von Schattenfee
Hinter dem Schleier
oder: eine Geschichte in fünf Drabbels
oder: Schattenfeechens Muse ist ein wenig überproduktiv
I.
Es war dunkel in der Zelle, sehr dunkel sogar.
Lord Voldemort durchquerte den Raum, der einst nicht mehr als ein ganz normaler Keller gewesen war schnell und mit großen Schritten.
In der Ecke, zusammengekauert und verängstigt, hockte eine Gestalt. Der dunkle Lord lächelte.
„Guten Tag, Ollivander.", sagte er und seine kalte, hohe Stimme schien die kalte Luft förmlich zu zerschneiden.
„Ich hätte da ein paar Fragen an dich, Zauberstabmacher.", sagte er und trat näher an die Gestalt heran. Ein Wimmern war zu hören.
„Bitte tun sie ihm nicht weh.", sagte in diesem Moment eine Stimme irgendwo aus der Dunkelheit.
II.
„Wer bist du?", flüsterte der Dunkle Lord.
„Ich heiße Luna Lovegood.", antwortete die Stimme.
Voldemort entzündete seinen Zauberstab.
Im Schein des Stabs sah er ein junges Mädchen mit langen, blonden Haaren und einer Kette aus -waren das Bierkorken? - um den Hals. In ihrem Blick lag keine Angst, sondern Neugier.
„Sie sind Du-Weist-Schon-Wer.", sagte sie.
„Was machst du hier?"
„Sie haben mich aus dem Zug geholt und hier hergebracht."
Voldemort knirschte mit den Zähnen. Wer auch immer dieses Mädchen in Ollivanders Zelle gesperrt hatte, er würde ein Wörtchen mit ihm reden. Oder gleich den Crutiatus Fluch sprechen lassen.
III.
„Ich würde gern den Mond sehen.", sagte Luna auf einmal unvermittelt.
„Dir ist klar, das ich dich töten könnte? Jetzt?"
„Ich würde den Mond gerne sehen. Ich bin nach ihm benannt." Sie spielt mit einer schmutzigen Haarsträhne.
„Ich könnte dich töten." Voldemort hob den Zauberstab. Die Kleine würde seine Wut zu spüren bekommen. Niemand behandelte ihn so! Er war der Dunkle Lord und man sprach seinen Namen vor lauter Furcht nicht aus. Seit fünfzig Jahren hatte niemand dem er begegnet war sich so ruhig verhalten.
„Wenn Sie mich töten gehe ich hinter den Schleier. Meine Mutter hat gesagt das es schön dort ist."
Voldemort ließ den Zauberstab sinken. „Hinter den Schleier?"
IV.
„Den Vorhang im Ministerium. Ich habe ihre Stimme gehört. Sie ist in der Welt hinter dem Schleier."
„Nach dem Tod kommt nichts, kleines Mädchen."
Voldemort wollte sich bereits wieder Ollivander zuwenden, als Lunas Stimme erneut ertönte:
„Ich glaube nicht das Sie das denken. Ich glaube, Sie haben Angst vor der Welt hinter dem Schleier."
Voldemort stand da, wie vom Blitz getroffen. Sein Verstand schrie ihn förmlich an, diesem Unsinn ein Ende zu machen und das Mädchen zu töten, möglichst langsam und qualvoll, doch seine Hände wollten den Zauberstab nicht heben. Noch nie hatte jemand ihn derart durchschaut wie dieses kleine, verdreckte, ihm hilflos ausgelieferte siebzehnjährige Mädchen.
V.
Er konnte sich nicht erinnern, wie er die Zelle verlassen hatte.
Er konnte sich nicht erinnern, ob er das Mädchen getötet hatte.
Etwas sagte ihm das sie noch immer da sein würde wenn er die Zelle das nächste mal betrat. Sie war noch nicht hinter dem Schleier.
Schreiend stürzte er hinaus in die Nacht, erfüllt von einer Wut, die er sich selber nicht erklären konnte. Einige Muggel würden herhalten müssen um seine Wut zu stillen..
In der Zelle, tief im Inneren von Malfoy Manor, lag Luna Lovegood auf dem harten Steinboden
„Ich glaube", sagte sie später zu Ollivander. „wenn er hinter den Schleier geht werden ihn dort ein paar Leute erwarten, zu denen er nicht sehr nett war."
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