
von MarauderGirl
Hallo, Leute! :)
So, weiter gehts!
Viel SpaĂź mit dem neuen Kapitel.
Danke fĂĽr alle Kommis!
Glg
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Schon seit einer knappen Stunde wartete ich nun wie der größte Vollidiot auf Oliver. Wir hatten verabredet, dass wir uns um neun in der Eingangshalle treffen würden, doch zu meiner mehr oder weniger großen Überraschung tauchte er nicht auf. Es war so typisch, dass er zu spät kam. Erstens, weil er dies mit Riesenfreude auch beim Unterricht tat und zweitens, weil er einfach Oliver war. Mein lieber, netter aber meistens ziemlich verwirrter, wortkarger und unpünktlicher Oliver.
Unruhig stand ich von der Treppe auf, auf die ich mich erst vor ein paar Minuten hatte fallen lassen und wanderte hibbelig den Gang auf und ab. Ich hasste es zu warten. Irgendwie kamen da immer so seltsame Ängste (auch Minderwertigkeitskomplexe genannt) in mir hoch.
Gerade, als ich wieder Richtung Treppe tigern wollte, hörte ich Schritte, die langsam näher kamen und schließlich drangen auch Stimmen zu mir durch. Schon nach dem ersten Wort wusste ich, dass es sich bei den Näherkommenden nur um James und Sirius handeln konnte und noch eher ich reagieren konnte, schaltete mein Gehirn auf den Rückzugmechanismus. Mit einem einzigen großen Schritt war ich hinter der nächsten Säule verschwunden, gerade noch rechtzeitig, denn einen Wimpernschlag später erschienen die zwei Marauder im Gang. Jeder Mensch (sogar welche mit zugeschwollenen Augen) hätten mich gesehen, denn zum einen war mein Versteck nicht gerade kreativ und zum anderen war die Säule, die ich mir ausgesucht hatte, gerade die, die von circa zehn Kerzen beleuchtet wurde. Doch seltsamer Weise gingen die beiden wild diskutierend an mir vorbei.
Leider konnte ich kein einziges Wort verstehen, dennoch wusste ich sofort, dass es dabei sicher nicht um den nächsten Streich oder sonstigen Scherzen ging. Auch ihre Gesichter waren ungewöhnlich ernst. Irritiert folgte ich ihnen mit meinem Blick und war sogar zu verdutzt, um zu begreifen, dass die beiden gerade Richtung Eingangstor gingen. Eigentlich war es ja verboten, um diese Zeit das Schloss zu verlassen, doch das schien James und Sirius nicht im Geringsten zu beeindrucken. Normalerweise hätte ich jetzt an dieser Stelle zu Schimpfen angefangen – von wegen schlechtes Benehmen und Dauer-Regelbrecher – doch in diesem Fall und an diesem Tag beließ ich es bei zusammengezogenen Augenbrauen. Immerhin hatte ich dasselbe heute auch noch vor. Nun ja, zumindest wenn sich Oliver endlich dazu erbarmen würde, aufzutauchen.
Und im selben Augenblick, in dem das Eingangstor hinter den Maraudern ins Schloss fiel, hörte ich Olivers Stimme hinter mir. „Bist du zum Versteckenspielen nicht schon zu alt?“
Mit einem bösen Blick wandte ich mich zu ihm um. Doch mein lieber blonder Freund ließ sich von meinem Stirb-Blick nicht die Bohne beeindrucken, sondern grinste mich, belustigt über seinen eigenen Witz, an.
„Wo warst du solange?“, fragte ich ohne Begrüßung und ignorierte seinen blöden Spruch und sein Monstergrinsen.
„Sorry. Ich bin eingeschlafen“, meinte er lässig und zuckte mit den Schultern. Und das war alles? Das war seine Erklärung dafür, dass er mich eine Stunde hatte warten lassen?! Ahh! Männer! Die machten mich noch verrückt. Normalerweise hätte ich ihm jetzt so was wie einen Vortrag gehalten, aber da ich schon zu aufgeregt war, beließ ich es bei einem weiteren bösen Blick und zog ihn dann hinter mich her zum Eingangstor.
Zum GlĂĽck war Oliver wenigstens so klug gewesen und hatte sich einen Wintermantel, eine Haube und Handschuhe angezogen, denn als ich in die kalte Novemberluft trat, hatte ich das GefĂĽhl, meine Lungen wĂĽrden bei jedem Atemzug einfrieren. Es war einfach so verdammt kalt. Ich zog meinen Gryffindorschal noch eine Spur enger um meinen Hals und watschelte dann voraus Richtung See.
„Ich hab’ noch mal mit Professor Wells gesprochen“, begann ich, als wir schon beinahe am Ufer angekommen waren. „Und sie meinte, dass die Nacht heute ideal wäre, um es zu finden.“
„Und was ist ihrer Meinung nach eine unideale Nacht?“, fragte Oliver mäßig interessiert und hauchte seine Hände an.
„Das darfst du mich nicht fragen.“ Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Ich vermutete mal, dass er sich gerade einmal wieder Gedanken über unsere etwas eigenartige Professorin machte.
Schweigend stapften wir die letzten Meter nebeneinander her und hielten schließlich vor dem eingefrorenen See inne. Es war ein wunderschöner Anblick: Das spiegelglatte Eis, der Vollmond, der sich darin spiegelte und der Schnee, der im Mondlicht glitzerte. Am liebsten wäre ich einfach nur hier stehen geblieben und hätte dieses einmalige Bild auf einer Zeichnung verewigt, doch wir hatten keine Zeit dafür. Außerdem machte ich mir schon langsam Sorgen um meine Zehen, die eine solche Kälte nicht sehr gewöhnt waren.
„Gut, lass uns anfangen“, murmelte Oliver nach einer Weile. „Bevor ich mir hier noch den Hintern abfriere.“
„Okay“, stimmte ich grinsend zu. Die Gesichter seiner Fans, wenn sie erfahren würden, dass Olivers Allerwertester erfroren war, stellte ich mir lieber nicht vor. Sonst wäre ich wohl vor lauter Lachen in den See gefallen. „Du gehst Richtung Peitschender Weide und ich nehme die andere Seite des Sees. Einverstanden?“
Oliver nickte zustimmend und ging auch schon in seine Richtung. Auch ich ließ mich nicht zweimal bitten und ging ebenfalls los. Eine Weile lang sah ich nichts, außer dem weißen Schnee und dem Leuchten unserer Zauberstäbe. Beinahe hätte ich schon aufgegeben, denn die Kälte machte mir schwer zu schaffen. Aber Aufgeben war nicht so mein Ding und solange Oliver nicht zu meckern begann, wollte ich weitersuchen.
Ab und zu warf ich einen Blick zu dem Blonden, doch dieser hatte seine Augen starr auf den Boden vor sich gerichtet. Ich konnte mir schon vorstellen, dass er dies nicht aus Motivation tat, sondern eher, weil er schnell zurück ins Schloss wollte, aber andererseits mich nicht enttäuschen wollte, wenn wir das ohne das Luxentis-Kraut machen müssten.
Nach einer weiter erfolglosen Viertelstunde war ich halb erfroren und endlich breit aufzugeben. Aber in dem Augenblick, in dem ich nach Oliver rufen wollte, erfĂĽllte ein markerschĂĽtternder Schrei, die sonst so stille und friedliche Nacht. Erschrocken fuhr ich herum und brauchte keine zwei Sekunden um zu erkennen, dass dieser Schrei von Oliver kam, den ich unglĂĽcklicherweise von meiner Position aus, gerade nicht sah.
Ohne nachzudenken lief ich los. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war oder wo genau Oliver war, doch eines – und das ließ mein Herz zehnmal schneller schlagen – wusste ich sicher: Oliver war nicht der Typ Mensch, der einfach so schrie. Irgendwas musste passiert sein.
Immer schneller und schneller wurden meine Schritte und auch, wenn die kalte Luft in meinen Lungen wie Feuer brannte, konnte und wollte ich nicht aufgeben. Und dann, als ich schließlich hinter den letzten Büschen hervorsprang, setzte mein Herz bei dem Anblick, der sich mir bot, für einen Wimpernschlag aus: Oliver stand an den Rand des Sees gedrängt am See. Seine Hände waren schützend vor sein Gesicht gehoben, während vor ihm ein wild schnaufendes Monster stand.
Für einen Moment stand ich wie gelähmt da. Unfähig zu begreifen, dass ein Monster gerade dabei war, meinen besten Freund zu töten. Unfähig zu begreifen, dass ich keine Chance hatte. Unfähig zu erkennen, dass ich nicht weiter wusste.
Doch dann schaltete sich mein Verstand aus und ich begann erneut wie wild zu rennen. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was ich tun wĂĽrde, wenn ich vor diesem Etwas stand, eilte ich auf Oliver zu. Alles, was in meinem Gehirn gerade Platz fand, war die pure Angst. Doch nicht etwa die Angst vor dem schrecklichen Wesen, nein, sondern die Angst, meinen einzigen Freund zu verlieren.
„Oliver!“, schrie ich, sobald ich in der Hörweite von ihm war. Aber er rührte sich nicht – starrte nur mit angsterfüllten Augen auf das Monster vor sich.
„Oliver!“ Erneut rührte er sich nicht, während ich immer näher kam. Und dann, ich war nur mehr wenige Meter von ihm entfernt, hielt ich geschockt inne. Denn auch wenn mich Oliver nicht zu hören schien, das Monster tat es, denn es drehte sich mit leuchtenden Augen zu mir um. Speichel rannte aus seinem Mund und ein kehliges Knurren verließ seinen Rachen, als es mich anstarrte. Ich konnte mich nicht mehr rühren, konnte nicht mehr denken oder irgendetwas sagen. Ich konnte nichts mehr tun, außer in dieses schreckliche Gesicht zu starren.
Aber plötzlich passierten einige Dinge gleichzeitig: Gerade, als ich begriff, dass ich es mit einem Werwolf zu tun hatte, stürzte etwas Schwarzes knurrend hinter einem Busch hervor, gefolgt von einem anderen Tier. Das Schwarze, welches eindeutig ein Hund war, bäumte sich drohend zwischen dem Werwolf und mir auf, während es das andere Tier – ein Hirsch – vor Oliver tat.
Perplex starrte ich auf das vor mir. Ich musste träumen! Das hier konnte doch nicht wirklich passieren! Das musste doch einfach ein schlechter Alptraum sein! Doch leider riss mich das Röcheln des Werwolfes in diese schreckliche Nacht zurück.
Für einen Moment drehte sich der Hund zu mir um und so seltsam dies nun auch klingen mag, ich hatte das Gefühl diese Augen zu kennen. Diese vor Aufregung glänzenden Augen. Doch noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sprang der Hund los, eilte auf den Werwolf zu und biss ihm in eine Pfote. Jaulend schleuderte der Werwolf den Hund zu einem Baum, bevor er ihm mit gefletschten Zähnen folgte und ihn dann Richtung See schmiss.
Und dann setzte mein Herz zum zweiten Mal in dieser Nacht fĂĽr einen Augenblick aus: Der Hund wurde direkt in Olivers Richtung geschleudert und traf ihn mitten in die Brust. Noch immer geschockt von dem Anblick, der sich ihm bot, stĂĽrzte er wie eine leblose Marionette zurĂĽck.
„Nein!“, schrie ich, als ich endlich aus meiner Trance erwachte. Ohne auf den Werwolf oder die anderen Tiere zu achten, stürmte ich zum See und sah gerade noch, wie Oliver in dem Loch versank, das sein Aufprall in das Eis geschlagen hatte.
„Nein! Nein! Nein!“, murmelte ich vor mich hin und Tränen stiegen mir in meine Augen. Das konnte doch nicht wahr sein! Das musste doch einfach ein schlechter Alptraum sein. Und dann rettete der Hund uns das zweite Mal an diesem Abend das Leben, als er ohne zu zögern in das eiskalte Wasser sprang und kurz darauf mir dem bewusstlosen Oliver auftauchte.
„Oliver!“ Entsetzt packte ich den leblosen Körper. Ich hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken, warum dieser Hund uns das Leben rettete. Ich hatte auch keinen Gedanken mehr für den Werwolf über, alles was ich dachte war: „Nicht Oliver! Bitte nicht Oliver!“
Reflexartig packte ich meinen Zauberstab fester, der bisher wie ein lästiges Stück Holz in meinen Händen gelegen hatte, und schickte ein Hilfssignal in den Himmel.
„Halt durch, Oliver“, murmelte ich und Tränen rannten von meinem Gesicht, doch die spürte ich genauso wenig wie die Kälte, die nun, wo ich am Boden kniete, an mir hinauf kroch. Ich hörte auch nicht, wie sich der Werwolf und die Tiere entfernten. Alles was ich sah war Oliver.
Und nach einigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, hörte ich endlich Stimmen und kurz darauf zog mich irgendjemand nach oben. Aber auch das bekam ich nur begrenzt mit. Alles, was ich wahrnahm, war das blasse Gesicht meines einzigen Freundes.
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