von MIR
Er und Ben stierten sich an.
„Irgendwie ist hier schlechte Luft! Es riecht nach ranzigem Fett!“ stänkerte Ben.
Snape warf ihm einen eisigen Blick zu.
„Schulleiter, ich denke es war keine gute Idee her zu kommen...“
„Du kannst ja richtig schlau sein, Severus!“, unterbrach ihn Ben.
„ …Ich glaube nicht, dass sich in Gesellschaft meines niveaulosen Cousins ein geeigneter Kandidat befindet“, setzte Snape seine Rede ungerührt fort.
Bevor jemand anderes etwas sagen konnte, ergriff Annie das Wort: „Meine Güte, wo bin ich denn hier gelandet! Ich dachte, das sollte eine nette Runde werden! Auf so ein kindisches Verhalten kann ich in meinen Ferien echt verzichten.“
Erst jetzt nahm Snape sie wahr und starrte sie an.
„Ich denke Miss Stonewalker hat wieder einmal Recht. Vielleicht sollten wir eine kleine Vorstellungsrunde machen, um die Stimmung aufzulockern. Ich glaube, Sie sind noch nicht alle mit meinem geschätzten Kollegen Professor Snape bekannt?“
„Nein, wir bewegen uns selten in Kreisen von Todessern“, konnte Ben sich nicht verkneifen und erntete dafür einen Tritt ans Schienbein von Hipp.
Dumbledore beachtete den Einwurf nicht und fuhr fort: „Und Miss Stonewalker möchte vielleicht auch noch mehr über uns erfahren.“
Als alle schwiegen, setzte Dumbledore gut gelaunt seine Rede fort: „Vielleicht fange ich dann einfach mal an. Ich schlage vor, dass jeder auch sein Lieblingsgericht nennt und seine Hobbys.“
Annie fühlte sich erneut an Grundschulkinder erinnert.
„Mein Name ist Albus Persival Wulfric Brian Dumbledore. Ich bin 105* Jahre alt und Schulleiter von Hogwarts. Mein Lieblingsessen sind Zitronenbrausebonbons und meine Hobbys sind Stricken und das Erforschen neuer Süßigkeiten.“
Alle lächelten und schwiegen weiterhin, denn keiner war erpicht darauf, der nächste zu sein.
„Schulleiter, Sir, ich glaube diese Art der Annäherung ist etwas … unbeliebt. Vielleicht sollte eine seriösere Methode gewählt werden“, meldete sich schließlich Severus Snape zu Wort.
„Warum denn? Ich find's interessant so“, erwiderte Ben, nur um zu widersprechen, „Ich mach dann mal weiter: Benedictus Derwent, Nachfahre der berühmten Heilerin und Schuleiterin Dilys Derwent. Von Beruf bin ich Heiler und plane es bald zum Chef-Heiler zu bringen. Ich esse am liebsten Hackbraten und spiele gerne Koboldstein und Quidditsch. In der Schule war ich zwei Jahre lang Quidditschkapitän der Slytherin-Mannschaft. Außerdem...“
„Es reicht, Benny-Schatz“, beeilte sich Toni zu sagen, „Jetzt bin ich dran. Zu mir gibt’s nicht viel zu sagen: Ich bin auch Heilerin und Auroras Schwester, Vorname Toni oder Antonia. Ich mag Kürbissuppe und lese gerne.“
Auch Aurora, Hipp, Annie und Reginald stellten sich nun noch einmal allen vor. Im Grunde war es gar nicht so uninteressant und teilweise sogar unterhaltsam, auf diese Art etwas über die anderen zu erfahren.
Jetzt fehlte nur noch Snape. Alle starten ihn an. Seine Miene war nun noch finsterer, als bei seiner Ankunft, wenn das überhaupt möglich war.
„Nur Mut, Severus. Frisch gewagt ist halb gewonnen!“, munterte Dumbledore ihn auf. Doch der Hinweis auf seinen Mut schien nicht das zu sein, was Snape jetzt hören wollte.
Er zischte: „Darf ich daran erinnern, dass ich nicht mitgekommen bin, um mir mit sinnlosen Spielchen die Zeit zu vertreiben.“
Bevor Dumbledore etwas erwidern konnte, das Snape noch mehr aufregen würde, mischte sich Aurora ein: „Dann übernehmen ich das kurz für dich, Severus: Mein Kollege Professor Snape, ein Ass in Zaubertränke und Verteidung gegen die dunklen Künste. Er mag gerne … ähm, Severus, jetzt musst du mir doch weiterhelfen.“
Snape schwieg eisern.
„Also, ich glaube, Kesselkuchen schmecken ihm ganz gut und ich denke, sein Beruf ist sein Hobby.“
„Sie mögen Kinder?“, fragte Annie, die sich das irgendwie nur schwer vorstellen konnte.
„Nein!“, blaffte Severus.
„Ich meinte damit, dass er gerne neue Tränke und Verteidigungszauber gegen schwarze Magie erforscht.“
„Von wegen Verteidigung dagegen!“, raunte Ben seiner Freundin leise zu.
„Wunderbar! Nun wissen alle, wer wir sind. Und damit Severus und ich die traute Runde hier nicht länger stören, kommen wir jetzt zur Sache und dann sind wir auch gleich wieder weg“, meldete sich Dumbledore wieder zu Wort.
„Es ist so, dass unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste uns leider schon nach einem Jahr verlassen musste. Ein schwerer Fall von Drachenpocken, er liegt jetzt bei Ihnen im St. Mungo und wird danach nicht mehr wiederkommen.
Nun, Mr. Smethwyck, Ihr Ruf als Bezwinger unbekannter Flüche eilt Ihnen voraus und ich denke, unsere Schüler könnten davon sehr profitieren. Könnten Sie sich vorstellen, vom Heilerberuf eine Zeitlang Abschied zu nehmen und zu uns zu wechseln?“
Hipp war überrascht. Mit dieser Anfrage hatte er nicht gerechnet. „Ich glaube, das muss ich mir erst einmal in Ruhe überlegen. Wenn ich käme, dann auf keinen Fall länger als ein Jahr.“
„Das hatte ich auch nicht erwartet“, entgegnete Dumbledore und schmunzelte ein bisschen.
Bens Blick wirkte ein etwas neidisch. „Ich dachte, Severus ist ein sooo toller Experte auf diesem Gebiet! Kann er es nicht machen?“, fragte er, ohne zu ahnen, wie sehr sein Cousin diesmal seiner Meinung war.
„Nun, dann würde mir der Lehrer für Zaubertränke fehlen. Aber da Professor Snape in der Vergangenheit nicht immer mit meiner Wahl zufrieden war und teilweise die Kompetenz der jeweiligen Kollegen angezweifelt hat, habe ich ihn mitgebracht. Er soll sich selbst ein Urteil fällen und ich werde es berücksichtigen.“
Während der letzten Worte von Dumbledore hatte Severus permanent Hippocrates angestarrt.
„Wie ist dein Eindruck bis jetzt, Severus?“
„Okklumentik beherrscht er jedenfalls. Ansonsten kann ich noch nichts sagen“, knurrte Snape und fuhr an Hipp gewandt fort: "Haben Sie schon Erfahrung mit ungesagten Zaubern gemacht?“
Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, da flog ihm schon der Zauberstab aus der Hand, ohne dass der Angesprochene mit der Wimper gezuckt oder etwas gesagt hätte.
„Welche Noten hatten Sie denn bei den UTZ-Prüfungen?“, wollte Snape weiter wissen.
Jetzt platzte Hipp der Kragen: „Hören Sie, ich habe mich nicht um die Stelle beworben und wenn ich komme, dann um Professor Dumbledore einen Gefallen zu tun! Ich habe jedoch keine Lust, mich hier von Ihnen aushorchen zu lassen. Im Gegensatz zu Ben hege ich keinerlei Vorurteile, aber den Versuch eben, mittels Legilimentik in meine Privatsphäre einzudringen, fand ich mehr als unhöflich."
„Zum Glück kann Severus einen so begabten Okklumentiker wie Sie damit nicht wirklich in Verlegenheit bringen“, mischte sich Dumbledore nun wieder ein.
„Nun Severus, was ist deine Meinung?“
„Wenn die Alternative Lockhart heißt, soll er meinetwegen kommen“, grummelte dieser.
„Ja, dann wäre ja alles wunderbar geklärt! Mr. Smethwyck, es klang zwar nicht so, aber sie haben eben so eine Art Fan erobert! Ich hoffe, Sie sagen Ihrerseits zu! Ich wünsche noch einen schönen Nachmittag!“
Dumbledore wandte sich zum Gehen, während Snape noch damit zu tun hatte, die letzte Bemerkung zu verdauen.
„Halt!“, schrie Annie, „Was ist jetzt mit Harry Potter? Der Kleine hat bald Geburtstag. Soll das wieder ein Leidenstag für ihn werden? Er hat mir was über seinen letzten erzählt... Es wäre schön, wenn er bis dahin von dort weg ist!“
Dumbledore seufzte tief: „Leider, leider kann ich genau das wie gesagt nicht versprechen. Aber vielleicht könnten wir ja seiner Tante wenigstens an diesem Tag ein wenig auf die Sprünge helfen. Ein paar nette kleine Begegnungen würden sicher weiterhelfen.“
„Ich glaube nicht, dass das ausreicht, aber ich würde Mrs. Dursley gerne mal wieder über den Weg laufen!“, sagte Annie.
„Die Schreckschraube würde ich auch liebend gerne treffen!“, setzte nun auch Hipp hinzu und die anderen pflichteten ihm bei.
„Nun, zu groß sollte der Auflauf von Zauberern nicht werden. Es ist wichtig, dass Harry fern von dem Trubel um ihn auf wächst. Vor allem sollte sein Wohnort in der Zaubererwelt nicht allgemein bekannt und zum beliebten Ausflugsziel werden“, bremste Dumbledore die Pläne.
„Es sollten Leute übernehmen, die die Familie oder den Wohnort sowieso schon kennen. Ich habe da Leute aus dem ehemaligen Widerstandsorden im Sinn. Von der Gruppe hier würde ich nur Miss Stonewalker und Mr. Snape vorschlagen.“
Annie war überrascht. Mr. Snape? Warum gerade er? Zu ihrer weiteren Verwunderung nickte dieser langsam.
Endlich verabschiedeten sich die beiden Professoren und die ursprünglich geplante, gemütliche Runde wurde fortgesetzt. Es wurde ein kurzweiliger Nachmittag, an dem Annie viel Neues erfuhr. Ben stieg nicht gerade in ihrer Sympathie, aber den stillen Reg Cattermole fand sie interessant und die beiden Sinistra-Schwestern nett.
Schließlich trennten sich alle und Annie, Hipp und die Planeten schlenderten wieder allein durch die Winkelgasse. Irgendwie freute sich Annie schon, trotz all der interessanten Verrücktheiten wieder in ihre Welt zurückzukommen, doch Hipp wollte ihr noch etwas zeigen: „Ich hoffe, du erinnerst dich noch an das versprochene Geschenk. Wir holen es jetzt ab.“
Es war eine niedliche kleine Eule und Annie freute sich tatsächlich sehr, dass sie Hipp nun ohne Probleme Briefe schicken konnte.
Im tropfenden Kessel gestand er ihr grinsend, dass er die gläserne Galaxie ebenso wie den Eulenkäfig magisch verkleinern konnte, so dass beides in ihre Handtasche passte und in der Muggelwelt nicht auffallen würde. Die Eulekonte allein in das neue Zuhause fliegen. Als Annie klar wurde, dass sie die ganze Zeit mit der schwebenden Kugel Heiterkeit unter den Passanten verbreitet hatte, obwohl es nicht nötig gewesen wäre, hatte sie ein paar kleine Gewaltphantasien, in denen die Kugel an Hipps Kopf zerplatzte.
Trotzdem hatte sie nichts dagegen, als Hipp sie anschließend zu küssen begann. Es wurde ein sehr, sehr langer intensiver Kuss und schließlich bedauerte Annie nur noch, dass sie sich nicht zuhause sondern mitten in einer Kneipe voller neugieriger Gäste befanden.
Als sie es endlich schafften, sich wieder zu trennen, war Hipp ernst geworden.
„Ich kann es nicht machen! Es geht einfach nicht.“
Annie blickte ihn verständnislos an.
„Ich meine den Job in Hogwarts. Es geht nicht. Du bist ein Muggel“, sagte er und strich ihr zärtlich über die Wange, „Wir könnten uns kaum sehen und ich will einfach nicht mehr so lange von dir getrennt sein.“
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*laut Rowlings Archiv für Zauberer des Monats
Anmerkung:
Dass Dumbledore Miss und nicht Mrs. sagt, ist beabsichtigt.
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