kleinkind, dass weinend auf dem Boden saß, ein uralter Mann, der – so hatte es den Anschein – mit einem magischem, künstlichen Gebiss, in ein blutiges Steak biss. Männer, neben ihren Ehefrauen. Frauen, mit kleinen Kindern auf dem Schoß. Tuschelnde Mädchen, die mit einander kicherten, und, sich lässig zurück lehnenden Jungen immer wieder blicke zuwarfen.
Alle waren sie hier, wie Harry sie schon häufig gesehen hatte. Ganz normale Menschen halt. „Das hier Harry, das sind die Niederen!“ sagte Judith, die belustigt sein Gesicht mit weit geöffnetem Mund anschaute.
Judith ging voraus, links an all den Tischen und Menschen vorbei, die alle braune Umhänge trugen. Harry musste sich kurz sammeln, bevor er ihr folgte. Mehrfach ließ er den Blick schweifen, in der Hoffnung noch einmal den Mann mit braunen Haaren zu sehen.
Mit einem Mal stand Harry plötzlich vor einer Tür, die ihm vorher noch gar nicht aufgefallen war. Sie war vollkommen unscheinbar, aus dunklem Holz in die Seitenwand der riesigen Halle eingelassen.
Als er sie auf stieß betrat er eine vergleichsweise winzige Kammer, die gerade einmal Platz für etwa 50 Menschen bot. Im Augenblick waren sogar nur 20 Plätze belegt. Dort saßen Menschen, mit schwarzen Umhängen und sprachen leise mit einander. Sie blickten nur kurz auf, als die beiden grün-gewandeten den Raum betraten, beachteten sie aber nicht weiter.
Der Raum war erfüllt von einem großen runden Tisch, um den die Stühle gestellt waren, und auf dem das Essen abgestellt war. Rechts von Harry saßen zwei weitere grün gekleidete, und Harry und Judith setzten sich zu ihnen.
Die Stimmung in diesem Raum war gedämpft, und nicht annähernd so lärmig wie sie in der riesigen Halle nebenan war. Von dem Lärm aus dem Nachbarraum war in diesem Raum nichts zu hören, die eigentlich nicht sehr dicken Wände, waren wohl mit einem Zauber belegt, sodass die Magier der hohen Magie und deren Anwärter – wie Harry einer war – in ruhe essen konnten. Was sie nun auch taten.
TBC
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Sie kämmt sich ihr Haar offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr.
Jamy Temime, Kostümbildnerin, über Prof. Trelawney