von Nurbla
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"Ich habe euch hier zusammengerufen," eröffnete Albus das Treffen mit seinen wichtigsten Lehrern und Beratern und strahlte wie gewöhnlich einmal in die Runde, bevor er wieder ernst wurde, "weil wir über ein paar wichtige Fakten beraten müssen, die uns so rein theoretisch gar nichts angehen."
Severus knurrte und Minerva wusste, dass er das spätestens nach diesem Satz für reine Zeitverschwendung hielt. Sie guckte auch die anderen an. Professor Sprout wirkte leicht interessiert ansonsten aber eher gelangweilt, Professor Flitwick war da schon aufgeweckter und Hagrid war wie immer stolz, dass er zu dieser wichtige Runde gehörte.
"Also, worum geht es?" quiekte Professor Flitwick.
"Harry Potter." sagte Albus bedeutungsschwer und musterte jeden der anwesenden über seine Brille eindringlich.
Minervas Kopf fuhr zu Severus herum, der hatte sein Gesicht verzogen und atmete tief ein und aus.
"Warum," sagte er dann, "muss ich dann hier sein, ich habe rein gar nichts mit dem Potterjungen zu tun. Er wird nach Gryffindor kommen und damit ist es gut und ich sehe nicht, dass..."
"Severus Snape." sagte Albus mit einer unerwarteten Schärfe in der Stimme, "du weist sehr gut, warum du hier bist."
Kurz musterten sich die beiden Männer abschätzend und dann gab Severus klein bei und nickte. Minerva wunderte sich, aber sie hatte aufgehört sich Gedanken über die merkwürdige Beziehung zwischen dem Schulleiter und Severus Snape und deren zweispaltige Einstellung zu Potter zu machen.
Albus holte Luft, lächelte dann und sagte mit ruhiger Stimme, als wäre nichts passiert: "Also wir müssen einiges besprechen. Der Junge stößt im September zu uns. Wie lassen wir ihm den Brief zukommen? Ich meine er weiß inzwischen, dass er Zauberer ist und wartet wahrscheinlich Sehnsüchtig auf unseren Brief, sich täglich fragend, ob er wirklich kommen wird oder ob alles nur ein Traum ist."
"Wir schicken ihm den Brief." sagte Minerva entschieden. "Wie sollten wir es sonst machen?"
"Wir könnten jemand schicken, ich meine einen von uns." schlug Professor Sprout vor.
"Ich stimme der lieben Minerva zu." sagte Albus. "Aber wir werden überprüfen, ob die Brief wirklich ankommen."
Im Stillen fragte sich Minerva, warum sie das sollten, aber Dumbledore hatte bestimmt seine Gründe, also fragte sie nicht weiter nach. Wahrscheinlich war er sich, genau wie sie selber, nicht sicher, ob Harry Potter wirklich so aufwuchs, wie er, Albus es einst geplant hatte.
"Also zweiter Punkt. Wie gehen wir hier mit ihm um?"
"Ich werde ihn behandeln wie jeden anderen Schüler auch. Er soll sich mal nichts einbilden und so werden wie sein..."
"Das reicht Severus." sagte Albus nachdrücklich. "Ich denke wir sind uns einig, dass James Potter ein hervorragender, wenn auch etwas eitler Schüler war, und dass wir Harry Potter alle natürlich wie einen normalen Schüler behandeln werden. Im Grunde ist er nichts anderes. Ein normaler kleiner Mensch, der eine schwere Kindheit hinter sich hat und so angenommen werden will, wie er ist."
"Sollten wir darüber mit den anderen Schülern sprechen?" fragte Minerva. "Ich meine, es wäre wichtig, sie vielleicht zu warnen, ihnen Fragen zu beantworten, wie sie mit so jemandem umgehen können?"
"Vielleicht..." sagte Dumbledore nachdenklich. "Ich werde mir meine Gedanken dazu machen und ich weiß, ihr alle auch."
"Man sollte vielleicht bessa mit klein' Harry red'n." warf Hagrid ein. "Ich mein', er ist doch der Berühmte hier."
"Erst dachte ich das auch." sagte Dumbledore zustimmend. "Aber jetzt, jetzt denke ich, wir sollten ihn behandeln, so normal wie möglich und dann wird er seinen eigenen Weg finden und gehen. Er wird es nicht leicht haben im Leben, zumindest in den ganzen nächsten Jahren nicht, bis...auf jeden Fall, lasst ihn ausprobieren und Leben und normal sein. Gebt ihm seine Erfahrungen, die er braucht. Lasst ihn stark werden. Ich danke euch für das Gespräch. Einen schönen Tag noch und Minerva, könntest du noch einen Moment bleiben?"
Sie nickte und wünschte allen einen guten Tag, die jetzt den Raum verließen.
"Was ist denn, Albus?" wollte sie dann, mit leicht besorgter Stimme, wissen.
"Er wird in dein Haus kommen." sagte Albus und schwieg.
"Ich weiß, und?" erwiderte sie schnippisch.
"Sind sie nicht stolz?" wollt er wissen und sie meinte ein Zucken in seinen Mundwinkeln wahrgenommen zu haben.
"Natürlich. Auch ich bin nicht gegen Berühtmheit gewappnet. Aber vor allem, vor allem tut er mir Leid Albus. Er hätte so eine gute Kindheit haben können, und jetzt, jetzt wird er völlig überfordert anstatt zu Hause in unserer Welt sein."
"Du hast Recht. Unterstütze ihn so gut du kannst, ok?"
"Ich verspreche es." sagte Minerva aus vollem Herzen. "Aber anders behandeln werde auch ich ihn nicht."
"Nein." sagte Dumbledore und schüttelte den Kopf, "Das ist nicht nötig."
"Was war das vorhin mit dem, was du nicht gesagt hast?"
wollte Minerva unvermittelt wissen, in der Hoffnung, sie könnte den alten Schulleiter überrumpeln.
"Was?" fragte er unschuldig und blickte sie offen an.
"Ach nichts." sagte Minerva und seufzte innerlich. Sie würde es wahrscheinlich irgendwann wissen, aber erst, wenn er es wollte.
Später, als Voldemort tot war dachte sie einmal an dieses Gespräch und musste lächeln.
Sie hatte nicht ahnen können, dass Dumbledore einen Plan verfolgte, der die Welt retten würde und der nur mit Harry ausführbar war. Und wahrscheinlich war das gut so, denn vielleicht hätte sie es verhindert...
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