
von MarauderGirl
Hallo, Leute!
Es tut mir sooooo leid, aber es gibt leider schon wieder keine Kommi-Antworten, da ich gerade krank bin und zusätzlich auch noch in Arbeit versinke :( Ich hoffe, ihr verzeiht mir das noch einmal!
Vielen lieben Dank fĂĽr eure Kommis! *euch gaaaaaaaaaaaanz fest drĂĽcke*
Euer
MarauderGirl
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Das musste einfach ein Traum sein! Ein schrecklicher, nicht enden wollender Alptraum. Ich konnte doch jetzt unmöglich im Gemeinschaftsraum sitzen und das Gefühl haben, zu ersticken. Ich hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen, nie wieder Atmen zu können und untätig dabei zusehen zu müssen, wie vor meinen Augen meine ganze Welt in Schutt und Asche zerfiel – das konnte einfach nicht wirklich passieren. Das musste einfach ein schrecklicher Alptraum sein. Es musste einfach!
Doch leider bestätigte mir ein Blick in Jennys Gesicht meinen unterbewussten Verdacht, dass dieser ganze Mist hier gerade tatsächlich mein Leben sein musste. Dass meine kleine Schwester tatsächlich mit 16 schwanger war. Schwanger von dem Mann, den ich liebte.
Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder so weit gesammelt hatte, dass ich den Schmerz in meinem Herzen verdrängen konnte und mich halbwegs um meine verzweifelte Schwester kümmern konnte. Doch so sehr ich mich auch zusammenreißen wollte, im Moment hätte ich mich am liebsten irgendwo verkrochen und den ganzen Schmerz aus mir herausgeschrien.
„Bist du dir sicher, dass Sirius der Vater ist?“, fragte ich nach ein paar Sekunden hoffnungsvoll.
„Ja… Bin ich“, erwiderte Jenny zögerlich. Meiner Meinung nach viel zu zögerlich. Misstrauisch sah ich sie an, doch als ihr Blick meinen traf, musste ich ihr einfach glauben. Denn wieso sollte sie mich wegen dieser Sache anlügen? Was würde es ändern, besser machen, oder was auch immer, wenn sie Sirius nur als Vater ausgeben würde? Nichts. Und genau diese Erkentnisse, brachte mich dazu, alle meine Zweifel über Board zu werfen und ihr zu glauben.
„Und… Er will…“ Ich musste noch einmal tief durchatmen, ehe ich den Satz zu Ende bringen konnte. „Er will dir also helfen?“ Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen.
„Ja…“, flüsterte sie. „Er war natürlich nicht begeistert… aber er meinte, dass er sich um das Kind kümmern würde, wenn…“
„Wenn was?“
„Wenn ich es behalten sollte…“
Stille breitete sich zwischen uns aus. Was?! Natürlich war mir klar, dass diese Möglichkeit bestand, doch ich war mir sicher, dass Jenny nicht stark genug für einen Schwangerschaftsabbruch war. Das fühlte ich und ich kannte sie gut genug. Aber dennoch blieb es ihre Entscheidung…
Ich räusperte mich kurz, sah sie sanft an und fragte dann vorsichtig: „Und? Ich meine… Willst du es behalten?“
Neue Tränen sammelten sich in ihren geröteten Augen, als Jenny leicht mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht, Cass. Ich weiß es nicht.“ Ihre Lippen zitterten, als sie sie krampfhaft aufeinander presste. Sie schüttelte hilflos ihren Kopf. „Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll. Was soll ich meinem Kind schon bieten? Wie soll ich es überhaupt mit einem Kind schaffen? Ich bin 16, habe keinen Schulabschluss, keine Möglichkeit Geld zu verdienen und der Vater meines Kindes liebt mich nicht und wird es vermutlich auch nie tun.“ Sie begann aufs heftigste zu schluchzen und ich nahm sie schnell wieder in meine Arme.
Beruhigend strich ich ihr über den Kopf. Bei dem Gedanken an Sirius zog sich wieder alles in mir zusammen und Tränen stiegen mir in die Augen. Doch ich erlaubte es mir nicht, um Sirius zu weinen. Jetzt war Jenny wichtiger, als ich oder was ich jemals mit Sirius hätte haben können.
„Weißt du, Jen. Mutter…“
Sofort drückte sie sich von mir weg und sah mich panisch an. „Nein! Sie darf das nicht erfahren! Du kennst doch ihre Einstellung!“
NatĂĽrlich kannte ich die. Unsere Mutter arbeitete zwar fĂĽr ein Tratsch und Klatsch Magazin und gab sich dort auch immer recht offen und aufgeschlossen, doch ihre eigentliche Einstellung war noch immer recht altmodisch. FĂĽr sie musste eine Frau verheiratet sein, ehe sie ein Kind bekommen durfte. Ja, unsere Mutter war in dieser Hinsicht wirklich von vorgestern. Und dass ausgerechnet ihre Lieblingstochter mit 17 (!) ein Kind bekommen sollte, wĂĽrde ihr vermutlich alles andere als gefallen.
„Jenny, du musst es ihr sagen“, meinte ich vorsichtig und zog meine erneut weinende Schwester wieder in meine Arme.
„Ich kann das nicht… Cassy, bitte! Bitte hilf mir!“ Sie schluchzte an meinem Hals.
Ich nickte schwach und eine einzelne Träne rannte meine Wange hinab und verfing sich im Haar meiner Schwester. „Wir sagen es ihr gemeinsam, okay?“
„Wann?“
„Nun… wenn du weißt, ob du es behalten willst…“
Ich spürte, wie immer mehr Tränen in kürzeren Abschnitten an meinen Hals flossen und drückte sie noch näher an mich. Merlin, so schwach hatte ich sie noch nie gesehen! Es war eine miese Situation, doch eines stand für mich von Anfang an fest: Ich würde für sie da sein! Sie war meine kleine Jenny. Sie war einfach noch immer meine Schwester und ich würde mich selbst verachten, wenn ich sie jetzt alleine lassen würde. Und ich hätte Sirius für immer verabscheut und verflucht, wenn er ihr nicht helfen würde.
„Cass?“, durchbrach Jennys brüchige Stimme nach einer Weile die aufgekommene Stille.
„Hmm?“
„Ich... Ich denke… Ich kann es nicht töten.“
Ich schloss für einen Moment meine Augen. Es war mir klar gewesen, dass sie es nicht können würde. Und dass sie diese Entscheidung schon so schnell gefällt hatte, überraschte mich auch nicht. Denn wenn Jenny mal wusste, was sie wollte, dann war sie sich dessen immer sicher. Doch das bedeutete jetzt, dass sich alles ändern würde. Und auch, dass diese mickrige Chance, die einmal für mich und Sirius bestanden hatte, für immer gestorben war. „Wenn du es so willst, Jenny. Ich werde dich auf alle Fälle unterstützen.“
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Eine Stunde später saß ich im Krankensaal (in dem ich in letzter Zeit viel zu oft war) und hielt die Hand meiner schlafenden Schwester, die in einem der Betten lag. Ich hatte sie dazu überredet,sich von Madam Pomfrey untersuchen zu lassen. Natürlich hatte sie sich dagegen gesträubt, aber ich hatte nicht locker gelassen. Und nun hatten wir wirkliche Gewissheit. Jenny war in der 10. Schwangerschaftswoche und zum Glück war mit ihr und dem Kind alles okay. Die Heilerin hatte ihr dennoch einen Beruhigungstrank gegeben, damit sie sich nach diesem Schock ein wenig erholen konnte.
Und nun saß ich hier, hielt ihre kalte Hand und weinte stumm vor mich hin. Ich weinte wegen Jenny und ihre Zukunft. Ich weinte wegen dem Kind und um Sirius und mich. Weinte um den Menschen, den ich nie haben und der nun für immer an meine Schwester gebunden sein würde. Ich weinte und weinte. Damit der Schmerz aufhörte. Damit ich das alles ertragen konnte.
Irgendwann hörte ich, wie sich die Tür hinter mir öffnete, doch ich rührte mich nicht. Weil ich mir die schwache Hoffnung bewahren wollte, dass Madam Pomfrey in den Raum gekommen war und dabei genau wusste, dass es Sirius war. Anscheinend war er bei der Tür stehen geblieben, denn für eine Weile erfüllte nur Jennys gleichmäßiges Atmen den Raum. Ich strich mit meiner Hand vorsichtig über die meiner Schwester und versuchte vergeblich diese verdammten Tränen aufzuhalten. Aber sie hörten einfach nicht auf, sich ihren Weg über meine Wangen zu bahnen.
Nach einer Weile hörte ich leise Schritte und kurz darauf stand Sirius auf der anderen Seite des Bettes und zog sich ebenfalls einen Sessel ran. Ich konnte ihn nicht ansehen und starrte deshalb starr auf Jennys Hand. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah, doch ich schaffte es noch immer nicht sie aufzuhalten.
„Ist mit ihr alles in Ordnung?“, fragte Sirius plötzlich leise und ich spürte seinen Blick auf mir. Ich nickte schwach. „Und mit dem Kind?“ Seine Stimme hatte einen zittrigen Unterton angenommen.
„Dem geht es auch gut“, erwiderte ich und wischte mir verstohlen über meine Wangen.
„Und… Und wie geht es dir?“ Er hatte es so zögerlich gefragt, als hätte er Angst vor der Antwort.
Ich wusste nicht, was ich darauf hätte antworten sollen. Mir ging es alles andere als gut. Um ehrlich zu sein, war soeben alles was ich mir erhofft hatte zerstört worden. Aber ich fühlte, dass er mich wartend ansah, weshalb ich ausweichend mit den Schultern zuckte.
Ich war mir durchaus bewusst, dass die Nachricht ihrer Schwangerschaft nicht nur für Jenny, sondern vor allem auch für Sirius ein riesen Schock gewesen sein musste, weswegen ich fragte: „Und was ist mit dir?“
„Ging mir schon mal besser…“ Er seufzte leise. „Das hätte alles nicht so kommen dürfen…“
„Mhm.“
Er schwieg für einige Augenblicke, ehe er flehend fragte: „Cassy, können wir uns bitte irgendwo ungestört unterhalten? Bitte! Es gibt da noch Dinge, die wir klären sollten.“
Mein Verstand sagte mir, dass ich es nicht tun sollte. Doch noch bevor ich einen Entschluss gefasst hatte, hatte ich leise zugestimmt. Merlin, ich wollte eigentlich nicht mit ihm sprechen. Denn was hätte es sich gebracht, wenn wir die Tatsachen einfach noch mal aussprechen würden? Nichts. Es würde nur noch mehr wehtun.
Mit einem letzten Blick auf meine Schwester stand ich auf und folgte ihm in den Vorraum. Erst vor kurzem hatte ich hier gesessen und gebetet, dass ihm nicht zu viel geschehen ist und nun? Nun musste ich hier wohl das schmerzvollste Gespräch meines Lebens führen.
Ich schloss leise die Tür hinter uns und lehnte mich dagegen. Sirius war an der gegenüberliegenden Wand stehen geblieben und sah mich nachdenklich an. Plötzlich, so abrupt, dass ich fast zusammenschrak, kam er auf mich zu und zog mich in seine Arme.
Seine Wärme, sein Geruch, seine Nähe. All das raubte mir den Verstand und ließ mich für einen Moment einfach alles vergessen. Ich wusste, dass ich mich wehren sollte, dass ich das nicht tun sollte, aber es fühlte sich so richtig an. Und es war genau das, was ich jetzt gebraucht hatte.
„Ich wusste nicht, dass sie schwanger ist, als ich gestern bei dir war und… und dir endlich mal die Wahrheit sagen wollte.“
„Ich weiß“, murmelte ich und lauschte dem gleichmäßigen Schlagen seines Herzens. „Aber das ist jetzt auch alles egal.“
Er schlang seine Arme ein wenig fester um mich und ich denke, hätte ich diese Situation vor ein paar Wochen gesehen – ich hätte mich als geistesgestört oder ähnliches eingestuft. Aber hier und jetzt, nach all diesen Geschehnissen und Enttäuschungen, da war seine Nähe einfach alles, was ich brauchte und ich hatte das Gefühl, dass sie mir half, nicht komplett verrückt zu werden.
„Cassy?“ Er sagte meinen Namen so sanft, dass mir ein wohliger Schauer den Rücken hinab lief. „Ich weiß, dass diese Situation alles ändert…“
„Oh ja!“, warf ich nickend ein.
„… aber könnten wir es nicht… nicht trotzdem…“ Er stockte, doch ich hatte schon begriffen, was er mir sagen wollte. Sanft löste ich mich aus seiner Umarmung, atmete tief durch und sah ihn dann mit der mir bestmöglichsten Stärke und Bestimmtheit in die Augen.
„Nein. Nein, Sirius. Wir zwei können leider niemals mehr sein, als das was wir jetzt sind. Ich könnte das Jenny niemals antun und auch wenn ihr zwei womöglich niemals ein Paar werden könnt… Du bist der Vater ihres Kindes. Der Vater meiner Nichte oder meines Neffens. Und du wirst es auch immer bleiben. Und so lange diese Tatsache zwischen uns steht, kann und will ich nichts tun, was meiner Familie schaden könnte.“ Er sah mich enttäuscht an, aber ich fühlte, dass er so etwas erwartet hatte. „Ich hoffe, du verstehst das.“
„Natürlich.“
Er fuhr sich durch sein Haar und sah mich mit einem schwachen Lächeln an. „Das war auch Jennys Sorge… weißt du? Als sie zu mir kam, fragte sie mich zuerst, was da zwischen uns ist, bevor sie mir sagte, dass sie schwanger ist. Ich vermute, sie hätte es für sich behalten, wenn ich nicht gesagt hätte, dass da nichts ist.“
Ich nickte und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Sirius setzte sich neben mich und fuhr fort: „Ich war in dem Moment so enttäuscht und verletzt und deshalb habe ich ihr nichts von unserem Gespräch erzählt.“
Wieder nickte ich und wischte mir schnell die Träne weg, die soeben meine Wange hinabrannte. „Vermutlich…“ Ich musste mich räuspern, da meine Stimme beinahe versagte. „Vermutlich ist es besser so…“
„Mhm… Ja…“ Er klang genauso wenig überzeugt wie ich es war.
Eine Weile saßen wir einfach nur schweigend da. Wir hatten uns nichts mehr zu sagen und das, was wir uns vor ein paar Stunden erst sagen wollten, erschien jetzt unpassend und tat so unendlich weh, dass es mich wahrscheinlich innerlich zerrissen hätte, wenn ich es laut ausgesprochen hätte. Es war alles sinnlos. Wir beide wussten, dass unsere Chance, wenn sie jemals wirklich existiert hatte, nun endgültig vorbei war.
„Ich geh’ dann mal“, murmelte Sirius nach einer Weile. Er stand auf, warf mir einen durchdringenden und verletzten Blick zu und verschwand dann. Ich fühlte mich plötzlich so unendlich klein und dumm. Das alles war wie ein schrecklicher Alptraum. Ein Alptraum von dem ich offensichtlich nicht erwachen durfte.
Weinend zog ich meine Beine an und schlang meine Arme um sie. Ich legte meinen Kopf darauf und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich hatte in den letzten Tagen viel zu viel geweint und dennoch schienen die Tränen nicht versiegen zu wollen.
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