
von MarauderGirl
Als Sirius heute Abend den Gemeinschaftsraum betrat, konnte man Eines ganz sicher feststellen: Er war motiviert. Ja, Sirius Black war tatsächlich topmotiviert. Allerdings galt dieser Tatendrang Gesprächen über Quidditch und die Gryffindormannschaft und nicht unserem Projekt.
„Ich sag’s dir, Cassy, die machen wir nächste Woche so was von platt!“ Freudestrahlend sah er mich an.
Wie oft ich mir solche Kommentare anhören durfte, seit er sich zu mir an den Tisch gesetzt hatte, könnte ich gar nicht sagen. Nur so viel: Meiner Meinung nach, viel zu oft.
„Davon bin ich überzeugt“, meinte ich und versuchte so glaubwürdig wie möglich zu klingen. „Aber können wir jetzt vielleicht über unser Pro-“
„Ich glaub’, so fit waren wir schon seit Jahren nicht mehr“, unterbrach er mich unbeeindruckt und ignorierte auch meinen leicht genervten Blick. Womit hatte ich das verdient? Von allen Menschen mit denen er über Quidditch reden könnte, musste er es ausgerechnet mit mir tun. Mit mir! Der Person, die es hasst über diesen Sport zu reden!
Zufrieden fuhr sich Sirius durch sein nasses Haar. Er war eben erst vom (ich zitiere) besten Training der Saison gekommen und auch wenn wir uns zum Arbeiten ‚verabredet’ hatten, so fiel dieses Gespräch wohl eher in eine andere Spalte. Eine, die ich so gut es ging immer vermieden hatte.
„Merlin, ich kann das Spiel gegen Slytherin kaum mehr erwarten!“ Sirius’ Augen glühten förmlich vor Tatendrang. Bitte, bitte übertrage diesen Drang doch auf unser Projekt! Wenigstens für fünf Minuten!
„Sicher. Also, übernimmst du jetzt das Reden?“, fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Vielleicht stellen wir ja sogar einen neuen Rekord auf“, murmelte Sirius geistesabwesend. Sag mal, hatte er mir überhaupt zugehört? Zornig funkelte ich ihn an. Dieser Freak machte mir echt das Leben schwer! Zumindest jetzt im Moment. „…aber andererseits wäre ein Sieg alleine auch schon toll…“
Genervt wandte ich mich meinen Notizen zu und überließ Sirius seinen ‚Selbstgesprächen’. Wenn er schon nicht arbeiten wollte, musste ich es eben alleine tun. Immerhin hing von dieser Note viel ab. Zumindest fand ich, dass es das tat.
„…oder was meinst du?“, riss mich seine Stimme aus den Gedanken.
„Hm?“, überrascht hob ich meinen Kopf und sah direkt in sein fragendes Gesicht.
„Du hast mir gar nicht zugehört, oder?“, stellte Sirius leicht beleidigt fest. So was war er nicht gewöhnt. Sonst hörten ihm immer alle mit Freuden zu.
„Ja, tut mir leid, aber Quidditch ist nicht grad so mein Thema“, gab ich achselzuckend zu. Ein leichter geschockter Schatten huschte über sein Gesicht, doch dann schien er sich zu erinnern, mit wem er gerade sprach.
„Schon okay. Lass uns lieber übers Projekt reden. Ich will ja nicht, dass du die Krise kriegst“, meinte er und grinste mich fies an.
„Hä!“, empört sah ich ihn an. „Was soll denn das jetzt heißen?! Du stellst mich wie ’ne Streberin da!“
„Hey!“ Abwehrend hob er seine Hände. „Das is’ jetzt deine Interpretation.“
Meine Interpretation? Dem würd’ ich zeigen, was meine Interpretation war. So schnell, dass er gar nichts dagegen tun konnte, hatte ich mir einen Polster geschnappt und briet ihm damit eine über.
Für eine Sekunde sah mich Sirius geschockt an. Man konnte schon förmlich die Grillen zirpen hören, doch dann begann er schallend zu lachen. Was sollte das denn jetzt? Er nahm mich wirklich nicht ernst. Entrüstet zog ich eine Schnute, die ihn allerdings nur noch mehr zum Lachen zu bringen schien. Okay, okay. Soooo witzig war das nun auch nicht, oder? Eigentlich fand ich das ganz und gar nicht komisch.
Genervt fuhr ich mir durchs Haar, ignorierte die Blicke der anderen Gryffindors, die sich mehr als nur zu wundern schienen, was denn da gerade mit ihrem Quidditchstar los war, und wandte mich wieder meinen Notizen zu. Und während Sirius sich einfach nicht einzukriegen schien, versuchte ich wenigstens ein bisschen an unserem Projekt zu arbeiten.
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„Und?“
„Und was?“
„Was sagst du dazu?“
„Zu was?“
„Ach komm schon! Jetzt stell’ dich nicht so an! Was sagst du zum Spiel?“
„Es war…toll? Einfach einzigartig gut?“
„Ist das alles, was dir dazu einfällt?“
„Sag mal, Sirius, hast du gerade irgendwelche seltsamen Minderwertigkeitskomplexe oder warum willst du unbedingt eine Lobeshymne von mir hören?“
Beleidigt zog er eine Schnute und stöhnte theatralisch.
„Also, ich würde jetzt was nettes sagen, Cassy“, meinte Lily lachend.
„Das kann er sich abschminken“, zischte ich ihr zu und sagte dann zu Sirius: „Entweder gibst du dich damit zufrieden oder du gehst zu deinen Groupies. Denn im Gegensatz zu mir scheinen die keine Pickel vom Schleimen zu bekommen.“
Lily und Remus brachen in schallendes Gelächter aus, während ich Sirius stur anblickte. Also wirklich! Was bitteschön hatte er erwartet? Dass ich vor ihm auf die Knie sank und ihn anbetete? Nein danke. Das war nicht meine Art.
Beleidigt und schon fast ein wenig wütend sah er mich an. Jaja, das war wohl nicht gerade das, was er gerne gehört hätte.
„Komm, Remus“, meinte er schließlich und wandte sich seinem Freund zu. „Lassen wir die Ladys alleine. Hier herrscht eindeutig zu viel zickige Luft.“
Wie bitte?! Hatte er gerade gemeint, dass ich zickig war?! Wären wir jetzt gerade nicht im voll gestopften Gemeinschaftsraum und würde Lily nicht ihren Arm so beruhigend auf meinen legen, wäre ich wohl sofort in die Luft gegangen und explodiert. Ich und zickig?! Kate war ’ne Zicke und Jenny und ihre Model-Freundinnen waren auch welche, aber ich würde mich persönlich nicht als eine solche bezeichnen. Ich würd mein Verhalten eher als emanzipiert bezeichnen. Aber Sirius kannte eben nur zwei Arten von Frauen: Die, die ihn verehrten (nicht meine Kategorie) und die, die ihn ignorierten (Volltreffer!). Aber gerade kam mir der Verdacht, dass er wohl Mitglieder aus beiden Gruppen als Zicken bezeichnen würde. Also kannte er dann wohl doch nur eine Art von Frauen… Oh man, das wurde mir nun eindeutig zu kompliziert.
„Lass ihn“, sagte Lily leise neben mir, als die Jungs in der feiernden Menge verschwanden. „Er ist halt stolz darauf, dass sie Slytherin so dominant geschlagen haben.“
Sie grinste mich breit an und es war nicht zu ĂĽbersehen, wie stolz sie doch auf ihre Jungs war. Spielerfrau eben.
„Ja, ich weiß“, erwiderte ich matt und gähnte herzhaft. Seit heute morgen hatte wohl kein Gryffindor Ruhe gehabt. Schon früh waren wir alle aufgestanden und zum Quidditchstadion gewatschelt, um dabei zuzusehen, wie Gryffindor Slytherin beinhart und ohne Gnade besiegte. Ja, auch wenn ich nicht gerade der größte Quidditchfan war, so bereitete es auch mir eine Genugtuung die teils arroganten Slytherins so ‚fertig’ zu sehen. In solchen Situationen kam wohl wieder das Monster in mir hervor.
Ich zog meine Beine auf den Stuhl, auf den ich schon seit Stunden saß, (um genau zu sein, seit dem Zeitpunkt, als mich die Marauder und Lily an der Treppe abgefangen und dazu gezwungen hatten mitzufeiern) und beobachtete die Leute ein wenig. Man, es liefen teilweise wirklich seltsame Wesen herum…
„Cassy?“, fragte Lily nach einer Weile.
„Ja?“
„Mit wem gehst du zum Weihnachtsball?“
Was?! Verdattert sah ich sie an. Wie kam sie denn jetzt auf so was?
„Ähm… Ich schätz mal mit Oliver. Warum?“
„Ach, nur so…“, murmelte sie und grinste in sich hinein. Okay, das war jetzt eigenartig. Doch ich beschloss mal lieber nicht auf dieser komischen Frage herum zu reiten und schenkte meine Aufmerksamkeit lieber Jenny, die gerade eben mit ihren Freundinnen in den Raum gekommen war.
Automatisch glitt mein Blick zu den Maraudern. Sirius, James und Peter schenkten den Dreien bloß einen kurzen Blick und ein knappes Hallo, doch Remus… Ja, Remus starrte meine kleine Schwester an, als wäre sie… Dazu fällt mir nicht einmal eine Bezeichnung ein.
Es tat mir schon fast weh, als Jenny an ihm vorbei ging, als wäre er Luft. Sie bemerkte keinen seiner Blicke. Armer Remus, so was hatte er echt nicht verdient. Aufbauend klopften seine Freunde ihm auf die Schulter, doch er nahm das einfach mit einem Lächeln hin. Eignartig. Es schien fast so, als wäre es ihm lieber Jenny nur aus der Ferne anhimmeln zu können. Ich schob das einfach mal auf seine Schüchternheit.
Und dann traf mein Blick den von Jenny. Ihre braunen Augen fixierten mich kurz und fĂĽr einen Moment glaubte ich schon, an ihrem giftigen Blick zu sterben. Aber dann wandte sie sich von mir ab und ignorierte mich mindestens genauso erfolgreich wie Remus. Und mindestens genauso schmerzhaft. Zumindest fĂĽr mich.
„Ich geh’ dann mal schlafen“, murmelte ich schließlich Lily zu und stand auf. Jennys Auftritt schien jegliche Energie aufgesogen zu haben. „Schlaf gut.“
Und dann war ich auch schon weg. Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Jaja, Jenny und ich. Das war wohl ein Kapitel, für das es kein Happy End zu geben schien. Blutsverwandtschaft schien ihr nämlich nicht über alles zu gehen. Oder es waren wirklich nur ihre Hormone. Wie auch immer…
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