von uni
Das zweite Mal oder Wenn ich könnte, dann…
Hermine schlummerte selig in ihrem Bett. Sie wirkte friedlich, doch wenn man sie genau ansah, konnte man hören, dass ihr Atem ungewöhnlich schnell ging und ihre Augenlider unruhig flatterten.
Sie träumte von Snape, wie jede Nacht seit einigen Tagen. Sie sah in ihren Gedanken seine Hände, die zärtlich über die ihren strichen. Ein sanftes Lächeln, das seine sonst so harten Züge erhellte. Hermine erschauderte im Schlaf, als seine sonst so hämische Stimme in ihren Gedanken zu einem seidigen, fast schon sanftem Flüstern wurde.
„Hermine, da ist etwas, was ich dir schon lange sagen wollte.“ Er streckte die Hand aus und liebkoste sanft ihre Wange. Dann blickte er ihr tief in die Augen. „Du musst wissen, ich bin anders, als ich all die Jahre vorgab zu sein.“
Hermine beugte sich zu ihm, ihre Lippen waren nur noch einige Millimeter voneinander entfernt. „Was wolltest du mir sagen?“ Ihre Kehle war plötzlich unglaublich trocken, sie schluckte aufgeregt.
Severus öffnete die Lippen. „Hermine, schon seit einiger Zeit, gebe ich mich verbotenen Gefühlen hin. Du.. ich…“ Er stockte und sie stieß ihn ermutigend an. Snape wollte fortfahren, doch es kam nur ein hohes, unerträgliches Piepsen über seine Lippen.
Hermine schreckte auf. Verwirrt sah sie sich um. Mit einem Schlenker des Zauberstabs ließ sie ihren Wecker verstummen.
Sie rieb sich verschlafen die Augen.
Was hatte sie noch mal geträumt? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass es ein schöner Traum gewesen war, aber worum genau es ging, dass wusste sie nicht mehr. Murrend kroch sie aus dem Bett. „Ich will weiter schlafen und nicht zu Snape.“
SNAPE. Siedend heiß fiel ihr der vergangene Tag wieder ein. Sie hatte auf weitere Konfrontationen mit ihm verzichtet und war auch nach dem Mittagessen nicht mehr zurück zu ihm gegangen.
Unter normalen Umständen, wäre Hermine so etwas wie schwänzen nicht in den Sinn gekommen, aber die augenblickliche Situation war alles andere als normal. Sollte er doch schmoren, ihr war es egal.
Sie hatte keine Ahnung, was ihr Fernbleiben beim allseits gefürchteten Zaubertränkemeister ausgelöst hatte. Severus Snape, der für gewöhnlich kühle und abweisende Mann, saß in seinen Räumen und machte sich Vorwürfe. Anfangs war er wütend. Was bildete sich diese Göre eigentlich ein, schließlich verbrachte er seine kostbare Zeit mit ihr!
Der Zorn verflog schnell und an seine Stelle trat Reue. Wie hatte er sie nur so behandeln können? Sie konnte nichts dafür, dass er seine Gelüste nicht unter Kontrolle halten konnte. Er musste sie von sich fernhalten, aber nicht auf diese niedere Art und Weise.
Severus seufzte. ‚So kann dass nicht weitergehen, ich muss wohl oder übel mit ihr reden.’
Einige Stunden später stand Hermine vor dem Spiegel und versuchte ihre wilden Locken zu bändigen. Seufzend gab sie auf und erledigte das Problem kurzerhand durch Zauberei. Ihr Haar war nun zu einem strengen Zopf gebunden, passend zu ihrer Frisur hatte sie einen engen schwarzen Rock, hochhackige Schuhe und eine enge lederne Corsage an, die ein Weihnachtsgeschenk von Ginny gewesen war. Das würde Snape sicherlich nicht sonderlich beeindrucken, trotzdem kam sie sich selbst so viel strenger und standhafter vor. Der ungewohnte Aufzug stärkte ihr Selbstbewusstsein ungemein.
Sie besah sich ein letztes Mal im Spiegel. Einigermaßen zufrieden wandte sie sich um. Sie wollte nicht, dass die gemeinsame Arbeit, so wie letztes Mal verlief. „So kann dass nicht weitergehen, ich muss wohl oder übel mit ihm reden.“
Sie verließ das Badezimmer und schritt eilig hinunter zum Kerker. ‚Diesmal wird er mich nicht einschüchtern und mit seinen Beleidigungen treffen’, nahm sie sich still vor, als sie vor Snapes Tür stand.
Mit energischem Gesichtsausdruck drosch sie mit ihrer Faust auf das Holz ein.
Severus hatte derweil nervös in seinem Wohnzimmer gesessen und gebangt, ob Hermine nach seinem gestrigen Auftritt bei ihm erscheinen würde. Nur schwer konnte er also seine Erleichterung verbergen, als er die Tür aufriss.
Schnell versuchte er noch einen wütenden Blick aufzusetzen, was ihm aber nicht gelang.
Hermine schob sich bestimmt an ihm vorbei. Sie steuerte jedoch nicht das Labor an, sondern ließ sich auf Snapes Couch nieder. Sie war versucht ihre Füße auf seinen Tisch zu legen, aber so groß war ihr Selbstvertrauen doch nicht und sie begnügte sich damit, eine einigermaßen bequeme Position einzunehmen.
Severus stand, wie vom Donner gerührt, noch immer in der Tür. Dieses Verhalten war er von Hermine gar nicht gewohnt. Eher hätte er dies erwartet, hätte er sich Potter, Weasley oder einen anderen ihres Jahrgangs eingeladen. Es störte ihn, dass sie sich auf das Niveau ihrer Generation herab begab, denn dies war eine der Eigenschaften, die er so an Hermine schätzte. Sie war so anders als der Rest ihrer Freunde, sie war intelligent, höflich und hatte eine überdurchschnittliche Auffassungsgabe.
Hermine konnte ihre Unsicherheit gut überspielen und es freute sie, dass ihr Verhalten Snape augenscheinlich schockierte.
Er begab sich langsam zu seinem Ohrensessel, der Hermines Platz gegenüber lag.
„Warum sind sie gestern nicht mehr zu mir gekommen? Haben sie es nicht für nötig gehalten, mich weiterhin mit ihrer Anwesenheit zu beehren?“ Sein Blick schweifte über Hermines Outfit. „Was soll überhaupt dieser Aufzug, versuchen sie eine Domina nachzuahmen?“
Er war erleichtert zu hören, dass seine Stimme zu der gewohnten Schärfe zurück gefunden hatte.
Hermine blitzte ihn wütend an und fauchte:„Tun sie nicht so, als wüssten sie das nicht. Professor Snape, wir müssen reden.“
Der Angesprochene schmunzelte, als er die gewohnte Anrede vernahm. Ihr Benehmen war also reine Show, ihre Erziehung verbot ihr, von den alten Umgangsformen zu lassen.
Hermine interpretierte Snapes Lächeln falsch. „Es kann ja sein, dass die Nacht vor einigen Wochen für sie äußerst lächerlich war! Nichts desto Trotz würde ich meine Ausbildung gern ohne größere Auseinandersetzungen mit ihnen über die Bühne bringen.“
Snape blickte sie nachdenklich an. „Miss Granger, was treibt sie zu der Annahme, dass diese Nacht mein Verhalten ihnen gegenüber beeinflusst?“
Hermine zuckte mit den Schultern. In der Tat, was brachte sie dazu? Snape war schon immer gemein und ungerecht ihr gegenüber gewesen. In den letzten Wochen vor ihrem Abschluss sogar schlimmer den je. In so fern waren seine Beleidigungen von gestern nur normal. Diesmal hatte er eben eine persönliche Angriffsfläche gehabt.
Den Einwand übergehend antwortete sie: „Professor, wenn ich könnte, dann würde ich die gemeinsame Nacht mit ihnen vergessen. Leider ist das nicht möglich, also möchte ich sie bitten, mir keine Steine in den Weg zu legen. Können wir die nächsten sechs Wochen nicht einfach schnell hinter uns bringen? Dann müssen sie mich nie wieder sehen, außer vielleicht wir laufen und zufällig über den Weg. Allerdings können wir uns dann ja einfach ignorieren.“
Schweigend hatte er ihr gelauscht, äußerlich völlig ruhig. In seinem Inneren jedoch war er tief getroffen. Sie würde die Nacht am liebsten vergessen, hatte sie gesagt und LEIDER konnte sie dies nicht. ‚Was dachtest du Narr? Das es ihr gefallen hat und sie sich dir nun um den Hals wirft?’, wies er sich im Stillen zurecht.
„Sie kennen ihre Aufgabe, bitte fangen sie mit den Tränken an.“
Severus stand auf und begann leise zu arbeiten. Hermine saß völlig perplex auf dem Sofa. War das etwa alles? Keine Entschuldigung und kein „selbstverständlich Miss Granger“?
Sie seufzte. ‚Sei zufrieden damit, mehr wird er dazu nicht sagen.’
Also stand sie ebenfalls auf und erledigte die ihr aufgetragenen Arbeiten.
So verging der gesamte Vormittag, ohne Zwischenfall. Um Punkt Zwölf unterbrach Snape sein Schaffen. „Miss Granger sie können jetzt Mittagspause machen. Außerdem bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass sie eine Wiederholung nicht nötig haben. Wir werden morgen mit etwas anderem fort fahren.“
Sie sah ihn überrascht an. „Morgen, soll das heißen, ich habe für den Rest des Tages frei?“
Er schüttelte leicht den Kopf. „Kommen sie heute Abend wieder, ich werde das, vorhin von ihnen Kritisierte, noch einmal mit ihnen besprechen.“
Einige Minuten später gratulierte sich, in der Großen Halle, eine verwunderte Hermine zu ihrem vermeidlichen Sieg. Snape saß derweil nachdenklich in seinem Zimmer und plante sein Vorgehen für den kommenden Abend.
Was sollte sie mit dem Nachmittag anfangen? Hermine stand unschlüssig vor Hogwarts Tor.
„Ich könnte in die Winkelgasse gehen und einkaufen oder ich könnte Harry oder Ron besuchen oder hier bleiben und mir einen Schlachtplan überlegen. Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. Eine aschgraue, zerfledderte Eule landete vor ihr und gab ihr mit einem stolzen „Shuhu“ einen Brief. Hermine nahm das Schriftstück, das eher ein Zettel war, entgegen und reichte dem Boten gedankenverloren einen der Eulenkekse, von denen sie immer ein paar mit sich trug.
Hermine, komm mich doch mal wieder besuchen. Ich hab dir was zu erzählen.
Ginny
Hermine kramte in ihrer Jackentasche und zog einen Bleistiftstummel hervor. Eilig kritzelte sie eine Antwort auf die Rückseite und gab sie der Eule.
15.00Uhr in der Winkelgasse, es gibt da ein
neues Cafe, die sollen ganz tollen Kuchen haben.
Sie lief zur Grenze der Länderein und apparierte von dort aus nach London.
Hermine musste nicht lange auf Ginny warten. Sie erschien schon wenige Minuten nach Hermine und setzte sich lächelnd zu der Freundin. Sogleich erschien auch ein Kellner, der die Bestellung der Beiden aufnahm.
„Also was ist los, warum wolltest du so dringend mit mir sprechen?“, fragte Hermine gespannt. „Och so dringend wäre es gar nicht gewesen“, sie stockte, da der Kellner gerade das Bestellte brachte. Ginny schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und einen verführerischen Augenaufschlag. Der Junge lief rot an und verschwand schnell hinter dem Tresen. Ginny seufzte enttäuscht. „Immer dasselbe mit den Kerlen.“ Hermine stupste ihre Freundin an. „Was ist denn aus Dean geworden?“ Ginny winkte nur genervt ab. „Frag bloß nicht, deshalb wollte ich auch gar nicht mit dir reden.“ „Sondern? Nun erzähl schon!“ Ginny lächelte verschmitzt. „Eigentlich sollte ich es dir nicht erzählen“, sie legte eine Pause ein um die Spannung zu steigern, „du wirst es nicht glauben, aber Luna und Ron wollen heiraten.“ Hermine stieß einen leisen Schrei aus. „Ist das wahr? Das ist ja wunderbar!“ Ginny winkte ab, na ja ich persönlich finde es ja etwas früh, aber Mum und Dad wollten, dass das Kind in einer ‚behüteten’ Familie aufwächst. Du kennst die Zwei ja.“ Hermine sah sie schockiert an. „Was Luna ist schwanger? Oh mein Gott, seit wann das denn?“ Ginny lächelte, es war offensichtlich, dass sie die Aufmerksamkeit ihrer Freundin genoss. “Ron und Luna wollen bald eine Party feiern und die beiden Neuigkeiten allen mitteilen. Aber ich müsste es einfach jemandem erzählen, außerdem gehe ich zu Hause vor Langeweile ein.“
Die Beiden schwatzten noch einige Zeit über die Neuigkeiten. Der Frage, ob Hermine denn inzwischen einen Freund gefunden hatte, wich die Hexe geschickt aus. Schließlich war es Zeit für sie zu gehen, Snape wartete sicherlich schon. Die Freundinnen verabschiedeten sich und versprachen einander, den Nachmittag bald zu wiederholen.
Snape hatte sie tatsächlich bereits erwartet, was er sich selbstverständlich nicht anmerken ließ. Zu Hermines Überraschung führte der Professor sie zu seinem Sofa, auf dem sie schon am Vormittag gesessen hatte. Auf dem kleinen Beistelltisch standen zwei Tassen. Durch einen Zauberstabschwenk erhob sich eine Kanne und schenkte schwebend heißen, dampfenden Tee ein. „Ich hoffe sie mögen Earl Grey.“ Hermine nickte. Severus setzte sich neben sie und nicht, wie erwartet, ihr gegenüber. „Mögen sie Zucker und Milch dazu?“ Wieder bejahte sie schweigend. „Und sie nehmen sicherlich auch einen Schluck Rum in den Tee.“ Ohne die Antwort zu erwarten kippte Snape die braune Flüssigkeit in die Tasse.
„Zu welchem Ergebnis sind sie gekommen?“, fragte Hermine zögerlich.
Er hatte sich seine folgenden Worte reiflich überlegt und entschieden, dass es seinem Plan nicht schaden würde, sie auszusprechen. „Miss Granger…nein Hermine, ich möchte dir erklären, warum ich gestern und in den letzten Wochen so außergewöhnlich hart und abscheulich zu dir war.“ Hermine überraschten seine Worte, doch sie schwieg neugierig. „Ich wollte dich keines Weges für irgendetwas bestrafen, sondern eher mich selbst.“ An dieser Stelle konnte er noch umdrehen, er konnte sie nun vor den Kopf stoßen und sie aus dem Zimmer jagen. Aber er wusste, dass er diese Worte aussprechen musste. Ihre Abneigung und ihr Entsetzen würden ihn vielleicht endlich auf den Boden der Tatsachen zurück holen.
„Ich wollte mich dafür bestrafen, dass ich Gefühle dir gegenüber habe. Verbotene Gefühle. Gefühle, die kein Lehrer für eine Schülerin haben sollte.“ Er schwieg und erwartete ihre vernichtende Reaktion. Diese fiel jedoch völlig unerwartet aus.
„Professor Snape, ich weiß das sie mich hassen, aber ich bin wirklich enttäuscht von ihnen, dass sie sich so über mich lustig machen.“ Sie wollte schon aufstehen und gehen, doch er hielt sie an ihrem Ärmel zurück. Seine Augen sprühten vor Zorn. ‚Gleich schlägt er mich’, dachte Hermine erschrocken. „Professor, bitte lassen sie mich los, denken sie nicht, dass sie schon genug unter beweis gestellt haben, wie lächerlich und dumm sie mich finden?“ Snape zog sie zurück auf das Sofa. „So du denkst also ich lüge?“ Hermine schluckte, doch statt des erwarteten Schlages spürte sie seine Lippen auf den ihren.
Sie hielt den Atem an und riss ungläubig die Augen auf. Was sie jedoch noch mehr überraschte, war das Drängen in ihr, den Kuss zu erwidern. So plötzlich die überraschende Zärtlichkeit begonnen hatte, so plötzlich endete sie auch wieder. Keuchend saßen sich beide gegenüber und blickten sich stumm an.
Schließlich brach Hermine das Schweigen. „Warum erzählst du mir das?“ Die ungewohnt vertraute Anrede fühlte dich komisch an, erschien Hermine in dieser Situation jedoch völlig richtig.
Severus’ Miene nahm einen schmerzlichen Ausdruck an. „Keine Sorge du wirst dich gleich an nichts mehr erinnern können. Nicht an das gerade eben und nicht an unsere gemeinsame Nacht.“ Hermine sah ihn erschrocken an. „Was hast du vor?“
Er seufzte. „Das was ich schon von Anfang an hätte tun sollen!“ Er zückte den Zauberstab und richtete ihn auf Hermine. „Keine Sorge, bald hast du es vergessen.“ Er holte noch einmal tief Luft. „Obliviate!“
Hermine quiekte erschrocken und fiel rücklings vom Sofa. Dies rettete sie jedoch davor, von dem Gedächtniszauber getroffen zu werden, dieser prallte an der Wand hinter ihr ab und verpuffte.
Hermine rappelte sich auf und entwaffnete Snape ihrerseits.
„Was sollte das?“, schrie Hermine den Professor ungehalten an. „Na was wohl, ich wollte dir die Erinnerung nehmen“, brüllte er in derselben Lautstärke. „Ja, aber warum?“ Hermine sah ihn vorwurfsvoll an. „Du sagtest doch selbst, wenn du könntest würdest du es vergessen.“ Sie sah ihn verwundert an. „Aber Severus, dass war doch nicht mein ernst. Was wäre, wenn der Zauber schief gegangen wäre?“ Sein Blick wurde trotzig. „Ich bin einer der besten Zauberer dieser Zeit, glaubst du wirklich ich würde bei einem so einfachen Zauber versagen?“
Hermine, die noch immer auf dem Boden saß, redete fast schon zärtlich auf ihn ein. „Severus, ich bin erwachsen genug, um mir einzugestehen, dass Alkohol keine Entschuldigung ist. Ich habe die Nacht ebenso gewollt wie du. Und jetzt hilf mir bitte hoch.“ Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die er zögerlich ergriff, um Hermine vorsichtig hoch zu ziehen.
Sie blickte ihm tief in die Augen. Er zeigte eine Seite von sich, die ihm niemand zu getraut hätte. Hermine schämte sich, dass sie überrascht darüber war. ‚Selbst verständlich hat er eine menschliche Seite. Er ist eben nicht nur Snape das Schwein, sondern auch Severus der verletzliche Mann. Er hat wahrscheinlich noch mehr als diese beiden Persönlichkeiten.’ Hermine musste grinsen, laut diesen Gedanken war Severus schizophren. „Was ist so lächerlich?“, schnauzte dieser in diesem Moment.
Sie schaute ertappt und berichtete ihm wahrheitsgemäß von ihren Gedanken. Anstelle der erwarteten ruppigen Reaktion, nickte Severus jedoch nachdenklich. „Vielleicht hast du sogar recht. Ich habe zwei Leben und zwei Persönlichkeiten. Wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß selbst nicht mehr, was von beidem wirklich und was gespielt ist.“
Hermine nickte wissend. Dumbledore hatte Harry, Ron und sie letztes Jahr in Severus’ Tätigkeit als Doppelspion eingeweiht. Der Schulleiter kannte seine Schüler genau und wusste, dass das Trio sonst auf eigene Faust nachgeforscht hätte. Es wäre nicht auszudenken gewesen, was passiert wäre, wenn die Drei aus Versehen Snapes größtes Geheimnis aufgedeckt hätten.
Harry und Ron brachten dem Zaubertrankprofessor trotzdem nicht mehr Respekt oder gar Sympathie entgegen.
Die Menschlichkeit, die Severus gerade offenbarte gefiel Hermine, sie mochte den „neuen Severus“. Spontan beugte sie sich vor und drückte dem Professor einen Kuss auf die Lippen. Sie selbst war davon gleichermaßen überrascht wie er.
Vorsichtig hob er die Hand und strich ihr durch das Haar.
„Was tust du da?“, flüsterte Severus gegen ihre Lippen. Hilflos zuckte Hermine mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
Noch in derselben Nacht lagen Hermine und Severus nackt nebeneinander auf dem Sofa. Er starrte an die Decke, während sie ihn nachdenklich betrachtete.
‚Ich habe mit meinem Lehrer geschlafen, zwei Mal. Und das Schlimme ist, ich bereue es nicht, es hat sich gut angefühlt.’
Severus durchbrach die Stille. „Wir hätten das nicht tun sollen. Ich glaube du gehst jetzt besser.“ Hermine ging nicht auf Snapes Einwand ein. „Warum hast du es mir erzählt?“
Er schloss die Augen. „Eigentlich solltest du das gar nicht mehr wissen.“
Wieder schweigen. Plötzlich veränderte sich seine Mine. Er stieß sie von sich und sie fiel mit einem überraschten Aufschrei vom Sofa.
Er lachte höhnisch. „Selbst verständlich habe ich mir das nur ausgedacht. Sie wollen mir doch nicht weiß machen, sie haben wirklich geglaubt, jemand könnte sich in eine Besserwisserin wie sie verlieben. Sie könnten meine Tochter sein, ich bin doch nicht pädophil.“
Im ersten Moment wirkte sie wie vor den Kopf gestoßen, Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln. Dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
„Severus ich bitte dich. Als würde ich dir so was abkaufen, du hast mir in den letzten Stunden zuviel von dir selbst gezeigt.“
Er stöhnte. „Was wahrscheinlich ein Fehler gewesen ist. Es war immerhin einen Versuch wert. Ich wollte die Abneigung in deinem Gesicht sehen und ich wollte einmal in meinem Leben zu meinen wahren Gefühlen stehen, auch wenn du dich eh nicht mehr dran erinnern könntest.“ Hermine rappelte sich auf und krabbelte zurück zu ihm. Snape legte einen Arm um sie. „Was ist das zwischen uns Hermine?“ Sie seufzte wohlig. „Ich habe keine Ahnung, aber es fühlt sich gut an.“
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