von redangeleve
Fatale Desire
VI. Heal me
Heal me
With your sweet and sexy ways
Feel me
Your touch is all I crave
I`ve been waiting for so long
For you to come along
And heal me
(Billy Currington, Heal me)
Spätestens als sie den Hausflur vor ihrer Wohnung erreichten, war Hermine dankbar für den Arm, auf den sie sich stützen konnte. Denn in dem Moment, als sie auf den gebonerten Linolium-Fußboden apparierte, merkte sie, wie sie das Gleichgewicht verlor und sich schwer auf Lucius Körper lehnen musste, um nicht zu fallen. Seine andere Hand fasste ganz automatisch nach ihrer Hüfte und hielt sie aufrecht.
Auf einen Schlag waren ihre Körper wieder sehr dicht nebeneinander. Dichter als es Hermine im Augenblick lieb war. Ihre Wangen nahmen ein tiefes Purpur an und sie starrte verlegen auf einen Fleck neben seinem Kopf.
„Da wären wir“, murmelte sie unnötiger Weise. Um den peinlichen Moment zu überbrücken, klopfte die junge Frau schnell mit dem Zauberstab gegen die Wohnungstür und sagte den Entriegelungsspruch. Es gab ein knackendes Geräusch, als das Schloss sich öffnete, dann schwang die Tür mit einem leisen Quietschen zur Seite.
Es war Hermine fast peinlich, wie sehr sie sich bei den wenigen Schritten in die Wohnung auf Lucius stützen musste - eigentlich trug er sie beinah mehr, als dass sie lief – aber ihr Knöchel schien von Minute zu Minute dicker zu werden, falls das tatsächlich möglich war.
Sie durchquerten den kleinen Flur in Richtung des Wohnzimmers und Hermine dankte im Stillen der Eingebung, die sie gehabt hatte, als sie heute morgen noch die Wohnung aufgeräumt hatte, bevor sie zu Ginny appariert war. Schwer atmend sank sie auf dem weichen Polster der Couch nieder.
„Merlin sei Dank“, japste sie erschöpft und ließ ihren Kopf nach hinten auf die Lehne fallen.
„Darf ich es mir jetzt mal ansehen?“ fragte der blonde Mann, der neben dem Sofa stehen geblieben war und seinen Blick über die Einrichtung gleiten ließ. Sie konnte keine Ablehnung in seinem Blick erkennen, nur offenes Interesse.
„Ist nicht nötig. Es ist nur ein Kratzer. Sie haben schon genug getan“, wigelte Hermine schnell ab. Der Gedanke daran, dass er sie berühren würde - und sei es auch nur am Knöchel – behagte ihr ganz und gar nicht. Überhaupt hatte sie jetzt, wo sie registrierte, dass sie ganz allein mit ihm in der Wohnung war, ein ganz schlechtes Gefühl im Magen.
„Hast du etwa Angst, ich könnte dir deinen hübschen Fuß weg fluchen, Miss Granger?“ fragte Lucius amüsiert.
„Nein!“ wehrte sie – vermutlich etwas zu heftig – ab.
„Dann halt jetzt einfach mal still und lass mich sehen.“ Er beugte sich über ihr nacktes Bein und tastete vorsichtig über den geschwollenen Knöchel. Diese einfache Berührung reichte aus, um wieder ungebetene Erinnerungen an den gestrigen Abend zu wecken. Daran, wie sanft seine Finger ihr Gesicht gestreichelt hatten; wie angenehm es sich angefühlt hatte, als seine Hände ihren Nacken kraulten...
„Autsch!“ Ein fester Druck beendete Hermines Tagträumerei.
„Gebrochen ist er nicht, nur verstaucht“, stellte Lucius sachlich fest, bevor er sich auch noch ihre zerkratzten Knie ansah.
„Woher wollen Sie das wissen?“ fragte die junge Frau und sie musste sich zwingen, nicht auf seine Hände zu sehen, die über die blutigen Striemen strichen.
„Man lernt so einiges im Krieg“, erwiderte er ruhig.
„Aber es schmerzt und es ist ganz schön dick“, gab sie zurück.
„Ein kombinierter Abschwell- und Heilungszauber sollte reichen, dann bist du in vierundzwanzig Stunden wieder fit.“ Lucius zog seinen Zauberstab aus dem Gehstock.
„Wollen Sie etwa selbst...?“ Hermine war geschockt. Zwar glaubte sie nicht wirklich daran, dass er ihr ernstlich den Fuß abhexen würde, aber richtig trauen tat sie ihm auch nicht.
„Soll ich lieber mit dir ins St. Mungos apparieren?“ fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Nein!“ Bloß das nicht. Das fehlte ihr gerade noch, dass sie am Arm von Lucius Malfoy ins St. Mungos apparierte. Bei ihrem Glück würde sie ganz bestimmt einem ihrer ehemaligen Mitschüler in die Arme laufen, die dort arbeiteten.
„Dann schlage ich vor, du hältst einfach mal still und lässt es mich hinter uns bringen.“ Also wenn das nicht zweideutig war, wusste sie es auch nicht. Aber da sie keine andere Wahl hatte, beschloss Hermine, ihre Vorbehalte herunter zu schlucken.
Er setzte sich neben sie auf die Couch und hielt seinen Zauberstab auf ihren Fuß gerichtet. Hermine hielt vorsorglich den Atem an, aber als Lucius den Spruch intonierte, merkte sie nur ein leichtes Ziehen, gefolgt von einem angenehm kühlen Gefühl. Erleichtert stellte sie fest, dass die Schmerzen nachließen. Mit einem weiteren Spruch heilte der Mann auch die Kratzer auf ihren Knien.
„Oh Merlin, das tut gut“, seufzte sie dankbar und streckte vorsichtig ihre Beine.
„Und es sind beide Beine noch dran“, erwiderte Lucius sarkastisch.
Hermine merkte, wie sie wieder rot wurde. „Tut mir leid. Ich wollte nicht... Ich wollte... Ich meine... Danke.“
„Ist schon gut. Es ist auch für mich eine neue Erfahrung, jemanden zu heilen, statt ihn zu verletzten“, erwiderte er leicht hin.
„Dafür hat es aber sehr gut geklappt. Ich fühle mich großartig.“
„Für heute solltest du aber erst einmal die Beine hoch legen, Miss Granger. Zwar geht die Schwellung zurück, aber der Knöchel braucht noch viel Ruhe.“
„Also nichts mehr mit Tanzen gehen“, versuchte die Frau einen Witz zu machen.
„Es sei denn, du willst doch noch ins Mungos“, erwiderte er ernst.
„Danke, ich verzichte“, gab sie zurück und schwang vorsichtig die Beine von der Couch. Ihr Blick wanderte über ihre dreckigen Knie hinauf zu dem mit Schmutzflecken übersäten Rock. „Aber ins Bad werde ich doch noch gehen dürfen, oder?“
„Wenn du nicht gerade dort hin tanzt“, antwortete er sarkastisch.
„Sehr witzig“, sagte sie kopfschüttelnd und kam noch etwas wackelig auf die Füße. „Ich muss dringend aus diesen Klamotten raus und eine Dusche nehmen. Also danke noch mal fürs nach Hause bringen und die Wundversorgung, aber ich denke, ich komme jetzt klar.“
Lucius erhob sich ebenfalls langsam. Sein Blick verharrte auf den Quidditch-Magazinen auf dem Couchtisch, als er zu ihr sagte: „Lass dich von ihm verwöhnen, Miss Granger. Der Knöchel braucht wirklich Ruhe.“
Zuerst wusste Hermine gar nicht, wovon er sprach, doch als ihre Augen seinem Blick folgten, konnte sie zwei und zwei zusammen zählen. „Ron ist noch bis morgen abend auf einem Quidditch-Turnier.“
Oh Gott, was sagte sie denn da?! Das klang ja fast wie eine Einladung!
„Aber ich komme sehr gut allein zurecht“, fügte sie schnell hinzu. „Machen Sie sich keine Sorge.“
„Komm nicht in Frage“, erwiderte er bestimmt. „Allein lasse ich dich nicht hier.“
Das hatte sie jetzt davon. „Ich werde Ginny eine Eule schicken. Ginny Potter. Sie kommt bestimmt gern rüber und leistet mir Gesellschaft.“
„Und kann dich bestimmt auch auffangen, wenn du tatsächlich noch mal stürzt“, antwortete er wenig überzeugt.
„Das vielleicht nicht“, gab Hermine zu. „Aber sie könnte Hilfe holen, im Falle eines Falles.“
„Warum wehrst du dich so gegen die ganz offensichtliche Lösung?“
„Weil das Offensichtliche nicht immer automatisch das Beste ist.“
„Soll heißen, du traust mir nicht“, resümierte er und es war mehr eine Feststellung, als ein Vorwurf.
„Nein, es soll heißen, dass ich eine erwachsene Frau bin, die in einer festen Beziehung lebt.“
Jetzt lachte er tatsächlich. Merlin, noch nie in ihrem Leben hatte sie Lucius Malfoy lachen gesehen. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich verheiratet bin?“
„Das ist etwas ganz anderes“, gab sie entschieden zurück.
„Wenn du meinst... Himmel, Miss Granger. Ich wiederhole mich ja nur äußerst ungern, aber ich kann mich erinnern, gestern schon gesagt zu haben, dass ich deine Wünsche erfüllt hätte, wenn du mich denn gelassen hättest. Solltest du also meine Hilfe annehmen, werde ich nichts tun, was du nicht willst.“
Was sie nicht wollte? Vielleicht lag gerade da das Problem. Was wollte sie eigentlich? Und wenn sie ihm schon nicht traute, wie weit konnte sie sich selbst trauen?
Merlin, diese innere Stimme raubte ihr langsam aber sicher den letzten Nerv und sehr hilfreich waren ihre Eingebungen auch nicht. Unsicher sah sie sich in ihrer Wohnung um. Dies war ihr Refugium. Ihr Allerheiligstes. Hierher zog sie sich zurück, wenn sie von der Arbeit genervt oder von der ganzen Welt angepisst war.
Ihr Reich. Ihres und Rons. Sie konnte hier nicht mit einem anderen Mann zusammen sein. Auch wenn es ganz platonisch war. Und mit Lucius Malfoy schon gar nicht.
Abwartend stand er ihr gegenüber. Hermines Knie zitterten schon wieder von der Anstrengung des langen Stehens und sie setzte sich lieber noch einmal hin, bevor er es bemerkte.
Wenn er doch Snape gewesen wäre oder Slughorn oder Dumbledore, dann hätte sie sein Angebot tatsächlich in Erwägung gezogen, aber er war Lucius – des Teufels rechte Hand – Malfoy und als ob das noch nicht reichte, merkte sie, wie tatsächlich wieder der Wunsch in ihr aufstieg, er möge noch einmal ihre Knie berühren.
Warum war der Mann auch so unglaublich attraktiv?!
Wie von der Tarantel gestochen fuhr Hermine in die Höhe. „Ich werde erst einmal duschen“, beschloss sie, um Zeit zu gewinnen, bevor sie fluchtartig den Raum verließ.
Erst als sie die Tür des Schlafzimmers hinter sich geschlossen hatte, wagte sie es durch zu atmen. Verdammt, dieser Mann war ein Fluch. Hätte sie doch nie diese Karte von Lavender genommen! Wäre sie bloß nie zu diesem Treffen gegangen! Und hätte sie in drei Teufels Namen sich nur nicht von ihm nach Hause begleiten lassen!
Ohne lange zu überlegen, griff sich Hermine eine lange Hose und einen Rollkragen-Pullover aus dem Schrank, bevor sie sich ins Badezimmer wagte. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie genauso zerknittert aussah, wie sie sich fühlte. Schnell streifte sie den dreckigen Rock und die restliche Kleidung ab und stieg in die Duschwanne.
Das warme Wasser war herrlich, half ihr jedoch bei ihrer Entscheidung keinen Schritt weiter. Oh Gott, allein dass sie darüber nachdachte, war gar kein gutes Zeichen. Sie sollte vehement darauf bestehen, dass er ihren Wunsch respektierte. Schließlich war sie eine erwachsene Frau, die sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Sie hatte mit Harry gegen die Todesser gekämpft! Sie war gefoltert worden! Sie hatte den Krieg überlebt!
Richtig! Genau das würde sie ihm sagen! Sie würde ihm sagen, dass er sich seine falsche Beschützermentalität sonst wohin stecken konnte!
Mit diesem Vorsatz trat Hermine aus der Dusche. Schnell trocknete sie sich ab und schlüpfte in die frische Kleidung. Sie machte sich nicht die Mühe, einen Haar-Trocknungs-Zauber durchzuführen. Das würde sie tun, wenn sie Lucius in seine Schranken und aus ihrer Wohnung gewiesen hatte.
Festen Schrittes trat sie aus dem Bad und ging zurück ins Wohnzimmer. Der blonde Mann saß jetzt wieder auf der Couch. Vor ihm auf dem Tisch stand eine schwarze Reisetasche, die sie als ihre eigene erkannte.
„Ich war so frei, einige Sachen für dich einzupacken“, sagte er, als er ihren erstaunten Blick sah.
„Einzupacken?“ fragte sie verwirrt.
„Du kannst ja schließlich nicht nackt durch das Apartment laufen. Ich meine, kannst du schon, aber ich dachte mal, es wäre dir lieber, du hättest dabei etwas an.“
„Was zum Kuckuck hat Sie auf den Gedanken gebracht, ich würde mit Ihnen kommen?“
„Deine gottgegebene Vernunft, Miss Granger“, sagte der Blonde lächelnd und Hermine blieb bei so viel Dreistigkeit der Mund offen stehen.
Tbc...
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