von uni
Nachtmahr
Ich schlag die Welt in tausend Scherben
Denn so wie sie will ich nicht sein
Und so wie sie will ich nicht werden
Und ohne dich bin ich allein
Ohne dich bin ich allein
Sie kontrollieren um stets die Richtung zu bestimmen
Um unbemerkt in fremde Gedanken einzudringen
So arm an Geist scheint doch das Bewusstsein dieser Zeit
Ich bin gefangen zwischen Traum und Wirklichkeit
Sepia „Allein“
Ginny sah sich verwundert um. Sie war im Fuchsbau, nur dass dieser nicht wie gewohnt erfüllt mit aufgeregten Stimmen war. Nein, es war ruhig, zu ruhig. Sie war allein, ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Freunde, sie alle waren nicht anwesend. Ginny kam diese Situation bekannt vor, doch sie kam nicht darauf, wann sie dies schon einmal erlebt hatte.
Wie automatisch setze sie sich in Bewegung und stieg die alte Treppe hinauf. Die Stufen knarzten, dieses vertraute Geräusch löste einen Schauder aus. Wieder kam Ginny diese Situatin bekannt vor, doch noch immer wusste sie nicht warum.
Sie war nun am oberen Ende der Treppe angekommen. Ginny sah die Tür vor sich, die zu ihrem Zimmer führte.
Plötzlich machte es klick, sie wusste warum ihr diese Situation so bekannt vor kam. Sie wollte schreiend weglaufen und sich irgendwo verkriechen. Doch sie konnte nicht, wie unter Zwang lief sie zu besagter Tür, drückte die Klinke herunter und zog sie auf.
Sie stand nun in ihrem Zimmer, wandte sich um und sah Harry. Sie riss die Augen auf und….
saß keuchend in ihrem Bett. Sie wischte sich mit der Hand über ihre schweißnasse Stirn. „Es war nur ein Traum… nur ein Traum“ murmelte sie immer wieder. Sie wusste zwar, dass dies stimmte, sie hatte geträumt, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass dieses Erlebnis wirklich passiert war. Es war letzten Sommer gewesen. Sie wusste was sie hinter der Tür gesehn hatte. Sie unterbrach ihre Gedanken. Diesen Traum hatte sie seit Monaten nicht mehr gehabt, ihr Herz war noch immer gebrochen, doch sie hatte das Geschehene lange nicht mehr so deutlich vor sich gesehen.
Ginny gab es auf, sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können, schließlich war sie eingedöst und hatte diesen Alptraum gehabt.
Sie stand schwerfällig auf und begab sich in den Gemeinschaftsraum. Sie ließ sich in einen Sessel fallen.
Den Nachmittag hatte sie mit Draco im Raum der Wünsche verbracht. Sie hatten geredet und gelacht. Ginny musste den Kopf schütteln, hätte ihr jemand noch vor einem Monat erzählt, dass sie einmal mit Draco Malfoy im Raum der Wünsche sitzen und über Lehrer lästern würde, sie hätte es ihm nicht geglaubt. ´Vieles war noch vor einem Monat anders. ´dachte sie melancholisch und starte ins Feuer.
Am nächsten Morgen fühlte sich Ginny ausgelaugt, sie hatte auch den Rest der Nacht nicht richtig schlafen können und war immer wieder eingenickt. Sie hing mehr auf ihrem Stuhl, als sie saß. Das muntere, morgendliche Geplapper rauschte an ihr vorbei, ohne dass sie es wirklich wahrnahm. Plötzlich strömte ihr der verführerische Duft von Kaffee in die Nase. Verschlafen schaute das Mädchen auf, ihr Bruder Ron grinste sie an und hielt ihr eine Tasse hin. „Du hattest wohl eine lange Nacht? Schwesterchen, du siehst verdammt müde aus. Pass auf, dass du nicht im Unterricht in deinen Kessel fällst.“
Ginny war nicht nach Lachen zumute, sie fühle sich krank. Am liebsten hätte sie sich wieder in ihr Bett verkrochen und die Decke über den Kopf gezogen. Sie geriet in Versuchung, diesem Wunsch folge zu leisten, als sie erfuhr, dass das Wetter sich noch immer nicht gebessert hatte. Also würde sie auf die heilsame Wirkung der Lichtung verzichten müssen. Da sie trotzdem nicht den ganzen Tag krank verbringen wollte, beschloss sie zur Krankenstation zu gehen.
Sie stand auf und machte sich auf den Weg zu Madam Pomfrey. Diese untersuchte ihre Patientin kurz und begann schließlich ihr mehrere Stärkeungstränke einzuflößen. Poppy ließ es sich nicht nehmen, einige Kommentare zu Ginnys Zustand verlauten zu lassen. „Miss Weasley, ich bin wirklich der Meinung sie sollten ihrem Bruder und seinen Freunden nicht nacheifern und lange nächtliche Ausflüge unternehmen! Sie sehen aus, als hätten sie seit drei Tagen nicht mehr geschlafen.“
Ginny zog eine Grimasse, sie mochte nicht mit Ron und seinen Freunden verglichen werden, schon gar nicht mit Harry. Sie fühlte sich tatsächlich so erschöpft, als hätte sie schon seit mehreren Tagen nicht mehr geschlafen, obwohl es doch nur eine Nacht gewesen war. Jedoch dachte sie nicht länger darüber nach. Ginny schrieb es einfach ihrer derzeitigen Situation zu.
Auch in den folgenden Nächten sollte Ginny keinen Schlaf finden. Sie wurde immer fahriger, konnte sich immer schlechter konzentrieren und machte im Unterricht immer häufiger leichtsinnige Fehler. So hatte sie es in weniger als einer Woche geschafft, Nevilles Rekord im „Zaubertränke in die Luft jagen“ zu brechen.
Sie war nicht wieder auf der Krankenstation gewesen, sie verzichtete lieber auf weitere Stärkungstränke, als wieder mit Harry verglichen zu werden. Am Ende hatten die Elixiere eh nur mäßigen Erfolg.
Ginny wusste, dass einzig hilfreiche wäre ein Besuch der Lichtung. Sie würde sich wieder gut fühlen und dort sicher auch Schlaf finden. Doch sie konnte nicht zu diesem Ort der Ruhe, denn es herrschte noch immer Sturm, so wie, das damit verbundene, Ausgangsverbot.
„Irgendwann muss das doch ein Ende finden.“, versuchte sich das Mädchen zu beruhigen. Doch dieses Ende ließ auch die nächsten Tage auf sich warten.
Ginny ging es immer schlechter, sie hatte inzwischen schon fünf Tage am Stück nicht richtig geschlafen. ´So lange ist mein letzter Besuch auf der Lichtung auch schon her.´ Sehnsüchtig dachte sie an diesen magischen Ort, wie sehr wollte sie doch wieder dort hin.
Mitten in der Nacht, sie konnte wieder keinen Schlaf finden, hielt Ginny es nicht mehr aus. Sie schlich sich aus dem Gemeinschaftsraum ihres Hauses, hinunter in die Eingangshalle. Wie durch ein Wunder begegnete dem Mädchen niemand.
Der Haupteingang war, wie zu erwarten mit Zaubern versiegelt, doch durch ihre Brüder kannte sie einige Geheimgänge. Und wirklich kurz darauf stand sie vor den Schlossmauern.
Der Sturm tobte und riss an Ginnys Kleidung und ihren Haaren. Doch sie bemerkte es gar nicht, ihre Gedanken waren einzig und allein auf die Lichtung fixiert. So machte sie sich auch keine Gedanken darüber, dass sie vom Schloss aus gesehen werden könnte.
Sie ging zum Verbotenen Wald. Nichts konnte sie davon abhalten ihrem Ziel zu folgen, schon gar nicht der Wind, der ihr entgegen blies. Sie war nun beim Waldrand angekommen und die Bäume ächzten und knackten gefährlich.
Derweil lief ein Slytherin ruhelos durch das Schloss. Auch Draco schlief seit Tagen schlecht bis gar nicht. Er streifte durch die Gänge zum Raum der Wünsche. Er kam jeden Abend hier hin, doch Ginny war ihm nicht wieder begegnet. Insgeheim musste er sich eingestehen, dass er dies schade fand. ´Irgendwie mag ich dieses Mädchen mit den fuchsroten Haaren. ´ dachte er schmunzelnd.
Er lief gerade an einem der großen Fenster vorbei, die zum Verbotenen Wald zeigten. Wie zufällig schaute er hinaus und erstarte. Irgendeine Gestalt war bei diesem Wetter hinausgegangen und lief jetzt auf den Wald zu. „ Das ist doch Selbstmord.“, flüsterte der Malfoy entsetzt. Ohne groß zu überlegen rannte er los, auf der Suche nach einem Geheimgang, der nach draußen führte.
Noch im Lauf fragte er, warum er sich für jemand anderen in Gefahr begeben sollte. Doch die Wahrheit war, er hatte Angst, es könnte sich dort draußen um Ginny handeln, schließlich lag in der Richtung, in die die Gestalt ging, die Lichtung.
Draco kannte nicht viele geheime Ausgänge, schließlich hatte er es nie nötig gehabt im Schloss herum zu schleichen, doch ein paar waren ihm bekannt. So schlüpfte er durch den erstbesten Gang.
Er sah von weitem Ginnys rotes Haar. Es leuchtete durch den windgepeitschten Regen hindurch. Er beschleunigte seine Schritte so gut es ging, hatte allerdings seine Schwierigkeiten damit, denn er musste gegen den Wind ankämpfen, der ihn umzuwehen versuchte.
´Wie kann sich dieses Mädchen nur so schnell fortbewegen? Es ist als würde sie den Sturm nicht spüren. ´, dachte Draco noch.
Dann sah er etwas, dass ihn seine letzen Kräfte mobilisieren lies. Er schaffte es zu Ginny, riss sie um und da wo sie eben noch gestanden hatte schlug krachend ein kleinerer Baum auf.
„Sag mal bist du verrückt geworden? Willst du dich umbringen?“ schrie er ihr entgegen.
Ginny sah ihn mit leeren Augen an. Zornig wurde sie geschüttelt.
Wieder krachte ein Baum zu Boden. Draco wollte sie in Richtung Schloss ziehen, doch Ginny wehrte sich. „Draco, bitte! Ich will zur Lichtung.“ Der Angesprochene wollte den Kopf schütteln, besann sich dann aber. Es würde keinen Zweck haben sie zum Schloss zu ziehen. Bei der nächsten Gelegenheit würde er das Weasleymädchen wieder retten müssen. Obwohl er um die Gefahr wusste, zog er Ginny schnell durch den Wald. Neben ihnen fielen immer wieder Bäume zu Boden, doch sie selbst blieben verschont.
Endlich erreichte das ungleiche Paar die Lichtung. Hier war es wie im Auge des Sturmes. Es herrschte absolute Ruhe. Zu beider Überraschung, sah die Lichtung haargenau so aus wie vor dem Sturm. Nicht einmal ein Halm war umgeknickt.
Ginny hätte am liebsten noch länger verweilt, doch ihr Begleiter zog sie wieder aus dem Wald zurück zum Schloss. Auch Draco reizte es, den Frieden der Lichtung, den er so lange vermisst hatte, zu genießen. Doch er hatte den Sturm nicht vergessen und wollte diesem Frieden nicht trauen. Auch auf die Lichtung könnte ein Baum stürzen.
Wieder im Schloss ließ Draco sofort ihre Hand los und stürmte zu seinem Schlafzimmer. Im Umdrehen rief er ihr noch zu: „Weasley! Komm morgen gefälligst in den Raum der Wünsche und steh mir Rede und Antwort.“
Ginny ging wie betäubt in ihren eigenen Schlafsaal und wieder begegnete ihr wie durch ein Wunder niemand.
Sie schlich sich in ihr Bett. „Morgen werde ich ihm alles erzählen, auch die Sache mit Harry.“, flüsterte sie und dann schlief sie, das erste Mal seit langem, wieder richtig ein.
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