von uni
Familienbande oder ein Draco für Draco
Hab den Wind angefleht, dass er dreht
und dass er nichts von dir erzählt.
Bin immer einen Hauch zu spät.
Hab dich um Haaresbreite doch verfehlt…
Der Mond verblasst am Himmelszelt,
die Zeit verrinnt, die Sonne steigt
und Wasser steht schon in der Spur
Ich renne keuchend weiter,
hab den Blick dem Boden zugeneigt
Komm, zeig dich mir, wo bist du nur?
ASP „Wolfsspuren“
Ginny schlenderte, voll beladen mit Tüten, durch die Winkelgasse. In ihrer Jackentasche klimperte ihr erspartes Geld, es war nicht viel, aber es würde für die restlichen Geschenke noch reichen, dass hoffte sie zumindest.
Für ihre Eltern hatte sie bereits etwas gefunden, so würde ihre Mutter einen Satz unzerbrechlicher Teller bekommen und ihr Vater würde eine Erfindung der Muggel unter dem Weihnachtsbaum finden, man nannte es „Kugelschreiber“. Die Nicht-Zauberer benutzten diesen zum schreiben. Ginny schmunzelte, es war doch viel einfacher dies mit einer Feder zu tun, die sich magisch auffüllen konnte und die die Fehler von selbst verbesserte.
Sie war nun schon eine geschlagene Stunde hier, hatte aber noch nichts entdeckt, was Draco gefallen könnte.
Gerade lief Ginny an einem Bücherladen vorbei und nach kurzem überlegen beschloss sie, hinein zu gehen.
Der Laden musste neu sein, denn sie hatte ihn noch nie gesehen. Er wirkte voll gestopft, einerseits wegen den, bis unter die Decke reichenden, Bücherregalen, andererseits wegen der regen Menschenmenge im Laden. Die junge Hexe blieb vor einem Regal stehen und sah sich das Sortiment an. Von magischen Büchern bis Muggelbüchern schien es hier alles zu geben, so standen Zaubertrankbücher neben Geschenkbüchern und Bücher von Muggelautoren neben Weihnachtskarten, die mit schrägem Gesang, Weihnachtslieder schmetterten.
Das wäre etwas für Hermine.“, dachte sich Ginny und wollte schon nach einem ganz besonders schönem Buch greifen. Sie ließ ihre Hand sinken, sollte sie ihrer ehemaligen Freundin tatsächlich ein Geschenk machen?
Kurz darauf verließ Ginny den Laden wieder. Noch immer hatte sie kein Geschenk für den Slytherin, sie wollte schon aufgeben und sich auf den Nachhauseweg machen, als sie von einem Gegenstand in einem Schaufenster angezogen wurde. “Das sieht aus, als könnte es ihm gefallen.“, murmelte Ginny und zählte schnell ihr Geld nach. Es würde gerade noch so reichen.
Am nächsten Morgen schlug Ginny die Augen auf. Sie richtete sich auf und fragte sich verwirrt, warum vor ihrem Bett Geschenke lagen, bis ihr einfiel welches Datum der heutige Tag hatte. „Weinachten.“ Stieß sie begeistert aus und flog förmlich aus dem Bett.
Schon als Kind hatte sie Weihnachten geliebt, was sich in den letzten Jahren nicht geändert hatte. Ginny riss das Papier von ihren Geschenken, um kurz darauf glücklich ihre Ausbeute zu betrachten.
Ein Pullover in grün von ihrer Mutter, eine Packung explodierender Socken von Fred und George, Schokofrösche von Ron und ein, mehr oder weniger, neuer Winterumhang von ihrem Vater. Am Ende lag nur noch ein Päckchen auf dem Boden, welches Ginny mit zitternden Fingern aufhob, konnte es wirklich sein?
Vorsichtig öffnete sie das Geschenk und hielt ein Buch in den Händen. Sie schlug es in der Mitte auf, es war leer. Verwundert blätterte Ginny auf die erste Seite, tatsächlich fand sie dort eine Widmung.
Ich kann es kaum erwarten, dich auf der Lichtung wieder zu sehen. Ich hoffe es gefällt dir,
In Liebe Draco.
P.S Kein Grund dich an dein erstes Schuljahr zurück erinnert zu fühlen, dieses Buch ist mit einem ganz besonderen Zauber belegt.
Ginny schmunzelte, er hatte ihr ein Tagebuch geschenkt und machte ein Geheimnis darum, was es damit auf sich hatte, dass war so typisch für den Slytherin.
Sie fragte sich, wie er wohl ihr Geschenk finden würde.
Das Mädchen erhob sich und ging hinunter in die Küche, um den Weihnachtstag mit ihrer Familie zu zelebrieren.
Mrs. Weasley hatte schon das Frühstück aufgetischt und Ginny war die letzte die hinzu kam. Sie bedankte sich in der Runde für die Geschenke. Ihr Vater lächelte sie selig an, er war ganz begeistert von seinem neuen Sammlerstück und er war nicht der einzige der sie anstrahlte.
Hermine nahm sie nach dem Essen beiseite und fiel ihr um den Hals. „Oh Ginny, ich hab schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass du mir verzeihst.“, rief die Ältere freudig. Ginny tätschelte ihre Schulter. „Ach Hermine, ich kann dir nicht ewig böse sein und außerdem … Ich hab dich vermisst.“ meinte Ginny ehrlich. Beide Mädchen umarmten sich.
Ginny hatte beschlossen Hermine zu verzeihen und ihr einen Tag zuvor in dem Bücherladen ein Buch gekauft, in die Umschlag Seite hatte sie eine Karte gesteckt, auf dieser stand:
Vergeben und Verzeihen kennt keine Zahl noch ein Ende. Vergebung ist ohne Anfang und ohne Ende. Sie geschieht täglich unaufhörlich
Dietrich Bonhoeffer
Liebe Hermine, ich kann das Geschehene nicht ungeschehen machen. Ich werde es nicht vergessen und ich kann nicht leugnen, dass du mich zutiefst verletzt hast, aber ich glaube es ist an der Zeit dir zu verzeihen. Ich möchte wieder mit dir reden, lachen und weinen können, vielleicht können wir es irgendwann wieder so unbeschwert wie früher.
Ginny lächelte, auch wenn sich Draco vermissen würde, freute sie sich auf das Weihnachtsfest, sie war sicher es würde ein schöner Tag werden.
Draco öffnete die Augen und wollte sie am liebsten sofort wieder schließen. Weihnachten, wie er dieses Wort hasste. Er quälte sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer um zu duschen, die Geschenke am Fußende seines Bettes ließ er dabei völlig unbeachtet, keins von ihnen kam von Herzen.
Er entledigte sich seiner Kleidung, stellte sich unter die Dusche und ließ sich von eiskaltem Wasser berieseln. Er wollte am Liebsten wieder ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen. Er tat es nicht, denn er fühlte sich dazu verpflichtet diesen Tag mit seiner Familie zu verbringen. ´Familie´, dachte er spöttisch, ´ eine Familie sind wir schon lange nicht mehr, schon gar nicht mehr seit Mutters Tod. ´
Seine Gedanken schweiften zu Ginny, sie saß jetzt sicherlich mit ihrer Familie bei Tisch und feierte glücklich. Er beneidete sie und er sehnte sie herbei.
Seit er sie geküsst hatte, musste er immer wieder an sie denken.
Er schüttelte den Kopf, diese Grifindor hatte ihm den Kopf verdreht, doch heute war nicht der richtige Tag, um über so etwas nach zu denken.
Er zog sich an und verließ sein Zimmer. Draco fröstelte, er hasste die kühle und abweisende Atmosphäre des Malfoy Manors, alles war steril und pompös.
Draco setzte sich auf einen Stuhl, nahe des Kamins. „Guten Morgen Sohn.“, begrüßte ihn eine schnarrende Stimme.
Er wandte sich langsam um und begrüßte seinen Vater mit einem kühlen „Guten Morgen.“ Es war nicht so, dass er seinen Vater nicht respektierte oder ihn gar hasste. Das Problem war nur, dass ihre Ansichten in einigen Punkten weit auseinander gingen, was sich ich letzter Zeit nur noch verschärft hatte. Draco hatte zu denken gelernt und dass tat er oft auf eine andere Weise, als sein Vater. Ihre Differenzen waren nicht weiter tragisch, sie sahen sich sowie so nur noch selten, wenn es Draco möglich war, dann bleib er in den Ferien lieber in Hogwarths.
„Ich hoffe deine Geschenke haben dir zugesagt.“, antwortete Lucius ebenso kühl. Ihn und seinen Sohn verband nichts mehr. Draco nickte nur stumm.
„Warst du schon bei deiner Mutter, ich denke sie wird sich freuen dich zu sehn.“ Draco schwieg, dies war ein Thema, welches er unbedingt vermeiden wollte, denn dass war einer der entscheidenten Punkte, in denen sich Dracos Meinung stark von Lucius unterschied.
Draco wollte keinen Streit, so behielt er seine Gedanken für sich und schüttelte nur mit dem Kopf.
Lucius klatschte in die Hände, Hauselfen betraten den Raum und tischten Speisen und Gedeck auf. Malfoy Senior ließ sich gegenüber von einem Sohn nieder und begann zu essen, ebenso wie seine jüngere Ausgabe.
Draco vermied tunlichst den Blick von seinem Teller zu wenden. Er wusste was er sehen würde: Neben ihm stand noch ein weiteres Gedeck, es wurde immer mit gedeckt, auch wenn niemals jemand davon aß.
Draco wagte doch einen scheuen Blick, seine Vermutung bestätigte sich, der leere Teller stand vor einem leeren Stuhl, so wie immer.
Er schluckte, konnte den Anblick nicht ertragen. „Willst du nicht damit aufhören?“, flüsterte er fast unhörbar Sein Vater sah ihn überrascht an. „Womit soll ich aufhören?“ Draco seufzte und wünschte, er hätte es für sich behalten, doch nun war es zu spät. Er holte tief Luft. „Hör doch damit auf so zu tun, als wäre Mutter noch lebendig.“
Plötzlich war alles still, das Besteck Geklapper hatte aufgehört und keiner der beiden wagte zu atmen, die Hauselfen verschwanden leise und von ihren Herren unbemerkt.
Das dröhnende Schweigen wurde von lautem Geklapper unterbrochen, als Lucius seine Gabel fallen ließ.
Sein Blick wurde eisig sich und er zischte leise: „Was meinst du damit? Wie kommst du darauf, deine Mutter sei tot?“
Dracos Miene verhärtete sich, wütend sprang er von seinem Stuhl und riss das Geschirr vom Tisch, welches splitternd zerbrach. „Du weißt genau, auf was ich hinaus will! Wie lange willst du noch so tun, als wäre Mutter noch am leben? Die Ärzte im St. Mungos haben sie schon lange aufgegeben, sie ist nicht mehr in der Lage zu essen, sie redet nicht mehr, sie atment nicht mehr ohne magische Hilfsmittel und sie nimmt keinen mehr wahr. Hast du schon einmal in ihre Augen gesehen? Da ist nichts als Leere, ihre Seele ist schon längst tot. Was du meine Mutter, deine Frau nennst ist nur eine tote Hülle, zwing sie nicht weiter hier zu sein und lass sie endlich ihren Frieden finden!“ Draco hatte sich in Rage geredet, er wollte ansetzen mehr zu sagen, doch da war sein Vater schon aufgesprungen.
Lucius holte aus und schlug Draco mit voller Wucht in sein Gesicht, dieser fiel rückwärts direkt in die Scherben des Geschirrs.
Fassungslos starrte er auf seine Hände die stark bluteten. Lucius fuhr sich fahrig durch das blonde Haar. „Du… es… Das habe ich nicht gewollt.“
Draco stand mit wackligen Beinen auf, er musterte seinen Vater. Auch wenn sie sich schon länger nicht mehr gut verstanden, so hatte sein Vater ihn weder geschlagen, noch hatte er jemals um Worte ringen müssen.
Draco stellte überrascht fest, dass sein Vater alt aussah, tiefe Furchen durchzogen sein Gesicht, welches grau wirkte und in seine Stirn hatten sich Sorgenfalten gegraben.
Er konnte seinen Vater einfach nicht hassen, zum ersten Mal begriff der Slytherin, wie schwer es sein Vater doch haben musste, seinen Sohn sah er nie, die ehemaligen „Freunde“ hatte er verraten, die Zauberwelt verachtete und fürchtete ihn wegen seiner Vergangenheit und seine Frau lag in einem Bett und starrte vor sich hin, eher tot als lebendig und Hoffnung auf eine Besserung gab es nicht.
Draco stand auf, verschloss mit einem Schwenk des Zauberstabs seine Wunden und ließ seinen Vater allein zurück. Er wusste nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte.
Er stieg eine ausladende Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Dort ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Sein Blick fiel, nach einiger Zeit, auf den noch immer unausgepackten Geschenkstapel.
Obenauf lag ein Päckchen, das sich von den anderen abhob. Es war nicht in Silber- oder Goldpapier eingepackt, sondern in einfaches braunes Packpapier.
Er schmunzelte, dass sieht aus, als wäre es von Ginny. Er stand auf und riss das Papier ab. Er hob überrascht eine Augenbraue. „Das ist wirklich ein typisches Grifindor Geschenk.“ lachte er leise.
Er legte sich auf sein Bett und roch vorsichtig an dem Stück Stoff, welches er in den Händen hielt. Er glaubte fast ihren schwachen Duft wahrzunehmen. Draco presste den Schal an sich, er war nachtschwarz und mit einem Wärmezauber belegt. Ein kleiner Drache war darauf gestickt, der sich, durch Magie, munter darauf tummelte und ab und zu Feuer spuckte. Der junge Mann lächelte verträumt, als er sich an das Geschenk kuschelte.
***
Anmerkung: Übrigens wollte ich mit dem Kapitel weder darüber philosophieren wo Leben anfängt oder aufhört und genauso wenig wollte ich meine Position zu Sterbehilfe kund tun. Dieses Thema wird hier so neutral, wie möglich behandelt, ich beziehe hier weder dafür noch dagegen Stellung. Ich will niemanden in seiner Meinung, Moral oder Religion verletzten oder angreifen. Es geht nur um zwei Männer die geteilter Meinung sind, der Ehemann, der sie nicht aufgibt und an ihr fest hält und der Sohn, der keine Hoffnung mehr hat und ihr Leiden beenden will. nur falls Fragen aufkommen
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