Zwei Welten treffen aufeinander - Sternenhimmel
von MIR
Sie gingen auf das Schloss zu. Natürlich wollte Annie jetzt nicht mehr umkehren und konnte nur noch über ihr Verhalten von eben den Kopf schütteln.
„Ein Glück, dass du nicht locker gelassen hast!“, meinte sie und hielt seine Hand ganz fest.
Kurz vor dem Schlossportal trafen sie den Hausmeister. Annie hatte sich vorgenommen, sich mit ihm gut zu verstehen, da er ja außer ihr der einzige Nicht-Magier hier war. Und so plauderte sie unbefangen drauf los:
„Guten Tag, Mr. Filch. Nett, Sie kennen zu lernen. Ich habe gehört, dass Sie ein Squib sind und auch nicht zaubern können.“
Sie reichte ihm die Hand.
Doch diese blieb alleine in der Luft hängen, bis Annie sie wieder zurücknahm.
Finster blickte Filch sie an. „Das waren noch Zeiten, als Muggel, die versuchten, den Schutz zu durchbrechen, in Schweine verwandelt wurden und im Schlachthaus aufgehängt wurden“, murmelte er böse, „Die guten alten Zeiten! Heute ist nichts mehr wie es war.“
„Mr. Filch!“, entgegnete Hipp wütend, „Sie wissen ganz genau, dass die anderen Gründer diesem Vorschlag von Salazar Slytherin niemals zugestimmt haben.
Annie war entsetzt.
„Was sollte denn das? Ich habe Sie freundlich begrüßt und Sie drohen mir?
Sie kennen wohl die grundlegendsten Regeln von Sitte und Anstand nicht?“
„Ist ja auch nicht gerade höflich, einen direkt als Squib zu beschimpfen! Aber was soll man von einem dreckigen Muggel schon anderes erwarten.!“
Empört wollte Annie zum nächsten Schlag ansetzen, doch Hipp zog sie weiter.
„Komm mit, es lohnt sich nicht!
Schönen Tag noch, Mr. Filch.“
Er zog die widerstrebende Annie durch das Schlossportal.
Die Eingangshalle und das ganze Schloss waren so beeindruckend, dass Annie ihren Ärger fast wieder vergaß. Die Vorstellung, hier für ein Jahr zu wohnen, hatte schon ihren Reiz.
Sie waren auf dem Gang zum Schulleiterbüro, als plötzlich fünf stinkende gebrauchte Unterhosen einzeln vor ihnen landeten.
Hipp, hipp, hurra,
Der Hipp ist da!
Doch Hippie ist ein armer Mann,
Kriegt eine, die nicht zaubern kann.
Peeves war mal wieder in Höchstform und lachte sich kaputt über seinen eigenen Reim.
Schlammblüter und Muggeldreck,
Mit Voldy wär'n sie alle weg.
Doch Dumby mag Du-weißt-wen nicht,
Drum kriegen wir sie zu Gesicht.
Drei weitere Unterhosen landeten auf dem Boden.
„Muggeldreck?!“, fauchte Annie. „Weißt du, du hattest Recht! Das hier ist nichts für mich. Wenn ich auf Schritt und Tritt beleidigt werde, kann ich das kein Jahr lang durchhalten. Tut mir wirklich Leid, Schatz, aber wir müssen eine andere Lösung finden.“
Hipp war enttäuscht. Er hatte sich so gefreut, dass sie alle Hindernisse überwunden hatten und Annie bereit gewesen war, mit ihm hier zu leben. Auch auf die Arbeit hatte er sich gefreut.
Aber es hatte keinen Zweck. Er konnte Annie das nicht antun. Sicher, Filch und Peeves waren die extremsten Gestalten hier, aber auch die meisten Slytherin-Schüler würden nicht verbergen, dass sie Muggel verachteten.
Eigentlich hätte er das voraussehen können! Aber er war egoistisch gewesen, hatte nur an seine Arbeit gedacht...
„Wir sind gleich da. Ich sage Dumbledore ab. Er wird es verstehen“, erklärte er traurig.
Hippie, Hippie heult jetzt gleich,
Da wird die Annie wieder weich.
Peeves sang munter vor sich hin.
Bei Annie rastete etwas ein. „Ein bisschen Menschenkenntnis scheint er ja doch zu haben, euer Poltergeist. Vergiss einfach, was ich eben gesagt habe, es war Blödsinn. Ich werde es durchhalten.“
Doch Hipp ließ sich nicht so leicht überzeugen.
***
Kurz vor den Wasserspeier kam ihnen Aurora entgegen: „Da seid ihr ja schon. Ist ja unglaublich, dass ihr es tatsächlich geschafft habt. Ich soll euch zum Schulleiter bringen, man braucht nämlich ein Passwort.
„Butterbiereis“, sagte sie zu der Steinfigur und diese erwachte zum Leben, um die Treppe freizugeben.
Gemeinsam betraten sie Dumbledores Büro.
„Wie schön, dass Sie da sind! Nehmen Sie doch Platz!“
Hipp und Annie setzten sich, während Aurora sich wieder verabschiedete.
„Die Liebe ist eine wunderbare Sache. Alles ist möglich. Sogar, dass Muggel unsere Grenzen überwinden“, begann Dumbledore strahlend.
Annie grinste und sah Hipp an: „Ich hatte eher das Gefühl, es war ein Mix aus Geduld und roher Gewalt.“
„Nur die Liebe kann einem Zauberer die Kraft geben, einen Muggel durch das Tor zu ziehen. Aber das nur am Rande. Wie ich sehe, haben Sie eine Entscheidung getroffen,
Mr. Smethwyck?“
„Ja, ich kann die Stelle leider nicht annehmen. Wir haben es zwar hierhin geschafft, aber ein ganzes Jahr zu bleiben wäre für Annie...“
„... eine wunderbare Herausforderung“, vollendete diese den Satz.
„Nein, es wäre eine Zumutung! Es geht nicht. Nicht nur, dass sie in Alltagsdingen weder Zauberei noch Elektrizität zur Hilfe nehmen könnte, das Schlimmste ist die Verachtung, die einige Unbelehrbare den Muggeln immer noch entgegen bringen.“
Dumbledore nickte gedankenverloren.
„Hab ich dir nicht deutlich gesagt, dass ich es ertragen kann?“, widersprach Annie ärgerlich.
„Schatz, du weißt nicht...“, begann Hipp, doch Annie ließ keine Einwände mehr gelten: „Oh doch!“
„Wenn ich mich da vorsichtig einmischen dürfte“, ließ Dumbledore sich vernehmen, „Ich habe das Gefühl, dass Miss Stonewalker inzwischen recht genau weiß, worauf sie sich einlassen würde. Im Gegensatz zu vielen anderen Muggeln, die gerne mal einen Fuß hierhin gesetzt hätten.“
„Andere Muggel?“, wandte Hipp ein, „So viele können das ja nicht gewesen sein, die wissen doch gar nichts über uns.“
„Nun, in Familien von muggelstämmigen Zaubererkindern spielen sich oft Dramen ab, besonders, wenn ein Geschwisterkind zaubern kann und eines nicht!“, erklärte der Schulleiter, „Viele haben schon versucht, hierhin zu gelangen. Und auch zu anderen Muggeln dringen trotz aller Vorsicht immer mal wieder Gerüchte durch. Ein Zauberschloss zu besuchen, ist für viele einfach nur ein spannendes Abenteuer.“
„Moment mal“, warf Annie ein, „wenn Muggeleltern also zum Beispiel ein Kind hätten, das schwerverletzt hier auf der Krankenstation läge...“
„...würde es eine Ausnahme geben, genau wie heute. Die Liebe hat, wie gesagt, stärkere Kraft, als reine Abenteuerlust.“
„Und wenn wir jetzt zwei Kinder hätten“, - schlagartig wurde sie wieder rot - , „und eines so wäre und eines so...“ Sie verstummte.
Hipp nahm sie in den Arm.
Dumbledore nickte: „Das ist manchmal hart, nicht nur wegen dem Schloss. Aber manche verkraften es auch gut.“
„Denk nur mal an diese Mrs. Dursley“, versuchte Hipp Annie zu trösten, „Die hat sich bestimmt nie gewünscht, ihre Schwester hierhin zu begleiten oder so zu werden wie sie, nach allem, was du über sie erzählt hast.“
Dumbledore lächelte vor sich hin, während Annie wütend zurückgab: „Meinst du ich will, dass mein Kind so wird wie sie?“
„Ihre Familienplanung scheint ja schon erfreulich weit fortgeschritten zu sein. Dann kann ich wohl hoffen, dass der Besetzung der Stelle nichts mehr im Wege steht?“, fasste Dumbledore heiter zusammen.
Doch Annie und Hipp protestierten gleichzeitig.
„Nein, ich nehme die Stelle nicht!“, rief Hipp.
„Nein, das Gespräch ist noch nicht zu Ende“, sagte Annie, „Wir sind gerade beim richtigen Thema: Mrs. Dursley. Übermorgen ist Harrys Geburtstag und...“
„Ich habe außer Mr. Snape noch drei Leute von unserem ehemaligen Orden angesprochen. Sie werden die Familie an dem Tag beobachten und der Tante unaufdringlich auf die Sprünge helfen. Sie selbst werden sicher auch eine Gelegenheit finden, die Familie zu besuchen oder zu treffen und ein paar nette Worte an Harry und seine Tante zu richten, Miss Stonewalker.“
„Sicher. Aber wenn der Tag vorbei ist, was dann? Dann ist alles wieder beim Alten?“
„Nun, ich kann mir vorstellen, dass Mr. Snapes Besuch einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird... Mehr kann und will ich nicht tun. Der Junge muss dort bleiben. Er ist in höchster Lebensgefahr und nur dort geschützt. Ich kann nur hoffen, dass Mrs. Dursley sich besinnt...Wenn nicht, wird ihn sein hartes Los wenigstens auf seine Aufgabe vorbereiten.“
„Seine Aufgabe?! Welche Aufgabe, bitteschön?! Was für eine Aufgabe hat denn ein sechsjähriges Kind?! Die einzige Aufgabe für ihn sollte sein, eine glückliche Kindheit zu verleben! Sicher, ein paar Regeln muss ein Kind in dem Alter auch lernen, aber darüber hinaus braucht man ihm keine Bürden aufzubinden!“
Dumbledore sah sie traurig an.
„Harry trägt das Schicksal der gesamten Zaubererwelt auf seinen Schultern und letztlich damit auch der Muggelwelt. Und ich kann es ihm nicht abnehmen.“
„Ach ja?“, erwiderte Annie sarkastisch, „Aber Sie würden es ja sooo gerne tun, nur leider, leider geht es nicht. Wie schade! Und wie praktisch!“
„Annie, jetzt gehst du zu weit!“, unterbrach Hipp, aber Dumbledore schüttelte den Kopf.
„Mit jedem einzelnen Wort hat Miss Stonewalker recht.“ Seine Stimme klang brüchig. „Und es ist sogar noch schlimmer. Noch viel schlimmer, als Sie sich ausmalen können. Ich bin nicht besser als … er … für das größere Wohl“, murmelte Dumbledore leise, „Und ich bin nicht besser als Voldemort.“
„Das glaube ich nicht! Niemals!“, entgegnete Hipp überzeugt.
Annie schwieg verwirrt.
Irgendwann schafften sie es, den alten Gesprächsfaden wieder aufzunehmen und schließlich gelang es Annie, Hipp zu überzeugen, die Stelle anzunehmen.
Nachdem sie sich vom Schulleiter verabschiedet hatten, zeigte Aurora ihnen das ganze Schloss und stellte die Kollegen vor. Einen kannte Annie ja schon.
Hipp war erstaunt, wie wenig sich seit seiner Schulzeit verändert hatte. Besonders spannend fand er es aber, auch einmal die Gemeinschaftsräume von Slytherin, Ravenclaw und Gryffindor sehen zu können.
Annie war begeistert und begann sich so langsam auf das Jahr zu freuen.
Jetzt war es mittlerweile Mitternacht – Dumbledore hatte sie eingeladen, bis morgen zu bleiben - und sie saßen allein ganz oben auf dem Astronomieturm, wo man einen überwältigenden Ausblick auf den Sternenhimmel hatte.
Bevor Annie zur Ruhe kommen konnte, hatte sie erst mal durch alle Teleskope hindurch sehen müssen und war immer wieder in Begeisterung ausgebrochen.
„Sogar die Saturnringe kann man mit eigenen Augen erkennen! Und die Mondoberfläche – Wahnsinn! Das ist schon was anderes, als sich Fotos davon anzuschauen.“
„Ja, der Mond scheint zum Greifen nahe und doch wird es auch mit Zauberei wohl nie ein Mensch schaffen, ihn zu betreten“, erwiderte Hipp.
Verdutzt schaute Annie ihn an. Wussten die Zauberer das wirklich nicht? Fast zwanzig Jahre war die erste Mondlandung her und seit diesem Jahr, 1986, gab es sogar eine Raumstation im All. (*ggg* Wie hieß sie nur?) War das komplett an der magischen Welt vorbeigegangen oder wollten sie nicht wahrhaben, dass Muggel so etwas geschafft hatten?
Aber sie verkniff sich eine Bemerkung. Sie waren nicht hochgekommen, um über Armstrong, Aldrin und Collins zu diskutieren. Das hatte Zeit.
„Und? Hast du alle unsere Planeten gefunden?“
„Das ist doch heute gar nicht möglich!“
„Und die Sternbilder?“
„Darüber könnte ich jetzt einen Vortrag halten. Aber ich will nicht. Es ist einfach zu schön, mit dir hier zu sein. Lass uns den Ausblick genießen.
Sie setzten sich, kuschelten sich aneinander und starrten eine Weile lang nur schweigend in den Himmel.
Die unglaubliche Weite von Raum und Zeit strömte auf sie ein und sie verstanden sich, ohne ein Wort zu sagen.
Immer enger rückten sie zusammen, umschlangen sich und während sie die Hände des anderen überall spürten, näherten sich auch ihre Gesichter zu einem Kuss.
Doch bevor sie sich trafen, unterbrach Hipp die Szene:
„Übrigens habe ich dein Planetenmodell mitgenommen.“
Annie stöhnte auf: „Wie kannst du in so einem Moment damit ankommen! Du machst die ganze Stimmung kaputt!“
„Ja, ja, wir Männer sind manchmal stärker, als ihr Frauen denkt! Und ich fand, es passte gerade ganz genau in unsere Stimmung.“
Er holte die verkleinerte Kugel mit den neun Planeten hervor.
Das erste, was Annie auffiel, war der Saturn. Seine Ringe sahen ganz falsch aus. Genau genommen war es nur ein Ring. Ein goldener Ring mit kleinen funkelnden Steinchen.
Doch auch die anderen Planeten waren manipuliert: Jeder trug eine leuchtende Silbe:
Merkur – AN
Venus – NIE,
Erde – WILLST
Mars – DU
Jupiter – MICH
Dann kam der Saturn mit dem Ring.
Uranus – HEI
Neptun – RA
Pluto – TEN ?
Annie war sprachlos. Ihr stiegen die Tränen in die Augen.
„Ja, ich will“, sagte sie leise.
Wieder näherten sie sich und diesmal gab es absolut nichts, dass sie unterbrechen konnte.
Und selbst das große Sternenzelt schien zu klein, um all ihr Glück, das sie in diesen Moment empfanden, zu fassen.
***
THE END
Ich hoffe der Schluss war nicht zu kitschig, aber ich fand, die beiden haben noch so viele Schwierigkeiten vor sich, dass sie ruhig mal ein bisschen glücklich sein dürfen!
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Im Buch wird sie als hässliche Kröte beschrieben. Als man mir dann sagte: ,Du wärst toll in der Rolle‘, antwortete ich: ,Herzlichen Dank!‘ Aber natürlich habe ich mich gefreut, als man mich darum bat, denn die Rolle ist ein echtes Juwel, es ist einfach traumhaft, in dieser Welt mitmischen zu dürfen … ganz abgesehen davon, dass ich in der Achtung meiner zwölfjährigen Tochter deutlich gestiegen bin.
Imelda Staunton