von Gx2^4
Draco Malfoy ging durch den dunklen Raum. Es war still. Dies war ein Ort der Ruhe und der Trauer.
Draco wollte sehen, welche dieser sinnlose, furchtbare Krieg gefordert hatte. Er wusste für manche davon war sein Vater verantwortlich. Weiß Gott vielleicht war sogar er selbst für manche Tode verantwortlich. Er wollte hier hin weil… Weil es ihm wichtig war.
Er wollte sich ändern. Er wusste, diese Schuld würde niemals gehen. Und das war auch richtig so. Doch trotzdem hoffte er insgeheim, bei dem Ein oder Anderen eine zweite Chance zu erlangen.
Er wollte um Verzeihung bitten – als erstes bei den Opfern.
Also ging Malfoy mit blassem Gesicht durch die Reihen von Tischen auf denen Leichen lagen. Es waren viele Reihen. Es mussten hunderte sein. Tausende vielleicht. Und warum das Ganze?
Krieg war immer Sinnlos. Doch dieser war noch mal etwas Sinnloser gewesen. Er war entstanden aus den verqueren, verrückten Meinungen und Einstellungen einiger – weniger – Reinblüter. Es war so furchtbar.
Als er an einem Tisch mit einem Rothaarigen Jungen vorbei kam, war er schockiert – er war sich sicher gewesen, dass hier kein anderer – lebender – Mensch gewesen war, als er hier runter gekommen war. Doch es war wer hier.
George Weasley saß an dem Tisch seines Zwillingsbruders. Er starrte in die Leere, und schien Malfoy noch nicht mal bemerkt zu haben. Tränen liefen nicht über sein Gesicht – mit dem Weinen hatte er schon lange aufgehört. Jetzt war er einfach nur noch abwesend. Er aß nicht. Er trank nicht. Er redete nicht. Er machte keine Witze. Er war einfach nur da. Er lebte einfach nur vor sich hin. Aber er lebte – anders als sein Zwilling.
Draco war ein bisschen schockiert ob der Leere, Trauer, und Verzweiflung in dem Gesicht dieses sonst Witze reißenden lachenden Junge.
Das konnte Draco nicht ansehen. Und obwohl dieser Junge ein Weasley war wusste er, dass er etwas tun musste. Offenbar war ja niemand anders für ihn da.
Langsam ging er auf George zu.
„Hallo?“ Seine Stimme zitterte fast ein bisschen. Er war furchtbar nervös. Der erste Schritt auf einen ehemaligen Feind zu, war immer schwer.
„Das ist dein Bruder oder?“ Diese Frage kam Malfoy verdammt dumm vor. Und George offenbar auch. Jeder Idiot hätte gesehen, dass Fred und George Brüder sind – waren.
George sah den Blonden komisch an. „Ich war nicht ganz sicher – so bleich wie der ist, erkennt man ihn fast nicht wieder!“
Jetzt sah George den Malfoyerben nicht mehr komisch sondern böse an.
„Verpiss dich Malfoy“ sagte er nur, aber immerhin redete er mal. Das dachte auch Malfoy, der dieser Aufforderung nicht nachkam, sondern diese Drei Worte als Erfolg wertete und weiter versuchte den Weasley anzusprechen.
„Was bringt das?“ fragte Malfoy stattdessen.
„Was bringt was?“ fragte George nicht verstehend und immer noch böse guckend.
„Na hier rum zu sitzen und nichts zu machen? Irgendwas muss es ja bringen, dass du es machst.“
Darauf hatte George keine Antwort. Was sollte das? Was waren das für komische Fragen die der verdammte Malfoy da stellte?
Versuchte dieser arrogante Kerl etwa Nett zu sein?
Wie tief musst er gesunken sein, wie Mitleid erregend musste er aussehen, dass sein Feind versuchte ihn aufzubauen?
Es war Zeit zurückzukommen.
------------------------------------------------------
Ginny hatte es endlich geschafft ihrer Familie zu entfliehen. Vor allem ihrer Mutter. Sie ließ sie nicht mehr aus den Augen. Als fürchtete sie, dass sie jetzt rum rennen würde und sinnlos Menschen tötete. Ein bisschen fürchtete Ginny dies selber.
Was würde geschehen, wenn sie sich mal wieder nicht im Griff haben würde?
Würde sie wieder töten?
Das Thema war in ihrer Familie seit sie es getan hatte absichtlich ausgelassen worden. Niemand verlor ein Wort darüber. Keiner Sprach mit ihr. Ginny entschied, dass das ein schlechtes Zeichen war. Irgendwas ging dort vor sich. Würde sie vielleicht angeklagt? Würde sie den Rest ihres Lebens in Askaban verbringen?
Sie hasste diese Ruhe um sie herum. Man behandelte sie wie ein Rohes Ei. Wie ein Kleinkind. Jemand den man nicht für voll nehmen konnte. Mit dem man über ernste Themen nicht reden konnte.
Um etwas Ruhe von dieser Ruhe zu bekommen. Anders gesagt, um diese vorsichtigen Blicke der Anderen nicht mehr ertragen zu müssen, war sie in diesen Keller gekommen.
Es war der Keller, in der die Trauer lag. Hierhin hatte man sie verbannt. Im Rest des Schlosses versuchte man sich so normal wie möglich zu geben. Natürlich gab es trotzdem immer wieder Frauen, Kinder und auch ein paar Männer die Zusammenbrachen. Weinend. Es war alles noch so nah. Es war gerade mal 2 Tage her. Zwei dunkle Tage. In denen Ginny ihre reine Seele zerstört hatte.
In diesem Keller lagen sie. Die Leichen der Menschen die sie verloren hatten.
Jeden Menschen, der diese Türschwelle übertrat spürte es. Diesen riesigen Verlust. Diese Lücke, die jeder dieser Menschen in das Leben von irgendwem riss.
Als Ginny über diese Schwelle trat stockte sie. Es war furchtbar mit all dem konfrontiert zu werden.
Ginny sah sich um, und versuchte dabei bloß nicht auf all diese toten Körper zu achten.
Der Raum war fast leer. Nur zwei Menschen sah Ginny. Aber diese beiden ließen Ginny sich verschlucken. George Weasley und – Draco Malfoy.
Sie wollte gerade schon auf die Beiden zu gehen, Malfoy vertreiben, ihm sagen, er solle ihren armen Bruder nicht nerven. Ihm sagen, Todesser hätten hier unten nichts verloren. Da stockte sie.
George schien gar nichts dagegen zu haben, dass Malfoy bei ihm stand. Tatsächlich unterhielten die beiden sich. Sie unterhielten sich ungezwungen, frei. Wenn Ginny genau überlegte, hatte sie George seit Freds Tot nicht mehr so viele Worte sinnvoll aneinandergereiht gehört wie in diesem Moment.
Was hatte Draco Malfoy getan. Was konnte er womöglich gesagt haben. Wie hatte er sich verhalten. Dass George Weasley, ein Gryffindor, sich gerade GERADE diesem Slytherin anvertraute.
War Draco Malfoy vielleicht mehr als nur der raue Slytherin und Todesser. Hatte diese Mensch etwa Gefühle?
Tat ihm all das Leid, für dass er und seine Kumpanen gesorgt hatten vielleicht sogar ein bisschen Leid?
Ginny war jetzt völlig verwirrt. Gedankenverloren starrte sie Malfoy an. Sie sah seine starken Körper an, und für einen Moment – nur für einen Moment – wünschte sie sich ihn zu berühren. Sie wünschte sich zu sehen, ob da wirklich etwas unter dieser harten Schale war, dass bisher niemand gesehen hatte – was niemand hatte sehen wollen!
TBC
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel