von Arri
Der Zug ratterte über die Gleise und durch unberührte Natur. Hin und wieder waren wilde Tiere zu sehen, hauptsächlich Hirsche und Rehe. Die Sonne warf gerade ihre letzten Strahlen über das Erdreich und liess alles orange leuchten. Doch all diese unvergleichliche Schönheit, interessierte Draco Malfoy nicht. Er sass zusammen mit seinen Leibwächter Crabbe und Goyle, seinem Slytherinkumpel Blaise und seiner Verehrerin Pansy Parkinson in einem Zugabteil und starrte missmutig an die Zug decke.
„Draco?“
Die leicht quickende Stimme Pansy`s riss ihn aus seinen Gedanken. Langsam senkte er den Kopf und sah sie an. Sie errötete leicht, sprach dann weiter.
„Draco, was ist los mit dir? Du bist so still?“
Crabbe und Goyle, die beide in Comics vertieft waren, grunzten zustimmend. Blaise warf ihm nur einen kurzen Seitenblick zu und sah dann wieder aus dem Fenster.
„Was sollte den schon los sein?“, fauchte er und starrte wieder an die Decke.
„Hat…hat es etwas mit ihm zu tun?“, bohrte Pansy nach. Blaise rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her, als käme es ihm nicht gelegen, über sowas zu reden.
„Mit wem?“
Bevor Pansy antworten konnte, fuhr der Zug auf dem Bahnsteig von Hogsmeade ein und Draco sagte:
„Hör auf, dummes Zeug zu schwatzen, wir sind da.“
Schnell stand er auf, packte seine Tasche und verliess das Abteil. Die anderen 4 erhoben sich, warfen sich bedeutsame Blicke zu und folgten ihm dann.
Die grosse Halle war erleuchtet von den vielen Kerzen, die unter einer Wolkendecke des Himmels schwebten. Schüler schwatzten und erzählten sich gegenseitig von den Ferien, zwischendurch hörte man das Miauen einer der Katzen, die ihrem Besitzer gefolgt war. Draco seufzte. Schon wieder waren sie hier und in diesem Jahr würde entschieden werden, ob er starb oder leben durfte.
„Es hängt alles von dir allein ab.“, hatte der Dunkle Lord mit eisiger Stimme gezischt und Draco lief ein Schauer über den Rücken, als er sich daran erinnerte. Unbemerkt strich er mit der Hand über seinen rechten Unterarm und ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm hoch, wie immer, wenn er an das hässliche Mal an seinem Unterarm dachte. Er wollte das nicht. Er wollte das definitiv nicht. Aber er hatte keine Wahl. Sie werden mich töten, wenn ich es nicht tue. Und meine Familie auch, dachte er. In der grossen Halle herrschte auf einmal Ruhe. Der Mann, war aufgestanden, den er töten sollte. Der Mann, dessen Schicksal über sein Leben bestimmte.
Albus Dumbledore begann mit tiefer Stimme zu sprechen. Er sprach darüber, was für schwere Zeiten anmarschierten und bereits da waren, und darüber, dass Zusammenhalt im Moment am wichtigsten war. Pah, dachte er bei sich. Zusammenhalt?
Nach der Rede stand Draco auf und beeilte sich aus der Grossen Halle zu kommen. An der Tür stiess er unsanft mit einem Mädchen zusammen. Ihre Haare waren blond, lang und leicht verschmutzt. Um ihren Hals baumelten Korkenzapfen und an ihren Ohren Radieschen. Er schenkte ihr nur einen kurzen Blick, bevor er weiterhastete. Plötzlich, er war schon beinahe bei der Treppe zu den Kerkern angelangt, zupfte ihn jemand am Umhang.
„Was ist?“, fauchte Draco wütend und drehte sich um.
Da stand das Mädchen, mit dem er vorhin zusammen gestossen war. Mit grossen, blauen Augen sah sie ihn vorwurfsvoll an und sagte:
„Dein Kopf ist voller Schlickschlupfe. Sie lassen dich sehr unhöflich werden. Warte, ich vertreibe sie dir.“
Und sie begann um ihn herumzulaufen und über und neben seinem Kopf zu klatschen.
„So, jetzt sollten sie weg sein. Wenn sie dich wieder heimsuchen, kannst du dich ja wieder melden, dann helfe ich dir, sie zu vertreiben.“, sagte sie mit sanfter, leiser Stimme.
Draco war einen Moment lang wie erstarrt. Dann sagte er wütend:
„Geh weg von mir du Verrückte!“
Er hörte noch das Getuschel der Leute, die die Situation mitbekommen hatten, er hörte Gekicher, doch das alles interessierte ihn nicht.
Mit flatterndem Umhang rauschte er die Treppen zu den Kerkern und dem Gemeinschaftsraum der Slytherins hinunter.
Als er seinen Koffer ausgepackt hatte und die Schulbücher für den nächsten Tag in die Schultasche gelegt hatte, legte er sich angezogen aufs Bett. Das Mädchen kam ihm in den Sinn. Was für ein sorgloses Gör…dachte er. Schlickschlupfe sind wohl ihre einzige wahre Sorge. Wütend schüttelte er den Kopf. Wie konnte er bloss über dieses Mädchen nachdenken, wenn er sich über Wichtigeres Gedanken machen musste?
Die Tür zum Schlafsaal ging auf und Blaise Zabini trat herein. Er erstarrte für einen Augenblick, als er Draco auf dem Bett liegen sah, doch dann ging er zielstrebig auf sein Bett zu.
Ein Moment der Stille, dann…
„Was machst du angezogen im Bett? Und wieso bist du vorhin weggerannt?“
„Ich hatte Besseres zu tun, als mir Pansys Stimme anzuhören.“
Zabini warf ihm einen kurzen Blick zu.
„Ich sage dir jetzt eins, Draco Malfoy, ich warne dich. Pansy bedeutet mir was, mehr als dir, und wenn du sie verletzt kannst du etwas erleben.“
Überrascht hob Draco den Kopf und sah ihn an.
„Du weisst genau, dass ich nicht von Pansy will, also hör mit dem Scheiss auf.“
Zabini warf den letzten Rest Schulbücher in die Tasche, rauschte durch den Raum und blieb kurz an der Tür stehen.
„Es war eine Warnung, Malfoy, eine Warnung.“
Dann verliess er den Raum und die Tür fiel mit einem lauten Knall zurück in die Angeln. Was für ein Idiot, dachte Draco, drehte sich auf die Seite, löschte das Licht und war nach einiger Zeit eingeschlafen.
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