von redangeleve
Fatale Desire
XIII. Just like a pill
Run just as fast as I can
To the middle of nowhere
To the middle of my frustrated fears
And I swear, you`re just like a pill
Instead of makin` me better
You keep makin` me ill
(Pink, Just like a pill)
Wütend warf Hermine ihre Tasche in die Ecke ihrer Wohnung. Mit dem Zauberstab, den sie noch in der Hand hielt, versiegelt sie als erstes den Kamin für das Flohnetzwerk. Sollte er nur versuchen, sie zu finden. Sie würde sich nicht finden lassen. Dieser Mistkerl! Dieser Lügner! Wie hatte sie nur so dumm sein können? Erregt lief sie im Wohnzimmer auf und ab und murmelte dabei leise vor sich hin.
`Was willst du eigentlich, Hermine?` fragte diese penetrante, kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. `Wieso regst du dich so auf?`
„Weil er mich belogen hat“, grollte sie bitter.
`Seit wann ist er dir überhaupt Rechenschaft schuldig? Wer bist du denn schon? Seine Frau? Nein. Seine Geliebte? Auch nicht. Also was bringt dich zu der Annahme, du verdienst die Wahrheit?`
„Mein Stolz“, rechtfertigte sie sich. „Mein Gewissen.“
`Gewissen?`spottete die Lavender-Stimme in ihrem Kopf. `Er sollte dein One-Night-Stand sein! Erzähl du mir nichts von Gewissen.`
Wie vor den Kopf geschlagen durch diese Erkenntnis, blieb sie stehen und ließ sich schließlich unsicher auf die Couch sinken. Plötzlich merkte sie wieder das dumpfe Pochen in ihrem Knöchel. Verdammt, das hatte ihr gerade noch gefehlt! Aber dieses Problem musste warten. Aufmerksam horchte sie in sich hinein und war mehr als überrascht über das, was sie in sich fand. Ja, es stimmte. Sie wusste selbst nicht, warum es so war, aber es berührte sie mehr als es sollte, dass Lucius nicht ehrlich zu ihr gewesen war.
Warum zum Teufel kümmerte es sie, wenn er immer noch mit Schwarzer Magie herum hantierte? Warum verschwendete sie überhaupt noch einen Gedanken an ihn? Sie hatte doch standhaft bleiben, sich nicht von ihm einwickeln lassen wollen. Schließlich hatte sie doch seine Karte entsorgt, sich geschworen, nicht zu tun, weshalb sie ihn aufgesucht hatte. Alles worum es ihr gegangen war, war doch sein Angebot gewesen, bis zur Heilung ihres Knöchels bei ihm zu bleiben. Oder?
Ach verflucht! Sie musste wirklich auf andere Gedanken kommen oder sie würde noch verrückt werden! Es war mittlerweile schon abends und langsam hatte Hermine Hunger. Das Frühstück hatte sie verschlafen, am Mittag bei Ginny hatte sie nur lustlos auf ihrem Essen herum gekaut und die Kekse, die sie von Lucius Elfe bekommen hatte, lagen immer noch auf dem Teller im Studierzimmer, ohne dass Hermine sie angerührt hätte. Seufzend erhob sie sich von der Couch und ging in die Küche. Der Kühlschrank sah ziemlich armselig aus. Eigentlich hatte sie nach ihrer Verabredung mit Ginny noch einkaufen gehen wollen.
Klar konnte Hermine einfach ein Möbelstück in etwas Essbares verwandeln. Diese Aufgabe war auch bei ihren UTZ vorgekommen und Hermine hatte für die Verwandlung einer Sitzgruppe in ein Irish Stew ein „Ohnegleichen“ bekommen, aber wenn sie ehrlich war, schmeckte man meist doch den Gegenstand heraus, aus dem das Essen transformiert worden war. Und sie hatte keine Lust auf ein Chili, das nach Schirmständer schmeckte.
Vielleicht sollte sie sich etwas vom magischen Bringdienst kommen lassen. Allerdings hatten von Eulen gelieferte Pizzas auch ihre Tücken. Sie waren meist nur noch lauwarm und neulich klebten auf Hermines vegetarischer Pizza sogar Federn... Also lieber Muggel-Bringdienst?
`Aber doch nicht auf einem Samstag Abend!` erinnerte sie sich. Ohne Magie konnte es da schon gut und gerne zwei Stunden dauern, bis die Pizza kam. Und die war dann meistens ebenfalls kalt und pappig.
Ob sie es riskieren konnte, noch mal bei Ginny einzufallen? Ihre Freundin hatte ihr ja gestanden, wie einsam sie war und wie sehr sie sich über Hermines Gesellschaft freute. Außerdem war Ginny wirklich eine Meisterköchin. Das Talent hatte sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt. Vielleicht hatte sie ja noch etwas von der leckeren Maracuja Creme übrig, die Hermine mittags verschmäht hatte... Da war es den Wermutstropfen beinah wert, sich weitere Anekdoten aus dem Liebesleben des Hauses Potter-Weasley anzuhören.
Entschlossen entsiegelte Hermine den Kamin und schickte einen Ruf via Flohpulver. Nachdem sie das Pulver in die Flammen geworfen hatte, steckte sie ihren Kopf hinein und kurze Zeit später erschien das Wohnzimmer ihrer Freundin. Hermine liebte die Atmosphäre in Harrys und Ginnys Wohnung. Es hatte so etwas Gemütliches, Zeitloses. Möbel verschiedenster Epochen und Kulturen standen zusammengewürfelt im Zimmer ohne dass es eigenartig wirkte. Wie viele glückliche Abende hatten sie hier schon als Paare verbracht? Doch heute war der Raum leer. Kein Mensch war weit und breit zu sehen.
„Ginny?“ rief Hermine. Keine Antwort; nichts regte sich. Sie versuchte es noch ein zweites und drittes Mal, bevor sie es schließlich aufgab. Offensichtlich war ihre Freundin doch noch zu ihrer Mutter appariert, um ihre Langeweile zu bekämpfen.
Hermine zog den Kopf aus dem Kamin und setzte sich zurück auf ihre Fersen. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sie wollte nicht allein sein. Gerade jetzt nicht. Sie wollte nicht, dass die Grübelei von vorn anfing. Aber sie würde nirgendwo hin gehen, wo auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass sie wieder auf Lucius treffen würde. Also fielen so ziemlich alle öffentlichen Plätze des magischen Londons flach. Aber auf ein Muggel-Pub konnte sie heute auch nicht. Erst neulich, als sie mit einer Arbeitskollegin noch was Trinken gewesen war, hatte sie sich in letzter Minute beherrschen können, bevor sie einem aufdringlichen Proleten einen Fluch auf den Hals hetzte.
Blieben eigentlich nur ihre Freundinnen. Ginny war scheinbar nicht da. Hannah stand unmittelbar vor der Entbindung und wurde von ihrem Mann kaum mehr aus den Augen gelassen. Nein, da wäre Hermine eindeutig fehl am Platz. Susan hatte ihr Freitag eine Eule geschickt, dass sie für eine Woche auf Geschäftsreise war und sie gebeten öfter mal nachzusehen, ob irgendwelche Eulen vor den Fenstern ihrer Wohnung saßen. Also blieb nur noch...
Lavender.
Oh nein, nicht Lavender!
Es war Hermine ohnehin schleierhaft, warum sie diese Pseudo-Freundschaft aufrecht erhielt, aber nach Hogwarts hatte es sich einfach so ergeben, dass sie in der Clique mit Ginny und Co gestrandet war. Niemand war oberflächlicher, zynischer und ich-bezogener als Lavender. Aber andererseits war ihre Sichtweise auf die Dinge so erfrischend anders, dass Hermine sich manchmal wünschte, etwas von Lavenders Unbekümmertheit würde auf sie abfärben.
Okay, dann also Lavender...
Erneut warf Hermine eine Hand voll Flohpulver in die Kamin und nannte Lavenders Adresse, bevor sie ihren Kopf in die Flammen hielt. Es dauerte einen Augenblick, bevor die Verbindung hergestellt war, dann erschien das Wohnzimmer der Freundin vor ihren Augen. Lavender hatte wirklich einen ausgesprochen teuren Geschmack, aber bei dem Geld, was ihr Verlobter verdiente, konnte sie ihn sich scheinbar auch leisten. Weiße Ledersofas standen um einen gläsernen Couchtisch und an den Wänden hingen Bilder großer Meister, die Lavender vermutlich nicht wegen der Schönheit, sondern nur wegen des Prestige gekauft hatte. Hermine sah sich kurz in dem Raum um, damit sie gegebenenfalls nach Lavender rufen konnte, doch der Name der Frau blieb ihr im Hals stecken, als sie die Szene vor sich sah.
Lavender saß auf dem Sofa, mit dem Rücken zum Kamin, aber sie war nicht allein. Unter ihrem Körper, der - soweit Hermine sehen konnte - mit nichts mehr bekleidet war, außer einem Paar halterloser Strümpfe, saß ein Mann. Von ihm konnte sie im Moment nur die Beine sehen, die in einer blauen Jeans steckten. Der Rest wurde von dem Körper der Frau verdeckt. Vor den beiden auf dem Tisch stand eine angebrochene Champagner-Flasche mit zwei halb vollen Gläsern.
Lavender bewegte ihren Unterkörper in ziemlich eindeutigen Bewegungen auf und nieder und gab dabei ein heiseres Keuchen von sich, was von dem Mann mit einem leisen Grunzen beantwortet wurde. Hermine war die ganze Situation äußert unangenehm. Scheinbar hatte ihre Freundin mal wieder einen ihrer Wizard-Callboys in der Mangel und vergessen, den Kamin zu versiegeln, bevor sie über ihn herfiel. Am liebsten hätte die junge Frau einfach den Kopf aus dem Feuer gezogen und den Beiden ihre Privatsphäre gelassen, aber sie war so gefesselt von dem, was sie sah, dass sie einfach nicht anders konnte, als weiter zu zusehen.
Lavenders lange Haare fielen in weichen Wellen über ihren schlanken, sonnengebräunten Rücken. Ein wohl geformter Po endete in scheinbar endlos langen Beinen. Neidlos musste sich Hermine eingestehen, dass die Freundin wirklich eine tolle Figur hatte. Zwar konnte sie die Brüste der anderen nicht sehen, aber schon zu Hogwarts Zeiten hatte Lavender immer mit ihrer Körbchengröße geprahlt.
Die junge Frau beugte sich leicht nach vorn und flüsterte dem Mann etwas zu, bevor sich ihre Bewegungen beschleunigte. Zwei große Hände fassten um die junge Frau herum und fixierte ihre Hüfte, kontrollierten damit den Rhythmus ihrer Bewegungen. Lavender warf den Kopf in den Nacken und stöhnte laut. Ihre Hände hatte sie auf die Schultern des Mannes gelegt.
Ein ersticktes, unterdrücktes Stöhnen signalisierte, dass der Mann offenbar zum Orgasmus gekommen war. Seine Hände verließen den Körper der Frau vor ihm, die sich immer noch an ihm rieb, um dann – ziemlich lautstark, wie Hermine fand – ebenfalls zum Höhepunkt zu kommen. Sie saß einen Moment völlig still da, dann ließ sie ihren Oberkörper nach vorn sinken und ihre Haare fielen wie ein Fächer mit ihr. Der Mann schob ihre lange Mähne beiseite. Scheinbar kitzelte sie ihn im Gesicht und das war der erste Augenblick, in dem Hermine einen Blick auf Lavenders Lover werfen konnte.
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie den Mann erkannte, der unter Lavender vergraben saß. Oh, mein Gott... Das Blut rauschte in ihren Ohren, während die Bilder sich vor ihren Augen zu drehen begannen. Die Brust schien ihr auf einmal zu eng zum Atmen und sie glaubte ersticken zu müssen. Sie röchelte und taumelte rückwärts, ihr Kopf flog regelrecht aus den Flammen, doch das Geräusch, das sie von sich gab reichte aus, um die Menschen auf der Couch auf sich aufmerksam zu machen.
Erschrocken fuhren die Beiden herum und das letzte, was Hermine sah, bevor die Verbindung abbrach waren Lavenders erschrockenes Gesicht und Rons fassungslos aufgerissene Augen.
Tbc...
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