von ratterhorpy
Bestandsaufnahme
Franklin trat aus dem Klassenzimmer heraus und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung der Slytherins und lief damit genau auf Luna, Ginny, Neville und Terry zu. Alle vier atmeten erleichtert durch, denn Franklin sah eigentlich ganz in Ordnung aus.
„Hey, was macht ihr denn hier?“ rief Franklin erfreut aus, als er die Freunde entdeckte. „Hallo Ginny!“
„Bist Du in Ordnung?“ fragte Ginny besorgt und musterte den Jungen genau.
Terry beließ es nicht beim mustern, sondern er versuchte Franklin abzutasten, ob auch alles an im noch heil war. Franklin versuchte seinen Cousin abzuschütteln.
„Klar bin ich in Ordnung!“ schimpfte Franklin in Richtung Terry.
Die Gruppe setzte sich in Bewegung und ging in Richtung Ravenclawturm.
„So klar ist das nicht!“ sagte Luna. „Wir haben uns nur ein wenig Sorgen um Dich gemacht!“
„Boah, ich kann schon auf mich aufpassen! Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“
„Das wissen wir doch, Franklin!“ sagte Neville um den Jungen zu beruhigen. „Aber das war immerhin Carrows Lerngruppe. Ich dachte, der wollte dunkle Künste unterrichten.“
„Hat er auch!“ gab Franklin zu.
„Und Du warst...“ setzte Terry an.
„Derjenige, an dem sie die Flüche geübt haben!“ ergänzte Franklin.
„Geht es Dir wirklich gut?“ fragte Luna nach und beugte sich zu Franklin hinab.
„Ihr seid ja schlimmer, als meine Mutter!“ maulte Franklin, als Luna die Hand ausstreckte.
„Welchen Fluch haben sie geübt?“ fragte Terry unsicher. Trotz der Tatsache, das Franklin unverletzt war, konnte man Terry´s Sorge deutlich an seinem Gesicht ablesen.
„Den Imperius-Fluch!“ sagte Franklin gelassen. Er stutzte, als er in die schockierten Gesichter der Anderen schaute.
„Jetzt guckt nicht so, es war nicht so schlimm wie es sich anhört!“
„Die haben den Imperuis-Fluch an Dir geübt? Das ist einer von den Unverzeihlichen!“ Neville war fassungslos.
„Ja, aber ich musste nur so dämliche Sachen machen, wie Purzelbäume oder ich musste ein Huhn spielen. War ganz harmlos!“ winkte Franklin ab.
„Ich weiß, wie sich ein Imperius anfühlt!“ sagte Neville. „Ich habe ihn in der vierten Klasse kennengelernt. Es ist sicher kein Problem, einen Purzelbaum zu machen oder ein Huhn zu spielen. Man sagt es Dir und Du machst es, ohne darüber nachzudenken. Warum solltest Du auch? Du fühlst Dich noch gut dabei!“
„Richtig!“ sagte Franklin. „Und warum hört sich das jetzt an, wie eine Belehrung?“
„Überleg mal!“ sagte Ginny. „Heute haben sie harmlose Dinge von Dir verlangt. Was wäre gewesen, wenn sie etwas schlimmes verlangt hätten?“
„Sie hätten Dir befehlen können, dich selbst zu verletzten, oder jemand anderen zu töten!“ fügte Terry aufgeregt hinzu. „Und Du hättest ohne nachzudenken getan, was die gesagt haben!“
„So habe ich das gar nicht gesehen!“ gab Franklin kleinlaut zu. „Seid Ihr jetzt böse auf mich?“
„Nein, Franklin!“ sagte Ginny. Sie überlegte kurz. „Wir sind nie böse auf Dich gewesen. Wir versuchen Dir nur zu erklären, warum wir so besorgt waren!“
„Naja, ein bisschen böse bin ich schon!“ sagte Terry. „Ich hatte Dir gesagt, das Du es nicht tun solltest!“
„Du hättest Carrows Gesicht sehen sollen!“ grinste Franklin. „Im Streichhölzer verwandeln bin ich mittlerweile richtig gut!“
Gleich darauf wurde der Junge aber wieder ernst.
„Ich glaube, ich habe verstanden, was Ihr mit dem Imperius-Fluch meint!“ sagte er. „Kann man denn etwas gegen den Fluch tun?“
Ginny und Luna schüttelten die Köpfe, doch Neville antwortete anders.
„Man kann den Fluch abschütteln, mit absoluter Willenskraft. Harry hat es einmal fast geschafft!“
„Toll!“ sagte Franklin sarkastisch. „Der hat es auch geschafft einen Todesfluch zu überleben! Wenn der es also fast geschafft hat, einen Imperius-Fluch abzuschütteln, dann dürfte es für alle Anderen ja kein Problem sein!“
Mittlerweile waren sie am Fuß der Treppe angekommen, die zum Ravenclawturm führte. Franklin drehte sich auf der unteren Treppenstufe zu den anderen um.
„Gibt es bald wieder ein Treffen, oder wird Dumbledores Armee keine Genehmigung bekommen?“ fragte er.
„Beides!“ sagte Luna.
„Oh!“ strahlte Franklin. „Wie cool! Na dann, gute Nacht!“
„Bis morgen!“ rief Luna, die hinter Franklin und Terry die Treppen hinaufstieg.
„Neville, kommst Du?“ fragte Ginny, die nach ein paar Schritten bemerkt hatte, das Neville immer noch am Fuß der Treppe stand.
„Ja!“ antwortete Neville nachdenklich. „Ich komme!“
Nach und nach trudelten die Mitglieder von Dumbledores Armee im Raum der Wünsche ein. Nachdem Neville am Abend, als sie Franklin von Carrows Lerngruppe abgeholt hatten, in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt war, hatte er kurzfristig dieses Treffen organisiert. Er war äußerst besorgt, das nun Schüler durch das Schloss liefen, die den Imperius-Fluch beherrschten. Was konnten diese Schüler doch alles anrichten!
„Hallo Leute!“ begrüßte Neville die Anderen. Ohne einleitend ein paar Worte zu sagen, kam Neville gleich zum Thema.
„Professor Carrow, Amycus, hat diese neue Lerngruppe. Gestern Abend hat er den Imperius-Fluch unterrichtet!“
„Er hat Schülern den Imperius beigebracht?“ fragte Seamus ungläubig.
„Hat er!“ nickte Luna. „Und es waren allesamt Slytherins!“
Nach und nach sackte diese Nachricht in das Bewusstsein der anwesenden Schüler und verursachte eine gespenstische Stille.
„Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr in Hufflepuff oder Ravenclaw das mitbekommen habt!“ sagte Ginny leise. „Amycus Carrow ist bei seinen sogenannten Gesprächen mit den Schülern äußerst brutal vorgegangen. Für Neville und Professor McGonagall endeten die Gespräche im Krankenflügel.“
„Was ist mit mit McGonagall passiert?“ kam die Frage von den Hufflepuffs.
„Sie hat Carrow zur Rede stellen wollen, weil er Neville zusammengeschlagen hatte!“ erklärte Ginny. „War ziemlich übel. Luna und ich haben es mitbekommen. Er hat sie beschimpft und bedroht und wohl gegen die Wand gestoßen. Ich habe es nur gehört und nicht gesehen, jedenfalls blutete sie am Hinterkopf und hatte eine Gehirnerschütterung.“
„Patma hat es auch erwischt!“ sagte Pavarti. „Heute Nachmittag.“
„Was ist mit ihr?“ wollte Neville wissen. Auch alle anderen waren erschrocken. Was Patma passiert war, hatte sich noch nicht herumgesprochen.
„Sie hat geschwiegen. Auf keine Frage ein Wort!“ erklärte Pavarti. „Carrow hat ihr den Zeigefinger zurück gebogen, um sie zum Reden zu bringen. Der Finger ist gebrochen!“
„Vielleicht hätte sie sich besser ahnungslos gestellt!“ sagte Seamus.
„Hinterher ist man immer klüger!“ gab Pavarti zurück.
„Woher weist Du eigentlich von dem Imperius?“ fragte Susan an Neville gewandt.
„Ich war dabei!“ mischte sich Franklin ein. „Carrow hat mich doch erwischt. Mit den Streichhölzern, meine ich. Naja, da durfte ich als Versuchskaninchen dienen!“
„Die haben den Imperiusfluch an Dir geübt?“ wollten viele fassungslos wissen.
„Ja!“ sagte Franklin gedehnt. „Mir ist aber nichts passiert. Professor Snape hat direkt vor Anfang der Lerngruppe mit Carrow gestritten. Er meinte, das mir nichts passieren darf!“
„Bitte, was?“ fragte Neville. „Davon hast Du gestern gar nichts erzählt!“
„Hat sich halt nicht ergeben!“ sagte Franklin schulterzuckend. „Wäre es denn wichtig gewesen?“
„Vielleicht!“ sagte Neville. „Ich wundere mich sowieso über Snape. Er verhält sich irgendwie seltsam, findet Ihr nicht auch?“
„Wie meinst Du das?“ fragte Seamus.
„Na, erstens, in der Nacht in der Eingangshalle, da hat er Filch verboten, seine Peitsche auszupacken. Dann tut er nichts gegen Dumbledores Armee, außer sie zu verbieten. Der weiß doch, das ein Verbot nichts bringt. Und jetzt das. Das ist doch merkwürdig!“ sagte Neville ratlos.
„Vielleicht steht er unter einem Imperius?“ vermutete Franklin. „Er soll ja ein Todesser sein....“
„Er ist ein Todesser!“ stellte Luna klar.
„Ja, ja!“ sagte Franklin. „Schon klar. Aber vielleicht hat ihn jemand, ähm, umgedreht?“
„Du meinst, er ist an das andere Ufer gewechselt?“ fragte Seamus grinsend.
Um den Tisch herum fingen einige an zu kichern.
„Ich habe das doch nicht so gemeint!“ sagte Franklin empört. „Ich meinte, das er vielleicht jetzt, naja, ganz ok ist!“
„Professor Snape war immer ein Meister der Täuschung. Er hatte selbst Dumbledore überzeugt. Was auch immer er jetzt vorhat, wir sollten vorsichtig sein!“ sagte Ginny entschieden.
„Du hast natürlich recht, Ginny, aber trotzdem darf ich mich doch wundern!“ sagte Neville.
„Klar, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber ich wollte nicht, das Du Dir falsche Hoffnungen machst! Du kannst Snape nicht trauen!“
„Das tue ich doch gar nicht!“ rief Neville aus.
„Bevor das noch in einen Streit ausartet, kann vielleicht jemand etwas über Alecto Carrow erzählen?“ meinte Luna. „Ich habe außer von ihrer Hetze gegen Muggel nichts von ihr mitbekommen!“
„Dann hast Du was verpasst!“ antwortete Anthony Goldstein. „Sie hat Madam Prince zur Schnecke gemacht, weil sie die verbotene Abteilung immer noch unter Verschluss hält.“
„Die war doch immer unter Verschluss!“ wunderte sich Ginny.
„Sie sollte es wohl aber nicht mehr sein, wenn ich das richtig verstanden habe. Offenbar hat Professor Snape das Verbot aufgehoben.“ sagte Anthony.
„Das würde ja passen!“ sagte Neville. „Jetzt, wo hier die dunklen Künste unterrichtet werden, macht es auch wenig Sinn, diese Abteilung zu verbieten!“
Neville trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum und dachte angestrengt nach. Letzte Nacht hatte er noch überlegt, wie er es anstellen sollte, der Lerngruppe für die dunklen Künste beizutreten. Nach all dem, was er in der kurzen Zeit dieses Schuljahres schon gesagt hatte, würde der Professor sicherlich misstrauisch werden. Mit dem Zugriff auf die Verbotene Abteilung, würde er dieser Gruppe gar nicht beitreten müssen.
„Das ist gut, wirklich gut!“ murmelte er vor sich hin.
„Was ist wirklich gut, Neville?“ fragte Luna.
„Das die verbotene Abteilung geöffnet wird!“ sagte Neville leise.
„Und warum findest Du das gut?“ fragte Luna.
„Wir müssen lernen!“ sagte Neville. „Wenn da jetzt Slytherins herumlaufen, die den Imperius drauf haben, dann müssen wir lernen ihn abzuschütteln.“
„Moment mal, wenn wir das lernen sollen, dann brauchen wir aber jemanden, der den Fluch kann!“ protestierte Susan Bones.
Neville beugte sich vor und sah Susan mit ernster Miene ins Gesicht.
„Richtig!“ sagte er ruhig.
„Aber wer?“ fragte Susan unsicher und schaute in die Runde.
„Wenn das keiner sonst übernehmen will, mache ich das!“ sagte Neville entschieden. „Wenn ich jetzt in die verbotene Abteilung kann, wird sich sicherlich ein Buch darüber finden.“
„Da werde ich Dir helfen!“ meinte Luna.
„Ich auch!“ sagte Hannah in scharfen Tonfall.
Ginny fing an zu grinsen. Vielleicht sollte sie noch einmal mit Luna über Neville und Hannah reden.
„Gut, wenn wir das geklärt haben.“ sagte sie. „Wenn Ihr dann soweit seid, können wir uns überlegen, wie wir Termine zum Üben festlegen!“
„Noch mehr üben?“ maulte Franklin.
„Ich dachte, gerade Du würdest das verstehen!“ konterte Neville.
„Schon!“ meinte Franklin und verdrehte die Augen. „Aber ich habe mir so viel überlegt!“
„Hat Dir das gestern nicht gereicht?“ fragte Terry erbost.
Doch Franklin machte eine abwertende Handbewegung in die Richtung seines Cousins.
„Ich habe mir gedacht, wir könnten so etwas machen wie den Streich der Woche! Jede Woche einen Streich, Dumbledores Armee unterschreibt, so nach dem Motto, wir waren das!“
„Das ist genial!“ mischte sich Seamus mit ein. „Wenn es einmal draußen regnet, könnten wir dafür sorgen, das es in der großen Halle wirklich regnet!“
„Ich habe mal ein Gemälde gesehen, das mit einem Dauerklebefluch an die Wand geklebt war.“ erzählte Ginny. „Das wäre doch was für die Klassenzimmertüren der Carrows.“
„Wir könnten uns auch mal kundig machen, was Muggelstreiche angeht. So ganz ohne Magie. Das ärgert die Carrows bestimmt fürchterlich!“ sagte Susan.
So ernsthaft der Beginn dieses Treffens war, so lustig wurde es nun, als nach und nach immer mehr Vorschläge gemacht wurden, was man alles anstellen konnte. Neville überlegte nicht mehr, ob Franklins Vorschlag allgemein angenommen wurde. Die aufgeregten Vorschläge, das Gelächter und die gespannte Vorfreude sprach Bände. Nach einer Weile plapperten alle wild durcheinander. Er konnte zwei Sitze neben sich Hannah und Susan diskutieren hören. Belustigt hörte er zu, wie sie über die Vor- und Nachteile von Magischen Furzkissen und denen der Muggel redeten. Susan konnte es nicht fassen, das die der Muggel völlig geruchsfrei waren. Auf der anderen Seite redete Luna gerade auf Seamus ein, um ihn von dem Vorteil einer Nargel-Zucht zu überzeugen. Seamus sah nicht so aus, als ob es Luna gelingen würde.
Es war aber langsam an der Zeit, einen Entschluss zu fassen, was denn nun geschehen sollte. Nevilles leises Räuspern blieb jedoch unbeachtet.
„HALLO?“ rief er in den Raum und erlangte damit die gewünschte Aufmerksamkeit.
„Ich will ja nicht mosern, aber ich glaube, wir haben nicht mehr viel Zeit, es wird schon spät für die Jüngeren. Ich glaube Franklins Vorschlag ist angenommen!“ sagte Neville und schaute zu dem Jungen, der siegreich die Faust hob.
„Womit fangen wir an?“ fragte Neville, der als Antwort wieder ein heilloses Durcheinander an Wortmeldungen erhielt.
Neville sorgte wieder für Ruhe. „Meine Meinung ist, da es Franklins Vorschlag war, das er entscheiden soll, womit wir beginnen!“
Alle Köpfe drehten sich zu Franklin um. Der wurde leicht rot.
„Ich fand Ginnys Vorschlag gut!“ meinte Franklin lächelnd.
„Das Problem ist, ich weiß eigentlich gar nicht so genau wie ein Dauerklebefluch funktioniert!“ gab Ginny zu.
„Überlasse das ruhig uns!“ sagte Anthony Goldstein. „Das letzte Mal hattet Ihr Gryffindors Euren Spaß. Diesmal sind wir dran!“
Erschöpft fiel Ginny in ihr Bett. Sie zog die Vorhänge zu und dachte noch einmal an das DA Treffen. Es hatte Spaß gemacht und Spaß hatte man hier in Hogwarts in der letzten Zeit wirklich nicht viel gehabt. Das die Quidditchmannschaft noch keine Genehmigung hatte, lastete schwer auf ihr, den Quidditch war mit das einzige, das sie noch hatte. Nein, das war ungerecht, überlegte sie. Sie hatte Freunde, sie hatte eine tolle Familie. Aber wenn sie zur Ruhe kam, fehlte etwas. Harry. Manchmal lag sie Abends da und dachte an die wundervollen Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten und es gelang ihr, gefangen in den schönen Erinnerungen, lächelnd einzuschlafen. Aber es gab auch Tage wie diesen. Es wäre so schön gewesen, gemeinsam mit Harry bei dem Treffen zu sitzen, gemeinsam zu lachen und Pläne zu schmieden. Doch Harry´s Pläne schlossen Ginny nicht mit ein. Obwohl Harry gesagt hatte, das es nur um Ginny´s Sicherheit ging, wollte sie es nicht verstehen. Sie war in Hogwarts nicht in Sicherheit. Aber das war Ginny relativ egal. Sie wusste nur, das es weh tat, das er nicht bei ihr war.
„Du fehlst mir so!“ flüsterte sie leise.
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