
von MarauderGirl
Ich fand die ersten zwei Schulwochen schon immer am schlimmsten. Nicht nur, dass man sich von den Ferien verabschieden musste, nein, man musste sich auch wieder an solche schrecklichen Dinge, wie (pünktlich) zum Unterricht gehen oder Hausaufgaben machen gewöhnen. Ich hasste beides und genau deswegen hasste ich auch die ersten zwei Schulwochen.
Aber zum Glück hatte ich diese schwierige Phase auch schon hinter mir und saß nun zum Beginn der dritten Woche in der letzten Reihe des Muggelkundeklassenzimmers. Unser Professor Morton schien altmodische, mottenzerfressene Sakkos genauso zu lieben wie scheußliche Brillen und monotonen Unterricht. Dieses Fach und vor allem dieser Lehrer brachte mich sogar soweit, dass ich James und Sirius für einen kurzen Moment zu verstehen schien, denn diese beiden schliefen beinahe jedes Mal ein, wenn Professor Morton zu sprechen begann. Ich schätzte, dass wenn ich nicht ständig auf irgendwas herumkritzeln würde, ich auch des Öfteren den Unterricht ins Land der Träume verlassen hätte.
Auch heute schien der Professor uns das Wachbleiben schwer machen zu wollen. Doch gerade, als meine Lider immer schwerer wurden und ich schon beinahe mit meinem ganzen Oberkörper auf meinem Pult lag, sagte er etwas, was mich wieder hellwach werden ließ.
„Ich habe mir gedacht, dass wir den Unterricht in diesem Jahr etwas aufpeppen werden“, offenbarte er uns mit einem motivierten Lächeln im faltigen Gesicht. Peppig? Wer bitteschön sagte heut zu Tage noch aufpeppen? Also, hier in diesem Raum sicher nur eine Person.
„Ich werde euch alle zu zweit aufteilen und ihr werdet dann ein Projekt bearbeiten, dessen Benotung einen Großteil eurer Gesamtnote ausmachen wird. Da es eine Zusammenarbeit mit dem Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste erfordern wird, werdet ihr auch von Professor Lassing eine Benotung bekommen, die sich jedoch auf sein Fach nicht so auswirken wird, wie meine Benotung auf mein Fach“, fuhr Professor Morton fort und ließ seinen Blick über unsere verwirrten Blicke schweifen. Na, das konnte ja heiter werden. „Außerdem bietet sich für euch mit dieser Arbeit die Möglichkeit neue Freunde zu finden.“
Ha! Dass ich nicht lachte! Neue Freunde. Ich würde mit ihm wetten, dass in dieser Klasse kein einziger mit jemanden lieber zusammenarbeiten würde, als mit seinen Freunden.
„Gut.“ Seine Augenbrauen hoben sich beachtlich hoch. „Hat noch jemand eine Frage?“
Schneller als eine Rakete schoss Lilys Hand in die Höhe.
„Ja, Miss Evans?“
Zufrieden senkte Lily wieder ihre Hand und fragte lächelnd: „Um was genau geht es in diesem Projekt, Professor?“
Verwundert zog er seine Augenbrauen noch ein Stückchen höher, sodass sie schon fast unter seinen Haaren verschwanden. „Habe ich das noch gar nicht erwähnt?“
Als die gesamte Klasse den Kopf schüttelte, fuhr er sich, wohl selbst überrascht über seine Schusseligkeit, durch sein ergrautes Haar. „Nun gut, es geht darum, dass es bis zum Ablaufen der vorgegebenen Zeit jede Gruppe geschafft haben sollte, ein Referat über die Unterschiede zwischen den Verteidigungsmöglichkeiten von Muggeln und Hexen und Zauberern halten zu können. Es muss aber kein Referat im eigentlichen Sinne sein, sondern eher so etwas wie….“ Professor Morton zog seine Augenbrauen wieder nach unten und runzelte die Stirn. „So etwas wie…. Wie eine Präsentation!“ Sein ganzes Gesicht strahlte über den von ihm für genial befundenen Einfall.
„Präsentation?“, fragte Sirius skeptisch und warf James einen viel sagenden Blick zu.
„Ja, Mr Black“, bestätigte der Professor und ging ein paar Schritte zurück. Bei seinem Lehrerpult angekommen setzte er sich auf den Stuhl und holte eine Namensliste hervor. „Ich werde euch nun einteilen. Ihr dürft euren Partner nicht tauschen und werdet mit ihm bis zum Ende des Projektes zusammenarbeiten, verstanden?“
Genervt wandte ich mich wieder meinem Halbschlaf zu und überlegte mir, ob ich es wohl schaffen würde unauffällig zu schlafen. Aber gerade als ich in eine Art Vorphase des Schlafes eintauchte, wehte mir das Parfum meiner Mitschülerin Kate entgegen. Igitt! Versuchte sie mit dieser Dosis alle im Umkreis eines Kilometers zu töten oder zu verheimlichen, dass sie möglicherweise nicht duschte?! Egal was es war, ich bekam wirklich Angst, dass ersteres bei mir eintrat.
„So, also Aberson arbeitet mit Lupin zusammen.“
Morton schien also die Marauder trennen zu wollen. Wahrscheinlich würden sie sonst eh nichts zustande bringen und so lange ich keinen abbekam war es mir egal. So schnell ich konnte baute ich mit meinem Buch eine Schutzmauer gegen dieses schreckliche Parfum auf. Doch auch wenn ich Kate nun nicht mehr sah, der Geruch blieb logischerweise, weshalb ich schnell ein Blatt Papier hervorholte und versuchte, mich mit zeichnen abzulenken. Vergeblich.
„Evans und Lamberton.“
Hatte Morton das Traumpaar nicht zusammenarbeiten lassen können? Wahrscheinlich hatte er zu viel Angst, dass die beiden nicht richtig arbeiten würden. Als würde diese Gefahr bei Lily bestehen. Sie war wie ich. Uns waren Noten einfach wichtig.
„Pettigrew und Mayer. Fields und Brewer. Potter und Whittner.“
Zufrieden boxte James Sirius in die Rippen. Alex Whittner war erstens ein unglaublich guter Schüler und zweites verstanden sie sich so auch einigermaßen gut, was vielleicht daran lag, dass sie gemeinsam im Gryffindor Quidditchteam waren. Könnte auch daran liegen, dass Alex ein unauffälliger und dadurch genialer Schleimer war und nichts lieber zu tun schien, als den Schleim bei James und Sirius zu lassen.
„Michelles und Drewer. Gardner und Black. Martinez und Kailer.“
Moment! Okay… ganz ruhig. Hatte er gerade Gardner und Black gesagt?! Entsetzt sah ich von meinem Gekritzel auf und sah direkt in Sirius’ Gesicht. Bitte! Bitte, konnte niemand zu mir sagen, dass ich mich verhört hatte?! Bitte, nicht mit Sirius. Mit jedem anderen nur nicht mit diesem unnützen Idioten! Doch leider erhob sich aus keiner Reihe ein Ritter in glänzender Rüstung um mich von diesem Drachen, der mich nun dämlich angrinste zu befreien. Entnervt ließ ich meinen Kopf auf meine Zeichnung fallen. Nein!! Bitte, bitte nicht!
„Yang und Trey. Lackner und Clark.“
Ich ließ mein Hirn im Leerlauf weiterfahren und betete inständig, dass mich irgendetwas davon bewahren könnte mit Sirius zusammenarbeiten zu müssen. Es war nicht so, dass ich ihn nicht ausstehen konnte, nein, ich hasste nur seine Art und sein Benehmen. Ich hasste es wie er mit Mädchen umging, auch wenn es meistens solche waren, die es verdient hatten und ich hasste es, dass er immer halbwegs gute Noten bekam, obwohl er nichts tat. Deshalb hatte ich mir schon im ersten Jahr geschworen, ihm niemals bei einer Note zu helfen. Und ich hatte es immer einhalten können. Auch wenn er mich mit seinem, wie er glaubte, Dackelblick ansah und mich betont lässig gefragt, nein schon fast angebettelt hatte. Ich war nicht wie Remus und auch nicht wie eines dieser Mädchen, die ihm wie Hunde nachliefen.
Das Läuten der Schulglocke erinnerte mich wieder daran, wo ich war und raubte mir den letzten Funken Hoffnung, wie ein abscheulicher Bankräuber. Angespannt stürmte ich aus dem Klassenzimmer. Ich musste unbedingt zu Oliver und ihm mein Leid klagen. Doch als ich um die erste Ecke bog, rannte ich beinahe in Sirius hinein und meine Sachen verstreuten sich auf dem Boden. Fluchend ging ich in die Knie um alles wieder einzusammeln.
„Na, da hat’s aber jemand eilig“, sagte er und half mir beim Aufklauben. Ich lächelte bloß gequält und weigerte mich bis ins Mark ihm eine Antwort zu geben. Sobald endlich alles wieder halbwegs in meiner Tasche und meinen Händen verstaut war, ließ ich Sirius ohne ein weiteres Wort stehen und versank wieder in meinen Gedanken.
„Hey, Cassy!“, rief mir Sirius nach und ich drehte mich widerwillig um.
„Was ist?“, fragte ich, als er ein paar Schritte näher kam.
„Ich wollt nur wissen, wann wir mit der Arbeit für unser Projekt beginnen.“
„Keine Ahnung“, murmelte ich. „Wann hast du Zeit?“
Sirius verzog sein Gesicht und schien sein Gehirn zu durchforsten. Ernsthaft, ich hatte das Gefühl die Rädchen arbeiten zu sehen. „Wie wär’s mit übermorgen.“
„Okay“, stimmte ich zu und drehte mich auch schon wieder um. Ich hatte einfach keine Lust mit ihm zu Reden. „Bis dann.“
Ein paar Minuten später traf ich auch schon auf Oliver, der gehetzt durch die Gänge rannte. Im Gegensatz zu mir, die ich schon vor dem Richtigen Klassenzimmer stand, war er auf dem Weg zu seinem. Typisch Oliver. Er war wahrscheinlich in der letzten Stunde eingeschlafen.
„Ich muss mit dir reden“, sagte ich, als er kurz vor mir anhielt um Hallo zu sagen.
„Is’ jetzt ganz schlecht, Cass“, meinte er und rannte auch schon wieder weiter. „Ich muss los!“ Und kurz bevor er um die Ecke bog rief er noch: „Heb dir alles fürs Mittagessen auf!“ Dann war er weg. Toll und bei wem sollte ich mich jetzt aufregen? Memo an mich selbst: Cassy, kauf dir einen Boxsack. Ich hatte gehört, dass der echt gut gegen Aggressionen sein sollte. Und davon werde ich in nächster Zeit bestimmt noch genug habe.
Als Professor Lassing die Klasse betrat huschte ich wieder in die letzte Reihe. Er schien uns heute besonders quälen zu wollen, denn er hielt uns einen Vortrag darüber, wie wichtig das Projekt, bei dem er uns immer gerne behilflich sein würde, für uns und unsere Zukunft doch war und dass wir diese Gelegenheit nutzen sollten um uns dieses Wissen anzueignen und einzuprägen.
„Hey, Cassy…“, flüsterte eine Stimme neben mir und als ich zum Nachbarpult sah, sah Kate mich kalt an.
„Ja? Was gibt’s?“, zischte ich zurück.
„Ich wollte dir nur schnell sagen, dass du dich besser mal um deine Schwester kümmern solltest!“
Überrascht sah ich sie an. „Um Jenny? Was ist mit ihr?“
Stinke-Parfum-Kate grinste mich böse an und ihre grünen Augen blitzten so stark, dass ich mich am liebsten geduckt hätte. „Deine liebe kleine Schwester versucht sich an Dingen, von denen sie keine Ahnung hat.“
Was? Jetzt wusste ich auch nicht viel mehr. Da hätte sie gleich den Mund halten können. Und Merlin, ihre Parfumwelle hatte eine erneute Attacke auf meinen Geruchssinn gestartet. Ich rümpfte leicht die Nase und wisperte dann: „Wovon sprichst du bitte?“
„Davon, dass sich deine Möchtegern-Erwachsen-Schwester an Sirius ranmacht!“
„Was?!“, entfuhr es mir viel zu laut. Erstaunt drehten sich alle um und Mr Lassing hielt in seiner Rede inne.
„Haben sie etwas einzuwenden, Miss Gardner?“, fragte er mich und sah mindestens so verwirrt wie der Rest der Schüler aus.
„Ähm… Nein“, murmelte ich verlegen und senkte meinen Kopf. Ich hasste es, wenn mich alle ansahen. „Tut mir leid.“
Professor Lassing sah mich an, als würde er überlegen, ob er weiterfragen oder mich doch gleich besser in die Klapse stecken sollte, doch er entschied sich zum Glück dafür meine Antwort hinzunehmen und fuhr mit seinem Vortrag fort.
Sobald sich alle wieder weggedreht hatten sah ich zögernd zu Kate dich mich viel sagend anblickte und dann verschwörerisch mit dem Kopf nickte. Nicht auch noch das. Verdammt, wieso konnte Jenny nicht einmal an etwas anderes denken, als an Jungs? Wie bitteschön sollte ich sie davon abhalten, diesen Idioten hinterher zu rennen?
Ah, ich bekam Kopfweh von diesem Tag! Und dabei waren das erst die ersten zwei Stunden! Merlin, ich hasste diesen Tag. Ich verabscheute ihn!
Als auch endlich diese Stunde zu Ende ging, schleppte ich mich zur Doppelstunde Wahrsagen. Genau das Fach, das ich jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. Aber ich beschloss durchzuhalten und dann beim Essen Oliver mein Leid zu klagen. Armer Kerl. Der durfte sich heute mal wieder was anhören.
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