von tonkspatschig
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Mit einem Lächeln auf den Lippen machte Harry sich mit Hermine auf den Weg zu Horace Slughorns Büro. Heute war wieder ein Treffen des Slug-Klubs.
Slughorn gab Harry das Gefühl, etwas ganz besonderes zu sein. Selbst im Slug-Klub bevorzugte er ihn. Wenigstens Slughorn würdigte Harry, wenigstens er wusste, was für ein großartiger Junge Harry war.
„Hallo Harry. Miss Granger, schön Sie zu sehen!“, begrüßte Slughorn sie freundlich. Für Harry hatte er ein besonders strahlendes Lächeln.
„Hallo Sir“, erwiderte Hermine höflich.
Professor Slughorn wies auf zwei Plätze neben sich.
„Setzen Sie sich doch“, bot er an.
Nachdem das Treffen beendet war und das Büro sich leerte, trödelte Harry absichtlich noch.
„Harry, Sie sollten sich beeilen“, sagte Slughorn mit seiner lieblichen Stimme, doch es klang, als wollte er genau das Gegenteil.
Es war das erste Mal, dass Harry seinem Lieblingslehrer widersprach.
„Nein Sir, ich würde gerne noch etwas fragen.“
Ein warmes Lächeln breitete sich auf Slughorns Gesicht aus.
„Natürlich, fragen Sie nur, Harry.“
Harry fand nicht gleich die richtigen Worte, für das was er fragen wollte.
„Ja, Harry?“, Slughorn wartete.
„Sir, ich habe mich gefragt, ob es Dinge gibt, die ein Lehrer nicht mit seinem Schüler haben darf.“
Diese Frage schien ihn zu überraschen. „Nun ja, es gibt Dinge, die verboten sind, die aber trotzdem getan werden wollen, Harry“, antwortete er rätselhaft.
In der Nacht brütete Harry über diesen Satz und kam zu dem Schuss, dass Slughorn diese verbotenen Dinge tun wollte und auch Harry wollte es.
Harry stand auf. Es war schon spät und eigentlich verboten, doch es kümmerte ihn nicht. Er wollte zu dem, der ihn als etwas Besonderes sah, zu dem, den er liebte.
Die Gänge waren wie ausgestorben, deswegen nahm Harry den Tarnumhang ab. Ein Vogel zwitscherte in seinem Käfig.
„Harry!“, rief eine vertraute Stimme plötzlich. Slughorn, der Mann, zu dem er wollte, stand vor ihm.
„Sir!“, gab Harry zurück. Es war, als wären sie Kaiser Franz und Kaiserin Sissi höchst persönlich.
„Es ist spät. Warum laufen Sie um diese Zeit noch hier rum“, fragte Slughorn.
Harry ging einige Schritte auf in zu. Als er direkt vor ihm stand, blickte er ihm in die Augen und sagte: „Sie haben mir von verbotenen Dingen erzählt. Ich wollte so was selbst erleben.“
Slughorn hob eine Hand und strich damit sanft über Harrys Gesicht.
„Nicht heute, Harry.“
Mit diesen Worten ließ er Harry stehen.
Nicht heute, Harry. Das hieß, dass er ihm an einem anderen Tag näher kommen konnte. Slughorn hatte doch immer gesagt, Harry sei etwas Besonderes. Warum wollte er jetzt nicht?
Sicher lag es daran, dass er noch einiges vorbereiten musste. Harry war schließlich außergewöhnlich und Slughorn wollte sicher, dass alles perfekt für ihn war.
Am Morgen war Harry zwar todmüde, aber voller guter Laune. Slughorn plante etwas für die beiden.
Er und Ron hatten eine Freistunde und saßen im Gemeinschaftsraum.
„Harry Potter?“, sagte die schüchterne Stimme einer Erstklässlerin.
„I-ich soll dir eine Nachricht von P-Professor Dumbledore überbringen. Du sollst zu ihm ins B-Büro kommen…Und ich s-soll sagen, er trinkt sein B-Butterbier immer mit einem Schuss Ingwer.“
„Da musst du wohl hin“, sagte er und streckte sich in seinem Sessel.
Harry ging den Weg entlang und blieb vor dem Wasserspeier stehen. Es war einfach das Passwort zu erraten.
„Ingwer!“
Nachdem Dumbledore mit einem „Herein“ auf sein Klopfen geantwortet hatte, setzte sich Harry auf den Stuhl an Dumbledores Schreibtisch.
„Entschuldige meine Neugier, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass viel Zeit mit Professor Slughorn verbringst, Harry und da habe ich mich gefragt…“
Röte stieg Harry ins Gesicht. Woher wusste Dumbledore das nur?
„Ja, es stimmt“, antwortete Harry beschämt, „aber er hat gesagt, dass wir es ein anderes Mal machen.“
Dumbledore legte die Fingerkruppen aneinander, so wie er es immer tat.
„Nun, Harry. Das ist auch der Grund, warum ich dich sprechen wollte. Du solltest dich rasieren. Ohne diese Bartstoppeln würde ihm deine Haut besser gefallen. Ich verlange wieder viel von dir, Harry.“
Mit einem solchen Rat hatte Harry nicht gerechnet.
„Danke, Sir. Ich werde mir ihren Tipp zu Herzen nehmen.“
Dumbledore nickte.
„Du kannst jetzt gehen.“
Im Gemeinschaftssaal erwarteten ihn Ron und Hermine, die vom Unterricht zurück gekehrt war und stellten ihm die Frage, auf die er nicht antworten wollte.
„Was wollte er? Hat er einen Horkrux gefunden?“
„Nein.“ Mit gespielter Traurigkeit schüttelte Harry den Kopf. „Er weiß nicht, wo er noch suchen soll. Ich gehe nach oben.“
Er hatte überzeugend gespielt und so störten ihn die beiden nicht, als er ins Bad ging und sich rasierte.
In dieser Nacht schlich Harry sich wieder hinaus und klopfte an Slughorns Tür.
„Harry, kommen Sie rein.“
Verlegen stand er im Büro des Mannes, den er liebte.
„Sie wollten gestern nicht, aber heute ist ein anderer Tag, Sir“, sagte Harry und blickte ihm dabei fest ins Auge.
Wieder streichelte Slughorn sein Gesicht. Er sah zufrieden aus.
„Ja, Harry, heute ist ein anderer Tag.“
Er zog Harry stürmisch an sich…
„Sir, Horace. Das war wunderbar“, sagte Harry, als es draußen hell wurde.
Horace nickte und holte ein kleines Fläschen aus seinem Schrank. Dann zog er eine Erinnerung aus seinem Kopf. Seine Hand zitterte, als er diese in das Fläschchen füllen wollte. Harry hielt sie fest.
„Wir sollten das in Zukunft nicht mehr tun, mein Kronjuwel“, sagte Horace, während er die Erinnerung zu einigen anderen in ein Regal stellte.
Plötzlich waren Tränen in Harrys grünen Augen. „Aber, aber ich bin doch etwas Besonderes. Außerdem habe ich schon unsere Flitterwochen geplant! Eine Kreuzfahrt. Mit dem Zug quer durch Europa. Wäre das nicht irgendwie beruhigend?
„Ja, das wäre es. Aber Harry, siehst du diese Erinnerungen? Es sind Erinnerungen an Dinge, die ich mit anderen Schülern hatte. Black fehlt leider in meiner Sammlung. Und, du bist wirklich ein bedeutender Teil dieser Sammlung, nicht so bedeutend wie Tom Riddle, aber mein Kronjuwel.“
Harry stutze. Er war nur einer von vielen? Nicht so bedeutend wie Tom Riddle?
„Tom Riddle ist bedeutsamer als ich?“, fragte er scharf.
Horace schwelgte in Erinnerungen. „Oh ja. Sie hätten seine Haut sehen müssen. Er hatte so eine schöne Haut“, schwärmte er.
"Ginny hat eine schöne Haut", sagte Harry unvermittelt und machte sich auf den Weg zu ihr. Außerdem bemerkte er, dass sein rechter Schuh offen war. Der Gedanke, dass Ginny diesen wieder zubinden würde, tröstete ihn darüber hinweg, dass er nur eine Trophähe in Slughorns Schrank war.
[i]Kommis? Bitte ^.^[i]
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