von Stroiner
Mittwoch. Eigentlich ein Tag wie jeder andere. Aber dieser Mittwoch, sollte ein bisschen anders ablaufen.
Jedenfalls für Ginny und die anderen Schüler, die an diesem Nachmittag ihren Charaktertest machen sollten.
„Was meinst du, was wohl abgefragt wird? Ich hoffe, es sind keine Antworten vorgegeben. … Oder vielleicht lieber doch, dann muss man nicht so viel darüber nachdenken und kann spontaner entscheiden. … Andererseits sind es dann ja nicht wirklich meine Lieblingssachen … sondern eher die Sachen die ich bevorzugen würde. Ich denke es sollte beides geben. Und man kann sich dann für das entscheiden, was man besser findet. Wobei das ja eigentlich eine ziemliche Pergament- und Tintenverschwendung wäre. Vielleicht sollte man lieber-“ „Colin! Es sind doch nur ein paar Fragen, die wir beantworten müssen. Schieb' mal nicht so eine Panik!“ „Entschuldigung“, nuschelte Colin daraufhin verlegen und schaute auf seinen Schnürsenkel, der sich gelöst hatte, und nun beim Gehen hin und her wedelte.
„Und überhaupt, ich weiß gar nicht, warum sich in letzter Zeit alles nur noch um diesen doofen Charaktertest dreht. Is' ja nicht so, als würde man für die kreativsten oder am schönsten geschriebenen Antworten einen Preis bekommen.“ Ginny war sauer.
Das merkte man daran, dass sie sonst niemals, niemals ihren besten Freund einfach so anschnauzte. Oder sich über so harmlose Dinge, wie einen Charaktertest aufregte. Oder einen Gesichtsausdruck zur Schau stellte, der ganz klar zeigte, wessen Tochter sie war. Es war der selbe Ausdruck, den Molly Weasley immer zeigt, wenn Fred und George wieder irgendwas ausgefressen hatten.
Doch weder Fred noch George trugen die Schuld an Ginnys schlechter Laune. Nein, auf keinen Fall. Im Gegensatz zu IHM waren ihre Zwillingsbrüder so harmlos und nett wie … wie … Ginny hatte keinen Vergleich. Ihr Fehlten die Worte, wenn sie auch nur über diesen miesen, schmierigen, hinterhältigen was-auch-immer-er-war nachdachte.
Ihr wisst sicher, an wen Ginny da denkt. Ja, genau der. Wer könnte es auch anderes sein. Er ist der Einzige der eine rothaarige, temperamentvolle Weasley, wie Ginny eine ist, so auf die Palme bringen könnte. Gut, ja ich weiß, das ist ein bisschen übertrieben. Es gibt da natürlich noch den ein oder anderen Kandidaten, der auch in dieses Profil passen würde.
Aber Snape ist nun mal der schlimmste von allen. Jedenfalls dachte Ginny das. Später sollte sie noch eines besseren belehrt werden.
„Glaubt er eigentlich, ich hätte sonst nichts zu tun? 5 Seiten Pergament! Für einen kleinen Brandfleck auf dem Zaubertränketisch. Und sei'n wir mal ehrlich, der ist sowieso total versifft und doch auch schon überall angekokelt. Da fällt mein kleines Missgeschick doch nun wirklich nicht auf. Oder was sagst du dazu Colin?“ … „Colin?“ Er gab keine Antwort. Ginny wandte sich also verärgert von dem all zu interessanten Fussel an ihrem Pulli ab, um Colin schon wieder anzumaulen, warum er denn nicht antwortete, als sie geradewegs in jemanden hinein rannte.
„Na,wen haben wir denn da? Wenn das nicht schon wieder die Wieseline ist“, schnarrte eine Stimme, ein Stück oberhalb ihres linken Ohrs. Damit hatte Ginny die zweite Person entdeckt, die sie ganz gehörig aufregen konnte. Warum hatte sie nicht schon früher an diesen Schnösel gedacht. „Oh!“ sagte sie zuckersüß. „Tut mir schrecklich Leid.“ „Na, wer hätte das gedacht, sie hat sogar Manieren“, das war Zabini.
Natürlich. Wo Ekel.1 war, war auch Ekel.2. Ginny seufzte innerlich. Der Tag konnte nur noch besser werden.
„Ich glaube, du hast mich falsch verstanden Zabini. Es tut mir Leid für euch, dass ihr mir gerade heute im Weg steht. Ich hab ziemlich schlechte Laune und es wäre doch sehr schade für euch, wenn ich kleines Wiesel euch die Frisuren zerstören würde, habe ich Recht? Also wärt doch bitte so freundlich und lasst mich und meinen Freund einfach durch diese Tür gehen, den Charaktertest machen.“ Ginny hatte eine optische Täuschung. Sie bildete sich ein, gesehen zu haben, dass Draco Malfoys Mundwinkel zuckte. … Aber das konnte natürlich nicht sein. Ein Malfoy hatte seine Gesichtszüge immer unter Kontrolle. Ginny stellte sich immer eine Art Maske vor. Eine unbewegliche, steinharte Maske, die niemand durchbrechen konnte. Sie hatte Draco Malfoy nie unbeherrscht erlebt. Doch, ein einziges Mal. Als der Hippogreif Seidenschnabel ihn in den Arm gehackt hatte. Aber das hatte er verdient.
„Was starrst du mich so an Weasley? Ich weiß ja, dass ich schön bin, aber du bist eine Gryffindor. Habt ihr Gryffindors keinen Stolz?“ Damit traten er und Zabini einen Schritt zur Seite, um sie und Colin, der während der ganzen Unterhaltung hinter ihr stand, durch die Tür zu lassen.
Da Ginny sich nicht vom Fleck bewegte und nach wie vor Draco anstarrte, der schon verdächtig eine Augenbraue hochzog, ergriff Colin ihren Arm und zog Ginny unsanft in den magisch vergrößerten Klassenraum hinein. Er bugsierte sie zu einem Tisch in der Mitte des großen Raumes und beobachtete die beiden Slytherinprinzen, wie sie sich nach ganz hinten setzten.
Dann wandte er sich wieder zu Ginny und schüttelte sie ein bisschen. „Ginny. Ginny, hey!“
„Hm, was?“ kam es von eben jener. „Was war das denn eben? Warum hast du ihn so angestarrt?“ wiederholte er Malfoys Frage. „Ich .. Ich .. weiß es nicht. Irgendwas hat mich fasziniert“, entgegnete Ginny wie in Trance. Ihr war nicht klar, wie sowas passieren konnte. Das war Malfoy. Grob. Unsensibel. Gemein. Potentieller Todesser. Arrogant. Gut aussehend. Überheblich. Ungesund selbstsicher. Fies. Weiberheld. Slytherin. Unantastbar. Erzfeind von Ron und Harry und … Faszinierend. Nicht, dass ihr jetzt was falsches denkt. Ginny mochte Malfoy nicht. Aber irgendetwas machte sie neugierig. Und irgendwas hatte sie dazu veranlasst, genau darauf zu achten, ob sie da nicht doch einen zuckenden Mundwinkel gesehen hatte. Hatte sie natürlich nicht. Aber trotzdem war es ihr in diesem Moment so … echt vorgekommen. Colin fragte sie noch irgendwas, aber sie bekam es kaum mit. Ihr Blick war starr auf die leere Tafel vor ihr gerichtet. Sie dachte nach.
Nach ein paar Minuten hatte Colin es wohl aufgegeben, denn sie fühlte keine Hand mehr auf ihrer Schulter, die sie schüttelte. Trotzdem wurde sie recht schnell aus ihren Gedanken gerissen, da Professor Sinistra herein kam und die Charaktertests verteilte.
Ginny zückte ihre Feder und war, gegen ihren Willen, schon gespannt, was für Fragen es wohl sein würden.
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Draco kam sich vor, wie bei einem Formular einer Partnervermittlung. Womit er ja gar nicht so falsch lag, wenn mans genauer betrachtet.
Die erste Frage war, wie zu erwarte war, wie sein Name lautete. Die zweite hätte man auch noch erahnen können: Welchen Jahrgang der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei besuchen sie?
Bei der dritten Frage ging es dann wirklich um seine persönlichen Interessen. Sie lautete: Was ist ihr Lieblingsschulfach an der HSfHuZ?
Draco musste beim Anblick dieser einfallsreichen Abkürzung fast grinsen. Aber nur fast. Diese Frage war natürlich leicht zu beantworten und da er sich vorgenommen hatte, auf gar keinen Fall Pansys Antworten auch nur nahe zu kommen, hatte er beschlossen annähernd wahrheitsgemäß zu antworten.
Nachdem diese Frage also mit einem guten Gewissen und einem sauberen 'Zaubertränke' in seiner schönen, geschwungenen Schrift beantwortet war, wurde es bei der nächsten schon schwieriger.
Er konnte nicht schreiben, dass sein Lieblingsfluch 'Crucio' war … also nahm er den am nächstliegendsten: 'Serpensortia'. Er mochte Tierflüche. Besonders wenn es sich um Schlangenflüche handelte.
Er grinste bei dieser Antwort, also in sich hinein, und widmete sich den nächsten Fragen. Er war sich sicher, dass die verhassteste Person für ihn Potter war und dass Snape sein Lieblingslehrer war.
Trelawny war für ihn persönlich die verrückteste Lehrerin aus dem Kollegium und bei einem Seitenblick auf Blaise Pergament stutzte er, denn dort stand, dass Blaise Prof. Sprout für verrückter hielt. Das konnte Draco ihm nicht verdenken. Er kannte Blaise und er hatte schon genug Unterricht bei Sprout gehabt, um zu wissen, dass die beiden so gar nicht auf einer Wellenlänge lagen. Überhaupt gar nicht, versteht ihr, was ich damit meine? Nicht so, wie Strand und Meer oder Himmel und Erde, nein. Die berühren sich ja noch in einer Gewissen Art und Weise und kommen miteinander aus. Die beiden waren eher so wie … Benzin und Feuerzeug, wenn ihr versteht, was ich damit sagen will.
Anmerkung:
Es hat lange gedauert, aber es ist da.
Hoffe, es hat euch gefallen und ihr seit nicht böse auf mich, weil es so lange gedauert hat ...
Hatte ein schlimmes Jahr hinter mir (Hoffe, ihr nicht!) und bete, dass dieses Jahr besser wird.
Bitte lasst mich trotzdem wissen, obs euch gefallen hat :)
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