von redangeleve
Fatale Desire
XXVII. Savin` me ( Part One)
Prison gates won`t open up for me
On these hands and knees I`m crawlin`
Oh, I reach for you
Well I`m terrified of these four walls
These iron bars can`t hold my soul in
All I need is you
(Nickelback, Savin` me)
Ohne Zwischenfälle erreichte Hermine erneut das Atrium und reiste von dort per Flohpulver in ihre Wohnung, wo sie in Windeseile ihre Kleidung wechselte. Das blaue Seidenkleid war für ihre Pläne nicht nur äußerst unbequem, sondern auch über die Maßen auffällig. Wenn sie schon vorhatte, das Gesetz zu brechen, dann wenigstens in einem Outfit, in dem sie nicht so schnell identifiziert werden konnte. Ohne lange darüber nachzudenken, schlüpfte sie daher in eine schwarze Jeans und ein dunkles Shirt. Ihre Haare, die sie früher am Abend in einer aufwendigen Aktion hoch gesteckt hatte, hingen ihr seit der Ohnmacht wirr auf die Schultern, daher band sie sie schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Um ihr schlechtes Gewissen wenigstens etwas zu beruhigen, flohte sie im Anschluss noch die Pforte des St. Mungo Hospitals an, wo man ihr mitteilte, dass Ginny weiter in der Obhut der Heiler war. Ihr Herz krampfte sich bei dem Gedanken an Harry und Ron zusammen, die vermutlich bangend und hoffend auf dem Krankenhausflur ausharrten und sie musste sich zwingen, nicht sofort dorthin zu apparieren. Nur der Gedanke an Lucius Situation hielt sie davon ab. Sie musste handeln, jetzt sofort. Die Tatsache, dass sie Robards nicht im Aurorenbüro angetroffen hatte, ließ in ihren Augen nur einen Rückschluss zu: Der Chefauror wollte keine Zeit verlieren, um den Verdächtigen festzunageln. Vermutlich war er in diesem Augenblick schon beim Zaubereiminister und ließ sich von ihm Rückendeckung für die Durchsuchung zusichern. Hermine würde die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen und so Gott wollte, würde sie nach der Aktion in Lucius Apartment sofort ans Krankenbett ihrer Freundin eilen.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch apparierte Hermine zu dem Haus am Riverside Drive. Der Abend war weit fortgeschritten und der Platz und die Straße waren menschenleer. Ihr Herz raste in ihrem Brustkorb, als sie die Tür zu Eingangshalle öffnete und diese schnellen und sicheren Schrittes durchquerte. Mehr als erleichtert stellte sie fest, dass scheinbar noch keine Auroren im Haus eingetroffen waren. Der diensthabene Wachzauberer warf ihr einen eher gelangweilten Blick zu, bevor er sich wieder der Lektüre seiner Zeitung zuwandte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, betrat die junge Frau den wartenden Fahrstuhl. Erst als die Türen sich schlossen, ließ sie geräuschvoll die Luft aus den Lungen entweichen. Die erste Hürde war geschafft, doch der schwierigste Teil stand ihr noch bevor. Erwartungsvoll hielt sie ihre Handfläche mit dem Tattoo vor das magische Auge und im selben Moment setzte sich die Kabine in Bewegung. Als sie schließlich die oberste Etage erreicht hatte, reagierte auch der Schlangentürgriff erfreulicher Weise ohne Verzögerung auf den magischen Schlüssel, so dass sich Hermine schon wenige Augenblicke später im Vorraum zu Lucius Wohnung wiederfand.
Unschlüssig stand sie da und starrte in den bronzenen Wandspiegel neben der Garderobe. Zum ersten Mal an diesem Abend traten Zweifel an ihrem Plan an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Merlin, was tat sie hier bloß! Sie war doch immer die Musterschülerin gewesen. Hermine Granger, das leuchtende Beispiel an Disziplin und Regeltreue. Verdammt, sie war eine Mitarbeiterin des Ministeriums! Schlimmer noch, sie stand kurz davor Abteilungsleiterin zu werden! Sie konnte doch nicht ernsthaft Beweismittel verschwinden lassen! Es war eine Straftat, daran führte kein Weg vorbei. Wenn man sie erwischte, bekam sie vermutlich eine Vorladung zu einem Disziplinarverfahren vor dem Zaubergamott. Sie würde ihren Job verlieren und einen Eintrag in ihre Akte bekommen. Und das alles auch nur im günstigsten Falle. Wenn es richtig schlecht für sie lief, bestand die Möglichkeit, dass man sie tatsächlich nach Askaban schickte.
Sie sollte hier verschwinden, bevor die Auroren auftauchten. Sie könnte Lucius gegenüber behaupten, dass der Schlüssel nicht funktioniert hatte. Er selbst hatte ihr gesagt, dass er nicht verlangen konnte, dass sie das für ihn tat. Aber andererseits.... sie wollte nicht dabei zusehen, wie man ihn ins Zauberergefängnis schickte. Er hatte Ginny nicht angegriffen, da war sie sich sicher und was seine Geschäfte mit schwarzmagischen Zaubern angingen, so tat er damit doch niemandem weh. Seit dem Krieg hatte Lucius keinen Menschen mehr verletzt. Nein, sie konnte nicht zulassen, dass das Zaubereiministerium diesen Vorfall nutzte, um alte Rechnungen zu begleichen.
Entschlossen straffte Hermine ihren Körper. „Tinzy!“ rief sie laut und die Hauselfe erschien nur Sekunden später.
„Willkommen Mistress“, piepte die kleine Gestalt und verbeugte sich demütig. „Der Master ist leider nicht zu Hause.“
„Ich weiß“, erwiderte Hermine ungeduldig. „Dein Master ist verhaftet worden.“
Die Glubschaugen der Elfe wurden noch größer als sonst. „Verhaftet?!“ keuchte sie ungläubig.
„Ja, verhaftet“, wiederholte die junge Frau schnell. „Bitte, du musst mir helfen. Die Auroren sind vermutlich schon auf dem Weg hierher, um Beweismittel sicher zu stellen. Wie viele Zimmer hat dieses Haus?“
„Sechsundachtzig“, antwortete Tinzy sofort.
So viele?! Ach du liebes Bisschen...
„Sind alle von den Zimmern in Benutzung?“
„Nein, die meisten sind schon seit Jahren versiegelt.“
Hermine seufzte erleichtert auf. „Gut, dann müssen wir anders vorgehen. Gibt es in den Zimmern irgendwelche geheimen Verstecke, wie Tresore, lose Dielen oder Schubladen mit doppelten Böden?“
„Ja Mistress, die gibt es in der großen Bibliothek, im Studierzimmer, im kleinen Salon....“
„Dann lass uns keine Zeit verlieren“, unterbrach Hermine die Elfe unsanft. „Bring mich dorthin.“
Mehr als eine Stunde lang verbrachte die junge Frau damit, ein Zimmer nach dem anderen abzugrasen. Bei ihrer Suche berücksichtigte sie nicht nur die gut getarnten Verstecke, sondern schaffte es auch mit Aufrufe- und Desillusions-Zaubern einige Artefakte zusammen zu tragen. Mit spitzen Fingern hielt sie ein altes Buch von sich weg, auf dessen vergilbtem Einband die Häutung eines Menschen abgebildet war, bevor sie es mit einem Schwenk ihres Zauberstabs schrumpfte und wie die anderen Dinge auch in ihrer mitgebrachten Tasche verschwinden ließ. Hermine war sich sicher, selbst Borgin & Burks wären neidisch bei all den seltenen Relikten, die Lucius in seiner Wohnung gesammelt hatte. In den richtigen Kreisen mussten sie ein Vermögen wert sein.
Erschrocken fuhr die junge Frau zusammen, als – mit einem lauten „Plopp“ - die Hauselfe neben ihr erschien.
„Mistress, die Auroren sind hier. Der Wachzauberer hat sie eine ganze Weile aufgehalten, aber nun sind sie im Fahrstuhl nach oben.“
Hermines Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Hoffentlich hatte der Mann nicht erwähnt, dass er gesehen hatte, wie sie nach oben gefahren war. Sie fühlte den Drang aufsteigen, alles fallen zu lassen und davon zu rennen, doch sie schaffte es, die Kontrolle zu behalten. Jetzt nur nicht in Panik geraten.
„Wir bringen die Sachen in den Altarraum“, bestimmte Hermine, sich daran erinnernd, dass dieser Raum für die Auroren verborgen bleiben würde. Als hätte das Haus sie verstanden, erschien die richtige Tür, als die junge Frau das Zimmer verließ, das sie gerade durchsucht hatte. Sie fühlte das bekannte Ziehen, beim Herunterdrücken der Türklinke. Die Kerzen entzündeten sich selbstständig, während sie den Raum betrat und die Tasche neben dem Altar absetzte. Ohne einen Augenblick zu verschwenden, drehte sie sich um und verließ den Raum sofort wieder. Die Tür versiegelte sich automatisch und verschwand vor ihren Augen, kaum dass sie ins Schloss gefallen war.
„Mistress muss gehen“, piepte Tinzy drängend. „Auroren dürfen Mistress nicht sehen.“
Hermine gab ihr im Stillen recht. Es wurde höchste Zeit zu gehen. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende getan, um die Beweise verschwinden zu lassen. Sollte sie dennoch etwas übersehen haben, war es jetzt ohnehin zu spät. Doch wie sollte sie das Haus verlassen, wenn die Auroren den Fahrstuhl blockierten?
Die Dachterrasse!
Intensiv dachte sie an das Gästezimmer, aus dem sie das erste Mal auf die Terrasse geflohen war und tatsächlich erschien am Ende des Ganges eine Tür. So langsam verstand sie das Prinzip. Im Grunde war das ganze Haus wie der Raum der Wünsche konzipiert. Man brauchte nur fest an ein bestimmtes Zimmer zu denken und schon erschien es.
„Komm schnell!“ rief sie der Elfe zu, während sie den Flur hinunter rannte. Für einen Moment hatte sie vergessen, dass Tinzy nicht zu laufen brauchte, sondern sich einfach durch das Haus teleportieren konnte. Doch Hermine hatte gerade andere Sorgen als Elfenmagie, deshalb erschrak sie kurz, als sie die Tür des Gästezimmers öffnete und die Elfe dort bereits auf sie wartete. Die junge Frau keuchte überrascht auf, aber sie fing sich schnell wieder. Mit einem Schwenk ihres Zauberstabs öffnete sich die Tür zu Dachterrasse und Hermine trat eilig hinaus.
„Schließ die Tür hinter mir“, wies sie die Hauselfe an. „Und hab keine Angst, die Auroren werden dir nichts tun.“
„Tinzy hat keine Angst“, erwiderte die Elfe trotzig. „Tinzy arbeitet schon ein ganzes Leben für den Master. Tinzy hat viel schlimmeres gesehen, als ein Haufen Auroren.“
Da hatte die Kleine vermutlich recht. „Du bist eine treue Elfe“, lobte sie die Hauselfe lächelnd. „Du dienst deinem Master hervorragend.“
Tinzy strahlte über ihr kleines Gesicht. „Danke, Mistress.“
Hermine zog ihren Zauberstab hervor. „Auf Wiedersehen, Tinzy.“
„Auf Wiedersehen, Mistress.“
Es gab einen lauten „Plopp“ und die Dachterrasse war leer.
XXXXXX
Das St. Mungo Hospital war, wie alle Krankenhäuser dieser Welt, ein Ort der niemals schlief. Zwar war die Eingangshalle bis auf die Empfangshexe leer, doch auf den Gängen und Fluren waren ununterbrochen Heiler und Medi-Hexen unterwegs, die von einer Station zur anderen eilten.
Hermine fand ihre Freunde wie erwartet im Warteraum vor. Bilder in warmen Tönen sollten die Wartenden beruhigen. Auf mehreren Tischen im Raum lagen Zeitschriften, magischer und Muggel-Herkunft. Doch die drei Anwesenden hatten dafür keinen Blick. Unruhig tigerte Harry vor den Stuhlreihen hin und her, auf denen Ginnys Eltern Platz genommen hatten. Sein feiner Anzug war zerknittert und seine Hände fuhren sich immer wieder abwesend durch die schwarzen Haare, die in alle Richtungen standen.
„Harry“, begrüßte Hermine den jungen Mann, als sie eintrat und umarmte ihn kurz. „Gibt es schon etwas Neues?“
Der Freund schüttelte betrübt den Kopf. „Die Heiler wissen noch nicht, welcher Fluch Ginny getroffen hat. Alle Diagnosezauber verliefen bislang erfolglos. Sie ist immer noch nicht bei Bewusstsein.“
Die junge Frau seufzte leise. „Es ist so furchtbar....“
Auch Harry stieß einen verzweifelten Laut aus, bevor er seine Wanderung erneut aufnahm. Mr. Weasley stand von seinem weißen Plastikstuhl auf und ging zu den beiden jungen Leuten herüber. „Gibt es schon Hinweise über den Täter?“ fragte er als ehemaliges Mitglied des Orden des Phoenix routiniert.
Hermine atmete hörbar durch. „Die Auroren haben Lucius Malfoy verhaftet. Er hatte sich auf dem Ball mit Ginny gestritten.“ Sie fühlte, wie sich Harry bei diesen Worten versteifte und ihr Herz machte eine schmerzhaften Sprung.
„Als ob diese Malfoys uns nicht schon genug angetan haben“, hörte sie Molly von ihrem Platz aus schimpfen. Die Hände der rothaarigen Frau krampften sich um das Taschentuch in ihrer Hand. „Reicht es Lucius nicht, dass dieses verfluchte Tagebuch sie damals beinah getötet hätte?“
„Ich glaube nicht, dass er es tatsächlich getan hat“, erwiderte Hermine und verwünschte sich einen Moment später schon dafür. Bislang wussten die Weasleys nichts von ihrer Beziehung zu Lucius und jetzt war nicht der richtige Moment, um sie misstrauisch zu machen. „Das passt nicht zu ihm. Es wäre zu offensichtlich“, fügte sie schnell hinzu.
Harrys Augen bohrten sich in die ihren, bis sie den Blick schließlich senken musste. Ihre Wangen verfärbten sich dunkelrot und Hermine betete, dass die beiden Weasleys es nicht bemerkten.
„Vermutlich glaubt er, dass ihm seine Beziehungen mal wieder den Hals retten!“ steigerte sich Ginnys Mutter in ihre Wut. „Aber dieses Mal werden wir nicht klein beigeben!“
„Beruhige dich, Molly.“ Mr. Weasley ging zu seiner Frau und legte ihr seine Hand tröstend auf die Schulter. „Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die Dinge im Ministerium haben sich seit dem Krieg geändert.“
„Apropos Ministerium“, warf Hermine ein, um das Thema zu wechseln. „Wo ist eigentlich Ron?“
„Kurz bevor du kamst, ist er ins Aurorenbüro appariert“, antwortete Arthur und rieb sich die müden Augen. „Er konnte das Warten einfach nicht länger ertragen.“
In Hermines Kopf schrillten die Alarmglocken in den höchsten Tönen. Wenn Proudfoot ihn in den Verhörraum gelassen hatte...
„Ich kann auch nicht lange bleiben“, entschuldigte sie sich hastig. „Das Aurorenbüro braucht noch meine Zeugenaussage für das Protokoll. Wenn wir ohnehin noch nicht zu Ginny können...“
„Geh ruhig, Kind“, sagte Molly verständnisvoll. „Wir bleiben ja hier und sobald es etwas Neues gibt, flohen wir dir.“
Harry sagte nichts, aber an seinem Blick konnte Hermine sehen, dass er ihr nicht glaubte. Ihr Gewissen brachte sie beinah um, doch sie konnte hier nicht im Ungewissen bleiben.
„Ich komme bald wieder“, versicherte sie allen. „So schnell wie es geht.“
„Sag Ron, dass es keine Veränderung gibt“, antwortete Arthur zum Abschied.
„Das tue ich“, erwiderte Hermine noch, dann wandte sich sich ab. Ihr letzter Blick galt ihrem Freund. Sie wollte so gern, dass er verstand, dass sie das tun musste, doch in Harrys Blick lag nur Schmerz, als er sie ansah. Sie umarmten sich stumm, dann verließ Hermine die Wartenden in Richtung der Apparationsplätze.
XXXXXX
Merlin sei Dank war der Ball zu Ende, als Hermine erneut das Atrium erreichte. Die große Halle lag ruhig und verlassen vor ihr. Der Springbrunnen plätscherte leise und die Beleuchtung war auf den Nachtmodus herunter gefahren worden. Nichts deutete auf die Katastrophe hin, die sich hier vorhin ereignet hatte. Die Uhr über den Fahrstühlen zeigte bereits nach Mitternacht, als die junge Frau hinunter in die Abteilung für Magische Strafverfolgung fuhr. Auch hier waren nicht mehr so viele Auroren, wie direkt nach dem Vorfall. Nur an zwei Schreibtischen brannte noch Licht, die meisten Mitarbeiter waren bereits nach Hause gereist.
Proudfoot und Savage standen gemeinsam vor der Tür des Verhörraums und unterhielten sich leise. Beide Auroren machten den Eindruck, als ob sie es kaum noch erwarten konnten, selbst endlich in den Feierabend entlassen zu werden. Der jüngere von beiden, Proudfoot, unterdrückte ein Gähnen, während sich der andere ungeniert am Hinterteil kratzte. Einen Moment lang stand Hermine abwartend vor dem Fahrstuhl, unsicher darüber, wie sie vorgehen sollte. Doch als Savages Blick zufällig in ihre Richtung fiel, setzte sie sich entschlossen in Bewegung.
„Miss Granger“, begrüßte Savage die junge Frau höflich. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich bin auf der Suche nach Mr. Weasley“, erwiderte sie und es war noch nicht einmal gelogen. „Ist er dort drin?“
„Ja, aber Sie können da nicht rein.“ Der ältere der beiden Auroren trat einen Schritt näher auf sie zu. Offensichtlich war er nicht so leicht zu überrumpeln wie sein Kollege.
Hermines Hirn arbeitete fieberhaft.„Es ist dringend. Ich bringe Mr. Weasley Neuigkeiten über den Zustand seiner Schwester.“
„Niemand darf den Raum betreten, außer den Auroren und Mr. Malfoys Anwalt“, gab der Auror unbeeindruckt zurück.
„Hören Sie, Ihre Vorschriften sind mir egal. Ich muss jetzt gleich zu Mr. Weasley und ich rate Ihnen, mich nicht aufzuhalten.“
Ob es diese Worte waren oder ob sie die beiden Auroren einfach auf dem falschen Fuß erwischt hatte, wusste Hermine nicht, aber sie schaffte es, die Klinke herunter zu drücken, ohne dass einer der Männer sie aufgehalten hätte. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine Szene preis, die Hermine bereits befürchtet hatte: Drohend aufgebaut stand Ron über die immer noch gefesselte Gestalt von Lucius Malfoy gebeugt. Der jüngere Zauberer war zornrot im Gesicht und hielt seinen Zauberstab nur Zentimeter von Lucius Kehle entfernt.
„Sagen Sie mir, was Sie mit meiner Schwester gemacht haben oder ich schwöre, es wird Ihnen Leid tun!“
Die Worte waren mit so viel Hass ausgesprochen worden, dass es Hermine unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte. Doch trotz der magischen Fesseln an seinen Händen blieb Lucius erstaunlich ruhig. Nur seine Augen verrieten die Wut über seine Ohnmacht, als er hervor presste: „Nehmen Sie Ihren Zauberstab weg, Weasley oder ich schwöre Ihnen, dass Sie bald nicht einmal mehr als Müllmagier arbeiten können.“
Der rothaarige Zauberer sah für einen Moment lang so aus, als erwäge er dieses Risiko in Kauf zu nehmen und sich auf den anderen Mann zu stürzen, als Hermine einschritt. „Ron! Was tust du da?!“
„Ich sorge für Gerechtigkeit!“ schrie der Angesprochene außer sich, ließ aber von Lucius ab. „Ich habe dir gesagt, was für ein Mensch dieser Mann ist, aber du wolltest ja nicht auf mich hören und jetzt muss Ginny deshalb leiden!“
„Er hat es nicht getan, Ron!“ versuchte sie ihn zur Vernunft zu bringen.
„Ja? Wer sagt dir das?“
„Mein Menschenverstand“, erwiderte sie so ruhig wie möglich.
„Der gleiche Verstand, der dich dazu gebracht hat, mit ihm zu schlafen? Entschuldige, wenn ich an den nicht mehr glaube, Hermine!“
„Nun sei doch mal vernünftig, Ron. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Lucius vor dem halben Ministerium mit Ginny streitet und sie dann zehn Minuten später verflucht? Es wäre doch klar, dass ihn dann jeder verdächtigt!“
„Was weiß ich“, entfuhr es dem Rothaarigen. „Vielleicht ist ihm ganz einfach eine Sicherung durchgebrannt!“
„Und der Zauberstab? Ich wette, ihr habt keinen Hinweis auf einen belastenden Fluch gefunden.“
„Er kann genauso gut einen anderen verwendet haben“, behauptete Ron stur.
„Wieso sollte er einen zweiten Stab mit auf den Ball nehmen? Gib doch zu, wie unwahrscheinlich sich das anhört.“
„Hör auf, Hermine! Ich will deine ach so vernünftigen Erklärungsversuche jetzt nicht hören!“ Abwertend deutete er erneut mit der Spitze seines Zauberstabs auf den blonden Zauberer, der sich mit emotionslosem Gesicht aus dem Wortwechsel heraus hielt. „Merlin sei Dank liegt es weder an dir noch an mir, was mit diesem Abschaum weiter passiert. Bis zu seiner Anhörung durch den Zaubergamott wird er nach Askaban überstellt werden.“
Er wandte sich an Lucius. „Vielleicht geben Sie Ihnen ja Ihre alte Zelle wieder, damit Sie sich gleich heimisch fühlen. Denn auch wenn die Dementoren nicht mehr da sind, habe ich mir sagen lassen, dass das Gefängnis nichts von seinem alten Charme verloren hat.“
Triumphierend drehte er sich erneut zu Hermine, deshalb sah er nicht, wie Lucius starre Maske für einen Augenblick verrutschte und das Entsetzen darunter zum Vorschein kam. Doch schon einen Moment später hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Ich protestiere gegen diese Behandlung“, erwiderte er gepresst.
„Protestieren Sie so viel Sie wollen“, gab Ron kalt zurück. „Das ist geltendes Recht, gegen das auch Ihr Anwalt nichts ausrichten kann.“
Hermines Blick hielt den des Blonden fest, als Ron sie rückwärts aus dem Raum drängte. Sie würde Athenes Mann eulen. Jetzt sofort. Es konnte doch nicht sein, dass sie das einfach hinnehmen musste. Oder doch?
Tbc...
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