von uni
Malfoy nackt oder kleine menschliche Schwächen
Dracos Nacht war grauenhaft gewesen. Er würde es nie zugeben, aber er war noch immer aufgeregt, wenn es auf den ersten Tag eines neuen Schuljahres zuging. Vor allem die vorletzte Nacht vor der Abreise war schlimm, er konnte kein Auge zu tun.
Als er am Morgen nach unten in das riesige Esszimmer kam, wurde er von seinem Vater mit kalter und distanzierter Stimme dementsprechend begrüßt. „Du siehst schrecklich aus, Sohn!“
Draco antwortete nicht, er zuckte lediglich mit den Schultern.
Er hätte den Abschluss mit Bestnoten bestanden, da war er sich sicher. Vielleicht nicht so gut wie Schlammblut Granger, aber das war auch kein normaler Maßstab.
Daher störte es ihn ungemein, dass er das letzte Schuljahr wiederholen musste und dass nur, weil Voldemort Pläne mit ihm hatte.
Andererseits verlieh ihm der Aufenthalt im Schloss einen gewissen Schutz, er war bisher drum herum gekommen einen Menschen… Nein, diesen Gedanken verbot er sich. Sie könnten ihn um Kopf und Kragen bringen.
Lustlos stocherte er in seinem englischen Frühstück herum. Seine Mutter kam in den Raum. Die Eheleute begrüßten sich mit einem schlichten Nicken, bevor Narzissa zu ihrem Sohn ging.
„Draco, du musst deine Sachen noch packen. Du wirst morgen gleich nach dem Frühstück nach London flohen. Deine Schulbücher wurden vorhin geliefert, ich habe sie dir in dein Zimmer bringen lassen.“
Draco stimmte leise zu, schob den Stuhl zurück und erhob sich. Der Teller vor ihm war noch halb voll.
Auch in Hogwarts waren die Vorbereitungen für den morgigen Tag in vollem Gange.
Albus Dumbledore war in arge Bedrängnis geraten, denn er suchte noch immer Händeringend einen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste.
Das Gerücht, ein Fluch würde auf diesem Posten liegen, hatte sich herum gesprochen und wenn die Angst vor Voldemort die Lehrer nicht abschreckte, dann war es das Gemunkel um die durchschnittliche Kurzlebigkeit dieser Lehrer.
Selbst in der Auroren Zentrale hatte der Schulleiter nachgefragt, ob nicht ein Zauberer abkömmlich sei.
Voldemort verhielt sich zwar im Augenblick relativ ruhig, was jedoch nicht bedeutete, dass die Auroren nichts zu tun hätten.
Überall wurden Nachforschungen betrieben und Todesser gejagt. Jedem Hinweis musste nachgegangen werden und so konnte man keinen Mitarbeiter entbehren.
Die letzte Hoffnung auf eine Lösung hielt Dumbledore in diesem Moment in den Händen.
Er riss den Brief auf und entfaltete das Schreiben langsam. Wenn dieser Mann nicht zusagen würde, hätte Dumbledore ein echtes Problem, denn gerade dieses Fach war in solch unruhigen Zeiten ungemein wichtig.
Die letzte Möglichkeit wäre Severus Snape diesen Posten zu geben, doch das wäre nun wirklich der letzte Ausweg, den der Zauberer nur äußerst ungern beschreiten würde.
Schnell überflog er das Geschriebene und Dumbledores Gesicht hellte sich merklich auf. Er musste nach Irland apparieren und das am Besten so schnell wie möglich.
Während im Schulleiterbüro gerade jemandem ein Stein vom Herzen fiel, verspürte Hermine, einige Etagen weiter unten, einen Kloß im Hals.
Die Arbeit mit Severus war ab heute beendet. Poppy kehrte heute Nachmittag zurück, Snape würde ab übermorgen wieder unterrichten und Hermine würde keinen Grund mehr haben Zeit mit ihm zu verbringen.
„Gut Hermine, dass war es. Ich kann dir in Sachen Heiltränke nichts mehr bei bringen. Es war ohnehin nur wenig, was du noch nicht wusstest. Du kannst gehen.“ Sie sah ihn enttäuscht an, sollte es das wirklich gewesen sein? Sechs Wochen in denen sie sich näher gekommen waren, in denen sie gestritten, gelacht, sich angeschrieen hatten. All dass war nun vorbei und alles was er zu sagen hatte, war „du kannst gehen“?
Nicht einmal die Tatsache, dass er sie wieder duzte konnte sie nicht über diese abweisenden Worte hinweg trösten.
Sie startete einen Versuch, ihm ihre Gedanken durch die Blume mit zu teilen. „Ich glaube ich habe diesen einen Trank nicht ganz verstanden. Wir sollten ihn noch einmal durch nehmen.“
Snape sah nicht einmal auf, er antwortete lediglich genervt: „Hermine, du weißt, dass du den Trank beherrschst. So wie du JEDEN verdammten Trank beherrschst, über den wir in den letzten Wochen geredet haben. Du hast es nicht nötig diese Dinge immer und immer wieder durch zu kauen. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du jetzt gehen würdest. Mach dir einen schönen Tag, triff dich mit deinen Freunden oder geh in die Bibliothek, wenn du denkst, du kannst nicht glücklich werden, ohne noch einmal diesen verdammten Trank behandelt zu haben.“
Zum Schluss war er laut geworden, was ihm insgeheim sofort leid tat, aber ihr betteln um Zeit, die er nun mal nicht hatte, machte ihn nervös. Es war ohnehin schwer für ihn.
Außerdem hatte er in den letzten Tagen seine Unterrichtsvorbereitung vernachlässigt, hinzu kam, dass Voldemort sich schon seit Beginn der Sommerferien nicht mehr bei ihm gemeldet hatte. Auch in der Öffentlichkeit agierte er kaum noch, was Snape mehr beunruhigte als beruhigte. Irgendetwas war im Busch und es machte ihm Angst, dass er nicht wusste was.
Hermine sagte nichts, ihre Mundwinkel zuckten und es bildeten dich deutliche Falten auf ihrer Stirn, ein deutliches Zeichen, dass sie kurz davor war, eine Diskussion anzufangen.
„Hermine, so viel du mir auch bedeutest, so intelligent du auch bist, so wenig Feingefühl hast du auch für die Stimmung anderer Leute. Verschwinde endlich.“
Er wedelte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. Hermine verzog beleidigt das Gesicht und verließ den Raum, ohne Snape eines weiteren Blickes zu würdigen.
Innerlich verstand sie, was er meinte. Hermines Problem war allerdings, dass sie eine wirklich , dass sie einfach ein Dickkopf war, vor allem wenn es um ihre eigenen Fehler ging.
Schon in ihrer Schulzeit hatten Harry und Ron sie damit aufgezogen.
Ratlos, wie sie nun den Vormittag verbringen könnte, schlenderte sie durch die Schlossgänge.
Ginny hatte keine Zeit, schließlich würde auch für sie morgen die Schule wieder beginnen.
Ron hatte alle Hände mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun, ebenso wie Luna.
Auch Harry hatte sicher keine Zeit, sie hörte kaum etwas von ihm, denn seine Aurorenausbildung nahm ihn voll und ganz ein.
Das Schloss wirke wie ausgestorben. Die Lehrer waren in ihren Räumlichkeiten und trafen letzte Vorbereitungen. Ab morgen würden die Gänge von dem fröhlichen Geschrei der Schüler erfüllt sein.
Es war ein komisches Gefühl, dieses Schuljahr nicht als Schülerin zu verbringen.
Hermine beschloss zu Poppy zu gehen und mit ihrer Ausbilderin den morgigen Ablauf durch zu sprechen.
Die Heilerin war erfreut Hermine zu sehen und gern nahm sie sich einige Minuten Zeit mit ihr zu sprechen.
Auch wenn sie ihr versicherte, dass morgen nicht viel zu tun sein würde, da die Schüler jedes Jahr erst gen Abend anreisten.
Wirklich Stress herrschte auf der Krankenstation erst ab übermorgen, wenn sich die älteren Schüler auf ihre alten Feindschaften besonnen hatten und den Jüngeren die ersten Flüche zu Ohren gekommen waren.
Am Ende hatte die Besprechung nur zwanzig Minuten in Anspruch genommen und Poppy lehnte Hermines Hilfe ab. „Mädchen nimm dir den Tag doch frei, wenn das Schuljahr erst einmal angelaufen ist, dann wünscht du dir du hättest mehr Zeit für dich.“ Freundlich lächelnd schob die beleibte Hexe ihre junge Auszubildende aus der Tür.
Hermine hatte nun immer noch das Problem, wie sie den Tag verbringen wolle.
Sie könnte allein in die Winkelgasse, war sich aber fast sicher, dass es dort heute vor Menschen wimmeln würde.
Morgen begann das neue Schuljahr und sie wusste aus eigener Erfahrung, dass einige Nachzügler heute erst Bücher und Kessel einkaufen würden.
Seufzend beschloss sie in die Bibliothek zu gehen und den letzten Tag, den sie dort allein sein würde, in diesen Räumlichkeiten zu verbringen.
Dieser Plan wurde jedoch zunichte gemacht, denn in der Bibliothek befand sich bereits der Schulleiter und in seiner Begleitung ein scheinbar steinalter Mann.
Er war schlank und trug einen kurzen grauen Bart. Seine Augen waren eisblau, waren aber nicht, wie bei Menschen in diesem Alter üblich trüb, vielmehr hatten sie einen unangenehm musternden Ausdruck.
Um seinen Mund lag ein scharfer Zug, der ihn nicht unbedingt sympathischer machte.
Dumbledore stellte seinen Begleiter als einen „Mister William Cormac“ vor, er sollte in diesem Jahr die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen.
Hermine kam der Name irgendwie bekannt vor, sie konnte sich jedoch nicht entsinnen woher.
„Das ist Miss Granger. Sie hat letztes Jahr ihren Abschluss hier gemacht und zwar als beste ihres Jahrgangs. Sie macht momentan ihre Ausbildung zur Heilerin bei uns.“
Der andere Mann musterte sie kurz mit seinem unangenehm stechenden Blick. Hermine senkte schnell die Lider, als er ihr in die Augen sah.
Der Mann sagte nichts zu ihr, was sie als äußerst unhöflich empfand.
Um etwas Small Talk bemüht, versuchte sie ein Gespräch zu beginnen. „Cormac, das hört sich irisch an. Aus welchem Teil Irlands stammen sie?“
„Wexford- Leinster“, grunzte er.
„Ich habe gehört diese Gegend soll sehr schön sein.“
Mister Cormac hatte schon wieder das Interesse an ihr verloren und so erhielt sie keine Antwort auf diese unausgesprochene Frage.
„Albus, zeig mir doch den Rest des Schlosses oder sind wir mit der Führung schon am Ende?“ Dumbledore störte sich an dem unfreundlichen Ton seines neuen Angestellten nicht. Er lächelte so freundlich, wie eh und je. „Oh natürlich nicht William, ich habe dir bisher nur einen kleinen Teil der Schule gezeigt. Wir waren noch gar nicht in den Kerkern und die Große Halle hast du auch noch nicht gesehen und du musst UNBEDINGT einen Spaziergang über die Länderein machen.“
Noch im gehen wandte er sich zu Hermine und rief ihr zu: „Miss Granger, sie haben doch sicherlich nichts mehr vor. Wenn sie möchten, können sie uns begleiten.“
Hermine fand es unhöflich abzulehnen und so begleitete sie den Schulleier. Außerdem wollte sie unbedingt wissen, woher sie diesen seltsamen Mann zu kennen schien. (Mann zu kennen schien)
Die Führung an sich war eher langweilig, schließlich kannte sie das Schloss in und auswendig, es war jahrelang wie eine zweite Heimat für sie gewesen.
Dumbledores Erklärungen waren auch nicht wirklich informativ für sie. Die historischen Fakten und Anekdoten, die er zum Besten gab, kannte sie bereits.
Beinahe bereute sie es schon wieder, mit gekommen zu sein und nicht an ihrem ursprünglichen Plan, den Tag in der Bibliothek zu verbringen, fest gehalten zu haben.
„Hermine, du bist doch sehr belesen. Ich bin mir sicher du hast die Werke von unserem neuen Lehrer gelesen“, richtete Albus plötzlich das Wort an sie.
‚Er ist also Autor.’
Schnell kramte Hermine in ihrem Gedächtnis, ob sie sich an die Bücher von diesem Mann erinnern konnte.
„Albus ich bin mir sicher, deine ehemalige Schülerin ist zu jung, um sich mit Spekulationen über Parallelwelten zu beschäftigen.“
Hermine fiel es plötzlich, wie Schuppen von den Augen. Natürlich hatte sie seine Werke gelesen, ja gerade zu verschlungen. Seine Bücher „Welten im Zwielicht“, „das Ich der anderen Welt“ und „Mittwelt oder meine Reise jenseits des Horizonts“ waren viel diskutierte Werke. Viele hielten ihn für einen Spinner, andere glaubten, dass er sich diese Reisen in andere Welten ausdachte, um seine Theorien wichtiger erscheinen zu lassen.
Hermine gehörte zu letzteren. Was er schrieb klang richtig, seine Ideen hatten Hand und Fuß. Sie bezweifelte jedoch stark, dass der Mann, der ihr in diesem Augenblick gegenüberstand wirklich diese Welt verlassen hatte und einige Zeit die anderen Welten, Spiegelwelten, Parallelwelten erforscht hatte.
Sie war eine Hexe, ihr begegneten jeden Tag unglaubliche Dinge, aber das war selbst für sie zu unglaublich.
Eines jener Bücher hielt gerade Molly Weasley in der Hand. Sie befand sich mit ihrer Tochter in der Winkelgasse, denn über allen Hochzeitsvorbereitungen, hatte sie völlig vergessen die Dinge, die Ginny für das neue Schuljahr noch benötigte, zu besorgen.
„Mum, du willst doch nicht wirklich diesen Schund lesen. Parallelwelten, so einen Blödsinn hab ich ja noch nie gehört.“
Molly winkte lächelnd ab. „Keine Sorge mein Schatz, ich wollte es mir ja nur einmal ansehen.“
Ginny verdrehte genervt die Augen. „Wir müssen noch zu Madam Malkins und mein Kleid abholen, außerdem hat Hermine bald Geburtstag und ich brauche noch ein Geschenk für sie.“
Madam Malkins begrüßte ihre Kunden erfreut. „Miss Weasley, wie schön, dass es sie heute noch geschafft haben. Ich habe das Kleid, wie gewünscht geändert. Es müsste nun, wie an gegossen passen. Probieren sie es doch bitte noch schnell an. Ich hab es ihnen an die Stange dort drüben gehängt.“
Dann wuselte die Hexe wieder davon, um sich um die andere Kundschaft zu kümmern. Der Laden war heute geradezu überfüllt.
Ginny schnappte sich ihr Kleid und kämpfte sich zu einer Umkleidekabine vor.
Ohne nachzusehen, ob sie bereits besetzt war, schlüpfte sie durch den Vorhang, nur um zu merken, dass ihr gegenüber ein erschrockener Draco Malfoy gerade einen Festumhang anprobierte.
„Weasley, raus“, zischte er gefährlich leise.
Sie ging langsam rückwärts aus der Kabine, jedoch nicht ohne noch einen kurzen Blick auf seinen nackten Oberkörper zu erhaschen.
Ein hämisches Stimmchen in ihrem Hinterkopf, flüsterte ihr zu:‚Nicht schlecht!’
Denn was sie sah gefiel ihr ausnehmend gut.
Ihr Blick glitt über die nackte Haut, blieb jedoch an Dracos rechtem Unterarm hängen. Auf der blichen Haut prangte, wie ein Schandfleck, eine Tätowierung.
Der Schädel schien sie anzublitzen. Dieses Bild blieb in ihrem Kopf, selbst als sie den Laden schon längst verlassen hatte.
‚Das Dunkle Mal. Draco Malfoy trägt das Dunkle Mal.’
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