von ratterhorpy
Geheimhaltung
Das Feuer im Kamin war längst herunter gebrannt und nur noch ein kleiner Rest Glut spendete noch etwas Wärme. Ginny und Neville waren die letzten, die noch im Gemeinschaftsraum saßen. Beide hatten lange ausgeschlafen und unterhielten sich jetzt, geraume Zeit nach Mitternacht, über das Verschwinden von Demelza.
Das DA Treffen war frustriert aufgelöst worden, als feststand, das jede Spur von dem Mädchen fehlte. Zurück im Gemeinschaftsraum hatten die DA Leute festgestellt, das auch dort große Aufregung geherrscht hatte. Es war jedoch still geworden, als die Leute nach und nach in ihre Betten abgewandert waren.
Ginny und Neville hatten jedoch die Hoffnung, Demelza könnte noch auftauchen. Schließlich hatten die Todesser Anthony Goldstein auch nach einigen Stunden wieder freigelassen.
„Glaubst Du, wir hätten Flittwick wegen Franklin warnen sollen?“ fragte Ginny. „Wenn sein Vater wirklich der zweite Unsägliche war und die Todesser hinter den Büchern her sind, ist er doch der nächste, den sie holen werden!“
„Bis jetzt sind sie nach der Reihenfolge vorgegangen.“ sagte Neville. „Ich mache mir mehr Sorgen um Luna!“
„Ich doch auch, verflucht!“ stieß Ginny hervor. „Demelza war aber erst die Zweite auf der Liste! Wer sagt uns, das die die Reihenfolge einhalten?“
„Ginny, alle auf der Liste sind gewarnt und wir werden alle gut auf sie aufpassen. Keiner von denen wird noch alleine durch die Gänge laufen!“
„Ich habe aber das Gefühl, das das nicht genug ist! Wir müssen doch mehr tun können!“
„Ich fürchte, ich weiß nichts, was wir sonst noch tun könnten!“ sagte Neville traurig. „Wir sind nicht Harry!“
„Bitte?“ fragte Ginny.
Neville fluchte innerlich. Ginny zuckte jedes mal zusammen, wenn Harrys Name fiel. Sie war tapfer, aber wer sie kannte, merkte deutlich, wie schwer die Trennung für sie war.
„Ich meinte, er könnte das! Er würde irgendwas tun und so lange kämpfen, bis die Todesser aus dem Schloss sind!“
„Harrys Priorität liegt im Moment eher bei Du-Weist-Schon-Wem!“ sagte Ginny und schloss kurz die Augen. An einem Tag wie heute, hätte sie Harry wirklich gebraucht.
Sie hätte zu Harry gehen können, sobald sie gewusst hätte, das Snape Demelza suchte. Er wusste immer was zu tun war und selbst wenn sie Demelzas Verschwinden nicht hätten verhindern können, hätte seine Nähe ihr unheimlich gut getan.
Ginny bemühte sich, ihre Fassung zu behalten. Neville beobachtete Ginny aufmerksam und ließ ihr ein wenig Zeit. Er erinnerte sich gerade daran, wie er in der vierten Klasse mit ihr zum Ball gegangen war. Er mochte sie, als gute Freundin. Hätte er damals mehr für sie empfunden, als Freundschaft, wäre der Abend mit Sicherheit eine derbe Enttäuschung gewesen. Ginny hatte Harry damals nicht aus den Augen gelassen und die abfällige Art, wie sie über Cho sprach, hatte ihn sehr verwundert. Das war sonst gar nicht ihre Art. Heute wusste Neville, das es Eifersucht gewesen war. Die Beziehung mit Michael Corner hatte er für ein Ablenkungsmanöver gehalten und die anschließende Geschichte mit Dean Thomas hatte er überhaupt nicht verstanden.
Das Harry und Ginny irgendwann ein Paar wurden, kristallisierte sich letztes Jahr immer mehr heraus. Als es dann so weit war, erkannte jeder, das die Beiden einfach zusammen gehörten.
„Er fehlt Dir sehr, oder?“ fragte Neville und erschwerte damit Ginnys Bemühungen.
„Es geht schon!“ log Ginny und versuchte ein Lächeln, an dem sie kläglich scheiterte.
„Klar doch!“ sagte Neville ironisch. „Warum redest Du nie darüber? Es ist doch so, Luna und ich sehen doch, wie sehr er dir fehlt. Wir vermeiden oft das Thema Harry, weil du dann immer sehr beschäftigt bist und allen erzählst, wie gut es Dir geht. Ich persönlich glaube Dir kein Wort und Luna tut das auch nicht!“
„Neville, lass mal gut sein!“ winkte Ginny hektisch ab. „Wir waren doch nur ein paar Wochen zusammen!“
„Oh, der Spruch ist neu!“ sagte Neville trocken.
„Was willst Du eigentlich?“ fragte Ginny gereizt. „Das ich hier rum heule?“
„Wenn es dir gut tut, dann mach das!“ sagte Neville. „Lass es raus! Aber verkrieche Dich nicht ständig so!“
Neville erhielt nur ein Schnauben als Antwort.
„Hannah hat auch geglaubt, sie müsse alles alleine schaffen und am Ende hat es sie beinahe das Leben gekostet!“ sagte er leise.
„Ich habe nicht vor, mich vom Astronomieturm zu stürzen!“ sagte Ginny abwehrend.
„Das behaupte ich ja auch gar nicht. Hannah hatte das auch nicht vor! Dieser Dementor hat ihren Schmerz so sehr verstärkt, das sie es um ein Haar getan hätte!“
„Neville, ich wollte das gerade gar nicht sagen!“ entschuldigte sich Ginny und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie atmete tief durch und hob den Kopf. „Ich weiß auch, das der Dementor Hannah so weit gebracht hatte! Es ist nur so, ich rede nicht gerne über Harry, weil er mir wirklich schrecklich fehlt!“
„Ginny, du weist, das wir jederzeit für dich da sind, wenn Du uns brauchst?“ fragte Neville sanft.
„Ich schaffe das schon!“ sagte Ginny entschlossen.
Neville seufzte. In diesem Punkt war Ginny unbelehrbar.
„Wie geht es Hannah denn?“ fragte Ginny nun neugierig. „Susan hat mir heute erzählt, sie kümmert sich immer noch um Dein Gesicht?“
„Ja, sie..., Hannah macht.... die Murtlapessenz....sie...!“ stammelte Neville mit hochrotem Kopf und brachte Ginny damit zum Lachen.
„Mistkerl!“ schmunzelte Ginny. „Die Murtlapessenz hilft mittlerweile gar nicht mehr weiter. Du genießt es einfach, Dich von Ihr verwöhnen zu lassen!“
„Es tut Hannah gut, eine Aufgabe zu haben!“ rechtfertigte sich Neville, doch Ginny teilte weiter aus.
„Ihre Aufgabe ist es, Dich zu verwöhnen?“
„Nein! Natürlich nicht! Es war nur halt so, das Madam Pomfrey ihr gesagt hat, das die Murtlapessenz....“
„Neville!“ unterbrach ihn Ginny grinsend. „Die Murtlapessenz hilft nicht mehr! Es wird nicht weiter heilen. Die Narben bleiben und das weißt Du! Du genießt es einfach nur, Dich von Hannah verwöhnen zu lassen!“
Neville wollte protestieren, wusste aber genau, das Ginny den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Du hast recht!“ gab er zu. „Findest Du das schlimm? Ich genieße es wirklich und Hannah tut es gut eine Aufgabe zu haben, auch wenn sie nutzlos ist! Es ist doch besser so, als wenn sie sich wieder zurückzieht!“
„Da hast Du wahrscheinlich recht!“ gab Ginny zu.
Während Ginny und Neville in ihrem Gemeinschaftsraum saßen, war Luna schon in ihrem Schlafsaal. Sie hatte die Vorhänge zu gezogen und so störte es auch die anderen Mädchen im Schlafsaal nicht, wenn ihr Zauberstab noch leuchtete.
Luna hatte gleich zwei Probleme. Zum einen hatte ihr Vater heute schon wieder eine Eule geschickt. Er wollte unbedingt wissen, wie es mit ihrem Artikel für den Klitterer voran ging. Zum anderen war sich Luna sehr genau darüber im Klaren, das sie die Nächste auf Carrows Liste war. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, das es da einen Zusammenhang gab.
Der Gedanke, was die Todesser ausgerechnet von ihr wollten, ließ sie nicht los. Von Anthonys Familie hatte man Informationen erpresst, bei Demelza lag die gleiche Vermutung nahe. Aber was war mit ihr selbst? Luna kannte kein großes Geheimnis und ihr Vater auch nicht. Nichts, was sie Beide wussten, war für die Todesser von Belang. Sie hätte eine Menge erzählen können, über Fuges Heliopathenarmee, aber die stand doch schon längst unter Kontrolle der Todesser.
Das einzig vorstellbare, was die Todesser erpressen könnten, war, das ihr Vater den Klitterer nicht mehr herausgeben würde. Die Zeitung gefiel den Todessern nicht, das hatten sie Lunas Vater schon klar gemacht. Lunas erste Sorge galt bisher ihrem Vater. Doch langsam malte sie sich ein Bild aus, was die Todesser geplant haben könnten. Wenn Luna in der Hand der Todesser war, würde ihr Vater alles tun, was diese verlangten. Das würde allerdings bedeuten, das Luna sich auf eine längere Zeit in deren Händen einstellen musste. Der Gedanke, das Luna den Todessern nur lebendig etwas nützen würde, war dabei auch kein Trost.
Sie Situation war knifflig. Sie war stolz, das ihr Vater den Mut hatte, die Wahrheit zu schreiben. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie den Artikel, den sie längst fertig hatte, wirklich abschicken sollte. Sie griff nach den Pergament und las sich den Artikel noch einmal durch.
Hogwartsschüler leisten Widerstand
Am Halloweenabend sind drei Schüler in das Büro des Direktors der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei eingebrochen, um ein Artefakt Godric Gryffindors in Sicherheit zu bringen. Der Direktor Severus Snape, der schon seid Jahren der Todesserei verdächtigt wird, bewahrte das Artefakt dort auf, um es vermutlich am Ende Du-Weist-Schon-Wem zu übergeben. Der Direktor hielt sich zu Beginn des Einbruches bei der alljährlichen Halloweenfeier der Schüler auf.
Zwar gelang es den Schülern, das Artefakt zu entwenden, sie wurden jedoch aufgegriffen, als sie das Büro wieder verlassen wollten und Direktor Snape unerwartet früh in Begleitung von Amycus Carrow, Professor für die dunklen Künste und Alecto Carrow, Professorin für Muggelkunde, in sein Büro zurückkehrte.
Das Artefakt ist nun wieder in den Händen des Direktors. Die Schüler sind nach ihrer Bestrafung, einer Nacht im verbotenen Wald, in Begleitung des Wildhüters Rubeus Hargid, wohlauf.
Das klang neutral, fand Luna. Ihrem Vater würde das nicht sonderlich gefallen, er hätte sich sicherlich etwas aufregenderes vorgestellt. In ihren ersten Entwurf war sie ins Detail gegangen, hatte von dem Schwert geschrieben, Harrys Erbe, den Überlegungen, das Schwert für Harry in Sicherheit zu bringen, den Portraits, dem Denkarium, mit dem sie die Vitrine zertrümmert hatten. Sie hatte Alecto Carrows Fluch beschrieben, alles, bis ins kleinste Detail. Doch sie schreckte davor zurück, so genau zu sein. Sie wusste nicht, wie wertvoll diese Informationen für Andere, wie den Orden des Pönix war. Das Problem war, der Orden des Phönix durfte gerne davon wissen. Doch mit diesem Artikel würden auch die Todesser über ihre Beweggründe informiert sein. Das durfte nicht passieren. Der Aufsatz für Flittwick, über das Überleben des Widerstandes unter Gellert Grindelwald war sehr lehrreich gewesen, besonders, was die Geheimhaltung anging. Aber was in den Büchern so logisch und so einfach klang, war schwer in die Tat umzusetzen.
Ein leises Poltern vom Eingang her weckte Ginys und Nevilles Aufmerksamkeit. Eilig sprangen sie aus ihren Sesseln auf und liefen zum Portraitloch. Demelza war offenbar über den Absatz gestolpert.
„So ein Mist!“ jammerte sie, als Neville und Ginny ihr aufhalfen. Beide waren sehr erleichtert, Demelza zu sehen und gleichzeitig brennend neugierig, was sie zu erzählen hatte.
„Langsam!“ sagte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht und griff sich an die Schläfe.
„Bist Du verletzt?“ fragte Ginny besorgt.
„Boah, mir explodiert gleich der Schädel!“ sagte Demelza. „Ich habe Kopfschmerzen!“
„Ist das bei dem Sturz passiert? Sollen wir Dich in den Krankenflügel bringen?“ fragte Neville.
Demelza winkte mit der Hand verneinend und hockte sich auf die Lehne eines Sessels.
„Habt Ihr auf mich gewartet?“
„Ich habe Dich zuletzt bei Flittwick gesehen und dann erfahren das Snape Dich gesucht hat. Was glaubst Du denn? Natürlich haben wir gewartet!“ sagte Ginny.
„Der Carrow hat mich zu Snape gebracht. Ich war gerade aus Flittwicks Büro gekommen, als ich ihm begegnet bin!“ sagte Demelza und gähnte kräftig.
„Vielleicht sollten wir morgen reden. Ich bin zwar neugierig, aber Du bist müde und Deine Kopfschmerzen scheinen wirklich schlimm zu sein!“ sagte Neville leise.
„Ja!“ stöhnt Demelza. „Ich meine nein! Meine Kopfschmerzen sind echt übel. Aber ich würde gerne darüber reden, was passiert ist! Vielleicht könnt Ihr euch einen Reim daraus machen. Ich verstehe das nicht!“
„Gebt mir einen Moment!“ sagte Demelza und hockte sich richtig auf den Sessel. Sie lehnte ihren Kopf an ein Kissen. „So ist es besser!“
„Also!“ sagte sie, während sie ihre Schläfen massierte. „Der Carrow hat mich in Snapes Büro gebracht. Die sagten, mein Dad hätte Bücher aus dem Ministerium gestohlen und wollten wissen, was ich darüber weiß. Als ich Ihnen nichts sagen konnte, hat der Carrow mir einen Zaubertrank eingeflößt.“
Demelza griff sich erinnernd ans Kinn.
„Ich habe gleich gedacht, das es Veritaserum sein musste. Habt Ihr mal Veritaserum bekommen?“
Ginny und Neville verneinten.
„Ich war verwundert. Es war nicht schwer, Fragen zu beantworten. Die haben mit so ganz einfachen Fragen angefangen. Wie mein Name ist, wie alt ich bin, wo ich geboren wurde. Alles Dinge, bei denen ich ohne Probleme die Wahrheit sagen konnte. Dann wurde es komisch. Amycus Carrow wollte von mir wissen, was mir so richtig peinlich sei. Ich habe gedacht, das kriegt er nicht zu wissen und dann habe ich gelogen!“
„Aber das Veritaserum hätte das doch verhindern müssen!“ sagte Ginny.
„Eben! Das dachte ich auch!“ sagte Demelza. „Die haben mir also allerhand Fragen gestellt. Teilweise die selben Fragen wie vorher. Vieles wusste ich nicht, also brauchte ich auch nicht zu lügen. Aber ein paar Sachen wusste ich doch und da konnte ich wieder behaupten, ich hätte keine Ahnung!“
„Scheinbar hat Snape beim Brauen einen Fehler gemacht!“ vermutete Neville.
„Weißt Du, das habe ich mir auch gedacht. Sogar die Carrows haben da was vermutet!“ sagte Demelza. „Snape hat das ausgeschlossen. Mit dem Veritaserum sei alles in Ordnung. Daraufhin hat Carrow von Snape verlangt, er solle in meinen Kopf schauen, ob er da was findet!“
„Leglimens!“ kommentierte Ginny. „Deshalb hast Du auch solche Kopfschmerzen! Harry hat mir davon erzählt!“
„Was hat Harry erzählt?“ fragte Neville.
„Er hatte doch diese Nachhilfestunden bei Snape!“ erklärte Ginny.
Neville nickte.
„Harry sollte lernen, wie man seinen Geist davor schützt, das jemand darin eindringen kann!“
„Ich wüsste gerne wie das geht!“ stönte Demelza. „Das war echt die Hölle!“
„Das hat Harry ähnlich ausgedrückt!“ sagte Ginny. „Snape ist wohl irgendwie in seine Erinnerungen eingedrungen und konnte sie so sehen!“
„Ja!“ sagte Demelza. „Genau so war es bei mir. Der hat genau gesehen, das ich vorher gelogen hatte. Der wusste, das mein Gedächtnis verändert wurde, da kann ich mich selbst kaum dran erinnern. Komisch sowas. Total verschwommen. Da sind Erinnerungen versteckt in meinem Kopf. Wie eine verschlossene Türe. Das hat Snape auch gemerkt!“
„Was hat er dann gemacht?“ wollte Neville wissen.
„Er hat den Zauber aufgehoben und gesagt, ich hätte keine Ahnung!“
Neville und Ginny tauschten verwirrte Blicke.
„Du sagtest etwas von einer versteckten Erinnerung.“ sagte Neville. „Bist Du sicher, das er die auch bemerkt hat?“
„Ich dachte zumindest, er hat sie bemerkt!“ sagte Demelza und gähnte erneut.
„Aber wie kann er dann behaupten, sie wisse von nichts?“ fragte Neville an Ginny gewandt.
„Vielleicht war Flittwicks Zauber so gut, das er keine Chance sah, an die Erinnerung zu gelangen!“ vermutete diese.
„So muss es wohl sein!“ stimmte Neville zu.
„Gut, das auch Snape nicht perfekt ist!“ sagte Ginny. „Erst vermasselt er den Zaubertrank und dann kommt er auch nicht durch Flittwicks Zauber durch!“
„Da bist Du noch.....“ Neville hatte Demelza angesprochen, doch die hatte bereits die Augen geschlossen. „Sie war wohl doch zu müde!“
„Demelza?“ sagte Ginny, die leicht an dem Arm des Mädchens rüttelte. „Geh ins Bett!“
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