
von MarauderGirl
„Unglaublich“, hauchte ich und starrte wie gebannt auf mein Spiegelbild. Nein, ich korrigiere, ich starrte auf das Spiegelbild, das angeblich mich zeigen sollte. Doch alles, was ich vor mir sah, war ein Mädchen, dessen schwarzes Haar geglättet und dann zu einem lockeren Knoten hochgesteckt worden war. Eine Strähne verdeckte die hässliche Narbe neben dem linken Auge, während andere vereinzelte Strähnen auf die Schultern herabfielen.
Ein kleines Lächeln umspielte meinen Mund und auch das Mädchen im Spiegel, dessen Gesicht dezent, aber doch merklich geschminkt war, lächelte. Fasziniert ließ ich meinen Blick auf das Kleid wandern. Auf dieses unbeschreiblich schöne Kleid, das ich vor mir sah. Das Kleid (http://www.polyvore.com/celia_maxi_dress_navy/thing?id=9056391), das Lily für mich gezaubert hatte.
„Gefällt es dir?“, riss mich Lilys sanfte Stimme aus meiner Faszination.
„Es ist…“, begann ich und drehte mich langsam zu ihr um. „Es ist einfach perfekt.“
Ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie von meinem Bett aufstand und auf mich zukam. „Du siehst einfach fantastisch aus, Cassy!“
Dass auch sie mehr als nur schön aussah, hatte ich ihr bereits gesagt, als sie vor einer Stunde zu mir in den Schlafsaal gekommen war. Doch nun, wo sie so vor mir stand, fing mich ihr Auftreten erneut. Lily hatte ihre roten Haare kunstvoll hochgesteckt und es dann auch noch leicht zum glitzern gebracht. Ihr Kleid (http://www.polyvore.com/royal_blue_embellished_jersey_gowns/thing?id=8171861) schmiegte sich einfach perfekt an ihren Körper und ich war mir sicher, dass James heute Abend weder die Augen noch seine Finger von ihr lassen können würde.
„So, ich geh dann mal runter. Der Ball fängt ja gleich an“, meinte Lily und war schon fast bei der Tür. „Kommst du mit?“
„Ähm… ja, sicher“, antwortete ich und stolperte in meinen viel zu hohen Schuhen zur Tür. Ja, es gab vier Sachen, die ich an Ballnächten nicht mochte. Die Kleider, die hohen Hacken, das Tanzen und die Bälle an sich. Aber weil mein lieber Oliver das ganze Jahr über immer dazu bereit war, sich meine Wutausbrüche oder sonstige emotionalen Ausbrüche anzutun, würde ich es wohl für ein paar Stunden aushalten, gegen meine Prinzipien zu verstoßen.
Während Lily elegant eine Treppe nach der anderen hinunter ging, stampfte ich ihr wie ein Trampeltier hinterher. Mein Verdacht, dass ich sicher total bescheuert aussah, bestärkte sich, als wir beide am letzten Treppenabsatz vor der Eingangshalle hielten und eine Gruppe Ravenclaws an uns vorbeistöckelten – wild tuschelnd und auf mich zeigend. Oh ja, ganz toll. Wenn die schon maulen mussten, konnten sie das wenigstens etwas unauffälliger tun, oder etwa nicht?
„Ah, da sind sie ja“, sagte Lily plötzlich und holte mich damit in die Realität zurück. Denn innerlich hatte ich mir schon hundert Möglichkeiten überlegt, wie ich diesem Abend entgehen könnte.
Ich folgte ihrem Blick Richtung Tür und vor lauter Überraschung wäre ich beinahe die gesamte Treppe hinabgestürzt. Na, das wäre ja mal ein ganz eleganter Auftritt gewesen.
Gleich neben der Tür standen alle vier Marauder nebeneinander. Alle mit bester Laune und wirklich tollen Festumhängen. Während Sirius, Remus und Peter über irgendetwas zu diskutieren schienen, starrte James zu uns nach oben. Nein, er starrte wie gebannt auf seine Freundin, deren Wangen sich nun leicht röteten, als sie sich wieder mir zuwandte.
„Glaubst du, James gefällt das Kleid?“
Hallo? Diese Frage war angesichts seines Gesichtsausdruckes mehr als ĂĽberflĂĽssig. Er sah ja beinahe schon so aus, als wĂĽrde er gleich zu sabbern beginnen.
„Ja, Lily. Ich schätze schon“, meinte ich und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Und wenn nicht, ist er eindeutig blind.“
Lily begann etwas zu kichern und im nächsten Moment zog sie mich schon mit sich die Treppe hinunter. Kurz bevor uns der Rest der Marauder bemerkte (Ahhhh! Sirius!!!), schaffte ich es meine Hand aus ihrer zu lösen.
„Ich geh’ mal Oliver suchen“, meinte ich entschuldigend und verzog mich dann so schnell wie möglich aus der Sichtweite von Sirius. Denn wenn es nach mir ginge, könnten wir dieses Ausweichen und nicht miteinander reden, das wir schon seit dem ‚Vorfall’ in der Bibliothek perfektionierten, noch eine Weile lang durchziehen. Sein blödes Gegrinse und womöglich noch einen blöden Kommentar konnte ich in diesem Outfit echt nicht ertragen.
„Hey, da bist du ja!“ Lächelnd ging ich auf Oliver zu, der mich bloß mit großen Augen ansah.
„Sag mal, wo war das schöne Kleid, als du in diesen Dingern, die dir deine Mutter immer geschickt hatte, zum Ball gegangen bist?“, fragte er gleich und grinste mich breit an. Hätte er nicht diesen Ausdruck in seinen Augen, hätte ich ihn jetzt wahrscheinlich beschimpfen müssen. Aber seine Augen verrieten den Scherz hinter seinen Worten. Außerdem war das so seine Art mir zu sagen, dass das Kleid wundervoll war.
„Wohl irgendwo versteckt, damit ich am letzten Halloweenball damit auftrumpfen kann“, antwortete ich schulterzuckend und musterte meinen besten Freund. Man, er sah heute sehr gut aus. Gewisse Mädchen würden jetzt wohl behaupten, dass er das sowieso immer tat, aber dazu schwieg ich jetzt mal.
Lächelnd bot er mir gentlemanlike seinen Arm und gemeinsam gingen wir zum Eingang der großen Halle, der mittlerweile marauderfrei war. Glück gehabt.
Die Halle sah einfach toll aus. Die Kerzen, Tischtücher und der Rest der Dekoration war natürlich dem Moto entsprechend in blau gehalten. Die Haustische waren runden weißen Tischen gewichen an denen, den Stühlen deutend, wohl oder übel immer acht Leute Platz finden sollten. Sie alle standen am Rand der Halle und in ihrer Mitte befand sich die großzügige Tanzfläche. Die Decke zeigte den schönen Sternenhimmel und gab dem ganzen ein romantisches Flair.
„Setzen wir uns da hin?“, fragte Oliver und deutete auf einen leeren Tisch nahe der Tür. Ich nickte zustimmend. Nachdem wir uns gesetzt hatten, verfolgten wir gespannt und mit dem ein oder anderen gemeinem Kommentar, wie die anderen Schüler in die Halle traten.
Einige von ihnen hatten das Thema Wasser eindeutig zu stark aufgegriffen. Denn das Kleid von Stinke-Parfum-Kate, das aussah, als würde sie einen Plastikbeutel mit Fischen tragen, war echt nicht mit anzusehen. Aber auch die Kleider einiger Viertklässler waren… nun, sagen wir extrem gewöhnungsbedürftig.
„Dürfen wir uns zu euch setzen?“ Die Stimme von Lily löste meinen Blick von der Viertklässlergruppe.
„Ähm… wie bitte?“, fragte ich konfus und sah sie entsetzt an, denn Lily war nicht alleine zu unserem Tisch gekommen. Nein, hinter ihr standen ein breit grinsender James, ein komisch blickender Sirius und Remus und Peter, die noch immer zu diskutieren schienen.
„Ich habe gefragt, ob wir uns zu euch setzen dürfen“, wiederholte Lily freundlich. Oh man, wenn sie nicht mein Kleid gerettet hätte und auch sonst immer viel zu nett zu mir gewesen wäre, hätte ich jetzt ohne Skrupel Nein gesagt.
Hilfesuchend wandte ich mich an Oliver, doch der hatte nichts Besseres zu tun, als mit einem riesen Grinsen im Gesicht „Aber sicher“ zu sagen. Aber sicher? Aber sicher?! Was zum Henker war nur los mit ihm?! Ich funkelte ihn böse an, doch das ließ ihn kalt.
„Du kannst dich nicht immer so kindisch benehmen“, raunte er mir zu.
„Doch! Das kann ich schon!“, knurrte ich zurück. Kam das nur mir so vor oder klang ich tatsächlich gerade wie ein Kleinkind?
Während die fünf sich zu uns setzten, wobei Sirius mir ausgerechnet am nächsten sitzen musste, wandte ich meinen Blick demonstrativ wieder den Kleidern der anderen Schülerinnen zu.
Erneut fand ich einige äußerst fragwürdige Objekte unter ihnen, doch als drei Sechstklässlerinnen die Halle betraten, wanderte mein Blick anerkennend an der Größten hinab: Jenny. Ihre blonden Haare fielen ihr leicht gelockt über die Schulter und ihr Kleid (http://www.polyvore.com/anoushka_couture_diana_royal_blue/thing?id=7648146) war einfach toll. Offensichtlich hatte unsere Mutter bei ihrem Kleid ein besseres Händchen als bei meinem.
Jennys braune Augen scannten suchend den Raum ab. Als sie an meinem Tisch angekommen war und sah, mit wem ich die Ehre hatte, zusammen sitzen zu dürfen, zogen sich ihre Augen verächtlich zusammen. Okay, das war’s wohl mit der Hoffnung, dass Jenny nach der Trennung wieder halbwegs normal sein würde.
Dumbledores Stimme erklang in der Halle und augenblicklich fand jeder SchĂĽler seinen Platz. Nach einigen Sekunden erstarb auch jedes Getuschel und so setzte unser Schulleiter zu einer gewohnt eigenartigen Rede an. Zum GlĂĽck schien ihm heute nicht allzu sehr nach Reden zu sein, denn schon nach wenigen Minuten lieĂź er das Essen erscheinen.
Auf jedem Tisch erschienen über zwanzig Platten, die voller Köstlichkeiten waren. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was ich denn nun essen sollte. Die Marauder machten es sich leicht und schaufelten sich einfach den ganzen Teller voll. Nicht gerade die feine englische Art, aber nun ja. War ja nicht mein Problem.
Seufzend griff ich zu einem Teller und nach etwa einer halben Stunde war ich nicht nur satt, sondern hatte es sogar geschafft, ein leichtes, unbedeutendes Gespräch mit James zu führen. Dabei musste ich sogar feststellen, dass er gar nicht soooo übel war, wie ich immer geglaubt hatte. Aber natürlich würde ich das vor Oliver nicht zugeben. Auf dieses Grinsen konnte ich wirklich verzichten.
Nachdem der Lärmpegel in der Halle beachtlich zugenommen hatte und offenbar alle zu Ende gegessen hatten, erhob sich Dumbledore erneut. Mit einer eleganten Bewegung forderte er Professor McGonagall zum Tanz auf und eröffnete somit offiziell den Ball.
James wartete ein paar Takte ab, bevor er seine verdatterte Freundin mit sich auf die Tanzfläche zog, wo sich nun auch andere Tanzpaare eingefunden hatten. Innerlich flehte ich, dass Oliver nicht auf die Idee kam und tanzen wollte. Aber genau, als er sich zu mir beugen wollte, kam Tina auf uns zu und forderte den verdutzen Blonden zum Tanz auf.
Obwohl ich genau wusste, dass er nicht wollte, gab ich ihm lächelnd einen Ruck, sodass er wohl oder übel mit Tina auf die Tanzfläche gehen musste. Und da war er wieder, dieser böse Blick. Ich tat ihn mit meiner besten Unschuldsmiene ab.
Doch erst, als Oliver und sein Groupie auf der Tanzfläche verschwunden waren, fiel mir auf, dass ich nun mit Sirius, Remus und Peter alleine war. Reflexartig stand ich auf und ging, ohne auf die Blicke der Jungs zu achten, Richtung Tür.
Während ich durch die menschenleere Eingangshalle stolperte, verfluchte ich erneut meine Schuhe. Waren ja auch so was von unpraktisch. Als ich das Eingangstor erreichte, das zum Glück ein Stück weit geöffnet war, wehte mir ein kleiner eisiger Windhauch entgegen. Doch ich ließ mich nicht beirren und als ich unter diesem wahnsinnig schönen Sternenhimmel stand, spürte ich, vorerst, keinen Funken mehr von der Kälte dieser Oktobernacht.
Fasziniert ließ ich mich auf eine Bank sinken, die in der Nähe des großen Sees stand. Der plötzliche Gedanke, dass das hier mein letzter Halloweenball an Hogwarts war, löste in mir ein seltsames Gefühl aus. Aber ich verdrängte ihn augenblicklich, da er mir einfach zu melancholisch und zu weit Richtung Zukunft war.
„Ist dir nicht kalt?“, fragte plötzlich jemand neben mir. Erschrocken zuckte ich zusammen. Da es dunkel war und der Mond die einzige Lichtquelle war, hatte ich wohl nicht gemerkt, dass sich mir jemand genähert hatte.
Auch wenn ich es an der Stimme schon erahnt hatte, so war ich mehr als geschockt, als sich plötzlich Sirius neben mich setzte. Ah! Flucht! Was wollte er hier?! Verfolgte er mich etwa?!
„Ähm… nein, eigentlich nicht“, log ich, da mich der eisige Wind nun sehr wohl zum Zittern brachte. Aber vor Sirius würde ich jetzt sicher nicht zum Meckern anfangen. Sonst fühlte er sich vielleicht noch darin bestärkt,neben mir zu bleiben. Wäre ja noch schöner.
„Merkt man“, meinte er. Und ohne jegliche Vorwarnung spürte ich dann plötzlich seinen Umhang auf meinen Schultern. Okay… Zwickte mich mal eben jemand? Das konnte doch nicht gerade echt passiert sein, oder?
„Danke“, murmelte ich verlegen. Zum Glück war es dunkel, sonst würde er meine auffällig roten Wangen bemerken.
„Hübsches Kleid übrigens“, meinte er und musterte mich.
„Danke“, murmelte ich erneut. Oh man! Jetzt machte er mir auch noch Komplimente. Was sollte das denn werden?
FĂĽr eine Weile schwiegen wir. Diese Situation war mir gerade mehr als unangenehm. Wieso hatte eigentlich ich immer das GlĂĽck, mit ihm alleine zu sein? Es gab sicher Dutzende, die sich, im Gegensatz zu mir, darĂĽber freuen wĂĽrden.
„Ich wollte mit dir über was reden“, durchbrach Sirius schließlich die Stille.
„Ach ja?“, überrascht sah ich ihn an. „Über was denn?“
„Über unser Projekt und…“ Er zögerte kurz. „Und über Jenny.“
Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, über das Projekt zu sprechen, aber über Jenny? Wie kam er auf die Idee, dass ich noch mal mit ihm über unser Schwesternverhältnis reden wollte? Ausgerechnet mit ihm?
„Ich wüsste nicht, was wir zwei über Jenny reden müssten“, meinte ich kühl und sah stur zu den Sternen.
„Ich möchte dir erklären, was da zwischen deiner Schwester und mir war.“
„Und wie kommst du darauf, dass mich das interessiert?“, fragte ich betont abweisend.
„Ich… ich dachte eigentlich, dass du das wolltest…“, antwortete er verblüfft. „Aber wenn nicht ist es mir auch egal…“
„Gut, dann ist dieses Thema ja erledigt“, schloss ich und wagte es wieder ihn anzusehen. Seine grauen Augen sahen mich verwirrt an, als er nickte. „Hast du schon einen Zauberspruch gefunden?“
„Ja“, antwortete Sirius. „Aber der ist ziemlich schwer.“
„Na, zum Glück haben wir ja noch Zeit, um ihn zu üben.“ Merlin, meine Stimme war gerade kälter als Eis. Auch Sirius schien das aufgefallen zu sein.
„Sag mal, hab’ ich dir irgendwas getan?“
Verwundert sah ich ihn an. „Nein, wieso?“
„Weil du mit mir sprichst, als wäre ich der letzte Mensch mit dem du gerade reden willst.“
Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass das womöglich sogar stimmte, doch ich riss mich zusammen und zuckte bloß mit den Schultern. „Das kommt dir nur so vor.“
Für ein paar Sekunden schwieg er, dann murmelte Sirius: „Wenn du meinst…“
Erneut verfielen wir in Schweigen und starrten Richtung Himmel. Aber nach einer Weile war es wieder an Sirius, die Stille zu durchbrechen. „Warum bist du so anders, als die anderen?“
„Wie bitte?!“ Entrüstet sah ich ihn an. Na, das war ja mal wieder super nett. Anders als die anderen… Da hätte er auch gleich sagen können, dass ich ein Freak war.
„Du machst dir nichts aus Klamotten oder deinem Aussehen – ganz anders als die meisten Mädchen, die hier herumlaufen“, meinte Sirius und sah mich nun wieder an. „Es kümmert dich nicht, was andere über dich denken und du bist glücklich damit, nur einen besten Freund zu haben – eine Tatsache, die manche überhaupt nicht ertragen könnten. Du versteckst dich lieber hinter teils bissigen Antworten, als die falsche Schlange zu spielen und trotzdem schaffst du es immer halbwegs höflich rüberzukommen. Und-“ Seine Augen glitzerten, „Und du bist das absolute Gegenteil deiner Schwester.“
Sprachlos sah ich ihn an. Alles, was er da gerade gesagt hatte, stimmte. Alles, was er gerade ĂĽber mich gesagt hatte, passte. Was war denn das nun?
„So bist du ja, oder?“, fragte er und lächelte mir schwach zu. „Hab ich Recht?“
„Das sind alles rein oberflächliche Dinge, Sirius“, entgegnete ich kopfschüttelnd. „Und das ist auch dein Problem bei Menschen.“
„Wie meinst du das?“
Ich wusste, dass das was ich jetzt gleich sagen wĂĽrde, sicher total doof und wichtigtuerisch klingen wĂĽrde, doch wenn er das Recht hatte, solche Dinge ĂĽber mich zu sagen, dann hatte ich wohl auch das Recht gewisse Dinge ĂĽber ihn zu sagen.
„Du siehst immer nur die Oberfläche eines Menschens.“
„Das ist doch gar nicht wahr!“, entrüstete sich Sirius sofort. Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Wie viele deiner Freundinnen sahen nicht wie Models aus? Hm?“
Sirius runzelte nachdenklich die Stirn, nur um sich danach einzugestehen, dass ich Recht hatte. Keine. Keine einzige seiner Freundinnen hatte keine ModelmaĂźe.Traurig, aber wahr.
„Und außerdem geht es bei dir immer viel zu schnell“, stellte ich fest, als er mir nicht antwortete. „Glaub’ mir, ich habe wirklich Besseres zu tun, als immer Buch zu führen wie lange du mit wem zusammen warst und wie schnell du eine Neue hattest-“ Sirius warf mir tatsächlich einen schuldigen Blick zu. „-aber selbst mir ist aufgefallen, dass du nach jedem Beziehungsende ziemlich schnell eine Neue hattest. Das kann dir niemand verbieten oder verübeln und Merlin, ich wäre die letzte, die das tun würde, weil mich das eigentlich nicht interessiert, aber eines kann ich dir sagen: So wirst du dich nie wirklich verlieben können. Es sei denn, dass du das gar nicht vorhast. Wenn das der Fall sein sollte, machst du es genau richtig.“
Irritiert über meinen plötzlichen Rededrang sahen Sirius und ich uns an. Hatte ich das alles tatsächlich gesagt? Toll, jetzt durfte ich mir sicher hundert Erklärungen anhören, warum ich so was von falsch lag.
Nach einigen Sekunden wandte Sirius seinen Blick ab und sah auf den See, der im Licht des Mondes wunderschön funkelte. „Weißt du was, Cassy? Du hast Recht…“
Stutzig sah ich ihn an. Hatte er mir gerade Recht gegeben?
„Vielleicht sollte ich das wirklich mal überdenken“, fügte er hinzu und sah mich wieder an. Merlin, was war denn das jetzt für ein Blick, den er mir plötzlich zu warf?
Ich nickte schwach und wich seinem merkwürdigen Blick aus. Irgendetwas in mir schrie danach zu verschwinden, ihm aus den Weg zugehen, so wie ich es immer getan hatte, doch etwas anderes fühlte sich… Ja, etwas in mir fühlte sich neben Sirius wohl. Unglaublich.
„Kann ich dich mal was fragen?“ Ich hatte meinen ganzen Mut zusammen nehmen müssen, damit ich das nun tun konnte, was ich vorhatte.
„Sicher.“
„Es geht um Jenny. Ich weiß, ich habe vorher gesagt, dass ich nicht über euch reden will, aber…aber es gibt da eine Frage, die ich dir stellen will…“
„Okay…“, meinte Sirius und ich hob meinen Blick, um ihm in seine Augen zu sehen. Ich wollte sehen, ob er mir eine ehrliche Antwort geben würde.
„Warum habt ihr euch getrennt?“, fragte ich leise.
„Weil wir beide nicht wirklich ineinander verliebt waren“, antwortete Sirius knapp und doch sagte mir etwas an seinem Ton, dass das die Wahrheit war. Wow, so ’ne simple Antwort hätte ich mir gar nicht gedacht.
Ich nickte und während sich wieder Schweigen zwischen uns ausbreitete, wanderten unsere Blicke auf den See. Hätte ich behauptet, dass es seltsam war, hier alleine im Mondlicht mit Sirius zu sitzen, hätte ich noch maßlos untertrieben. Es war sehr, sehr, sehr seltsam und wahrscheinlich hatten wir soeben eines der besten Gespräche geführt, das zwei so extrem unterschiedliche Personen wie wir führen konnten.
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